Читать книгу Ein tödliches Komplott - Matthias Boden - Страница 17

11. Kapitel Bahamas, Nassau

Оглавление

Das Te­am um Liz Croll war ge­ra­de in ih­rem Bü­ro beim Mit­ta­ges­sen als das Te­le­fon klin­gel­te. Micha, der ge­ra­de mit fri­schem Saft für die Kin­der aus der Kü­che kam, stell­te die Kar­af­fe auf den Schreib­tisch der An­füh­re­rin und nahm den Hö­rer ab.

»Wer stört?«, frag­te er et­was brum­me­lig.

Das Ge­spräch, was eher ein Mo­no­log war, dau­er­te ei­ni­ge Mi­nu­ten. Je län­ger er den Hö­rer in der Hand hielt, um­so mehr ver­dun­kel­te sich sei­ne Mie­ne. Dann sag­te er, »Ich ge­be es wei­ter, Rhon­da«, und leg­te auf. Wäh­rend er die Kar­af­fe wie­der an­hob und sich auf den Weg zum Tisch mach­te, setz­te er wie­der sein Po­ker­face auf. Zu­erst schenk­te er den vier Kin­dern den ge­kühl­ten Saft ein, be­vor er sich wie­der auf sei­nen Platz setz­te und das Te­am un­ter­rich­te­te.

»Rhon­da hat an­ge­ru­fen. Wir sol­len in Ame­ri­ka dem FBI hel­fen ei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on auf­zu­de­cken. Sie nen­nen sich SNB und las­sen Dro­gen, so­wie Waf­fen durch ein­fa­che, meist jun­ge Stu­den­ten und Be­rufs­an­fän­ger mit we­ni­ger Geld die Wa­ren quer durchs Land trans­por­tie­ren. Das FBI hat zwei Agen­ten ab­ge­stellt, die das un­ter­su­chen sol­len, die al­ler­dings in Ly­on an­ge­ru­fen ha­ben und Un­ter­stüt­zung brau­chen. Amy und ihr Te­am sind ge­ra­de in Schwe­den un­ter­wegs, was be­deu­tet wir sol­len de­nen hel­fen.«

»Da kann mal wie­der se­hen, was das für Blind­gän­ger sind«, scherz­te Mi­ke. »Kaum wird es et­was schwie­ri­ger, brau­chen sie Hil­fe, um einen Ta­ge­dieb zu über­füh­ren.«

Da­mi­en, der Sohn von Liz, der ge­ra­de auf ei­nem Stück Fleisch kau­te, frag­te in die Run­de »Was ist ein Ta­ge­dieb? Klaut der an­de­ren Ta­ge?«

Das Te­am be­gann zu la­chen. Die Kin­der mach­ten fra­gen­de Ge­sich­ter. Aus ih­rer Sicht war die Fra­ge an die Er­wach­se­nen mehr als be­rech­tigt. Mi­cha­el kann­te das schon von sei­nen bei­den Mäd­chen. In dem Al­ter stell­ten sie den Tag über mehr als ge­nug Fra­gen. Er stand auf und knie­te sich ne­ben die Kin­der am Tisch, als er er­klär­te, »Der Aus­druck Ta­ge­dieb ist ein al­tes deut­sches Sprich­wort, was be­reits vor 200 Jah­ren schon ge­bräuch­lich war. Jo­hann Wolf­gang von Goe­the, ein be­rühm­ter deut­scher Dich­ter, ver­wen­de­te den Ta­ge­dieb schon in sei­nen Wer­ken. Es be­zeich­net ei­ne Per­son, die kei­ner nütz­li­chen Be­schäf­ti­gung nach­geht und den gan­zen Tag nichts tut.«

