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25. April

VLT, La Silla

Ich betrat den Kontrollraum. Sofort spürte ich, dass die Stimmung hier drin anders war als sonst. Dad saß stumm nach vorn gebeugt auf einem Stuhl und stützte die Ellbogen auf die Knie. Die Finger in den Haaren vergraben, starrte er auf den Boden.

Ich trat näher. „Dad?“

Er sah nicht auf. „Sie war alleine, Tom. Ganz alleine.“ Seine Stimme zitterte.

„Wer war alleine, Dad?“

„Niemand hat ihr geholfen, niemand.“ Dad hob den Kopf. Er hatte seine Augen geschlossen, seufzte. „Sie haben sie ins Krankenhaus gebracht, aber es war schon zu …“

Ich fasste ihn an der Schulter. „Dad, was ist passiert?“

„Sie bringen es gerade in den Nachrichten. Geh auf GNN.“

Der Computer schaltete um.

„Und hier noch einmal die Meldung des Tages“, verkündete der Sprecher in einem leicht bayrischen Tonfall.

Als ich das eingeblendete Foto sah, wurde mir schwindelig.

Der Sprecher klang teilnahmslos kalt und sachlich. „Heute, gegen 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit, überfielen gewalttätige Plünderer den Bio-Markt in der Münchner Straße in Garching …“

Ich musste mich setzen, um nicht umzukippen. Mein Blick klebte am Holoschirm. Ich spürte, wie meine Mundwinkel zitterten.

„Geistesgegenwärtig alarmierte die Kassiererin die Polizei. Sie weigerte sich, den Plünderern die Tageseinnahmen zu übergeben. Daraufhin schossen die vermummten Täter wild um sich. Fünf Menschen wurden leicht, drei schwer und die Kassiererin lebensgefährlich verletzt. Zwei Kunden starben noch am Tatort, eine Frau erlag im Krankenhaus ihren Schusswunden. Es handelt sich um Rita Sternau, die Frau des weltbekannten Astrophysikers Doktor Julius Sternau …“

„Mom … Mom ist …“

„Nach ersten Informationen befand sich Rita Sternau auf dem Weg zum Flughafen und wollte noch Proviant einkaufen, als die beiden Bewaffneten …“

„Sie ist tot, Tom.“

Das Bild vor meinen Augen verschwamm. Salzige Tränen liefen in meine Mundwinkel. Ich nahm Allan, John und Maria kaum wahr, als sie hereinkamen. Maria setzte sich und nahm meine Hand.

„Ich fliege nach Hause und kille jeden Einzelnen dieser Scheißkerle!“, schrie ich.

„Es hätte jedem und überall passieren können, Tom“, sagte John. „Schau dir an, welch ein Chaos überall herrscht. Und du würdest keinen von ihnen je finden. Die Plünderer ziehen weiter, niemand weiß, wer sie sind. Überall herrscht blanke Anarchie.“

John hatte Recht. Die Welt war aus den Fugen geraten, das Böse regierte, es gab keine Ordnung mehr. Ich sackte in mich zusammen und weinte.

„Wir alle beten für deine Mutter, Tom“, sagte Maria. „Und dann tun wir, was auch sie getan hätte: Wir bauen die Raumfähre und fliegen zu Genesis.“

2412 - STUNDE NULL

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