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5. Januar

Galileo College, Eliteschule für Raumfahrt

London, England

Ich schrak aus dem Tiefschlaf hoch. Mein Herz setzte beinahe einen Schlag aus, so laut schrillte das Interphone neben meinem Bett. Was ich damals noch nicht wusste: Gemessen an den folgenden Ereignissen war mein Erschrecken geradezu harmlos. Mit genau diesem Schrillen begannen Ereignisse, die ich mir nicht einmal in meiner kühnsten Fantasie hätte vorstellen können. Und sie waren nicht nur meine eigene Geschichte, wie sich bald herausstellen würde.

„Hallo“, meldete ich mich etwas benommen.

„Spreche ich mit Thomas Sternau?“, fragte eine Männerstimme.

Ich setzte mich im Bett auf und versuchte, wach zu werden. „Sie … Ja, ich bin am Apparat.“ Ich schielte auf meinen Armbandcomputer. 3.42 Uhr.

„Ich muss dich treffen - sofort.“

„Wer sind Sie?“

„Mein Name ist Albert Blix. Ich bin Astrophysiker. Beide Informationen sind unter den gegebenen Umständen jedoch unerheblich.“

„Wovon reden Sie?“ Ich fühlte mich wie inmitten eines Traums, aus dem ich nicht aufwachen konnte. Jemand der sich mit der Erforschung des Kosmos beschäftigte rief mitten in der Nacht an und wollte mich sehen? Das konnte nur ein Irrtum sein. „Hören Sie … Sie verwechseln mich mit …“

„Du bist Thomas Sternau, Student am Galileo College und befreundet mit den Studenten Allan Morefill und John Gribbin. Ich kenne deinen Vater, Dr. Julius Sternau. Er arbeitet am Observatorium in Südamerika …“

„Wissen Sie überhaupt wie spät es ist?“

Je mehr ich nachdachte, umso mehr beschlich mich ein ungutes Gefühl. Der Kerl kannte nicht nur mich, sondern auch meinen Vater und sogar meine Freunde. Was wollte der?

„Entschuldige. Aber diese Sache duldet absolut keinen Aufschub“, sagte Blix. „Unsere Entscheidung ist gefallen. Du und deine beiden Freunde, ihr seid die Überbringer. Zugegeben, es handelt sich um eine Besorgnis erregende Entdeckung. Drei Studenten lassen dabei kaum Verdacht aufkommen. Ich darf am Telefon keine weiteren Details nennen. Jemand wie Journalisten könnten das Gespräch abhören.“

Ich verstand überhaupt nichts. Wir sollten Boten spielen und die Nachricht von einer schrecklichen Entdeckung überbringen? Wem? Und wer war uns? War der Typ irre?

„Wovon reden Sie, Mann? Woher haben Sie meine Nummer?“

„Aus dem Internet. Deine Nummer steht auf der Webseite des Galileo College.“

Ich runzelte die Stirn. Das College veröffentlichte keine Telefonnummern seiner Studenten. Langsam begannen meine Gehirnzellen wieder zu arbeiten und ich zog den einzig logischen Schluss aus diesem Gefasel: Der Mann log.

„Wenn du keine Zeit verlierst, kannst du hier sein in …“

Was für ein Gequatsche! „Lassen Sie mich in Ruhe. Wir gehen nirgendwo hin, schon gar nicht um diese Zeit. Es ist 3.45 Uhr morgens!“

Ich trennte die Verbindung, warf mein Interphone auf die Decke und ließ mich zurück ins Bett fallen.

Einschlafen konnte ich nicht mehr. Nach wenigen Minuten stand ich wieder auf, wanderte barfuß durch meine Internatsräume und sprach eine Notiz auf mein mündliches Tagebuch in meinem Armbandcomputer:

Sprachtagebuch – homas Sternau

Ich habe einen merkwürdigen Anruf erhalten. Von jemandem der sich Albert Blix nennt. Er behauptet ferner, Astrophysiker zu sein. Zudem will er mich und meine beiden Freunde Allan Morefill und John Gribbin als geheime Überbringer anheuern, für eine unbekannte und etwas zwielichtige Sache.

Mein Fuß blieb im Kabel der Nachttischlampe hängen. Sie flog auf den Boden und zerbrach, auch ich fiel hin und riss einen Stapel Bücher um. Der Krach dröhnte wie Donner von den Wänden. Ich rappelte mich auf, öffnete den Kühlschrank und nahm mir einen Orangensaft heraus. Mit dem Glas in der Hand stellte ich mich ans Fenster und sah hinaus. Der Mond stand hell am Himmel und überzog die Dächer mit seinem bläulichen Licht. Ich starrte auf mein Spiegelbild in der Scheibe. Ein schlaksiger Kerl mit kurzen, vom Schlaf zerzausten blonden Haaren und in einem zerknitterten T-Shirt blickte mir entgegen. Ich grinste ihn versuchsweise an und er grinste zurück. Kaum zu glauben, dass hinter dieser harmlosen Stirn das neugierige Gehirn eines zukünftigen Astrophysikers arbeitete …

Mein Interphone klingelte erneut und riss mich aus meinen Gedanken. Diesmal ein schrilles Klingeln, das Zeichen dafür, dass eine Mitteilung eingegangen war. Ich ging zum Bett zurück. Die übermittelte Botschaft schwebte als 3D-Projektion mitten im Zimmer. Ich warf einen Blick darauf.

Im gleichen Augenblick überrollte mich eine Welle von Angst und Schrecken.

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