Die Ant­wort reich­te den Kin­dern aus und sie küm­mer­ten sich wei­ter um ihr Mit­ta­ges­sen. Den Müt­tern ge­fiel es wie der ehe­ma­li­ge Bo­dy­guard mit den Kin­dern um­ging. Leo­nie und Dol­ly er­leb­ten das täg­lich zu Hau­se. Die bei­den Mäd­chen wa­ren stän­dig am Fra­gen und Micha er­klär­te ih­nen ge­dul­dig al­les, was sie wis­sen woll­ten. Liz und Ka­rya­ni be­wun­der­ten die­se Fä­hig­keit bei ihm. Sie hat­ten nach ei­ni­gen Stun­den in­ten­si­ven Fra­gens der Kin­der nicht mehr die Ner­ven al­les zu er­klä­ren. Ihn schi­en das nicht zu stö­ren, ob­wohl Leo­nie und Dol­ly wuss­ten, dass er teil­wei­se auch ge­nug da­von hat­te. Al­ler­dings war es ihm wich­tig sei­nen bei­den ge­lieb­ten Kin­dern ih­re Fra­gen zu be­ant­wor­ten so gut er das konn­te.

Liz woll­te das The­ma jetzt nicht beim Mit­ta­ges­sen an­spre­chen und gab non­ver­ba­le Hin­wei­se an ih­re Freun­de. Nach dem Es­sen, wenn die vier wie­der zu­sam­men spiel­ten, blieb noch ge­nug Zeit, das al­les zu dis­ku­tie­ren. Na­tür­lich gab es kei­ne pas­sen­de­re Zeit, als sie ge­nau dann wie­der in der Welt her­um­zu­schi­cken, als ih­re Kin­der ge­ra­de ih­re Fe­ri­en hat­ten. Ihr ge­fiel das nicht. Wie­der ein­mal muss­ten sie ih­ren Nach­wuchs al­lei­ne zu­rück­las­sen und Ver­bre­cher aus­fin­dig ma­chen. Für die Müt­ter war das im­mer wie­der ei­ne Her­aus­for­de­rung. Ja­son war nicht mehr in der La­ge sich ei­ni­ge Wo­chen um al­le vier zu küm­mern. So­lan­ge sie noch klein wa­ren und im Sand zu­sam­men spiel­ten, konn­te er sie be­auf­sich­ti­gen und sich um ih­re Be­dürf­nis­se küm­mern. Mitt­ler­wei­le wa­ren sie aber nicht mehr zu hal­ten und ent­wi­ckel­ten ei­ge­ne Ide­en.

Im Hau­se Korn und Pa­re­des gab es die­ses Pro­blem nicht mehr. Die drei hat­ten schon seit Mo­na­ten zwei Stu­den­tin­nen en­ga­giert, die sich um die bei­den Mäd­chen be­müh­ten. Sie wech­sel­ten sich bei der Kin­der­be­treu­ung ab, wenn die El­tern mal wie­der un­ter­wegs wa­ren. Da­mi­en blieb na­tür­lich bei sei­nem Va­ter, so­lan­ge Liz auf Tour war. Nur Ka­rya­ni und Mi­ke, die ja bei­de zum Te­am ge­hör­ten, brauch­ten für Mi­ka je­man­den. Da sie aber bis­her nie­man­den ge­fun­den hat­ten der auf ih­ren drei­jäh­ri­gen auf­pas­sen konn­te, durf­te er für die Zeit zu Va­le­ria und Emi­lia. Da war er un­ter sei­nen Freun­den und die Stu­den­tin­nen küm­mer­ten sich um die An­lie­gen des kleins­ten.

Nach dem Mit­ta­ges­sen räum­te Mi­cha­el den Tisch ab und die Kin­der wid­me­ten sich wie­der ih­rer Ta­ges­be­schäf­ti­gung. Da­nach fand er sich dann vor der Tür ein, um mit Leo­nie und Liz, die bei­den Rau­che­rin­nen, einen Glimm­stän­gel zu in­ha­lie­ren. Leo­nie mach­te sich Sor­gen dem FBI un­ter die Ar­me grei­fen zu müs­sen. Es war zwar ein paar Jah­re her, seit sie in Hou­ston von ex­akt die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on ver­haf­tet wor­den war. So viel Gu­tes war ihr in der Zwi­schen­zeit pas­siert, was sie un­ter kei­nen Um­stän­den wie­der ver­lie­ren woll­te. Sie hat­te Mi­cha­el und Do­lo­res an ih­rer Sei­te, durf­te sich über die Ge­burt ih­rer Toch­ter freu­en und ih­re Halb­schwes­ter mach­te das Glück per­fekt. Liz wuss­te das na­tür­lich, sie war ja haut­nah da­bei, wie sich das al­les ent­wi­ckel­te. Ih­re Angst er­kannt zu wer­den war re­gel­recht spür­bar.

