Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 131

Möglicherweise nickte Gregor deshalb so eifrig,

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als Ecki andernabends meinte, er habe über gewisse Punkte der Liste nachgedacht, die seien wohl »noch suboptimal« … An der Mittelsäule lehnten wir auf der Empore, von wo man den einzig angemeßnen Kontrollblick hatte – weniger auf den »Popklub« als Ganzes, der konnte außer ein paar Plastikhockern an der Bar, ein paar planlos plazierten Postern, ein paar verpupsten Kunstledergruppen: der konnte nichts bieten. Sondern auf einzelne strategische Punkte desselben – auf die Treppe hoch zur Nußdorfer Straße, von wo’s seit halb elf tüchtig runterströmte; auf die Tür zum Damenklo, in deren Spalt man subtile Entdeckungen mitunter machen konnte; und, vor allem, auf die Tanzfläche samt Balustrade, die als plüschbepolsterte Begrenzung darum herumgezogen und immer gut für einen Pausenhock war, wenn gerade mal Obladi-Oblada lief oder was andres, das wir als »Mädchenmusik« abtaten und, in der Hoffnung, daß es gleich wieder ernst und wichtig werden würde, vor Ort auszusitzen beschlossen.

Was man von hier oben nicht sah, waren einige tote Winkel und Seitenräume (wohin sich sowieso nur Fummler verdrückten); war fast der gesamte Tresen, an dem sich im Lauf der Nacht die Verlierer sammelten und wo man auch als Gregor in regelmäßigen Abständen auftauchte, um Getränkebons einzulösen; war das Reich des DJs mit seinen Schätzen, das in einer halbhohen Seitennische lag, abgeschirmt vor lästigen Reinredereien durch eine Glasscheibe. Als Stammgast aber hörte man ohnehin an der Abfolge der Nummern, wohin die Reise ging. Und war an der Mittelsäule somit perfekt plaziert.

Bis die Serie mit den Stones aufliegen, bis man mit vereintem Stampfen die Welt ins Vibrieren bringen würde und die Nadel des Plattenspielers zum Hüpfen: waren zwar noch zwei, drei Biere lang Zeit, trotzdem tönten jetzt die ersten Takte von Titanic aus den Boxen, und das war – obwohl ein Keyboard ja eigentlich bei einer Rockband nichts zu suchen hatte – das war eine Fanfare, ein absolutes Muß für jeden, der ein Ohr hatte: Searchin’! Gregor schob Ecki an den Schultern vor sich her und runter auf die Tanzfläche, dorthin, wo der Möslacher Ferdl bereits, breitbeinig verankert in der Verlorenheit des Refrains, mit seinem Oberkörper rauf und runter machte, dorthin, wo Walle mit monotonem Kopf-Kreisen, monotonem Haare-hin-und-her-Schleudern das Schlagzeugsolo illustrierte, diese Endlosschleife aus wirbelnden Bongos, Becken und dem metallischen Abzählreim einer Kuhglocke … Und als, etwa an der Stelle, wo das Keyboard erneut mit seinen einfachen Wahrheiten einsetzte, auch der Wegensteiner Poldi eintraf, da war der Kreis geschlossen: der Kreis der Samstagshelden, die’s allen mal wieder so richtig zeigten.

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