Читать книгу Die Krimizimmerei - Martina Meier - Страница 17
Rätsel um den Mitternachtsdieb
ОглавлениеKapitel 1 Der Umzug
Es war Schulende. Der Gong ertönte. Die drei Schwestern Lou, Lisa und Mia folgten dem Schülerstrom hinaus aus der Schule und waren bester Laune. Sie liefen zur Bushaltestelle und warteten dort auf den Bus. Mia fragte ihre Schwestern: „Wie lange dauert das denn noch?“
Lou antwortete: „Keine Ahnung! Der Bus verspätet sich doch immer.“
„Beruhigt euch, da kommt er doch schon“, sagte Lisa in dem Moment. Alle drei Mädchen stiegen ein und suchten sich einen Sitzplatz. Drei Stationen später stiegen sie aus. Durch den kleinen Park gingen sie nach Hause. Als die Mädchen an der Eingangstür klingelten, surrte diese und die drei traten ein. Da ihre Eltern mit ihnen im fünften Stock wohnten, fuhren sie mit dem Fahrstuhl hinauf. Die Mutter erwartete sie schon mit nervösem Blick an der Wohnungstür.
„Hallo, ihr drei, seid ihr hungrig?“, fragte ihre Mutter.
Mia antwortete: „Ja, ich habe riesigen Hunger.“ Also folgten alle drei Schwestern der Mutter ins Esszimmer. Es gab Schnitzel und Pommes mit Ketchup.
Lisa guckte auf den Tisch und rief empört: „Hey, warum gibt es keine Mayonnaise! Wart ihr etwa nicht einkaufen?“
„Darauf wollen wir ja gerade hinaus“, sagte die Mutter.
„Dass ihr keine Mayonnaise gekauft habt?“, fragte Lisa.
Der Vater antwortete: „Wir haben entschieden, dass wir in drei Tagen auf einen Bauernhof in Bayern ziehen, weil ich dort eine sehr gute Stelle als Tierarzt angenommen habe. Eure Mutter wird mich unterstützen.“
Entsetzt sprangen die Schwestern auf und Lou fragte: „Das soll wohl ein Witz sein, oder?“
Mia sagte: „Heute ist doch nicht der 1. April. Also veräppelt uns nicht!“
Die Eltern schüttelten die Köpfe und der Vater sagte: „Das ist kein Scherz, wir ziehen wirklich um.“
„Was? Warum? Wieso?“, riefen die Mädchen durcheinander und liefen in ihre Zimmer. Sie verließen sie den ganzen Tag nicht mehr. Selbst zum Abendessen kamen sie nicht in die Küche.
Am nächsten Tag klopfte die Mutter an die Tür der Schwestern und bat sie darum, ihre Sachen zu packen. Doch sie antworteten nicht. Auch in den nächsten Tagen ließen sich die drei nur noch kurz zum Essen blicken.
An dem Tag des Umzugs waren alle früh wach, denn die Möbelpacker wollten schon um halb acht kommen. Beim Frühstück war es still, nur Musik hörte man aus dem Radio. Drei Stunden später war alles verladen und die drei Geschwister fanden, dass die Wohnung sehr leer aussah. Als die Familie ins Auto stieg, blickten alle noch einmal traurig ihr altes Zuhause an. Dann fuhren sie los.
Nach einer langen Fahrt kamen sie endlich auf dem Bauernhof an. Weit und breit war niemand zu sehen, nur ein paar Hühner liefen auf dem Hof herum. Mia sagte: „Hier ist es ja total einsam.“
Lina drehte sich um und erwiderte: „Ist das das Einzige, was euch dazu einfällt?“ Die Eltern warteten auf eine Antwort, doch sie kam nicht. Zu fünft stiegen sie aus und besichtigten ihr neues Zuhause. Das Wohnhaus war im Vergleich zu ihrer alten Wohnung sehr groß. Die Tür war weiß gestrichen und hatte kleine Fenster, durch die man hineingucken konnte. Die Wände des langen Flurs waren beige gestrichen, was den Raum noch größer erschienen ließ.
