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3. Kapitel Vereinigte Staaten, Cleveland (OH)

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Es är­ger­te ihn maß­los. Der gan­ze Plan war ge­schei­tert. Er hat­te für die­ses Vor­ha­ben ex­tra mehr als ei­ne Mil­li­on ris­kiert und ein ver­damm­ter Strei­fen­cop mit sei­nem un­ru­hi­gen Fin­ger ver­ei­tel­te ihn. Jetzt hat­te er bril­lan­te Fo­tos, die ihm über­haupt nicht schmeck­ten. Wa­rum muss­te der Ser­geant ge­nau an die­sem ver­damm­ten Tag mit ei­nem Frisch­ling un­ter­wegs sein, der sich schon in die Ho­se macht, wenn ei­ner laut hus­tet? Das konn­te ein­fach nicht wahr sein. Gut, der Auf­tritt sei­nes Ku­ri­ers war gar nicht so übel wie er sich das vor­ge­stellt hat­te, aber die Fol­gen wa­ren al­les an­de­re als das, was er ge­plant hat­te. Aus­ge­rech­net die­ser Cop stand ihm in Port­land noch im Weg.

Der Plan war ei­gent­lich nar­ren­si­cher. Sein Ku­ri­er soll­te den ver­damm­ten Cop so weit rei­zen bis der sich nicht mehr hal­ten konn­te und dem Ku­ri­er et­was an­tut. Dann wä­re er ihn we­nigs­tens gleich los ge­we­sen und die Na­ti­on wä­re wie­der durch­ge­dreht. Ein dun­kel­häu­ti­ger Ku­ri­er, jung und däm­lich wie ei­ne Land­stra­ße, wird von ei­nem Dro­gen­cop auf of­fe­ner Stra­ße ver­prü­gelt. Da­zu die hüb­schen Fo­tos die er in Auf­trag ge­ge­ben hat­te schön un­ter die Me­di­en ver­teilt und schon hät­te er die­sen Ty­pen min­des­tens die nächs­ten tau­send Jah­re los. Die gan­ze afro­ame­ri­ka­ni­sche Be­völ­ke­rung hät­te wie­der et­was wor­auf sie ein­prü­geln konn­te und sei­ne Ge­schäf­te an der West­küs­te fie­len nicht mehr ins Ge­wicht. Vor al­lem be­käme sie nie­mand mit, weil sie al­le ab­ge­lenkt wä­ren.

Schon viel zu oft war ihm die­ser Dro­gen­spür­hund in die Pa­ra­de ge­fah­ren und hat­te mehr als ge­nug sei­ner Ak­tio­nen ver­hin­dert. Der muss­te ein­fach weg, da­mit er in Port­land freie Hand hat­te. Jetzt stand er in sei­nem Bü­ro am Fens­ter und blick­te hin­un­ter auf den La­ke Erie. In sei­ner Hand hielt er ein Glas zwölf Jah­re ge­reif­tem Scotch mit zwei Eis­wür­feln, die im Glas klirr­ten. Er muss­te sich et­was Neu­es aus­den­ken. Der Blick auf das blaue Was­ser, was in der Früh­lings­son­ne glänz­te, brach­te ihn im­mer wie­der auf die bes­ten Ide­en. Heu­te al­ler­dings blieb die Wir­kung aus. Da­für mel­de­te sich das Te­le­fon auf sei­nem Schreib­tisch. Miss­mu­tig stell­te er das Glas auf die Tisch­plat­te und nahm das Ge­spräch ent­ge­gen.

»Was?«, frag­te er sau­er.

»Wir be­kom­men ein Pro­blem in Port­land, Sir.«

»Was für ein Pro­blem? Tritt zu­fäl­lig noch der Co­lum­bia Ri­ver über die Ufer und schwemmt die­ses Dreck­loch weg?«

»Nein Sir«, schränk­te der An­ru­fer ein. »Das FBI ist auf dem Weg nach Port­land. Wa­shing­ton schickt zwei Spe­ci­al Agents die un­se­re Ak­ti­vi­tä­ten un­ter­su­chen sol­len. Die sit­zen schon in ei­ner Ma­schi­ne, die in Kür­ze hier lan­det!«

»Ha­ben wir zu­fäl­lig noch ei­ne Bo­den-Luft-Ra­ke­te üb­rig? Wir könn­ten sie vom Him­mel ho­len. Es war klar, dass sich die­se Schnüff­ler ir­gend­wann auf die Su­che ma­chen. Wir sind dar­auf vor­be­rei­tet. Schaf­fen sie bes­ser die­sen Ser­geant Bar­ber aus dem Weg. Der hat uns in den letz­ten Mo­na­ten schon vie­le Lie­fe­run­gen ver­saut und ich bin es lang­sam leid ihn mit Samt­hand­schu­hen an­fas­sen zu müs­sen.«

