Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 133
Den Blick von der Seite,
Оглавлениеder einfach nicht aufhörte.
Obwohl Gregor jetzt an seinem Lederband hantierte.
Obwohl Gregor jetzt sehr angestrengt zwischen den Tanzenden hindurchstarrte nach irgendwem, den er hätte herbeiwinken können, also wohl hoffentlich für jeden erkennbar: nicht gewillt, sich stören zu lassen.
Obwohl Gregor jetzt – den Kopf zur Seite riß, mitten hinein in diesen Blick:
»Was’n los?«
»Wos los is, wüst’ wissn?« äffte die Blickerin zurück, und obwohl sie ihn weiterhin so unverschämt direkt anschaute, wie man hier einfach nicht schauen durfte, und obwohl Gregor bereits an ihrem Tonfall merkte, daß er die falsche Frage gestellt hatte, machte sie’s ihm noch deutlicher: »Los is, daß i – hearst’, i hätt’ da halt ewig zuaschaun kenna. Vurhin.«
So weiß nämlich, wie sie da neben ihm auf der Balustrade saß und strahlte, schimmerte, konnte sie das schlechterdings nicht gesagt, und wenn doch, dann: nicht ernst gemeint haben – so weiß, wie sie da neben ihm auf der Balustrade saß und strahlte, schimmerte, duftete nach all dem, was man sich gar nicht richtig anzusehen traute: weil’s genug zwar an Gedanken, zuwenig aber an Worten dazu gab, an schnellen Worten, weil man völlig perplex war, daß Menschen solche Blicke, wie sagt man? warfen, warfen, auf ihn warfen, daß Menschen solche Sätze sagten, zu ihm sagten, auch wenn’s ihm nachher keiner glauben würde:
»Alles klar.«
Mehr kriegte Gregor schlichtweg nicht über die Lippen, obwohl sie sich noch immer nicht abgewandt hatte –
weil sie sich noch immer nicht abgewandt hatte – aber indem er das Lederband ein paarmal ums Armgelenk drehte, indem er ganz einfach aufstand, ganz einfach loslief, irgendwohin lief, wo’s nicht mehr so weiß war, so gnadenlos weiß, konnte er sich einreden: daß so eine sowieso nie solo war, daß bei jeder längeren Abfuhr, die er ihr vielleicht hätte erteilen können – denn schöne Wienerinnen mußte man abfahrn lassen, darüber waren wir uns einig! –, über kurz oder lang ihr ■■■■■■■ vorstellig geworden wäre, der personifizierte Haken an der Geschichte. Und daß sie folglich mit einem »Alles klar« noch zuvorkommend bedient war, denn irgendwie schien sie neu zu sein und keine Ahnung davon zu haben, daß schöne wie unschöne Wienerinnen nichts zu vermelden hier hatten: weil’s im »Popklub« um Gitarrenriffs ging, um Schlagzeugbreaks, weil’s um uns ging, die heilige Gemeinschaft derer, die jeden einzelnen Ton kannten und dazu ihre Seele aus dem Leib schüttelten. Selbst eine Angie hielt sich samstags gewissenhaft im Hintergrund (während sie den Rest der Woche doch regelrecht an Ecki klebte); und Kosima, der suchte Gregor seit Wochen klarzumachen, daß sie allenfalls ein Begleitumstand war.
Nicht bloß im »Popklub«.