Читать книгу Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 8 - Martina Meier - Страница 12

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Eine schöne Bescherung

„Willst du wissen, was du zu Weihnachten bekommst?“ Max schlenderte auf seine kleine Schwester zu, die Hände in den Hosentaschen.

„Das weißt du gar nicht!“ Lia war zwar neugierig, traute dem großen Bruder aber nicht über den Weg. Gerade in der letzten Zeit hatte er sie öfter ausgelacht, weil sie ihn manchmal nicht richtig verstand. So spielte sie weiter mit ihren Puppen und tat, als wäre sie nicht neugierig.

„Komm mit, dann zeige ich dir was.“ Max winkte mit dem Kopf Richtung Treppe. Zögernd folgte Lia ihm auf den Dachboden. Hier stand eine Menge Krempel herum. Neben einer alten Wäscheschleuder und kaputten Möbeln stapelten sich alte Kartons, in denen alles bunt durcheinander lag: ausgelesene Liebesromane und Zeitungen, Putzlumpen, angeschlagenes Geschirr und alte Gläser. Die Sachen hatten schon da gestanden, als die Familie eingezogen war. Die Eltern räumten ihren Kram dazu, sodass der Raum fast bis zur Decke vollgepackt war. Ganz hinten in der Ecke war noch eine Tür, auf die Max jetzt zusteuerte.

„Daaa?“, fragte Lia gedehnt. „Da möchte ich nicht reingehen. Ich glaube, in der Kammer ist eine fiese Mörderspinne!“

„Wenn da eine Spinne drin ist, dann schlage ich sie tot“, sagte Max und nahm eine alte Zeitschrift von einem der Stapel. „Ich gehe vor, du kommst nach, dann kann nix passieren!“

Schon hatte er die Tür geöffnet und war eingetreten. Lia zögerte. Sie hatte sich vor längerer Zeit schon einmal auf den Dachboden getraut und auch in die kleine Abstellkammer geschaut. Doch sie hatte die Tür ganz schnell wieder zugemacht, denn sie glaubte, eine Bewegung gesehen zu haben. Sicher lauerte dort ein Monster, das nicht gut auf kleine Mädchen zu sprechen war. Andererseits war jetzt ihr großer Bruder dabei. Er würde schon mit dem Monster fertigwerden. Und wenn dort wirklich die Weihnachtsgeschenke waren? Nicht auszudenken, dass Max sie sich allein anschaute. Vorsichtig reckte sie den Hals, um einen Blick in die Kammer des Schreckens zu werfen.

„Was ist, wenn Papa oder Mama zufällig hier oben hinkommen?“, gab sie zu bedenken.

Max grinste um die Ecke. „Die haben unten in der Gastwirtschaft alle Hände voll zu tun. Papa zapft und Mama macht Würstchen warm. Im Saal ist doch heute die große Nikolausfeier.“

Die Eltern der beiden betrieben eine Gaststätte, die sich im Erdgeschoss des Hauses befand. „Meinst du wirklich?“ Lia konnte nicht widerstehen. Sie folgte ihrem Bruder in die kleine Abstellkammer. „Oh“, japste sie atemlos, denn hier sah sie ein rosa Puppenbett mit einer Babypuppe darin. „Oh, ist die aber süß! Und ganz rosa angezogen.“ Ehrfürchtig nahm Lia das Püppchen auf den Arm. „Ich glaube, die kann sogar Pipi machen.“

„Nun lass den Mädchenkram mal“, Max war eher an der Autorennbahn interessiert, die neben dem Puppenbett stand. „Sollen wir die Bahn aufstellen? Nachher funktioniert sie gar nicht und wir ärgern uns an Weihnachten.“

Mit einem Seufzer legte Lia die Puppe zurück in ihr Bett. Jungen! Sie hatten wirklich keine Ahnung. „Ja, gut, erst stellen wir die Bahn auf und dann spielen wir Vater, Mutter, Kind.“

Max winkte ab. „Für solche Mädchenspiele bin ich zu alt. Schließlich bin ich schon neun. Wenn du nicht willst, dann baue ich die Rennbahn eben alleine auf. Petzen kannst du ja nicht, schließlich hast du die Puppe schon angefasst.“

Das erschien Lia logisch. „Ist gut. Aber ich darf auch mal fahren.“ So bauten die Geschwister in seltener Eintracht die Bahn auf und lieferten sich ein Rennen.

