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1.4 Der Lebensfries

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Der Lebensfries gilt als eines der Hauptwerke Munchs; er selbst schreibt 1918: «An diesem Fries habe ich mit großen Unterbrechungen etwa 30 Jahre lang gearbeitet. Die ersten skizzenhaften Entwürfe stammen aus den Jahren 1888–1889 … Der Fries ist als eine Reihe dekorativer Bilder gedacht, die, gesammelt, ein Bild des Lebens geben sollen. Durch diese Bilder verläuft die gebogene Strandlinie: außerhalb liegt das immer bewegte Meer, und unter den Baumwipfeln wird das vielfältige Leben mit seinen Freuden und Leiden dargestellt. Der Fries ist eine Dichtung über Leben, Liebe und Tod.»18 Den umfassendsten Bereich des Frieses nimmt die Thematik der Liebe ein und es entstehen in den 1890er Jahren auf Basis des Adam-und-Eva-Motivs weitere Werke wie Zwei Menschen. Die Einsamen (1894) (Abb. 1) und Auge in Auge (1899–1900) (Abb. 2) – emotional eindringlich aufgeladene Arbeiten, die den Besucher fesseln und deren Themen von Munch mehrfach aufgegriffen und bearbeitet werden. Die unlösbar miteinander verwobenen Motive des Lebens, der Liebe, der Angst und des Todes werden von ihm bereits vor den Darstellungen des Lebensfrieses thematisiert und nachfolgend repetitiv aufgegriffen. Die lithographische Serie Alpha und Omega setzt sich ebenfalls mit dieser Thematik auseinander und zitiert somit einen Motivkomplex, der bereits Jahre vorher angelegt wurde. Jede Arbeit Munchs ist der Anfang einer jahrelangen Auseinandersetzung, die nicht unbedingt durch Fertigstellung des entsprechenden Werkes abgeschlossen ist. Nicht nur aufgrund derselben Thematik kann der Lebensfries somit als ein Vorläufer des Alpha und Omega-Zyklus gelten, auch die Konzeption des Frieses als Serie taucht – mit Ausnahme der 1894 in einer schwedischen Ausstellung präsentierten Serie Liebe – erstmalig in Munchs Werkumfang auf.19 Motivisch findet zu diesem Zeitpunkt die Entdeckung der Strandlinie statt, die oftmals abendlich inszeniert zur Bühne von Munchs emotional aufgeladenen Darstellungen wird. Das 1894 gemalte Werk Die Frau. Sphinx (Abb. 3), dessen Motiv auch unter den Titeln Die Frau in drei Stadien (1894)20 oder Das Weib (1895)21 bekannt ist, befindet sich auf ebendieser Bühne, gefangen zwischen einem mysteriösen düsteren Wald und dem kontrastierenden hellen Meeresstrand. Die Frauenfigur zeigt die drei Stadien der Vergänglichkeit auf und kann gemeinsam mit der Variante des Motives Der Tanz des Lebens ab 1899 (Abb. 4) als ausschlaggebendes Werk in Bezug auf die Konnotation der Alpha und Omega-Mappe berücksichtigt werden.22

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Edvard Munch – Alpha und Omega

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