Es wurde bereits dunkel und alle beeilten sie sich, das Gepäck für die erste Nacht aus dem Auto zu holen. Da es schon spät war, nahmen die Schwestern sich Decken und Kissen und machten sich in einem der vielen Zimmer ein Nachtlager. Sie legten sich hin und kurze Zeit später schliefen sie erschöpft ein.
Als die Mädchen am nächsten Morgen aufwachten, schien die Sonne. Sie gingen hinunter und sahen ihre Mutter den Tisch decken. Ein paar Minuten später kam auch ihr Vater und setzte sich zu ihnen an den Tisch. Nach einem ausgiebigen Frühstück sprangen die drei Kinder von ihren Stühlen auf, denn sie wollten den Hof nun genauer unter die Lupe nehmen. Zuerst sahen sie die Hühner, die noch immer frei herumliefen. Zum Glück war der gesamte Hof eingezäunt, sodass sie nicht weglaufen konnten. Danach gingen sie zu den Schweinen und in den Kuhstall. Dort sahen sie kleine Kälbchen in einem Laufstall. Die Kleinen liefen auf wackeligen Beinen umher. Zur Mittagszeit traf der neue Pfleger ein, der sich als Carlo Klinker vorstellte. Er sollte sich um ein Dutzend Pferde kümmern, die sich auf dem Hof befanden. Unter den Pferden befand sich auch ein pechrabenschwarzes, teures Rennpferd namens Lando. Carlo machte einen netten Eindruck, unterhielt sich mit ihnen und machte sich dann gleich an die Arbeit. Der restliche Tag verging wie im Fluge, weil es noch so viel zu entdecken gab. Nach diesem aufregenden Tag fielen die Schwestern abends erschöpft in ihre Betten und schliefen schnell ein.
Kapitel 2 Der Diebstahl
Mitten in der Nacht hörten sie ein schrilles Wiehern. Mia, Lisa und Lou standen leise auf und liefen zum Fenster. Zum Glück waren die Jalousien oben und das Fenster geöffnet, sodass sie ungehindert auf den Hof gucken konnten. Da entdeckten sie einen Menschen. Die Person schien bemerkt zu haben, dass sie beobachtet wurde. Der Fremde war schwarz gekleidet und hatte eine Taschenlampe in der Hand, die er vor Schreck fallen ließ, als er bemerkte, dass die Mädchen am Fenster verschwunden waren.
Kurz darauf stürmten die Schwestern aus der Haustür. Sie sahen nur noch einen schwarzen Transporter, der in Richtung Landstraße davonfuhr. Mia lief ins Haus, um ein Taschentuch zu holen. Sie hatte eine Taschenlampe entdeckt, auf der sie keine Fingerabdrücke hinterlassen wollte, da es ein Beweisstück sein könnte.
„Warum hast du ein Taschentuch geholt?“, fragte Lou.
Mia antwortete: „Ich möchte keine Fingerabdrücke hinterlassen.“
Lisa sagte: „Gute Idee!“
Vorsichtig hob Mia die Taschenlampe mit dem Taschentuch hoch und packte diese in eine Plastiktüte. „Komm, wir gucken mal, ob es den Tieren gut geht!“, schlug Lou vor. Sie gingen zu den Ställen und bemerkten, dass eine Box leer war. Lando war verschwunden.
„Oh nein!“, rief Lisa. „Wir müssen die Polizei alarmieren.“ Die drei rannten ins Haus und weckten ihre Eltern. Diese zogen sich eine Jacke über und liefen ihren Kindern hinterher in den Pferdestall, denn sie wollten es mit eigenen Augen sehen.
Im Stall erschraken die Eltern. Der Vater rief mit seinem Handy die Polizei an, aber sie waren an der neunten Stelle in einer Warteschleife. „Mist! Wir sind an neunter Stelle in der Warteschleife“, rief er.
„Leg ja nicht auf!“, mahnte die Mutter.
„Das ist gerade passiert!“, erwiderte Thomas.
