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Der Mensch im Tiere

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Am einfachsten und durchaus ebenso reizvoll ist es natürlich stets, den Tieren menschliche Züge zu geben. Ohne diesen Trick ergäbe die Kinderliteratur der Welt nur eine sehr karge Bibliothek. Aber auch hier gibt es Abstufungen, sowohl bei der Kindlichkeit der behandelten Stoffe (die Kaninchen in Unten am Fluss, ich bleibe dabei, sind nichts für Zartbesaitete!) als auch im Grad des Realismus bei der speziesübergreifenden Aneignung. In Kenneth Grahames Klassiker Der Wind in den Weiden könnte man die Protagonisten ohne Weiteres eins zu eins gegen Menschen austauschen, die wären dann halt weniger knuffig.

Die Möwe Jonathan denkt dafür zwar wie ein Mensch – noch dazu wie einer, der zu viel Weihrauch eingeatmet hat –, ihr Dasein als Möwengeist hätte aber keine Berechtigung, wenn sie nicht Flügel hätte. Ein postmodernes Resultat dieser Dialektik sind Texte wie David Duchovnys Heilige Kuh oder (ein Pionier in dieser Hinsicht!) E.T.A. Hoffmanns Kater Murr, in denen die Tiere zwar selbstredend so klug und gebildet sind wie die Menschen, aber großen Aufwand betreiben, damit diese das nicht bemerken. Selbsterniedrigung der eigenen Spezies – auch ein weit verbreitetes Motiv für den literarischen Einsatz der Fauna.

Vor den Unmengen an detektivisch begabten Katzen (und Hunden, aber vor allem Katzen), deren Spürsinn die vertracktesten Kriminalfälle löst, bevor die Herrchen und Frauchen auch nur eine Fährte aufgenommen haben, habe ich übrigens von vornherein kapituliert. Die müssen leider draußen bleiben.

Besonders interessant waren für mich hingegen jene Werke, in denen Tiere als Projektionsfläche, Arbeitsmaschine (das sind meist die Pferde), treuer Gefährte des Menschen oder gefährliche Ausformung der Natur wahrgenommen und beschrieben werden: die realistischen, die – haha! – naturalistischen Tiergeschichten, in denen die Tiere literarisch so bedeutend sind wie der Glanz der Sonne auf der Oberfläche eines Sees oder der letzte Blick der Protagonistin zu ihrem Geliebten. Hier sind, dicht gefolgt von den Pferden, die Hunde quantitativ in der Überzahl. Von den (real inspirierten, aber fiktionalisierten) Haushunden haben es Sándor Márais Tschutora, Elizabeth Barrett Brownings Flush (literarisiert von Virginia Woolf) und Ebner-Eschenbachs Krambambuli in unsere Auswahl geschafft. Aber es gibt ihrer noch viel, viel mehr.

Das Buch der Tiere

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