»Un­se­re Waf­fen sind be­reits ver­kauft Sir. Aber das ist das FBI, was da an­kommt und kein Tau­ben­züch­ter­ver­ein.«

»Es gibt kei­nen großen Un­ter­schied zwi­schen dem FBI und ei­nem Tau­ben­züch­ter­ver­ein. Die wer­den nichts Ver­wert­ba­res fin­den und flie­gen dann wie­der zu­rück. Selbst, wenn sie et­was fin­den soll­ten ha­be ich sie im­mer ge­nau da wo ich sie ha­ben will. Je mehr sie zu se­hen glau­ben, um­so ein­fa­cher ist es sie zu täu­schen. Un­se­re Vö­gel­chen be­kom­men Bar­geld in ei­nem Brief­um­schlag, das sich nicht zu­rück­ver­fol­gen lässt. Die glau­ben, sie ar­bei­ten für ei­ne staat­li­che Be­hör­de und es gibt im gan­zen Land Mil­lio­nen da­von. Das ein­zi­ge, was mir Sor­gen macht, sind die­se däm­li­chen Be­am­ten, die mir im­mer wie­der in die Sup­pe spu­cken und ex­trem ho­he Kos­ten ver­ur­sa­chen. Das Hu­man­ka­pi­tal ist egal, die sind leich­ter zu er­set­zen als feh­len­de Zi­ga­ret­ten. Aber die­se klei­nen Men­gen, die wir sie trans­por­tie­ren las­sen, ge­hen ganz schön ins Geld. Ro­ger Bar­ber hat uns zwi­schen­zeit­lich schon mehr als vier Mil­lio­nen ge­kos­tet, weil er sei­ne Ad­ler­na­se im­mer wie­der in mei­ne An­ge­le­gen­hei­ten hängt. In kei­ner an­de­ren Stadt ha­ben wir die­ses ver­damm­te Pro­blem. Aber es ist nicht so ein­fach einen Dro­gen­fahn­der um­zu­le­gen, oh­ne die ge­sam­te Trup­pe auf­zu­we­cken, die an ih­ren Do­nut­lä­den schla­fen. Ich möch­te den aus dem Weg ha­ben, dann kön­nen wir end­lich mit großen Men­gen ope­rie­ren.«

»Was sol­len wir tun?«, frag­te die Stim­me aus dem Te­le­fon.

»Nicht in die Ho­sen schei­ßen. Ich küm­me­re mich schon dar­um. Im Mo­ment blei­ben wir in Port­land bei den klei­nen Men­gen bis wir end­lich Bar­ber aus dem Weg ha­ben. Än­dern sie ein­fach die Rou­ten für un­se­re Lie­fe­run­gen bis ich grü­nes Licht ge­be.«

»Wann kommt die nächs­te Lie­fe­rung?«

Er muss­te kurz nach­den­ken. Es war nicht so ein­fach den Über­blick zu be­hal­ten, wenn man in vie­len Städ­ten gleich­zei­tig am Ar­bei­ten war. Dann fiel es ihm wie­der ein. »Die nächs­te Lie­fe­rung trifft nächs­ten Don­ners­tag ein. Ir­gend­was um 30 Ki­lo­gramm in klei­nen Men­gen wie bis­her. Ver­sen­den sie ma­xi­mal fünf Ki­lo­gramm zu un­se­ren Ab­neh­mern, bis wir den blö­den Cop los­ge­wor­den sind.«

»In Ord­nung Sir«, klang die Stim­me aus dem Hö­rer und die Ver­bin­dung wur­de un­ter­bro­chen.

Der gu­te Scotch in sei­nem Glas war durch die ge­schmol­ze­nen Eis­wür­fel schon ver­wäs­sert. Wü­tend kipp­te er den In­halt in die Blu­men auf sei­ner Fens­ter­bank und schenk­te sich ein zwei­tes Glas ein. Die­ses Mal oh­ne Eis­wür­fel. Er brauch­te einen Plan, den Ro­ger Bar­ber, den Dro­gen­fahn­der aus Port­land, end­lich dar­an hin­der­te, sei­ne Ge­schäf­te auf­zu­de­cken. Er­neut blick­te er wie­der auf das auf­ge­wühl­te Was­ser un­ter­halb sei­nes Bü­ros. Nur we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter hat­te er ei­ne groß­ar­ti­ge Idee, wie er sei­nen Wi­der­sa­cher im Wes­ten aus dem Weg räu­men könn­te. Er trank den Scotch mit ei­nem tie­fen Zug aus und schluck­te das hoch­pro­zen­ti­ge Ge­tränk. Die Hit­ze des Al­ko­hols in sei­nem Sch­lund fühl­te er bis es in sei­nem Ma­gen lan­de­te. Dann griff er zum Te­le­fon und wähl­te ei­ne Kurz­wahl.