Lina murmelte etwas, das man nicht verstand. Dann schlug Mia vor: „Wir könnten doch auch versuchen, den Fall zu lösen.“
„Stimmt!“, sagte Lou. „Wir haben ja die Taschenlampe des Diebes.“
Da die Mutter so müde war, hörte sie nur noch mit halbem Ohr zu, nickte und verschwand im Haus. Thomas sagte: „Ihr solltet auch langsam wieder ins Bett gehen. Es ist schon kurz nach Mitternacht und morgen ist ein anstrengender Tag.“
Kapitel 3 Die Ermittlungen
Am nächsten Morgen waren die Mädchen schon früh wach und radelten mit dem Fahrrad und dem Beweisstück ins Dorf zum Polizeirevier. Dort schlossen sie die Fahrräder an. Im Laufschritt gingen Mia, Lisa und Lou zur Tür und traten ein. Ein freundlicher Herr mittleren Alters begrüßte sie herzlich. Die Geschwister erzählten alles, was in der vorherigen Nacht passiert war.
„Gute Arbeit!“, sagte der Mann, der sich als Kommissar Pranzer vorstellte. Der Polizist sagte. „Tut mir leid, wir können nur noch nach Fingerabdrücken gucken. Bestimmt ist der Dieb schon über alle Berge.“
Mia fragte: „Können Sie denn gar nichts mehr tun, was uns helfen könnte?“
„Nein, können wir nicht. Mir fällt gerade leider nichts mehr ein“, antwortete Herr Pranzer.
„Mmh“, murmelte Mia nachdenklich. Kommissar Pranzer sagte:
„Ich werde die Taschenlampe in unserem Labor schnell auf Fingerabdrücke untersuchen lassen. Bitte folgt mir.“
„Klar“, riefen die drei im Chor. Sie folgten dem Kommissar zu einer großen Tür, die nur über einen Code zu öffnen war.
„Tut mir leid, aber hier dürfen nur Beamte rein. Ihr könnt dort drüben auf den Stühlen Platz nehmen“, entschuldigte sich der Polizist. Kurz darauf verschwand er mit samt der Taschenlampe hinter der Tür.
Eine Viertelstunde später tauchte der Polizist wieder auf und erklärte: „Ich habe die Fingerabdrücke von einem Schwerverbrecher gefunden. Er heißt mit Nachnamen Klinker.“
„Moment“, sagte Lisa, „heißt so nicht unser Pferdepfleger?“
Lou fragte: „Wie heißt er denn mit Vornamen?“
„Richard“, antwortete der Kommissar.
„Puh“, sagte Lisa, „unser heißt Carlo.“
Herr Pranzer sagte: „Vielleicht hat er sich mit einem falschen Namen ausgegeben. Das tun viele Verbrecher.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen, er war so nett“, erwiderte Mia.
„Nee, ich auch nicht“, sagte Lou.
Dann fuhren die drei wieder nach Hause. Auf dem Weg meinte Lisa: „Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr macht es Sinn, dass sich Carlo mit falschem Namen ausgibt.“
„Stimmt schon“, pflichtete Lou ihr bei.
In der Auffahrt sahen sie ihren Vater, der versuchte, einen Hühnerstall zu bauen, und ihre Mutter, die die Hühner einfangen wollte, was ihr nicht so gut gelang. Als die beiden die Mädchen entdeckten, fragen sie: „Wo wart ihr denn? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“
„Wir waren auf dem Polizeirevier und haben dort die gefundene Taschenlampe abgegeben und sie untersuchen lassen. Dabei stellte sich heraus, dass die Lampe einem Verbrecher, der viele Diebstähle begangen hat, gehört“, erklärte Lisa.
Mia ergänzte: „Der Verdächtige, der Lando entführt hat, heißt Richard Klinker. Außerdem haben wir den Verdacht, dass unser Pferdepfleger der Dieb sein könnte, da er auch Klinker mit Nachnamen heißt und sich mit falschen Vornamen ausgegeben haben könnte.“
„Glaubt ihr etwa, dass Carlo der Dieb ist?“, fragte der Vater ungläubig.