Mi­cha­el emp­fand die vor ih­nen lie­gen­de Auf­ga­be als ex­trem un­an­ge­nehm. Er mach­te ge­gen­über der Te­am­che­fin auch kei­nen Hehl dar­aus. Mit Aus­nah­me von Micha und Do­lo­res wa­ren sie in den USA im­mer ge­fähr­det. Mi­ke muss­te vier Jah­re im Ge­fäng­nis brum­men, sei­ne ge­lieb­te Frau wur­de we­gen di­ver­ser Straf­ta­ten ge­sucht und Leo­nie als ehe­ma­li­ge Auf­trags­kil­le­rin ent­kam mit­hil­fe von Liz und Mi­ke aus den Fän­gen des FBI. Falls man sie er­ken­nen wür­de, was leicht pas­sie­ren konn­te, wa­ren sie al­le ge­fähr­det. Dem gan­zen Te­am war nicht wohl da­bei in der Höh­le des Lö­wen ar­bei­ten zu müs­sen.

Liz ver­sprach den bei­den sich schon im ei­ge­nen In­ter­es­se dar­um zu küm­mern. Be­vor sie zu ei­ner Be­spre­chung zu­sam­men­ka­men, rief sie Rhon­da Mil­ler in Ly­on an.

Die Di­rek­to­rin von In­ter­pol mel­de­te sich schon nach dem ers­ten Klin­gel­zei­chen, »Hal­lo Liz, was brauchst du?«

»Si­cher­hei­ten Rhon­da. Du weißt, dass un­ser ge­sam­tes Te­am in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten ex­trem ge­fähr­det ist. Falls je­mand von uns dort er­kannt wird sind wir und un­se­re Fa­mi­li­en in Ge­fahr. Wir möch­ten nicht auf dem Prä­sen­tier­tel­ler sit­zen, oh­ne ir­gend­wie ab­ge­si­chert zu sein«, leg­te Liz los.

»Ich woll­te ei­gent­lich Amys Te­am schi­cken, aber die sind an­der­wei­tig ge­bun­den und ich ha­be nur euch zur Ver­fü­gung. Ich weiß um die Ver­stri­ckun­gen Be­scheid. Ihr habt von mei­ner Sei­te aus jeg­li­chen Rück­halt den ihr braucht. Um es ganz deut­lich zu for­mu­lie­ren, und das kannst du ger­ne al­len aus­rich­ten, falls euch ir­gend­was pas­siert, ihr er­kannt wer­det oder ir­gend­je­mand ge­gen euch vor­ge­hen will, dürft ihr un­ge­straft je­den um­le­gen. Ihr habt je­des Recht, das in eu­ren Ar­beit­s­pa­pie­ren steht und das welt­weit«, er­klär­te Rhon­da ein­dring­lich.

»Was pas­siert, wenn man uns di­rekt vor Ort ver­haf­tet?«, woll­te Liz wis­sen.

»Dann, mei­ne lie­be Liz, bin ich ver­sucht je­den ein­zel­nen In­ter­pol­mit­ar­bei­ter in die Staa­ten zu ent­sen­den und euch da raus­zu­ho­len. Falls sie es wirk­lich ver­su­chen soll­ten, lernt die­ser Staat wie es sich an­fühlt Krieg zu spie­len. Aber die­ses Mal in der Hei­mat di­rekt vor der ei­ge­nen Haus­tür.«

Liz konn­te sich ein Grin­sen nicht ver­knei­fen. »Wol­len wir hof­fen, dass es nicht so weit kommt!«

»Kann ich sonst noch was für euch tun?«

»Der­zeit nicht Rhon­da. Wir mel­den uns, wenn wir et­was brau­chen. Dan­ke!«, ent­geg­ne­te die An­füh­re­rin und leg­te dann auf.

