Читать книгу 2412 - STUNDE NULL - Martin Selle - Страница 31

26

„Alles. Ich meine, Menschen verschmutzen den Planeten, obwohl saubere Technologien existieren, die wesentlich günstiger sein könnten als sie sind. Politische Systeme führen Kriege, unterdrücken Menschen, rauben ihnen die Freiheit. Dabei könnten unsere Welt einzigartig schön sein.“ Maria schwieg, offenbar wartete sie auf eine plausible Antwort.

„Stattdessen verharren die schwachen, korrupten Politiker am Gängelband der Lobbys immer noch in den alten herrschaftlichen Mustern, führen ganze Völker durch Leute wie Hunter und seine Fakenews hinters Licht und in die Armut. Sie setzen weiter auf alte Energieversorgungen wie Öl und Kohle, verpönen blockieren gestalterische Kräfte wie die freie Marktwirtschaft und damit echten Wohlstand für alle. Nur des eigenen Profits wegen ändern sie nichts zum Wohle aller“, sagte ich.

Maria nickte. „Also setzt Gott dieser Ungerechtigkeit und Dummheit ein Ende.“

Ich wusste, was sie als tief gläubige Christin meinte: Die Menschen waren Gott, der Schöpfung, noch einen zweiten Versuch wert. Er beschloss, die Erde zu zerstören, einen Neustart einzuleiten, weil wir nicht verstanden haben, welch einzigartige Insel des Lebens unser blauer Planet im Universum darstellt. Aber einige wenige würden eine zweite Chance bekommen. Deshalb schickte er Genesis auf den Weg. Vielleicht wären wir dann klug genug, es richtig zu machen. Gott schickte uns zurück an den Start.

„Ich glaube nicht an Zufälle, Tom. Wenn Exitus nicht alles völlig vernichtet, einige Überlebende Genesis erreichen, dann deshalb, weil nicht alles falsch war, was wir gemacht haben, weil wir Werte wie die Freiheit des Einzelnen und Liebe gelebt haben anstelle von Hass, Neid und Fremdbestimmung.“

Ich dachte nach. Maria hatte Recht. Nur grenzenlose Freiheit, getragen von der Liebe als Antriebskraft, kann Fortschritt und somit Überleben sichern. Es ging nur noch darum, das Fortbestehen der Menschheit zu gewährleisten. Der einzelne Mensch dagegen hatte keine Bedeutung mehr. Wir durften nicht an uns selbst denken. Die Chancen, je auf Genesis zu landen, standen ohnehin nur bei eins zu vielen Millionen.

„Dad verlässt sich auf uns“, sagte ich und drückte Marias Hand.

„Ja“, sagte Maria. „Ich weiß nicht, was er mit uns vorhat. Aber wir sind jung und gesund. Und wir haben eine Menge nützlicher Dinge gelernt, die das Überleben fördern können, über Technologie und Physik.“ Ihre Worte über die Erhaltung des Lebens klangen in meinen Ohren wie ein Albtraum. „Wie auch immer, wenn Menschen wirklich Genesis erreichen und dort atmen können, dann wird all das Wissen über Computer, Geld und Business nicht weiterhelfen. Stattdessen werden Wissen und Erfahrungen in Landwirtschaft, handwerkliche Praxis und technisches Wissen unverzichtbar sein, um existieren zu können. Dann zählt das Wissen im Kopf, unsere Internetwelt wird nicht mehr als eine lächerliche Erinnerung sein.“

„Wer wird an Bord der Raumarche Erde sein, Maria?“, fragte ich. „Hat Dad dir etwas darüber gesagt?“

„Er meinte nur …“

„La Silla ist in Sicht“, unterbrach Kevin.

Der Helikopter neigte seine Nase nach unten.