„Vielleicht ist es auch ein Verwandter“, sagte Lina.
„Kann schon sein“, meinten die Schwestern.
„Und was ist, wenn er mit seinen Verwandten unter einer Decke steckt? Oder wenn er doch selbst der Dieb ist?“, fragte Mia.
Lou fügte hinzu: „Es kann aber auch sein, dass er überhaupt nichts damit zu tun hat.“
Lisa rief ungeduldig: „Bevor ihr noch mehr Fragen stellt, sollten wir etwas über ihn herausfinden.“
„Stimmt!“, antworteten ihre beiden Schwestern. Die Mädchen fragten ihre Eltern kurz entschlossen nach der Adresse des Pflegers. Die Eltern gaben ihnen die Adresse mit der Bitte, nichts Unüberlegtes zu tun. Sie seien ja schließlich nicht die Polizei und es könnte gefährlich werden. Sie erlaubten ihnen aber, kleine Erkundungen zu machen.
Kapitel 4 Der Dieb
Neugierig und aufgeregt schnappten die Mädchen sich ihre Fahrräder und radelten zu der genannten Adresse: Krügerweg 22. Dort angekommen, sahen sie ein offenes Fenster und erkannten schnell ihre Chance. Wie auf Kommando schmissen sie ihre Räder ins Gras und sprinteten zum Fenster. Da es ein kleines Badezimmerfenster war, mussten sie sich hindurchquetschen.
Ratlos blickten sie sich im Raum um. Leise machte Lou die Tür auf, natürlich mit Gummihandschuhen. Die hatten sie sich vorsorglich angezogen. Mia schaute Lou über die Schulter hinaus in den Flur. Lautlos trat Lou in den Flur und ihre Schwestern folgten ihr. Plötzlich hörten sie ein Quietschen. Panisch blickten sie sich um. Da bemerkte Lisa, dass das Badezimmerfenster zugegangen war.
„Oh, oh. Das Fenster ist zugefallen“, flüsterte sie.
Mia antwortete: „Er kann noch nicht Feierabend haben. Wir wissen doch, wann er nach Hause kommt. So spät ist es auch noch nicht. Ich schätze mal halb drei.“
„Genau“, pflichteten die beiden ihr bei. Also teilten sie sich auf und verschwanden in verschiedenen Räumen. Mia stieß auf sein Arbeitszimmer. So leise wie möglich rief das Mädchen seine Schwestern, die gleich darauf aufgeregt hereinschlichen. Mia hatte bereits einige Schubladen geöffnet. Jetzt flüsterte Lisa neugierig: „Wir müssen die Schubladen durchsuchen. Eine von uns kann sich ja nach geheimen Dingen umsehen, die anderen nach Briefen, Rechnungen oder gestohlenen Dokumenten.“
„Und wer soll sich nach den geheimen Fächern umsehen?“, fragte Mia interessiert.
Lou sagte: „Na die, die fragt.“
„Toll“, erwiderte Mia.
Einige Zeit später hatten sie immer noch nichts Besonderes gefunden. Deswegen zog Mia gelangweilt ein Buch aus dem Regal und schaute sich die Titelseite an. Währenddessen öffnete sich das Regal. Mia bemerkte dies erst, als das Regal schon ganz offen war. „Wow“, entfuhr es ihr. Da Lou und Lisa sie gehört hatten, gingen sie zu ihr und staunten nicht schlecht.
Langsam gingen die drei in den geheimen Raum hinein, immer darauf vorbereitet, dass eventuell etwas passieren könnte. In diesem Zimmer reihten sich die Bücherregale noch mehr aneinander als im vorherigen Zimmer. Den dreien verschlug es die Sprache. Alle Regale sahen sauber und gepflegt aus, außer einem alten Wandschrank. Er stach sofort ins Auge. Mutig näherten sich die Schwestern dem Schrank. Erst jetzt sahen sie zwei Löcher auf Augenhöhe. Neugierig versuchte Lisa, die Tür zu öffnen ... vergebens.