„Jetzt müssen wir aber einpacken, nachher merken sie doch noch was.“ Max schlüpfte wieder in die Rolle des großen Bruders. Er achtete beim Verpacken der Bahn genau darauf, dass alles an den richtigen Platz kam. Nachdem Lia die neue Puppe noch einmal an ihr Herz gedrückt hatte, verließen die Geschwister die gar nicht mehr so schreckliche Kammer.

„Weißt du was, das machen wir bald noch mal“, grinste Max seine Schwester unternehmungslustig an und schlenderte pfeifend Richtung Gastwirtschaft. Bis Weihnachten probierten die beiden die Bahn noch einige Male aus.

„Sicher ist sicher“, sagte Max. „Nachher ist doch etwas kaputt. Wir müssen alles testen.“

Lia gab ihm recht. Ärgerlich war nur, dass sich ihr Bruder standhaft weigerte, mit ihr und dem Puppenbaby zu spielen.

Endlich war der lang ersehnte Heilige Abend da. Die Gaststätte blieb heute geschlossen, die Eltern hatten einmal Zeit für ihre Kinder. Wie üblich war das Wohnzimmer schon seit dem frühen Nachmittag abgeschlossen. Mutter hatte geheimnisvoll darin herumgewerkelt, während der Vater darauf achtete, dass keines der Kinder durch das Schlüsselloch lugte.

„Ich bin ganz gespannt, was das Christkind euch nachher bringt“, lächelte er.

Lia grinste schelmisch zurück. „Ich weiß ... aua!“ Sie wurde von ihrem Bruder unterbrochen, der ihr unter dem Tisch kräftig gegen das Schienbein trat. „Ich weiß genau, dass das Christkind mir etwas ganz Schönes bringt.“ Sie funkelte Max böse an und rieb sich das Bein. Der Vater schien nichts mitbekommen zu haben, denn er fuhr seiner Tochter über das Haar.

„Ja, wo du auch immer so lieb warst.“

Nach dem Abendessen war es dann soweit. Dieses Mal hatten sich beide Eltern im Wohnzimmer eingeschlossen.

„Was die für ein Theater machen“, brummte Max. „Christkind, pah“, er schnaubte durch die Nase. „Wer glaubt denn noch an so etwas.“

Ehe Lia ihm antworten konnte, ging die Tür zum Wohnzimmer auf und eine strahlende Mutter winkte die Kinder ins Zimmer. „Das Christkind war da. Ich habe es gerade zum Fenster hinausgelassen. Schließlich muss es noch andere Kinder beschenken.“

Vater nickte bekräftigend mit dem Kopf. Zögernd traten die Kinder ein. Lia schluckte. Sie konnte sich gar nicht richtig freuen, denn unter dem Christbaum lagen ja all die Geschenke, mit denen sie schon seit Wochen gespielt hatte. Sie nahm die Babypuppe aus dem Bettchen.

„Das ist eine schöne Puppe“, sagte sie lahm.

Auch Max nahm gelangweilt den Deckel der Rennbahn ab und musterte den Inhalt. Die Eltern sahen sich verblüfft an. Die Mutter befühlte Lias Stirn. „Ich glaube, das Kind hat Temperatur“, an ihre Tochter gewandt fuhr sie fort: „Du hast bestimmt mit Sarah von nebenan gespielt, nicht wahr. Ich habe dir das verboten! Das Mädchen hat die Windpocken und jetzt hast du dich angesteckt!“ Ehe Lia sich versah, lag sie im Bett, hatte ein Fieberthermometer im Mund und eine Tasse Kamillentee auf dem Nachttisch.

„Ich bin nicht krank ...“, nuschelte sie, doch ihre Mutter ließ sich nicht beirren.

„Nicht reden, jetzt wird Fieber gemessen. Dein Bruder ist gleich auch noch dran. Das ist ja eine schöne Bescherung!“ ... und in diesem Punkt konnten die Kinder ihrer Mutter nur zustimmen.

Angie Pfeiffer wurde 1955 in Gelsenkirchen geboren. Sie veröffentlichte bereits zahlreiche Romane, 15 eBooks, Kurzgeschichten in Anthologien und Literaturzeitschriften, sowie in der Tagespresse. Home: angie-pfeiffer.com.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 8

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