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7. Januar

Pudahuel, Santiago de Chile

Es regnete nicht mehr, es schüttete. Maria und ich kamen gerade vom Einkaufen zurück. Wir waren durchnässt bis auf die Haut, als wir bei Dads Haus im Stadtviertel Pudahuel ankamen. Hier verbrachte Dad die Wochenenden, wenn er nicht in La Silla arbeitete. Zurzeit wurde es von Polizisten bewacht. Übertragungswagen, mobile Radiostationen, Fotografen und Reporter drängten sich auf der Straße. Wir arbeiteten uns geduckt bis zu einem Polizisten vor, der uns kannte und durch die Absperrung ließ.

Dad war gegen Mittag mit uns in die Stadt geflogen, um die Fragen anderer Reporter zu beantworten. Zwei Stunden hatte die Pressekonferenz gedauert. Nun verweigerte er weitere Interviews, was die Rundfunkleute erboste. Aber Michael Hunter hatte durch seine sensationslüsterne Meldung schon genug Schaden angerichtet. Der Startschuss für das Chaos war gegeben. Wozu noch mehr Raum für Spekulationen öffnen und so zusätzlich Öl ins Feuer gießen?

Dad schloss den Rollladen. Er kam ins Esszimmer herüber und wir setzten uns zu Tisch.

„Guten Appetit“, sagte Maria, aber die Ereignisse hatten uns allen auf den Magen geschlagen.

„Dad, was weißt du wirklich? Was genau haben sie auf der GSS herausgefunden?“

In diesem Moment aktivierte sich Dads Interphone. Gleichzeitig mit ihrer Stimme erschien das Hologramm meiner Mutter. Ihre großen grünen Augen schienen uns mit vorwurfsvollen Blicken zu durchbohren.

„Julius, was ist da bei euch los? Wovon hat Lars auf GNN gesprochen?“

„Hi, Mom.“ Ich winkte in die Kamera.

Mom riss die Augen auf. „Du in Santiago, Tom? Wieso bist du nicht auf dem College? James Mason, euer Dekan, hat mich schon angerufen. Er klang nicht gerade erfreut. Was um alles in der Welt ist hier los, Julius?“

„Ich darf es dir nicht sagen, Liebling. Nicht am Interphone. Wir haben Nachrichtensperre. Komm bitte nach La Silla - sofort.“

„Ausgeschlossen. Du weißt, dass ich hier in absehbarer Zeit nicht weg kann. Mein Buch erscheint und …“

„Schatz, ich würde dich nicht darum bitten, hätte ich keinen guten Grund dafür. Du musst kommen. Noch heute!“ Dads dringlicher Appell wirkte.

„Ist es wirklich so schlimm, Julius?“

„E-O-T wurde ausgegeben, Mom“, sagte ich unvorsichtigerweise, was mir ein missbilligendes Stirnrunzeln von Dad eintrug.

„Lass alles stehen und liegen und nimm den nächsten Flug. Hast du verstanden?“, sagte Dad.

Sie zögerte einen Moment. „Ich hab verstanden, Julius.“

Sekundenlang herrschte betretenes Schweigen.

„Ich liebe euch beide.“

„Wir wissen, mein Schatz. Wir lieben dich auch.“

„Passt gut auf euch auf!“

„Machen wir, Mom“, versprach ich. „Wir freuen uns, dich bald bei uns zu haben.“

Moms Hologramm erlosch, gleichzeitig aktivierte das Interphone eine weitere Leitung. Die GSS. Doktor Morefill und Professor Gribbin, normalerweise immer fröhlich, wirkten diesmal ernst – sehr ernst.

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