„Mist“, rief sie. Lou entdeckte ganz unten eine kleine Schublade und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein riesiger Schlüssel.
Lou flüsterte: „Mal gucken, ob der Schlüssel in das Schlüsselloch passt.“ Vorsichtig steckte Lou ihn hinein und drehte ihn um. Da sahen sie zwei Säcke gefüllt mit Hafer und zwei mittelgroße Kartons mit vielen kleinen Löchern.
„Ich frag mich, was hier drin ist?“, fragte Lisa, hob einen Karton vom Schrankboden auf und beschwerte sich, dass er so schwer war. Sie wuchtete den Karton auf einen Tisch. Aus ihm kam ein dumpfes Wau. Geschockt und mit zitternden Händen öffnete sie den Karton und ein kleines Labradorwelpengesicht schaute sie an.
Die drei Schwestern riefen im Chor: „Oh wie niedlich!“ Vorsichtig hob Lisa den Welpen hoch und hielt ihn sich vors Gesicht. Er schlabberte sie freudig ab. Mia hob den zweiten Karton hoch, stellte ihn neben den anderen, öffnete ihn und heraus blickte ein schwarzes Katzengesicht mit weißen Ohren. Das Kätzchen sprang in Mias Arm. Auf einmal hörte Lou eine Autotür, die zugeschlagen wurde. Der Welpe fing an zu knurren.
„Oh, oh, ich glaube, Carlo kommt!“, flüsterte Lou. So schnell es ging, nahm sie die leeren Kartons und packte diese zurück in den Schrank. Panisch griff sie nach dem Schlüssel und schloss ab. Die beiden Tiere steckten sie vorsichtig in ihre Rucksäcke. Nun rannten die Schwestern aus dem Geheimraum. Dabei hätten sie fast vergessen, das Buch wieder ins Regal zu stellen. Eilig verließen sie das Arbeitszimmer. Jetzt hörten sie auch schon Stimmen von der Treppe, die zur Haustür führte. Das spornte sie noch mehr an, sich zu beeilen. Da bemerkten die Schwestern, dass sie es nicht mehr rechtzeitig schaffen würden, durch das Fenster zu klettern, und flohen in die Besenkammer. Auf einmal wurde die Tür der Besenkammer aufgemacht. Die drei Schwestern zitterten vor Angst, entdeckt zu werden, und versteckten sich, so gut wie möglich, hinter den Putzmaterialien. Der Pfleger griff nach einem Besen und schloss die Tür wieder. „Puh!“, sagte Lou deutlich hörbar.
Die Tür öffnete sich wieder. Diesmal kam eine etwas rundliche Frau hinein. Sie hatte gräuliches Haar, das zu einem Dutt gebunden war. Viele Haarspangen hielten einzelne Strähnen auf ihrem Kopf. Die Frau trug ein geblümtes Kleid unter einer weißen Schürze, die bestickt war. Sie bewegte sich ruckartig, um den Besen zurückzustellen. Dabei verlor sie eine Haarspange. Diese landete genau vor Mias Knie. Mit zitternden Händen griff Mia nach der Spange und legte sie neben sich. Als die Frau wieder hinausging, waren die Schwestern sehr erleichtert. Doch dann hörten sie einen Schlüssel, der herumgedreht wurde.
„Oh nein!“, rief Lisa.
Lou sagte: „Ich glaube, wir haben keine andere Wahl, als um Hilfe zu rufen.“
„Leute, kann ich jetzt auch mal mitreden“, meinte Mia. Sie stand auf und steckte die Haarspange ins Schlüsselloch. Mit einem Klick sprang die Tür auf. Erleichtert spähten die Mädchen durch den Spalt. Im Flur war niemand zu sehen. Auch die Badezimmertür stand sperrangelweit offen.