Nach ei­ner kur­z­en Pau­se bat die Che­fin ihr Te­am an den Tisch zur ers­ten Be­spre­chung. Mi­ke, der Ha­cker des Te­ams, hat­te be­reits die Un­ter­la­gen, die man ih­nen zur Ver­fü­gung stell­te, über­flo­gen und konn­te die Hin­wei­se wei­ter­ge­ben. Die Kin­der wa­ren drau­ßen be­schäf­tigt und spiel­ten fan­gen. Das gab ih­nen ge­nug Zeit sich das al­les an­zu­hö­ren. Be­vor Mi­ke sei­nen Be­richt los­wer­den durf­te, be­ru­hig­te Liz ihr Te­am und gab ih­nen das Er­geb­nis ih­res Ge­sprächs mit Rhon­da Mil­ler wei­ter.

»Wir al­le sind in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten ge­fähr­det, das will ich auch nicht in ir­gend­ei­ner Form schön­re­den. Ich ha­be mit Rhon­da in Ly­on te­le­fo­niert und sie um Si­cher­hei­ten ge­be­ten. Sie steht hin­ter uns bei al­lem was pas­siert. Sie er­laubt uns je­den zu kil­len der ge­gen uns vor­geht, egal wer es auch sein soll­te. Falls man uns ver­haf­tet wird sie al­le He­bel in Be­we­gung set­zen uns her­aus­zu­ho­len. Not­falls ist sie auch da­zu be­reit, ganz In­ter­pol zu be­waff­nen und einen Krieg ge­gen die Ame­ri­ka­ner vom Zaun zu bre­chen. Sie hat mich noch ein­mal an un­se­re Ar­beit­s­pa­pie­re er­in­nert, in de­nen uns zu­ge­si­chert wird, je­des auch il­le­ga­le Mit­tel an­zu­wen­den, das wir für er­for­der­lich hal­ten. Uns kann al­so nichts pas­sie­ren.«

Mi­cha­el rich­te­te ein Wort an Liz, »Mit dei­ner Er­laub­nis Queen wür­de ich ger­ne an­re­gen, dass un­se­re Fa­mi­li­en, ins­be­son­de­re die Kin­der, wäh­rend un­se­rer Ab­we­sen­heit zu­min­dest durch Schuss­waf­fen ge­si­chert sind. Da­zu wür­de ich ger­ne min­des­tens drei al­te Kol­le­gen hier­her be­or­dern, die auf­pas­sen, dass nichts pas­siert!«

»Meinst du wirk­lich, das wird nö­tig sein, Micha?«, woll­te Ka­ry wis­sen. »Wir ha­ben un­se­re Tar­ni­den­ti­tä­ten im Aus­land zwar ab­ge­legt und ope­rie­ren wie­der un­ter un­se­ren nor­ma­len Na­men, aber ich glau­be nicht, dass je­mand Rück­schlüs­se auf den Wohn­ort un­se­rer Kin­der zie­hen kann.«

»Nenn es mei­net­we­gen Vor­sicht oder völ­lig be­scheu­ert, aber ein blö­der Zu­fall wür­de aus­rei­chen sie aus­fin­dig zu ma­chen und wir wol­len al­le nicht das ih­nen auch nur das ge­rings­te pas­siert«, gab er zu be­den­ken.

Al­le mach­ten sich Ge­dan­ken um ih­re Kin­der. Nie­mand woll­te, dass ih­nen et­was ge­schieht und sei­ne Be­den­ken wa­ren nicht von der Hand zu wei­sen. Das Fe­deral Bu­reau of In­ves­ti­ga­ti­on hat­te ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten den Auf­ent­halts­ort zu er­mit­teln, auch au­ßer­halb der Ve­rei­nig­ten Staa­ten. Liz er­in­ner­te ih­re Mit­strei­ter an den Fall ›Ika­rus‹, der in Eng­land sei­nen Ab­schluss fand. Da­mals war es so­gar not­wen­dig, einen Kil­ler, der auf sie an­ge­setzt war, vor der Bar ih­res Man­nes aus­zu­schal­ten. Dort war es ei­nem Pri­vat­mann ge­lun­gen, die Adres­se aus­fin­dig zu ma­chen. Leo­nie beug­te sich zu ih­rem Ehe­mann und flüs­ter­te ihm et­was ins Ohr. Er nahm sich einen kur­z­en Mo­ment Zeit, um über ih­ren Vor­schlag nach­zu­den­ken. Micha nick­te nur stumm. Liz, die das mit­be­kam, woll­te wis­sen, was Leo­nies An­lie­gen war.

