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„Damals erhielt er vom Kaiser Anastasius ein Patent als Konsul und legte in der Kirche des heiligen Martinus den Purpurrock und Mantel an und schmückte sein Haupt mit einem Diadem. Dann bestieg er ein Pferd und streute unter das anwesende Volk mit eigener Hand Gold und Silber auf dem ganzen Wege von der Pforte der Vorhalle bis zu der Bischofskirche der Stadt mit der größten Freigebigkeit aus; und von diesem Tage an wurde er Konsul oder Augustus genannt. Von Tours ging Chlodovech nach Paris und machte dies zum Sitz seiner Herrschaft.“ (Gregor, Historiae II, 38, S. 88f.; Übers.: BUCHNER, Bd. 1, S. 135).

Mit der Ernennung zum Konsul war die Erhebung zum patricius verbunden, dem höchsten oströmischen Ehrentitel. Außerdem übersandte Anastasius dem Frankenherrscher einen königlichen Ornat, vestis regia, erkannte also dessen Stellung als König offiziell an. Damit wies der Kaiser ihm denselben Rang zu wie wenige Jahre zuvor Theoderich. Hintergrund des Tages von Tours war einerseits das erfolgreiche Bündnis beider Mächte gegen Theoderich, andererseits die vom oströmischen Kaiser gepflegte Idee von der Familie der Könige. Der Kaiser gab niemals den Anspruch auf die Weltherrschaft auf, doch verzichtete er in den verlorenen Gebieten des Römerreiches auf eine direkte Machtausübung. Zeichen der Weltherrschaft war vielmehr, dass sich der Kaiser als Vater aller barbarischen Könige sah und diese ihn – etwa in Briefen – eben als Vater zu titulieren hatten, während er sie als seine Söhne ansprach. Allein der persische Großkönig galt als ‚Bruder‘ des Kaisers. In Tours wurde der Frankenkönig in dieses Konzept integriert und erhielt darin einen besonders vornehmen Platz. Praktische Auswirkungen hatte dies natürlich nicht, wahrscheinlich nicht einmal auf Chlodwigs Herrschaft über die Gallorömer. Hier war von größerer Bedeutung, dass er allmählich alle fränkischen Teilkönige ausschaltete. Lug und Trug waren dabei seine Mittel, wie man bei Gregor von Tours nachlesen kann. Der Reihe nach fielen Chlodwig die Könige Sigibert von Köln, Chararich, dessen Herrschaftsbereich unbekannt ist, und Ragnachar von Cambrai sowie möglicherweise einige andere zum Opfer.

Damit hatte Chlodwig nicht nur ein Großreich, sondern auch ein einheitliches fränkisches Königtum geschaffen. Daher gilt er mit Recht als primus rex Francorum, wie er in der Lex Salica genannt wird, dem Gesetzbuch der Franken, das er erstmals kodifizieren ließ. Die Rechtspflege und das Erlassen neuer Gesetze galten als das Vorrecht und die Aufgabe des römischen Kaisers schlechthin. Bereits andere auf römischem Reichsboden regierende Könige hatten das Recht ihrer Völker niederschreiben lassen, so die westgotischen Könige Eurich und Alarich II. den Codex Euricianus und die Lex Romana Visigothorum, der Burgunder Gundobad die Lex Burgundionum sowie der Ostgote Theoderich der Große das Edictum Theoderici. Indem Chlodwig es ihnen gleichtat und den Pactus Legis Salicae erließ, stellte er sich einmal mehr in die Tradition des spätantik-römischen Kaisertums und stärkte so sein Prestige als König der Franken.

Merowinger und Karolinger

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