Читать книгу Ein tödliches Komplott - Matthias Boden - Страница 14

Vereinigte Staaten, Dallas (TX)

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Der Mor­gen die­ses Früh­lings­ta­ges in Dal­las war un­ge­wöhn­lich kalt zu die­ser Jah­res­zeit. In der Nacht gab es so­gar noch teil­wei­se Bo­den­frost und die Tem­pe­ra­tur war noch nicht auf an­ge­neh­me Wer­te an­ge­stie­gen. Auf dem Park­platz vor dem Lin­coln Squa­re, ei­nem Ein­kaufs­zen­trum zwi­schen Dal­las und Fort Worth am Tom Lan­dry Free­way war­te­te Stuart Clar­ke leicht frie­rend in sei­nem him­melblau­en Trans­por­ter. Er hat­te sich einen Kaf­fee ge­kauft, um sich we­nigs­tens ein biss­chen auf­zu­wär­men. Sein Kon­takt ließ ein biss­chen auf sich war­ten. Er hat­te vor­her an­ge­kün­digt, dass es et­was län­ger dau­ern könn­te.

Lei­der war­te­te er jetzt schon über ei­ne Stun­de auf sei­ne Lie­fe­rung. Es war nicht ein­fach in Ame­ri­ka an ei­ne un­re­gis­trier­te Waf­fe zu ge­lan­gen. Zwar durf­te man in Texas of­fi­zi­ell Waf­fen kau­fen und auch bei sich tra­gen, aber sie wa­ren al­le auf die je­wei­li­gen Be­sit­zer re­gis­triert. Brauch­te man un­re­gis­trier­te Waf­fen wur­de es deut­lich schwe­rer an ei­ne zu ge­lan­gen. Sein Kon­takt konn­te al­ler­dings ei­ni­ge da­von lie­fern, die man nicht in ei­nem Waf­fen­ge­schäft be­kam. Stuart hat­te ei­ni­ge be­stellt, die auf dem of­fi­zi­el­len Markt über­haupt nicht ge­lie­fert wur­den. Der Na­tio­nal Fi­re­arms Act re­gel­te den Be­sitz der voll­au­to­ma­ti­schen Waf­fen in den USA. Pri­vat­leu­te, die ei­ne sol­che Waf­fe bei sich tra­gen woll­ten, brauch­ten ei­ne Er­laub­nis. Da­zu wur­den sie vom FBI über­prüft und muss­ten beim zu­stän­di­gen Bun­des­amt Bu­reau of Al­co­hol, To­b­ac­co, Fi­re­arms and Ex­plo­si­ves, kurz ATF ge­nannt ein­ge­tra­gen wer­den.

Stuart Clar­ke war schon mehr­fach we­gen kri­mi­nel­ler Ma­chen­schaf­ten ver­ur­teilt wor­den und muss­te auch ei­ni­ge sei­ner 34 Le­bens­jah­re hin­ter Stahl­stan­gen ver­brin­gen. Wer al­ler­dings vor­be­straft war, durf­te kei­ne Waf­fe mehr be­sit­zen oder bei sich tra­gen. Das mach­te es für Per­so­nen in sei­ner Po­si­ti­on sehr schwer an Feu­er­waf­fen zu kom­men. Kau­fen konn­te er sie nicht, weil man ihn so­fort ab­ge­lehnt hät­te. Es blieb ihm nur die Mög­lich­keit sei­ne Schnell­feu­er­ge­weh­re il­le­gal zu er­wer­ben. Da­zu ge­hör­te es lei­der auch auf sei­nen Lie­fe­ran­ten zu war­ten. Jetzt saß er am frü­hen Mor­gen hier auf die­sem düs­te­ren Park­platz.

Lang­sam ging schon die Son­ne auf und der Park­platz wur­de et­was be­leb­ter. Das war nicht ge­ra­de das, was sich Stuart er­hofft hat­te. Er woll­te das Ge­schäft im Wert von 300.000 Dol­lar mög­lichst ab­wi­ckeln, so­lan­ge es noch dun­kel war. Vor al­lem war das Ein­kaufs­zen­trum nicht ge­ra­de der bes­te Ort, um un­er­kannt Ge­schäf­te ab­zu­wi­ckeln. Plötz­lich hielt di­rekt vor ihm ein Mit­tel­klas­se­wa­gen mit ei­nem Num­mern­schild aus Okla­ho­ma. Der Fah­rer des Wa­gens war un­ge­wöhn­lich. Er wirk­te wie ein jun­ger Stu­dent auf Klas­sen­fahrt und nicht wie ein Waf­fen­händ­ler. Stuart stieg aus und ging auf den Fah­rer zu.