Lou zischte: „Los, im Moment ist niemand zu sehen.“ Leise huschten die drei ins Badezimmer. Zum Glück stand das kleine Fenster wieder offen, sodass sie ungehindert nach draußen klettern konnten. Die Katze schnurrte. Wahrscheinlich genoss sie die frische Luft. Die Mädchen sprinteten zu den Rädern. So schnell sie konnten, fuhren Lou, Lisa und Mia vom Haus weg. Während der Fahrt schaute Lisa sich kurz um und entdeckte, wie Carlo in sein Auto stieg.
„Schneller“, schrie Lisa den anderen zu. Die Geschwister legten noch einen Zahn zu. Schon nach ein paar Minuten sahen sie den Hof. Sie rasten auf den Bauernhof, schmissen ihre Fahrräder ins Gras und liefen ins Haus. Die drei stellten vorsichtig ihre Rucksäcke ab. Behutsam setzen sie den Welpen und das Kätzchen auf das Bett und fingen an, die beiden zu streicheln. Auf einmal klopfte es an der Tür.
Kapitel 5 Ärger
Die Mutter kam herein und sagte: „Carlo möchte mit euch sprechen.“ Verwirrt fügte sie noch hinzu: „Von wem sind denn die Tiere?“
„Die haben wir im Wald gefunden. Wahrscheinlich wurden sie ausgesetzt“, meinten die drei.
„Oh wie schrecklich“, sagte die Mutter.
„Können wir sie behalten“, bohrten die Schwestern nach.
„Werden wir sehen. Aber beeilt euch, Carlo soll nicht ewig warten“, erwiderte die Mutter.
„Wir gehen ja schon“, sagte Lou. Nervös stiegen sie die Treppe hinunter, öffneten die Haustür und traten auf den Hof. Carlo stand vor den Ställen. Er sah nicht wirklich erfreut aus. Wütend fing er an zu reden: „Was hattet ihr in meinem Haus zu suchen? Was wolltet ihr dort? Ihr seid eingebrochen. Das muss euch klar sein.“
Unsicher sagte Mia: „Wir waren noch nicht mal dort, sondern im Wald und haben diese Tiere gefunden.“
„Das glaube ich euch nicht“, erwiderte Carlo.
„Doch, musst du aber!“, rief Lisa.
„Muss ich nicht, denn ich habe sie mir gestern gekauft“, schrie Carlo voller Wut.
Lou explodierte. „Du mieser Kerl, du hast die Tiere im Wald ausgesetzt, wo sie ganz auf sich allein gestellt waren, bis wir kamen.“ Eine kleine Notlüge.
Kaum hörbar murmelte Mia: „Und wenn schon, in den Kartons im Schrank hätten sie auch nicht wirklich lange überlebt.“
„Ihr miesen Gören von Einbrechern, ihr wisst genau, wo ihr die Tiere herhabt. Gebt sie mir sofort wieder zurück oder eure Eltern erfahren die Wahrheit“, zischte Carlo bedrohlich.
Lisa lachte: „Was denkst du, wem sie wohl glauben würden, dir oder ihren Töchtern?“ Voller Wut machte er „Grrr“ und stapfte davon. Die drei taten es ihm gleich und zogen dabei Grimassen.
Kapitel 6 Falsche Fährte
Lisa, Mia und Lou zogen sich in ihr Zimmer zurück, um sich zu beratschlagen. Lou fing an zu sprechen: „Ich bin mir jetzt gar nicht mehr so sicher, ob Carlo der Täter ist. Vielleicht sollten wir mal in Erfahrung bringen, ob es noch andere Personen mit dem Nachnamen Klinker in der Nähe gibt.“
„Tolle Idee“, meinte Lisa. Mia holte ihr iPad heraus und tippte darauf herum. Nach kurzer Zeit sagte sie: „In dieser Stadt gibt es noch andere Verdächtige mit den Namen Klinker.“
„Richard Klinker hat ja Lando gestohlen. Außerdem gibt es noch Stina Klinker und Emil Klinker. Emil sitzt aber gerade im Gefängnis.“
„Aha, interessant!“, bemerkte Lou.
