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Heiligabend – multikulti

Wie das Leben so spielt, hatte es sich schon früh im Dezember abgezeichnet, dass ich an jenem Heiligabend, von dem ich erzählen möchte, mit meinem Lebensgefährten allein sein würde. Anfangs war ich traurig, als mir meine Kinder mitteilten, dass sie über die Feiertage verreisen wollten, aber ich hatte zum Traurigsein nicht lange Zeit, denn nun musste ich mir überlegen, wie wir beide den Heiligen Abend verbringen wollten. Allein vor der Glotze? Das kam gar nicht in Frage!

Der Blick auf den Kalender sagte mir, dass Heiligabend auf einen Samstag fiel. Das war meine Rettung. Nun galt es nur noch, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. An dieser Stelle sollte ich vielleicht einmal einfügen, dass ich seit über 20 Jahren einen Asiaten zum Lebensgefährten habe, der außerdem noch ein gläubiger Moslem ist. All die Jahre hatte er sich in unsere Weihnachtsbräuche nicht nur integriert, sondern sie auch genossen. Er fand und findet unser Weihnachtsfest immer noch schön. Darum wollte ich ihm in diesem Jahr eine besondere Freude und eine Überraschung bereiten.

Heiligabend ist es selbstverständlich, dass wir in die Kirche gehen. Mein Lebensgefährte kommt stets mit, weil es ihm einerlei ist – wie er selbst immer wieder beteuert – ob er in einer Kirche oder einer Moschee betet.

So sind wir beide dann auch an jenem Heiligabend zur Kirche gegangen. Nur mit dem Unterschied, dass wir uns fein gemacht hatten. Er war natürlich höchst erstaunt, dass ich auf Anzug und Krawatte bestand. Ich habe nichts verraten und er hat sich gefügt.

Nach dem Kirchgang sind wir zum Essen in die Innenstadt gefahren, wo ich in einem persischen Lokal einen Tisch reserviert hatte. Das Essen war vorzüglich. Dann kam der Höhepunkt: Bauchtanz. Da leuchteten die Augen! Die erste Überraschung war geglückt!

23.45 Uhr: Aufbruch zum gemütlichen Bummel Richtung Hauptbahnhof. Das Wetter spielte mit, die Stadt war festlich beleuchtet. Im Hauptbahnhof findet ab 24.00 Uhr in der Eingangshalle jedes Jahr an Heiligabend ein Bläserkonzert statt. Viele Durchreisende und Obdachlose sind das dankbare Publikum. Es ist stets sehr stimmungsvoll.

Nach dem Konzert ging es heimwärts.

Aus einem indischen Geschäft hatte ich einen alten Film ausgeliehen. Nicht diesen Bollywood-Quatsch, der des Öfteren im Fernsehen zu sehen ist, sondern einen aus der Zeit, als mein Lebensgefährte ein junger Mann war und diese Art Filme damals im Kino seiner Heimatstadt gesehen hat. Da er die indische Sprache beherrscht, war er natürlich überglücklich, einmal etwas aus seinem Kulturkreis genießen zu können. Immer wenn ich der Handlung aufgrund der Mimik und Gestik der Schauspieler nicht mehr folgen konnte, hat er sie für mich übersetzt.

Es war ein rundherum gelungener Heiligabend – eben multikulti!

Gerda Winter wurde 1937 geboren und wohnt in Hannover. Sie veröffentlichte bereits Gedichte, Märchen, Tankas und Kurzprosa in verschiedenen Anthologien. Ihre Hobbys sind Lesen, Handarbeiten und Skat spielen.

Wünsch dich ins Wunder-Weihnachtsland Band 8

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