»Ja?«, mel­de­te sich ei­ne zar­te Frau­en­stim­me.

»Hal­lo Em­ma. Sag mal, wann hat Bar­ber sei­nen nächs­ten Ter­min bei ei­ner dei­ner An­ge­stell­ten?«

»In un­ge­fähr ei­ner Wo­che be­sucht ihn Ma­de­lei­ne, aber warum möch­test du das wis­sen?«

»Kannst du Ma­de­lei­ne et­was mit­ge­ben, wenn sie ihn be­sucht?«

»Kla­mot­ten oder was?«, frag­te sie.

»Hör auf mit dem Un­sinn. Ich will, dass sie ihm et­was un­ter­schiebt, am bes­ten gut ver­steckt!«

Er hör­te sie lei­se stöh­nen be­vor sie sag­te, »Wie groß und schwer ist es, was sie ver­ste­cken soll?«

Ein Lä­cheln um­spiel­te sei­ne Lip­pen, »Et­wa ein Pfund schwer und nicht grö­ßer als drei Schach­teln Kip­pen.«

»Das soll­te sie schaf­fen. Musst du wis­sen, wo es ver­steckt ist?«

»Nur grob. Das FBI wird es dann schon fin­den und ihn aus dem Ver­kehr zie­hen!«

»Du weißt schon das mir da­durch ein Stamm­kun­de weg­fällt?«

Er nick­te. »Na­tür­lich weiß ich das. Ich wer­de mir et­was als Aus­gleich ein­fal­len las­sen. Vi­el­leicht der Bür­ger­meis­ter oder so.«

»Der ist doch so­wie­so schon Kun­de bei mir«, lach­te sie, »Die hal­be Stadt­ver­wal­tung ist bei mir Kun­de. Wenn das de­ren Schlam­pen zu Hau­se wüss­ten, könn­te ich die Stadt über­neh­men!«

»Du be­kommst einen Aus­gleich, das ist ver­spro­chen, Em­ma. So­bald Bar­ber weg ist sor­ge ich da­für, dass du einen neu­en Kun­den be­kommst, der ge­nug Geld bei dir lässt«, ver­sprach er.

»Okay, ich ge­be dir Be­scheid wo Ma­de­lei­ne dein Päck­chen ver­steckt hat. Wer bringt es?«

Er dach­te kurz dar­über nach, dann sag­te er, »Ein Ku­ri­er wird es am üb­li­chen Platz hin­ter­le­gen. Ich sor­ge da­für, dass es spä­tes­tens am Don­ners­tag da ist.«

»In Ord­nung«, be­stä­tig­te sie die Ab­spra­che. »Ich ge­be dir so­fort Be­scheid wo sie es bei ihm hin­ter­legt hat.«

»Dan­ke Em­ma«, lä­chel­te er und leg­te auf.

Di­rekt da­nach nahm er sei­nen gol­de­nen Ku­gel­schrei­ber und mach­te sich ei­ne kur­ze No­tiz auf sei­ner Schreib­un­ter­la­ge. Den Ku­ri­er zu fin­den war kein Pro­blem, nur muss­te er ein­mal mehr auf das Geld für ein hal­b­es Ki­lo Stoff ver­zich­ten. Al­ler­dings wä­re er dann auch Ro­ger Bar­ber los und konn­te in Port­land end­lich auf die großen Lie­fe­run­gen um­stei­gen. Die Ku­rie­re wa­ren zwar nicht teu­er, aber für je­den klei­nen Ab­schnitt muss­te er wie­der Klein­be­trä­ge auf­wen­den, die sich mit der Men­ge schon zu ei­nem großen Aus­ga­b­e­pos­ten sum­mier­ten. Die an­de­re Mög­lich­keit wä­re Port­land kom­plett aus­zu­spa­ren und einen Um­weg über Spo­ka­ne und dann nach Re­no in Kauf neh­men. Der län­ge­re Weg war zwar si­che­rer, aber es wür­de zu ei­ner Un­ter­ver­sor­gung füh­ren, die er sich nicht er­lau­ben woll­te. Das gan­ze Lie­fer­netz­werk auf­zu­bau­en war schon schwer ge­nug.

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Ein tödliches Komplott

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