Die klei­ne Blon­di­ne er­klär­te, »Emi­lia trai­niert an Waf­fen, wie ich als Kind. Sie hat von François ei­ne töd­li­che Hand­feu­er­waf­fe ge­schenkt be­kom­men. Ich möch­te, dass sie im Not­fall sich, Va­le­ria und Mi­ka ver­tei­di­gen kann, so­zu­sa­gen als letz­te Ver­tei­di­gungs­li­nie. Ganz da­von ab­ge­se­hen, was wir hier ent­schei­den.«

»Früh übt sich, wer ei­ne Meis­te­rin wie ih­re Mut­ter wer­den will«, ver­such­te Mi­ke einen klei­nen Scherz.

Die An­füh­re­rin hat­te ge­nug da­von und woll­te zu ei­nem En­de kom­men. Des­halb ließ sie die Trup­pe über Michas Vor­schlag ab­stim­men. Al­le scho­ben ih­re Be­den­ken im In­ter­es­se ih­rer Kin­der bei­sei­te und stimm­ten dem An­ge­bot zu. Micha ließ dar­auf­hin die an­de­ren kurz al­lei­ne und te­le­fo­nier­te vor der Tür mit ei­nem al­ten Kol­le­gen. Wäh­rend­des­sen un­ter­hielt sich das Te­am über Emi­li­as Hob­by und die Fort­schrit­te, die sie schon ge­macht hat. Do­lo­res er­wähn­te auch, dass sie ihr bei­ge­bracht hat­ten, nie auf Le­be­we­sen an­zu­le­gen, mit der Aus­nah­me, wenn ihr oder ih­ren Freun­den Ge­fahr droh­te. Ka­rya­ni be­gann zu la­chen. Sie hat­te al­so die glei­che Ent­wick­lung wie Leo­nie vor sich, nur mit dem Un­ter­schied nicht auf die schie­fe Bahn zu ge­ra­ten.

Kurz dar­auf kam Micha von sei­nem Te­le­fonat zu­rück und be­rich­te­te, »Ich ha­be einen al­ten Kum­pel an­ge­ru­fen. Er kommt mit drei wei­te­ren Bo­dy­guards zu uns und passt auf un­se­re Fa­mi­li­en auf wäh­rend wir weg sind. Die Be­zah­lung ist be­reits ge­re­gelt.«

»Okay, dan­ke Micha«, sag­te Liz und dreh­te sich zu Mi­ke um. »Mi­ke, bring uns auf den neues­ten Stand, was ha­ben wir vor uns?«