Lisa meinte: „Dann könnten nur Richard und Stina Klinker unter einer Decke stecken, wenn sie überhaupt etwas miteinander zu tun haben.“
„Hallo, begreift ihr es denn nicht?“, rief Mia. „Es gibt keinen Carlo Klinker als Verbrecher. Also kann er es nicht gewesen sein.“
„Oder er gibt sich mit falschen Namen aus“, schrie Lou aufgeregt.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht“, erwiderte Lisa.
„Aber wieso waren dann die Tiere in Carlos Haus?“, fragte Lou.
„Vielleicht hat er sich die beiden wirklich gekauft und nur noch keinen Schlafplatz für sie“, überlegte Lisa laut.
Mia fragte: „Also heißt das jetzt, dass er unschuldig ist?“
„Ich finde, es passt jetzt gar nicht mehr ins Bild, dass er Lando gestohlen hat“, meinte Lou.
„Er hat sich wohl doch nicht mit falschem Namen ausgegeben. Im Internet findet man auch gar nichts über einen Verbrecher namens Carlo Klinker“, sagte Lisa nachdenklich.
Lou fragte: „Steht dort, wo Stina und Richard Klinker wohnen?“
„Ja, hier steht, dass sie in der Tannenallee 46 wohnen“, erwiderte Mia.
Lisa schlug vor: „Na dann lasst uns mal dort hinfahren.“
Schon sprangen sie auf, stürmten nach draußen und fuhren los. Nach einer circa 15-minütigen Fahrt bogen die drei in die Tannenallee ein. Sie guckten nach rechts und sahen die Hausnummer 28. „Ich glaube, wir müssen noch ein bisschen weiterfahren, bis wir zur Hausnummer 46 kommen“, meinte Lou.
Schließlich gelangten sie ans Ende der Tannenallee und wunderten sich, warum die letzte Nummer die 40 war. „Das kann doch gar nicht sein“, sagte Mia verwirrt. Sie hatte die Idee, an einem der anderen Häuser zu klingeln und zu fragen, ob es überhaupt eine Nummer 46 in der Tannenallee gäbe. Als sie in der Nummer 40 klingelten, öffnete ihnen eine mittelalte Frau. Die Schwestern schätzten sie auf Ende dreißig.
Die Frau sagte etwas überrascht: „Oh, wer seid ihr denn?“
Mia antwortete: „Ich heiße Mia und neben mir stehen meine Schwestern Lisa und Lou. Wir wollen nur fragen, ob Sie Stina und Richard Klinker kennen.“
„Sie wohnten im Haus Nummer 38 und waren eigentlich ganz nett. Doch dann stellte sich heraus, dass Richard ein Verbrecher ist. Er war für einige Zeit im Gefängnis, ist aber schon wieder entlassen. Im Moment wohnen sie, glaube ich, im Krügerweg 22“, erklärte die Frau.
„Vielen Dank! Sie haben uns sehr geholfen“, sagte Lou eilig.
Kapitel 7 Des Rätsels Lösung
Sofort rannten Lou, Lisa und Mia zu ihren Fahrrädern und fuhren los. Aufgeregt stieß Mia hervor: „Wisst ihr, was das bedeutet? Krügerweg 22? Carlo ist doch Richard!“
Lisa guckte auf ihre Uhr und sah, dass es schon halb sechs war. Sie rief: „Carlo hat schon seit einer halben Stunde Feierabend. Wir müssen uns beeilen.“
Mia und Lou verstanden sofort, dass sie so schnell wie möglich zu Carlo fahren mussten. Es waren nur noch ein paar Meter bis zum Haus, als sie Carlo mit einem schwarzen Hengst sahen, den er zu einem Pferdetransporter führte. Ein paar Sekunden später entdeckten sie auch eine Frau, die ungefähr genauso alt war wie Carlo. Sie hielt einen Welpen und ein Kätzchen im Arm. Neben ihr standen zwei Reiseboxen für die Tiere. Schnell fuhren die Mädchen hinter eine Hecke. In der Zwischenzeit sagte die Frau, vermutlich Stina, zu ihrem Mann: „Richard, wir werden mit den Tieren richtig viel Geld verdienen.“
Mia flüsterte: „Sie haben den Welpen und das Kätzchen aus unserem Zimmer gestohlen. Ich habe einen Plan. Hört gut zu. Zwei von uns stellen sich auf die Straße und versuchen, den Weg zu versperren. Sie ist ja schmal. Die andere ruft die Polizei an.“
„Gute Idee!“, meinten Lisa und Lou.
