Читать книгу 2412 - STUNDE NULL - Martin Selle - Страница 23

Оглавление

18

6. Januar

VLT, La Silla Observatorium

Im Kontrollraum schwebten zahlreiche Bilder, Zahlen und Planetensimulationen in 3D über Kommandokonsolen, so als flackerten sie über unsichtbare Hologrammschirme. Im Kreis der Konsolen stand ein Couchtisch. Mein Vater, Maria und eine dritte Person, die uns den Rücken zuwandte, saßen um den Tisch.

„Ist er es?“, flüsterte John.

„Bin mir nicht sicher“, antwortete ich leise.

Maria lächelte, als sie uns erkannte.

„Endlich!“ Dad stand auf und umarmte mich. Mit seinem kantigen Kinn und seinen grauen Strähnen in den glatt nach hinten gekämmten schwarzen Haaren besaß mein Vater das, was seine Kollegen ‚Aura of Wisdom‘ nannten. Wenn Julius Sternau etwas zu sagen hatte, hörte man ihm zu. Nicht zuletzt, weil er sich neben seiner wissenschaftlichen Arbeit auch einen Namen als jemand gemacht hatte, der im feinstofflichen Bereich, an der energetisch geistigen Welt erfolgreich forschte. Diese geistige, raum- und zeitlose Welt, durchdrang unsere feststoffliche Welt der Materie unsichtbar. Das seelenenergetische Bewusstsein, der Geist eines Menschen, war längst als real existierend in der experimentellen Wissenschaft angekommen. Wir sind Geist mit Körper, nicht umgekehrt, erklärte Dad eindringlich. Aura of Wisdom. Allein an der Fingerform eines Menschen konnte Dad ablesen, ob diese Person in innerer Harmonie stand, ihren Lebensweg ging oder ob sie seelisch aus dem Gleichgewicht war, was über energetischen Blockaden krank machte, korrigierte man den Weg nicht. Die Sprache der Seele lief über körperliche Unpässlichkeiten. Wer sie lesen konnte, war in der Lage, die Quelle einer Krankheit aufzuspüren, mittels einfacher energetischer Techniken Blockaden zu lösen und so Leiden in Selbstheilung zu bringen.

„Ich bin so froh, dass du es endlich hierher geschafft hast.“ Dad wandte sich dem Mann zu, der uns seinen Rücken zeigte. „Darf ich Ihnen meinen Sohn Tom, und seine Freunde, Allan Morefill und John Gribbin vorstellen.“

Der Mann blickte uns für einen Moment wortlos an, grinste, erhob sich und schüttelte uns die Hände. „Ben hat mir schon viel über euch erzählt“, sagte Michael Hunter. „Schön, euch alle zu treffen.“

Maria warf mir einen skeptischen Blick zu, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich fühlte mich, als stünde ich einen Meter neben mir. Was war hier los?

„Mr Hunter ist nach La Silla gekommen, weil er nicht glaubt, dass es ganz normal ist, dass Wissenschaftler eine Nachrichtensperre verhängen, wenn sie eine Entdeckung gemacht haben, die noch nicht bestätigt ist“, sagte Dad.

„Mein Sohn Ben besucht das Galileo College, genau wie Ihr Sohn, Mr Sternau“, sagte Hunter unbeirrt. „E-O-T, wie er sagte, wird nur in den seltensten Fällen ausgegeben. Also raus mit der Sprache. Was wissen Sie?“

In diesem Moment erfüllte ein Summen den Raum. Der Computer aktivierte sein Hologrammmodul. Dann projizierte er zwei 3D-Gesichter in den Kontrollraum, das von Kevin und das von Lars, Dads übergewichtigem Gehilfen in La Silla.

„Das Plasmahologramm wirkt so real, als hätten beide Zwillingsbrüder“, flüsterte ich John zu. „Du kannst sogar die Tätowierung auf Lars’ Glatzkopf sehen.“

Lars war ein Weltraumfanatiker. Er hatte sich tatsächlich eine Glatze scheren und auf den Oberkopf ein Bild von der Erde tätowieren lassen.

„Verrückt. Was soll das?“, fragte John.

„Vielleicht will er Aliens damit zeigen, von welchem Planeten er stammt, falls sie ihn entführen“, kicherte Allan.

„Die Daten stehen zur Analyse bereit, Doktor Sternau“, sagte Lars.

Dad wandte sich mit ausgesucht höflichem Lächeln an Michael Hunter. „Ich muss Sie bitten, uns jetzt zu verlassen, Mr Hunter. Wie Sie sehen, ruft mich meine Arbeit.“

„Nicht bevor ich weiß, was hier läuft, Sternau.“ Hunter blieb unbeeindruckt sitzen.

„Es tut mir leid, Mr Hunter, aber Sie lassen uns keine andere Wahl. Lars!“

Das Hologramm erlosch. Einen Augenblick später ging die Tür zum Kontrollraum auf und Lars in natura füllte den Türrahmen aus.

„Lars, Mr Hunter möchte gerne gehen. Sorg bitte dafür, dass er den Ausgang sicher findet.“

Lars ging entschlossenen Schrittes auf Hunter zu, um ihn hinauszukomplimentieren.

„Moment!“ Hunter zog seine letzte Karte. „Sternau, ich biete Ihnen 500 000 Ecus für die Information hinter E-O-T. Und ich räume Ihnen reichlich Platz für Medienaufmerksamkeit ein. Wie hört sich das an?“

Lars horchte merklich auf, als er den Geldbetrag hörte.

Er blieb stehen und zögerte.

Nicht so Dad. „Das ist Bestechung“, sagte er angewidert und ließ alle Höflichkeit fallen. „Raus mit ihm hier, Lars!“

2412 - STUNDE NULL

Подняться наверх