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Die Lobbys des Untergangs
ОглавлениеUdo Ulfkotte hat in seinem Buch So lügen Journalisten die Anatomie von Untergangstheorien beschrieben. Die scheinbare Zufälligkeit, mit der Angstempfindungen in der öffentlichen Wahrnehmung wechseln, hat zumeist einen mikro-ökonomischen Hintergrund. Mit anderen Worten: Der Kampf ums Gute ist ein knallhartes Lobby-Geschäft.15 Klimaforschung zum Beispiel war im Kalten Krieg eine militärisch aufgerüstete Boom-Branche, die danach, in den frühen 90ern, verzweifelt nach neuen Kunden suchte. Sie fand diese Kunden in einer Öffentlichkeit, die durch die ökologischen Mahner und Warner der 70er und 80er Jahre gut vorgewärmt war. »Global Warming«, ein Effekt, über den wir noch sehr wenig wissen, wurde so schnell zum Megahit in der Hierarchie der Ängste.
Wie gesagt: Zukunftsbilder, vor allem Angstbilder über die Zukunft, unterliegen denselben ökonomischen Gesetzen wie Bonds, Schweinehälften oder Immobilienpreise. Sie sind eine Frage der Angstnachfragen. Dabei sind die Claims in unseren Kulturbreiten äußerst üppig, aber auch besonders hart umkämpft.
Beispiel »Greenpeace«: Die globale Organisation wurde in wilden Hippie-Zeiten gegründet, damals konnten sich authentische Heroen mit hohem Sex-Appeal im Dienst der guten Sache profilieren (Ron Taggard, der Gründer, kam im Ranking gleich hinter Mick Jagger). Heute ist »Greenpeace« eher ein globaler Bürokratenkonzern ohne demokratische Kontrolle, der mit gigantischen Spendengeldern operieren kann. »Greenpeace« ist eine Art säkularer Kirche, und als solche hat sie sich verselbständigt zu einer konservativen Ablass- und Ritualgemeinschaft.
Beispiel »Club of Rome«: Der legendäre Warner-Verein sagte 1972 eine Weltbevölkerung von 30 Milliarden Menschen im Jahr 2000 voraus, eine Verdreifachung der Lebensmittelpreise, eine Extremverknappung der Rohstoffe, Hungersnöte mit 300 Millionen Toten. Nichts wurde auch nur annähernd wahr. Werden die desaströsen Trefferquoten seiner Prognosen irgendwann dem Ansehen des »Club of Rome« schaden? Ach was! Die alten Herren mit den buschigen Augenbrauen und dem sonoren Warnton in der Stimme sitzen immer noch in Talkshows, Gremien und Enquete-Kommissionen und werden von 25-jährigen Studenten und 55-jährigen Lehrerinnen gleichermaßen angehimmelt!
Die Antiglobalisierungsbewegung unserer Tage bietet eine ähnliche Dramaturgie. Zunächst schlüpft der Alarmismus in ein buntes Gewand, das unverdächtig-fröhliche Kostüm des jungen Protests. Alle Parameter eines populären Trends – hier die Globalisierung – werden alarmistisch zugespitzt. Nun treten die Journalisten auf den Plan, überglücklich über neue Konflikt- und Meinungspotenziale – gefolgt von den erotischen Medienstars der Bewegung – schmollmündige Diven wie Arundhati Roy, Naomi Wolf und andere. In einer weiteren Stufe schaffen dann Prominente brauchbare testimonials. »Die globale Marktwirtschaft kostet täglich 24 000 Menschen das Leben.« So sagt es Hannelore Hoger, die Schauspielerin, in ihrem Kommentar zum Jahreswechsel 2001/2002. Widerspruch zwecklos. Es ist ja alles im Namen des Guten!