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EFFIZIENTE MÄRKTE

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In der industriellen Welt verlief die Erzeugung von Gütern – und die Schöpfung von Mehrwert – auf relativ überschaubaren Pfaden. Das Surplus, der Überschuss oder der Profit, errechnete sich aus der Differenz von Kapital- bzw. Produktionskosten und erzieltem Preis. Dabei waren die Margen immer relativ begrenzt, denn für jedes industrielle Produkt musste immer wieder der annähernd gleiche Aufwand von Kapital, Arbeit und Rohstoffen bereitgestellt werden. Zwar wurde die Produktion – durch Know-how und Rationalisierungseffekte – im Lauf des Produktionszyklus langsam billiger, aber dieser Effekt war praktisch zu vernachlässigen (und wurde oft durch Rohstoffpreis- und Lohnerhöhungen aufgehoben).

Die immateriellen Güter, die in der Neuen Ökonomie die Hauptrolle spielen, brechen aus diesen Gesetzen aus. Wachstum bedeutet nicht mehr »circa sechs Prozent pro Jahr, plus minus Konjunktureffekt«, sondern Verdreifachung in einem Jahr. Die Art und Weise, wie die Börsen eine Zeit lang innovative IT-Firmen bewerteten, spiegelte diese Hebelwirkungen.

 Der Null-Produktionskosten-Effekt: Wer eine Software erstellen lässt, muss zwar am Anfang meist eine hohe Summe investieren, wenn das Produkt Erfolg hat, ist jedoch die Hebelwirkung enorm: Ab der 10.000sten Kopie schöpft das Produkt reinen Mehrwert, vor allem dann, wenn man es direkt über das Netz vertreiben kann. Ein neues Medikament oder eine Chiparchitektur auszutüfteln, ist teuer – die Produktion kostenmäßig fast zu vernachlässigen. Wissensökonomie verschiebt also die Investition dauerhaft von Produktion zu Erfindung.

 Der Netzwerk-Effekt. In einem Netzwerk wird jeder Knotenpunkt auf Dauer wertvoller, wenn die Anzahl der Teilnehmer zunimmt. Ein Faxgerät ist nutzlos, zwei schon besser, 10.000 bilden einen Nischenmarkt, eine Million Faxgeräte sollten eigentlich dazu führen, dass das einzelne Gerät sich stark verteuert, denn nun ist es exponentiell wertvoller als vorher! Dabei entsteht ein Schereneffekt zwischen Preis und Wert: Da technische Geräte tendenziell billiger werden, aber ihr Nutzen gigantisch steigt, »boostet« das die Effektivität des gesamten Systems.

 Der Portal-Effekt. Der Zugang zum Kunden ist in einer Netzwerkökonomie die Königskunst mit völlig neuen Möglichkeiten. Die großen Portale erzeugen neue, fast intime Kundenbindungen, virtual communities, die gleichzeitig individuell und massenhaft sind. Deshalb gab es in den rosa Zeiten der New Economy Unternehmen, die nur aufgrund ihres Datenbestands – Adressen, E-Mail-Adressen etc. – Milliarden wert waren: Wer Zugang zum Kunden hat, kann ihm, so die Spekulation, womöglich über lange Zeit etwas verkaufen – und dabei lernen, seine Kosten im Vergleich zum Erlös immer weiter zu reduzieren.

Natürlich wurden diese Hebelwirkungen auch überbewertet, und manche von ihnen haben ihre Tücken. Aber dennoch gilt: In informell gesteuerten Märkten herrscht eine völlig andere Musik als in der Welt der dinglichen Produktion – ein wilder, stampfender, 200-bpm-Beat, der nicht von schlechten Eltern ist! Der Sound einer großen, allumfassenden Welt- und Wunschmaschine!

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