Die vier Frau­en und Mi­cha­el schlos­sen die Au­gen und ent­spann­ten sich. Sie hat­ten die Metho­de von Mi­cha­el über­nom­men, der sich so die Fak­ten no­tier­te. Der Ha­cker räus­per­te sich kurz, rück­te auf dem So­fa nach vor­ne und be­gann zu re­fe­rie­ren, »Ei­ne un­be­kann­te Grup­pe setzt in den gan­zen Staa­ten ein­fa­che Bür­ger als Ku­rie­re für Dro­gen und Waf­fen ein. Sie tar­nen sich als Ge­heim­dien­st­or­ga­ni­sa­ti­on mit dem Kür­zel SNB. Seit et­was mehr als fünf Mo­na­ten wer­den über­all im Land im­mer wie­der Pri­vat­per­so­nen mit Cry­stal Meth oder ver­schie­de­nen ver­bo­te­nen Waf­fen er­wi­scht und lan­den da­für hin­ter Git­tern. An­ge­wor­ben wer­den sie mit ein­fa­chen Brie­fen und Bar­geld, das sie in ih­rem Brief­kas­ten fin­den, wenn sie einen Auf­trag er­le­digt ha­ben. Die Ur­he­ber konn­ten bis­her nicht er­mit­telt wer­den. Das FBI hat zwei Agen­ten an­ge­wie­sen, dem nach­zu­ge­hen. Ei­ne Spe­ci­al Agen­tin As­hleigh Spears und einen Spe­ci­al Agent Cooper Knight. Sie be­fin­den sich der­zeit in Port­land und sind be­sorgt, weil sie zu we­nig Per­so­nal ha­ben. Das FBI hat bei In­ter­pol um Un­ter­stüt­zung ge­be­ten. Trotz mehr­fa­cher Über­wa­chung der Lie­fe­run­gen konn­te bis­her nie­mand der Or­ga­ni­sa­ti­on ent­tarnt wer­den. Di­rekt vor den Au­gen der Po­li­zei sind Be­weis­mit­tel aus ei­ner Lie­fe­rung ver­schwun­den oh­ne, dass es be­merkt wur­de. Un­ser Auf­trag lau­tet, mit den bei­den Agen­ten die Or­ga­ni­sa­ti­on SNB aus­fin­dig zu ma­chen und die Hin­ter­grün­de auf­zu­de­cken.«

»Mei­ne Fres­se sind die däm­lich«, brach es aus Ka­rya­ni her­aus. »Die las­sen sich Dro­gen, die sie be­ob­ach­ten, vor der Na­se klau­en. Was sind das nur für Stüm­per?«

»Ka­ry, was er­war­test, du von ei­nem Volk, was 25 Mil­lio­nen Dol­lar aus­gibt, um einen Ku­gel­schrei­ber zu ent­wi­ckeln, der auch im All schreibt? Die Rus­sen ha­ben die­ses Pro­blem mit ei­nem Blei­stift für ein paar Cent ge­löst. Die meis­ten Ein­woh­ner die­ses Lan­des sind mit Naiv noch sehr wohl­wol­lend um­schrie­ben«, er­wi­der­te Mi­cha­el. Das brach­te ihm einen klei­nen lie­be­vol­len Klaps von Leo­nie ein. Auch Ka­rya­ni be­kam von ih­rem Mann ein vor­wurfs­vol­les Ge­sicht. Die bei­den wa­ren schließ­lich Ame­ri­ka­ner. Al­ler­dings kann­ten sie das schon von ih­ren Freun­den.

»Das brin­gen die nicht al­lei­ne hin?«, woll­te Liz wis­sen.

»Wie du siehst nicht Liz«, ant­wor­te­te Mi­ke kopf­schüt­telnd.

»Das FBI hat so vie­le Agen­ten in den gan­zen USA ver­streut und sie schi­cken gan­ze zwei da hin. Was ma­chen die gan­zen an­de­ren 36.000 da­von?«

Leo­nie grins­te »Die boh­ren in der Na­se Liz. In Ame­ri­ka kann sonst was pas­sie­ren und das FBI schickt im­mer nur zwei Agen­ten. Das ist de­ren Stan­dard­grö­ße. Ich ha­be im Lau­fe der gan­zen Zeit so vie­le Men­schen ab­ge­knallt und war so­gar un­ter den meist­ge­such­ten Per­so­nen ge­lis­tet. Trotz­dem wa­ren im­mer nur zwei hin­ter mir her. Die letz­ten bei­den ha­ben acht Jah­re ge­braucht, um mich zu be­kom­men. Das ist ih­nen nur ge­lun­gen ist, weil ich so blöd war auf einen da­von rein­zu­fal­len.«

»Okay«, schloss Liz das The­ma ab, »die wer­den ja noch einen hal­b­en Tag oh­ne uns aus­kom­men. Ich schla­ge vor wir flie­gen mor­gen früh da hin und er­le­di­gen das The­ma. Wird ja nicht so lan­ge dau­ern die zu fin­den. Ich fra­ge mich nur was die bei­den Spe­zia­lis­ten dann ma­chen? Wol­len die viel­leicht ler­nen wie man es macht?«

