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Vorwort

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Liebe, Verlust, Sehnsucht und Schmerz – dies ist die Bühne für das emotionale Schauspiel, welches sich in den Arbeiten des Künstlers Edvard Munch offenbart, dessen innovativer Stil sowie dessen Umgang mit Arbeitsmaterialien sich als wegweisend für die künstlerischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts erwiesen haben. Als vielseitiger Künstler setzt sich Munch in seiner Kunst nicht nur mit den klassischen Feldern der Malerei, Zeichnung, Skulptur und Graphik auseinander, deren Grenzen er auslotet und gleichsam neu verortet, sondern er experimentiert mit den neusten Technologien der Fotografie und des Films.

Während sein Œuvre in den vergangenen Jahrzehnten intensiv in der Wissenschaft und Literatur behandelt worden ist, findet eines seiner Werke nur marginal Erwähnung und das, obwohl es hinsichtlich seiner persönlichen und künstlerischen Entwicklung als eine seiner bedeutendsten Arbeiten aufgefasst werden kann. Denn während seines Aufenthaltes in einer Nervenklinik 1908/09 erschafft der Künstler einen lithographischen Zyklus, den er Alpha und Omega nennt – eine Arbeit, die als Abschluss seiner ersten künstlerischen Schaffensphase auch seine erste Lebensphase beendet und zugleich die zweite Schaffensphase in Folge eines neuen Lebensabschnittes einläutet.

Trotz der Signifikanz des Lithographiezyklus für Munchs künstlerische und private Entwicklung erfährt dieser in der Kunstwelt bis heute kaum Erwähnung. Eine erste Ausstellung der Lithographien erfolgte 1910, doch sind die Ausstellungskataloge nicht mehr verfügbar. 1973 schreibt Evangeline Zogaris in ihrer Arbeit explizit über diese Serie im Kontext zu Munchs Lebensfries.1 1982 entsteht im Zuge norwegischer und deutscher Ausstellungen des Alpha und Omega-Zyklus ein Ausstellungskatalog von Arne Eggum und Sissel Bjørnstad explizit zu dieser Serie. Zwei Jahre später erscheint anlässlich einer New Yorker Ausstellung der Katalog Edvard Munch. Alpha and Omega. Its Gestation and Resolution von Richard A. Epstein. Erst 2009 erfolgt eine weitere Erwähnung im Ausstellungskatalog Edvard Munch and Denmark von Dieter Buchhart; 2013 erscheint Edvard Munch. Alpha und Omega des Museum Kunst der Westküste.

Die vorliegende Publikation basiert auf der Masterarbeit Edvard Munch. Alpha & Omega. Genese und Symbolik eines Lithographie-Zyklus, welche 2013 an der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Fach Kunstgeschichte eingereicht wurde. Seitdem hat sich hinsichtlich einer deutenden wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den lithographischen Arbeiten wenig getan: Eine Ausnahme bildet Elin Kittelsens Artikel Myth of 1910. Reading Edvard Munch’s Alpha and Omega von 2017.2 Geändert haben sich in den vergangenen acht Jahren allerdings einige Titel der Werke sowie die Datierungen einzelner Zeichnungen und Lithographien, die zu den Vorzeichnungen des Zyklus gerechnet werden können – es hat demnach im Munch Museum in Oslo, welches auf eigenen Wunsch im Folgenden MUNCH genannt wird, durchaus eine Auseinandersetzung mit Munchs graphischen Werken stattgefunden.

Der Versuch einer detaillierten Auseinandersetzung mit der graphischen Mappe impliziert die relevante Entstehungsgeschichte des Werkes unter Berücksichtigung eventueller Vorläufer wie Munchs Zeichnungen Die ersten Menschen sowie inhaltliche Merkmale. Unter diesem besonderen Aspekt ist auch die Persönlichkeit des Künstlers essentieller Bestandteil, da seine Erfahrungen, Gefühle und Seelenzustände in die Umsetzung der Arbeiten einfliessen. Ebenfalls stellt die Relation von Text und Bild einen wesentlichen Aspekt der Auseinandersetzung sowie die inhärente Symbolik des Zyklus dar: Die Insel als utopischer Ort oder Paradies, zwei einsame Menschen wie Adam und Eva, die Vermischung einer ausgeprägten satirischen Groteske, die in Gestalt etwaiger Mischwesen Einzug findet. Auch die mystische, rätselhafte Darstellung der Frau sowie Munchs eigenes Frauenbild spielen eine wichtige Rolle in der Betrachtung der künstlerischen Ausführung sowie deren mögliche Interpretationsweise.

Die vorgestellten Arbeiten werden sowohl mit deutschen als auch norwegischen Titeln und entsprechenden Werkverzeichnisnummern angegeben. Sie beziehen sich auf die wissenschaftliche Auseinandersetzung von Gerd Woll und Gustav Schiefler, die sich intensiv mit der Zusammenstellung der graphischen und malerischen Arbeiten beschäftigt haben und deren Werkverzeichnisnummern wie folgt gekennzeichnet sind:

• Gustav Schiefler, Edvard Munch, Das graphische Werk 1906– 1926, Berlin 1928. Schiefler nr: XXX

• Gerd Woll, Edvard Munch. Werkverzeichnis der Graphik, München 2001. Woll G XXX

• Gerd Woll, Edvard Munch. Complete Paintings, Catalogue Raisonné, London 2009. Woll M XXX

Die Bildtitel haben sich im Laufe der Jahre mehrfach geändert – bereits zu Munchs Lebzeiten wurden dieselben Werke unter verschiedenen Bezeichnungen ausgestellt. Die hier genannten Titel beziehen sich auf die Werkverzeichnisse bzw. auf die Angaben des MUNCH. Sofern Texte und Notizen Munchs einsehbar waren, sind diese nach den entsprechenden Zitaten durch Endnoten gekennzeichnet – die jeweiligen Übersetzungsquellen werden in den Fussnoten angegeben, die frei übersetzten Texte stammen von der Autorin. Die Schriften Munchs sind sowohl im digitalen Archiv des MUNCH unter www.emunch.no als auch in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek unter https://www.sub.uni-hamburg.de einsehbar. Ferner bietet das MUNCH die sammlungseigenen Werke als Bilddateien an und fördert damit die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Munchs Werken.

Edvard Munch – Alpha und Omega

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