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ÜBERWINDEN SIE DEN INNEREN APOKALYPSE-ANGSTHASEN

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Ich schildere Ihnen im Folgenden einige globale Trend-Entwicklungen. Ich bitte Sie, sich diese intensiv durchzulesen und Ihre inneren Reaktionen dabei zu erforschen:

 Nicht nur in Mitteleuropa hat sich seit zwanzig Jahren kein wesentlicher Umwelt-Parameter verschlechtert, seien es die Luftbelastung, die Wasserverschmutzung oder die Verseuchung mit Giften und Schwermetallen. Die wichtigen Werte der Schadstoffbelastung im Blut – Blei, Dioxin, DDT, PCB, Cadmium – fallen seit vielen Jahren. Flüsse und sonstige Gewässer werden mit ganz wenigen Ausnahmen sauberer und artenreicher.

 In Europa und Eurasien gibt es einen Netto-Wald-Zugewinn von beachtlichen Ausmaßen. Die Rodung des Regenwalds ist weitgehend gestoppt bzw. bewegt sich auf ein immer niedrigeres Niveau zu.

 Der Stopp des Walfangs hat diese Spezies sich weitgehend wieder erholen lassen, so dass sie bis auf wenige Unterarten heute nicht mehr zu den gefährdeten Arten gehört. Das große Artensterben, das im 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, ist gestoppt.

 Die Bevölkerungsexplosion der Spezies Mensch findet nicht statt. Die Menschheit wird zwischen 2050 und 2060 bei etwa 8,5 Milliarden Menschen ihren zahlenmäßigen Zenit erreichen und danach wieder schrumpfen. Der Homo Sapiens wird im Jahre 2150 nur noch mit fünf Milliarden Exemplaren auf diesem Planeten vertreten sein.

 Das Ziel der Welternährungsorganisation, bis zum Jahr 2015 den Hunger zu halbieren, ist weitgehend nicht unrealistisch. In absoluten Zahlen sinkt die Anzahl der Armen, heute sind es noch 800 Millionen (1,2 Milliarden im Jahr 1990), jedes Jahr werden es zwischen fünf und 20 Millionen weniger.

 Auf mittlere Sicht wird sich der globale Unterschied zwischen Arm und Reich abschwächen, weil die Länder mit den stärksten Wachstumsraten Entwicklungsländer sind – China, Indien, selbst Länder wie Botswana schlagen seit Jahrzehnten die Wachstumsraten der industriellen Länder.

 Drei Fünftel der Weltbevölkerung leben heute in Demokratien – vor zehn Jahren waren es weniger als ein Drittel. 1955 gab es lediglich 22 Demokratien (14,3 Prozent). Im Jahr 2000 waren es 120 (62,5 Prozent). Da demokratische Verhältnisse der entscheidende Schlüssel zum Wohlstand sind, ist die Wahrscheinlichkeit von Wirtschaftsaufschwüngen eher gestiegen.

 Auf breiter Front steigt die globale Lebensqualität, und selbst in den ärmsten Ländern sinkt die Säuglingssterblichkeit. In 84 von den inzwischen 193 Ländern des Planeten erreichen die Menschen ein Durchschnittsalter von mehr als 77 Jahren, 1990 nur in 55 Ländern. 76 Prozent der Erwachsenen der Erde können heute lesen, 1990 waren es erst 64, in den 60er Jahren 42 Prozent. Immer mehr Kinder weltweit gehen in die Schule, vor allem Mädchen: deren Einschulungsquote auf der Sekundarstufe stieg von 36 auf 61 Prozent.

 Die Anzahl der kriegerischen Konflikte (und deren Opfer) geht seit etwa 50 Jahren kontinuierlich zurück. Im Jahr 2001 und 2002 wurden vier große Bürgerkriege mit Millionen von Toten beendet. Sri Lanka (500 000 Tote), Ost-Timor (100 000-300 000 Tote), Mozambique/Angola (drei Millionen) und Nordirland (1 000 Tote).

Sehr wahrscheinlich spüren Sie beim Lesen dieser Nachrichten einen heftigen Widerwillen, wenn nicht eine heftige Aggression. Zunächst glauben Sie mir schlichtweg einfach nicht. Nach der Lektüre von 30 Festmetern Spiegel, zwölf Regalmetern einschlägiger Sachbücher, die mit »Ende« anfangen oder mit »Falle« enden, gekrönt von 50 000 Mann-/Fraustunden Fernsehen über Global Warming, Börsencrash und seelenlose Morde im Vorstadtmilieu (jeder zweite »Tatort«) gehen Sie selbstredend davon aus, dass Sie die Wahrheit über die Welt kennen. Und diese Wahrheit sieht schlecht aus!

Wenn ich Sie von jeder einzelnen Zahl überzeugen könnte (was ich natürlich kann: sie basieren auf soliden Statistiken), würden Sie wahrscheinlich ein weiteres Argument vorbringen:

Selbst wenn diese Trends stimmen sollten, ist es falsch, sie zu veröffentlichen. Denn damit erlahmt der Wille der Menschen, sich für die Verbesserungen zu engagieren!

Wir alle sind die Opfer des Apokalypse-Angsthasen. Das ist jener Hase, der als Wächter vor dem Reich der Zukunft wacht. Er klopft so laut, dass wir nicht an ihm vorbeikommen.

ZUKUNFTSSCHLÜSSELZITAT

Letztlich wollen wir nicht wissen, ob Erkenntnisse wahr sind, sondern wohin sie gehören.

Carl Otto Hondrich 14

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