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25. April

La Silla

Wir saßen im TV-Raum. Auf GNN liefen Berichte über die ersten Auswirkungen, die durch das Herannahen von Exitus und Genesis ausgelöst wurden.

„Mit Worten kann man nicht beschreiben, wie gnadenlos die Natur ein Lebewesen nach dem anderen von der Erdoberfläche fegt, wie ein Elefant, der auf einen Ameisenhaufen trampelt“, sagte ein Sprecher.

„Die Hologramme lassen die Ereignisse so lebendig, so real erscheinen“, murmelte John.

An den Küsten warfen sich Flutwellen auf die Menschen und ertränkten sie, bis sie tot im Meer trieben. Vulkane spien Feuerregen aus, die ganze Städte in Brand setzten. Männer, Frauen und Kinder erstickten an den giftigen Dämpfen oder verbrannten bei lebendigem Leib in den heißen Aschewolken.

„Und das ist nur der Anfang.“ Allan schauderte.

„Was für ein Albtraum“, murmelte Maria.

„Mit dem Unterschied, das Chaos ist Wirklichkeit“, sagte ich düster.

GNN unterbrach den Katastrophenbericht. Ein Hologramm des Sternenhimmels erschien und zeigte die beiden neuen Planeten im Sonnensystem.

„Tom, dein Vater spricht“, sagte John.

Wir rückten ein Stück näher an das Hologramm heran. Michael Hunter fragte Dad, welche Auswirkungen noch zu erwarten seien.

„Die Gravitation der Sonne ändert die Flugbahn der beiden Planeten in eine Ellipse.“

„Das bedeutet was?“ Michael Hunter bebte wie immer vor Sensationslust.

„Das heißt, nach dem ersten Vorbeiflug begegnet die Erde auf ihrer Umkreisung der Sonne beiden Planeten erneut.“

„Bedeutet das …“

„… Das bedeutet, Mr Hunter, ein Zusammenstoß mit einem der Planeten ist möglich.“

Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Nun war die ganze Wahrheit so gut wie draußen. Zwar hatte Dad nur von der Möglichkeit eines Zusammenstoßes gesprochen und nicht gesagt, er sei sicher, aber das würde allemal ausreichen, um viele in Panik zu versetzen.

Noch blieb etwas Zeit, bis Exitus das erste Mal an der Erde vorbeiziehen würde. Der Druck, den die Masse von Exitus dabei auf die Erde ausüben würde, reichte aus, um die Erdoberfläche unbewohnbar zu machen. Auch wenn das noch nicht der Weltuntergang war, das Ende unseres gewohnten Lebens bedeutete es auf jeden Fall.

„Schrecklich“, sagte John.

„Ja“, gab ich ihm Recht. „Stell dir nur mal vor: die Erde bebt, Risse in der Erdkruste bilden sich und Menschen stürzen in die Spalten, lebendig, schreiend. Andere fliehen vor einstürzenden Häusern, fallen hin und werden von der panischen Menge zertrampelt.“ Ich barg das Gesicht in den Händen, all diese Vorstellungen drohten mich zu überwältigen.

Allan holte uns schließlich in die Wirklichkeit zurück: „Konzentrieren wir uns auf unser Ziel, unsere Aufgabe.“ Er holte die Liste aus seiner Jackentasche.

Unsere Aufgabe benötigte weitaus mehr, als nur unsere Konzentration.

Wie schon in den letzten Wochen waren wir damit beschäftigt, die von der Union ausgewählten Personen nach La Silla zu holen. Ich riss mich zusammen, trotz der Umstände einen klaren Kopf zu bewahren.

Sprachtagebuch – homas Sternau

Ein Teil unserer Aufgabe ist es, die besten Wissenschaftler und Ingenieure herbeizuschaffen. Tiere, Pflanzen und Medikamente mussten ebenso an Bord des Raumfrachters gebracht werden. Und La Silla, obwohl es hoch in den Bergen lag, musste geschützt werden.

„Die Menschen werden erst richtig panisch, wenn sie herausfinden, dass hier eine Raumarche gebaut wird, die einigen das Überleben sichern soll“, sagte John.

„Zweifellos ist Michael Hunter die größte Gefahr“, sagte ich. „Er weiß zwar nicht, was hier wirklich vor sich geht, aber er ist clever und wird alles unternehmen, um das rauszufinden.“

Während wir unsere Liste durchgingen, schickte Michael Hunter pausenlos Katastrophenberichte über den Sender, ich hörte mit halbem Ohr zu: „Alle öffentlichen Verkehrsmittel stehen still. Berlin muss den dritten Tag hintereinander ohne Strom auskommen. In Sydney, Peking, Moskau und anderen Städten werden Supermärkte geplündert, Menschen werden am helllichten Tag überfallen.“

Polizei und Soldaten bemühten sich, die Leute zu beruhigen, Politiker riefen zur Besonnenheit auf, meist jedoch zwecklos. Leute, die ohnehin nichts zu verlieren hatten, nutzten das Chaos, um sich einfach zu nehmen, was ihnen ansonsten verwehrt wurde.

„Noch acht Monate bis zum Ende“, sagte ich.

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