Читать книгу 2412 - STUNDE NULL - Martin Selle - Страница 24

Оглавление

19

Es dauerte mehrere Minuten, bis Dad sich nach Hunters Bestechungsversuch wieder etwas beruhigt hatte. Wir drei standen immer noch unentschlossen neben der Tür herum, bis die Meldung kam, dass Hunter das Gebäude verlassen hatte und auf dem Weg zum Helikopter war.

„Ich denke, es ist Zeit, euch zu sagen, warum wir euch hierher gebracht haben“, sagte Dad schließlich. „Bitte setzt euch alle.“

Wir nahmen auf den freien Stühlen Platz und Maria setzte sich an einen Computer. „Hologrammprojektor ein.“

„Aktiviert“, antwortete eine mechanische Frauenstimme.

„Dimmt das Licht“, sagte Maria.

Der Raum verdunkelte sich.

„Computer: Hologramm 1.“

Sekunden später schwebte ein 3D-Modell des nächtlichen Himmels im Kontrollraum.

„Ihr wisst, auf der GSS blicken wir seit Jahren tief in das Universum“, erläuterte Dad. „Dabei sehen wir grundsätzlich die Vergangenheit. Ihr versteht warum? Wir sehen Licht, das seit tausenden von Jahren Richtung Erde unterwegs ist. Licht, das von einer Sonne abgestrahlt wurde, die längst in einer Supernova explodiert ist.“

„Faszinierend, dass wir Sterne und Planeten sehen können, die nicht mehr existieren“, sagte John.

„Wir sehen nur das Licht, das sie einst selbst ausgestrahlt oder reflektiert haben, ehe sie starben“, fügte ich an.

„Ich wünschte, so wäre es“, sagte Dad und seine Stimme klang anders als sonst, wenn er einen seiner wissenschaftlichen Vorträge hielt.

Ich hielt den Atem an. In den nächsten Minuten würden wir die Wahrheit erfahren. Dad gab Maria ein weiteres Zeichen mit der Hand.

„Computer: Hologramm 2“, sagte Maria.

Eine zweite Simulation des Alls wurde in den Raum projiziert. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich mich orientiert hatte. Dann verstand ich plötzlich, was Dad meinte. Es war ein Schock.

„Seht euch Hologramm 1 genau an“, sagte Dad. „Es zeigt das All hinter unserem Sonnensystem. Das Bild wurde letzten Jänner gemacht. Vom Keplerteleskop auf der GSS.“

Wir starrten gespannt auf die Hologramme.

„Sie gleichen sich fast wie ein Ei dem anderen“, murmelte Allan.

John nickte. „Aber eben nur fast.“

Auf den ersten Blick sahen die beiden Hologramme tatsächlich gleich aus. Aber wie bei einem Suchbild gab es einen kleinen Unterschied.

„So was ist doch überhaupt nicht möglich“, flüsterte Allan uns zu. „In einer so kurzen Zeit?“

Meine Handflächen begannen zu schwitzen.

Beide Simulationen zeigten den Rand unseres Sonnensystems. Jupiter und Saturn schwebten als grelle Lichtpunkte am rechten unteren Rand der Hologramme. Im Hintergrund, ein kleiner Lichtpunkt nur, zog Neptun seine Bahn um die Sonne.

„Hologramm 1“, sagte Dad, „wurde exakt von den gleichen Koordinaten aus geschossen wie Hologramm 2, nur ein Jahr später. Gestern, um korrekt zu sein.“

„Was ist das?“, fragte Allan.

In Hologramm 2, gleich hinter Neptun, schwebten zwei Lichtpunkte, die auf Hologramm 1 fehlten.

Ich erstarrte. War es Faszination, Ehrfurcht oder Entsetzen? Meine Finger krallten sich in meine Jacke.

„All diese Geheimnistuerei wegen zwei Kometen?“, fragte Allan.

Dad sagte fast ohne Ton in der Stimme: „Das sind keine Kometen. Was ihr neben Neptun seht sind zwei Planeten aus einem fernen Sonnensystem in unserer Nachbargalaxie, dem Andromeda Nebel. Andromeda ist rund 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt.“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Wollte ich den Rest überhaupt noch hören? Ich musste mich zwingen, auf meinem Stuhl sitzen zu bleiben.

„In der Vergangenheit dehnte sich die Sonne dieses Systems zu einer Supernova aus und explodierte schließlich. Die beiden sonnenfernsten Planeten dieses Systems – wir nennen es Alpha 1 – wurden in die Tiefen des Alls katapultiert.“

Ich beobachtete John und Allan. Genau wie ich schienen sie die Vorstellung, dass zwei Planeten aus einem fremden Sonnensystem plötzlich in unserem eigenen auftauchten, erst verarbeiten zu müssen.

„Wie groß sind diese Planeten?“, fragte ich.

„Der größere der beiden, wir gaben ihm den Namen Exitus, ist ungefähr neun Mal so groß wie die Erde; der kleinere Planet, Genesis, hat in etwa die Größe der Erde.“

„Warum zwei Planeten?“, fragte John.

„Die Gravitation von Exitus hält Genesis in einem konstanten Orbit. Genesis ist praktisch der Mond von Exitus, und als solcher folgt er diesem auf seinem Flug durch den Kosmos.“

„Welchem Kurs folgen die Planeten?“, fragte ich.

Dad schwieg ein paar Sekunden lang. „Ich muss erst noch die Daten von Ron und Paul prüfen“, sagte er dann. „Ich hoffe, sie irren sich.“

2412 - STUNDE NULL

Подняться наверх