Читать книгу Die Krimizimmerei - Martina Meier - Страница 10
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Kommissar Kartuschke und ein Fall, der sich gewaschen hat!
Kommissar Kartuschke überquerte das Gelände der Sonnenblumen-Grundschule. Am Eingang begrüßte die Direktorin ihn spitz. Er ließ den Kopf hängen und dachte „Oh nein, die strenge Frau Tulpengrün, das ist ja wie früher!“
„Tut mir leid“, murmelte er kleinlaut.
Sie erwiderte nichts, drehte sich auf dem Absatz um und ging in die Schule. Der Kommissar folgte ihr eilig und fragte: „In welcher Klasse ist es denn passiert?“
„In der Klasse 3b! Aber dies ist nicht der erste Vorfall dieser Art, auch aus der 4d und der 3a gab es in den letzten Wochen unerfreuliche Nachrichten. In der 1c wurden sogar während der Pause die Stühle umgeworfen und etliche Pausenbrote entwendet.“
Kommissar Kartuschke fragte: „Sicher kein Schülerstreich?“
Frau Tulpengrün wies ihn streng zurecht: „Erstens hast du doch wohl bei mir gelernt, in ganzen Sätzen zu sprechen, und zweitens: Wäre es ein Schülerstreich gewesen, hätte ich dich nicht gerufen!“
Sie kamen vor einem Klassenraum an. An der Tür stand in sehr ordentlicher Schreibschrift: Klasse 4b. Die Direktorin wandte sich dem Kommissar zu: „Wir vermuten den Täter in dieser Klasse. Der Schüler Max Paukenschlag fällt schon seit Längerem durch unangemessenes und störendes Verhalten auf.“ Sie betraten das Zimmer. Ein Junge malte gerade ein Bild an die Tafel, alle anderen Kinder machten ruhig ihre Aufgaben. Frau Tulpengrün zeterte: „MAX PAUKENSCHLAG! SOFORT AN DEINEN PLATZ!“
Kommissar Kartuschke zuckte heftig zusammen. So war er oft von Frau Tulpengrün zurechtgewiesen worden: Sie war nämlich seine frühere Klassenlehrerin gewesen.
„Wie oft habe ich dir nun schon gesagt, du sollst nicht an die Tafel malen? Und was ist das überhaupt?“
Max sah der Lehrerin frech ins Gesicht. „Das sollen Sie sein, Frau Rosenblau!“
„MAX, setz dich an deinen Platz, ich habe mit dir zu reden“, befahl die Direktorin streng. Max schüttelte den Kopf. Frau Tulpengrün wandte sich an die Klasse: „So, jetzt ab in die Pause.“ Alle Kinder rannten nach draußen, unter ihnen auch Max. „Max, du bleibst hier! Ich möchte dir jemanden vorstellen.“
Der Junge blieb stehen und kam zu ihnen herüber, aber nicht, ohne einige Schüler anzurempeln. „Und?“, fragt er.
„Max, das ist Kommissar Kartuschke. Ich habe ihn eingeladen und er soll wie du ihn ganzen Sätzen sprechen!“, erklärt Frau Tulpengrün.
„Hallo Max, ich bin Kommissar Kartuschke. Deine Lehrerin hat mich eingeladen“, sagt er freundlich und streckt Max die Hand hin.
„’n langweiligen Tag“, nuschelte der Junge. Frau Tulpengrün sah ihn mit hochgezogenen Brauen an und schüttelte den Kopf. Der Junge fragte. „Und wieso soll ich jetzt mit diesem Mann reden, Frau Lilienrot?“
„Weil du vielleicht mehr über die unschönen Diebstähle und Verwüstungen in den Klassen unserer Schule weißt. So kann kein Schüler lernen, Füller verschwinden, Radiergummis und Schuhe ebenso!“, erwiderte die Direktorin.
Max Paukenschlag sagte: „Na und, dafür kann ich ja nix.“
Kommissar Kartuschke fragte ihn: „Wo warst du denn zum Beispiel, als in der letzten Woche in der 1c der Klassenraum während der Pause verwüstet wurde?“
Max wurde blass: „Beschuldigst du etwa mich?“
Ernst blickte der Kommissar ihn an: „Na ja, wie ich dich hier gerade so kennenlerne, spricht ja viel dafür. Im Übrigen erwarte ich, dass du mich ab jetzt siezt. So, und nun erzählst du mir, wo du letzte Woche gewesen bist!“
Max stammelt: „Entschuldigen Sie, ich muss überlegen … letzte Woche war ich krank. Frau Tulpengrün, Sie haben doch die Entschuldigung meiner Mutter bekommen?“
Zum ersten Mal wirkte die Direktorin verlegen: „Äh, tja, nun das ist eine unschöne Situation …, aber ich fürchte, der Junge hat recht.“
In dem Moment hörten sie unter dem geöffneten Fenster ein lautes Rascheln. „Pst!“, flüsterte Kommissar Kartuschke. „Das könnte unser Täter sein, wir ertappen ihn auf frischer Tat!“
Alle drei schlichen auf leisen Sohlen zum Fenster und sahen erwartungsvoll hinaus ... und sahen … einen Waschbären, der gerade auf einem Pausenbrot herumkaute. Unter seiner Pfote lugte ein Bleistift hervor. Der Kommissar begann zu lachen. Der Waschbär erschrak, sah zum Fenster und ergriff die Flucht, das Pausenbrot nahm er allerdings mit.
„Da haben wir ja den Übeltäter. Ich befürchte nur, dass hier die Polizei nichts ausrichten kann. Sie, liebe Frau Direktorin, verständigen am besten den Tierschutzverein und lassen sich beraten, was in so einem Fall zu tun ist.“
Max wollte sich gerade leise davonschleichen. „Max!“, rief der Kommissar. „In Zukunft benimmst du dich wohl besser, damit wir uns möglichst nicht wiedersehen.“
Frau Tulpengrün guckte säuerlich auf die Stelle, an welcher der Waschbär seine Schätze gehortet hatte. „Max, da habe ich dir unrecht getan, bitte entschuldige.“
Max grinste erleichtert.
„Aber die Aufgaben, die du heute nicht gemacht hast, wirst du trotzdem bis morgen nachholen! Verstanden?“
Max’ Grinsen erlosch.
Der Kommissar zwinkerte ihm zu und sagte: „Das war ja mal ein Fall, der sich gewaschen hat!“
Jette, 10 Jahre, aus Oldenburg, Deutschland