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Kapitel 7

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Carefree, Arizona (früher Nachmittag)

Der Mann, den die Mitglieder der Odin Force nur flüsternd mit dem Titel »der Doktor« bezeichneten, saß gemütlich auf der Terrasse seines Hauses. Es war nur eine seiner zahlreichen Immobilien weltweit. Er liebte es, hier zu sein, und die Bewohner von Carefree verhielten sich freundlich und hilfsbereit, was ihn aber im Zweifelsfall nicht davon abhalten würde, jeden dieser netten Leute ohne Gnade zu opfern.

Hier war der Doktor als Geschäftsmann bekannt, der viel reiste und gern die freien Tagen in seinem Haus verbrachte, das nicht weit vom Reflecting Mountain Way am Ende einer namenlosen Privatstraße lag. Sein nächster Nachbar lebte über dreihundert Meter entfernt, was dem Doktor seine Privatsphäre sicherte. Ab und zu kamen Fremde in die Stadt, die ihn besuchten. Niemand sah darin etwas Besonderes, und niemanden interessierte, was für Geschäfte der Doktor tätigte.

Diese “Geschäfte” waren, um es vorsichtig zu sagen, mehr als illegal. Vor allem waren sie sehr geheim. Was der Doktor und die Angehörigen des inneren Zirkels der Organisation in den vergangenen Jahrzehnten unter Verwendung brutalster Mittel aufgebaut hatten, übertraf alles bisher Dagewesene. Es war ein Gebilde entstanden, eine Struktur, die über ein weltweites Netz von Zweigstellen verfügte. Namhafte Firmengruppen waren ebenso ein Teil des Ganzen wie etliche Parteien und subkulturelle Gemeinschaften bis hin zu Teilen kirchlicher Institutionen.

Der Doktor und seine Kameraden bündelten mehr Macht in ihren Händen als mancher Staat.

Angefangen hatte alles lange vor dem zweiten Weltkrieg, bei einem Treffen, bei dem die Gruppe Phönix gegründet wurde.

***

Deutschland, Freising, bei München, 12. September 1928 In dem an der Landshuter Straße gelegenen Gasthaus zum Löwen saßen in einem Nebenzimmer neun Männer, die gespannt einem Redner an der Stirnseite des Tisches lauschten.

Manche der Männer stand vor Staunen der Mund offen, andere bekamen eine Gänsehaut, so unglaublich, ja ungeheuerlich war der Plan, den er mit ruhiger Stimme erläuterte. Sie alle waren erfahrene und durch das Leben gestählte Leute, die sich keine Gelegenheit entgehen ließen, ein Geschäft zu machen oder sich einen Vorteil zu verschaffen, aber das hier ...? Der Redner behielt, trotz seiner ausgefeilten Ansprache, seine Zuhörer genau im Auge und verfolgte ihre Reaktionen. Nach einer knappen Stunde beendete er seinen Vortrag mit den Worten: »Nun, meine Herren, ist es an Ihnen zu entscheiden, ob Sie diesen Weg mit mir gehen wollen. Ich weiß, ich begebe mich auf dünnes Eis, indem ich ihnen meine Ideen präsentiere, ich weiß aber auch, dass Sie alle genau die Männer sind, die diesen gewaltigen Plan zu einem erfolgreichen Ergebnis führen werden. Nochmals weise ich Sie darauf hin, dass hier vollkommene Verschwiegenheit geboten ist und absolut nichts an die Öffentlichkeit dringen darf.«

Mit seinem stechenden Blick schaute er einem nach dem anderen in die Augen und erkannte, dass er sie alle in seiner Gewalt hatte. Dann fuhr er fort: »Mit diesem Plan werden wir Geschichte schreiben, auch wenn niemals ein Außenstehender davon wissen wird. Am Ende werden wir reicher und mächtiger sein, als Sie es sich heute vorstellen können.«

Beifälliges Gemurmel wogte durch den Raum. Mit beiden Armen stützte sich der Redner auf den Tisch, sagte ganz leise und gleichzeitig auf fast magische Art beschwörend: »Dann lassen Sie uns mit der Planung beginnen. Von nun ab wird die Gruppe Phönix der Mittelpunkt Ihres Lebens sein. Wortmeldungen bitte!«

Der Doktor dachte an diese Begebenheit, die er leider nicht selbst miterlebt hatte. Bei seiner späteren Berufung in den inneren Führungskreis der Organisation weihte man ihn in diese bedeutenden Ereignisse der ersten Stunde ein. Seitdem war viel geschehen, und viele gute Männer hatten ihr Leben verloren. Gute Kameraden, gute Freunde.

Der Doktor schreckte aus seinen Überlegungen auf, als das Telefon klingelte.

Lebens Spender

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