Der ent­schul­dig­te sich so­fort, »Tut mir leid, ich bin ver­dammt spät dran, aber ich wur­de auf dem Highway auf­ge­hal­ten. Ih­re Lie­fe­rung liegt im Kof­fer­raum.«

Oh­ne Um­schwei­fe öff­ne­te der jun­ge Mann die Heck­klap­pe und im Ge­päck­fach des Wa­gens kam ei­ne läng­lich zu­ge­na­gel­te Holz­kis­te zum Vor­schein. Stuart sah sie einen Mo­ment schwei­gend an. Dann ging er zu sei­nem Trans­por­ter zu­rück und öff­ne­te ei­ne Sei­te der La­de­flä­che. Die Holz­kis­te war sehr schwer und der jun­ge Stu­dent muss­te ihm hel­fen sie zu ver­la­den. Als sie si­cher auf sei­ner La­de­flä­che lag, war ihm auch ganz schön warm ge­wor­den. Der Stu­dent schi­en kei­ne Ah­nung zu ha­ben, was er da durch die Ge­gend ge­fah­ren hat­te, aber das stör­te Stuart auch nicht. Sein Ge­schäfts­part­ner hat­te ihm bei der Be­stel­lung schon mit­ge­teilt, dass die Lie­fe­rung von ei­nem drit­ten durch­ge­führt wur­de. Be­grün­det wur­de das durch Si­cher­heits­be­den­ken. Stuart Clar­ke konn­te das gut ver­ste­hen. Nie­mand wur­de ger­ne mit schar­fen Waf­fen auf der Stra­ße an­ge­hal­ten. Vor al­lem nicht mit den Waf­fen, die er be­stellt hat­te.

Die voll­au­to­ma­ti­schen M 16 wa­ren schon lan­ge in den USA ver­bo­ten. Kau­fen konn­te man sie im frei­en Han­del nicht. Die­se au­to­ma­ti­schen Ge­weh­re wa­ren aus­schließ­lich dem Mi­li­tär vor­be­hal­ten und konn­ten auf dem Markt nicht er­wor­ben wer­den. Stuart hat­te über sei­nen Kon­takt al­ler­dings zwei da­von or­ga­ni­sie­ren kön­nen. Für nur 150.000 Dol­lar das Stück wa­ren sie ein Schnäpp­chen ge­we­sen. Clar­ke war schon im­mer ein Waf­fen­narr und ein­mal in sei­nem Le­ben woll­te er ei­ne da­von sein Ei­gen nen­nen dür­fen. Bei sei­nem Jahr bei der Ar­my, die er im Rah­men der Wehr­pflicht ab­leis­ten muss­te, be­kam er sie nur bei Be­rufs­sol­da­ten zu se­hen, aber nie selbst ei­nes da­von in die Hand.

Der Stu­dent fuhr oh­ne ein wei­te­res Wort wie­der da­von und ließ Clar­ke al­lei­ne. Er schlug die Tür sei­nes Lie­fer­wa­gens zu und setz­te sich mild lä­chelnd hin­ter das Steu­er. Glück­lich über die er­folg­te Lie­fe­rung fuhr er vom Park­platz des Lin­coln Cen­ters und fuhr in Rich­tung des Six Flags over Texas Ver­gnü­gungs­parks da­von. Auf den Stra­ßen war zu die­ser Zeit nicht wirk­lich viel los, was Stuart Clar­ke ein schnel­les vor­an­kom­men er­mög­lich­te. Erst in der Moo­re Street, süd­lich des Tur­ner-Parks in Dal­las hielt er den him­melblau­en Trans­por­ter wie­der an. Stuart stieg aus und ver­rie­gel­te die Ga­r­agen­tür be­vor er sich die Holz­kis­te vor­nahm.

Mit ei­nem Brech­ei­sen he­bel­te er den De­ckel ab und fand un­ter Holz­wol­le sei­ne Ge­weh­re in ei­nem Stän­der. Die Ma­ga­zi­ne wa­ren an den En­den un­ter ei­ner Men­ge an Holz­wol­le ver­bor­gen. Die bei­den M 16 sa­hen in ih­rem leicht glän­zen­den Schwarz wun­der­voll aus. Vor­sich­tig streck­te Stuart sei­ne Hän­de aus und ließ sei­ne Fin­ger über das küh­le Me­tall glei­ten. Ein großes Lä­cheln zeig­te sich in sei­nem Ge­sicht. Er hat­te sei­nen Her­zens­wunsch vor sich. Funk­ti­ons­tüch­ti­ge M 16, kom­plett neu und un­be­nutzt. Mu­ni­ti­on hat­te er be­reits im Vor­feld da­für be­sorgt. Al­ler­dings füll­te er nur ei­nes der Ma­ga­zi­ne auf. Die an­de­ren blie­ben leer. Ein Ge­wehr woll­te er zum Feu­ern ver­wen­den, das an­de­re al­ler­dings war nur zu De­ko­zwe­cken ge­dacht.

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Ein tödliches Komplott

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