Do­lo­res mel­de­te sich zu Wort, »Ich den­ke mal sie ha­ben uns nur an­ge­for­dert, um Auf­ga­ben zu über­neh­men, die sie nicht sel­ber ma­chen wol­len. So wie ich ge­le­sen ha­be ma­chen sie das im­mer. Ent­we­der sie span­nen nor­ma­le Po­li­zis­ten ein, die un­lieb­sa­men Auf­ga­ben zu über­neh­men und jetzt den­ken sie wohl, dass sie uns die Schei­ße aufs Au­ge drücken kön­nen.«

»Die wer­den sich um­gu­cken«, brumm­te Mi­cha­el, »Un­se­re Queen fliegt nicht da hin, um de­nen den Arsch zu wi­schen. Wenn ich den Aus­druck in ih­ren Au­gen rich­tig deu­te, über­nimmt sie den gan­zen Fall oh­ne sich vom FBI auf der Na­se her­um­tan­zen zu las­sen. Stimmts oder hab ich recht?«

Die An­füh­re­rin schüt­tel­te den Kopf, »Micha kennt mich mitt­ler­wei­le schon viel zu gut. Ich ha­be nicht vor de­nen zu­zu­ar­bei­ten da­mit sie sich ein gut ge­macht ab­ho­len kön­nen. Wir sind ein Te­am von Spe­zia­lis­ten und klä­ren sol­che Fäl­le al­lei­ne. Au­ßer­dem ha­ben sie uns ge­ru­fen, weil sie al­lei­ne nicht da­mit klar­kom­men.«

Die sechs Agen­ten spra­chen noch ei­ne gan­ze Wei­le über den Fall, um einen An­satz zu fin­den. Je­de Idee wur­de aber von Mi­ke wie­der ver­wor­fen, weil die Po­li­zis­ten in den USA die­se An­sät­ze auch schon er­folg­los ver­folg­ten. Nach et­wa ei­ner Stun­de un­ter­brach Liz die Dis­kus­si­on. Sie muss­ten sich vor Ort selbst ein Bild ma­chen. Vi­el­leicht gab es ja schon neue Hin­wei­se bis sie in Port­land wa­ren, was ih­nen einen An­satz bot. Dann ent­schied sie dem Te­am bis zum Mor­gen frei­zu­ge­ben. Sie muss­ten ih­re Kin­der noch dar­über in­for­mie­ren, dass sie ei­ne Wei­le un­ter­wegs sein wür­den. Au­ßer­dem soll­ten sie ih­nen noch sa­gen, dass sie für die Zeit von Bo­dy­guards be­schützt wur­den, was sie nicht zu be­un­ru­hi­gen brauch­te.

Sie sam­mel­ten die vier Kin­der ein und mach­ten sich auf den Heim­weg. Wäh­rend der Fahrt nach Hau­se er­fuh­ren Emi­lia und Va­le­ria von ih­ren El­tern al­les, was es zu wis­sen galt. Die ein­zi­gen Rück­fra­gen, die sie hat­ten, wa­ren, ob sie für die­se Zeit noch ih­ren Hob­bys nach­ge­hen durf­ten. Leo­nie be­ru­hig­te die bei­den Mäd­chen. Va­le­ria durf­te wei­ter je­den Tag auf ih­rem Pferd rei­ten und Emi­lia durf­te mit ih­ren Waf­fen im Gar­ten schie­ßen. Mi­cha­el er­klär­te sei­ner Toch­ter, dass der Mann, der kom­men wür­de, um sie zu be­schüt­zen, auch mit ihr trai­nie­ren wür­de. Er hat­te sei­nen Kol­le­gen ge­be­ten Emi­lia ein biss­chen zu trai­nie­ren da­mit sie vor­an­kam und auch mit ih­ren Waf­fen um­ge­hen konn­te. So­lan­ge die El­tern nicht da wa­ren, soll­ten die bei­den Töch­ter nicht dar­un­ter lei­den. Zu­dem wa­ren die bei­den Stu­den­tin­nen ja auch noch für sie da. Al­ler­dings muss­ten sie den Mäd­chen ver­spre­chen, täg­lich mit ih­nen zu te­le­fo­nie­ren.

Ein tödliches Komplott

Подняться наверх