Kurz darauf meldete sich Lisa wieder zu Wort: „Ich werde mich auf keinen Fall auf die Straße stellen.“
Mia erwiderte: „Gut, dann hätten wir uns ja schon aufgeteilt.“
„Stopp!“, rief Lou. „Wie soll man denn an Richard und Stina vorbeirennen? Die schnappen uns doch sofort.“
Mia antwortete: „Ich werde mich auf die Seite stellen, zu der sie losfahren. Wenn sie eingestiegen sind, kommen sie ja nicht an mir vorbei. In der Zwischenzeit wirst du dich auf die andere Seite stellen und ihnen den Weg versperren. Dann kommt hoffentlich schnell die Polizei.“
Lisa hatte ihr Handy schon gezückt und wählte 110. Mia lief auf die Straße und Lou folgte ihr. Nun schien Richard Mia bemerkt zu haben und rief empört: „Geh da weg, wir fahren jetzt los!“
Nun lehnte sich auch Stina aus dem Fenster und rief triumphierend: „Wir können auch umdrehen. Du kannst dich ja nicht zerteilen.“
Richard drehte den Wagen und wollte losfahren, als ihm plötzlich Lou fröhlich zuwinkte und die Straße blockierte. Ratlos guckten die beiden Diebe sich an. Auf einmal hörten sie in der Ferne Polizeisirenen. „Mist!“, rief Richard wütend und stieg gemeinsam mit seiner Frau aus dem Auto, um zu Fuß zu flüchten. Doch schon parkten zwei Polizeiautos das Fahrzeug zu und versperrten ihnen den Fluchtweg. Nach und nach kamen immer mehr Polizeiwagen. Nun trat auch Lisa hinter der Hecke hervor. Die Polizisten nahmen Stina und ihren Mann fest.
Kommissar Pranzer kam zu den Mädchen und sagte: „Gute Arbeit! Bitte kommt doch morgen mit euren Eltern fürs Protokoll aufs Revier.“
Die drei nickten eifrig, stiegen auf die Fahrräder und fuhren fröhlich nach Hause.
Am nächsten Vormittag traf die Familie auf dem Polizeirevier ein und wurde freundlich begrüßt. Ein Mitarbeiter sagte zu ihnen: „Erzählt doch mal die ganze Geschichte.“
Abwechselnd erklärten die Schwestern alles haargenau. Der Polizist notierte sich alles. Nun kam auch der Kommissar und fragte, ob er mit den Eltern alleine sprechen könne. Thomas und Lina folgten ihm ins Besprechungszimmer.
Herr Pranzer sagte: „Wir würden Ihren Töchtern gerne eine Belohnung zukommen lassen. Dabei dachten wir an das Kätzchen und den Welpen, die sie gefunden und so sehr ins Herz geschlossen haben.“
Die Eltern waren damit einverstanden und bedankten sich dafür. Schnell erklärten sie ihren Töchtern, was sie besprochen hatten, und die drei freuten sich sehr. Laut beratschlagten sie, wie sie die beiden nennen wollen. Dabei einigten sie sich auf Lucky für den Welpen und Milli für das Kätzchen.
In den nächsten Tagen halfen sie viel auf dem Hof und beim Auspacken der Umzugskartons. Sie waren glücklich, dass sie einen richtigen Fall gelöst hatten, und freuten sich auf die nächsten Wochen, in denen sie hoffentlich schnell neue Freunde finden würden.
Lara, Lilli, Carlotta, aus Reinbek bei Hamburg, Deutschland