Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 120

Meistens allerdings

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saß er mit seinem Nachhilfelehrer, seitdem sein Vater die Bilanzen in den Griff gekriegt und gleich richtig Ärger gemacht hatte: von wegen Abitur und warum Gregors Noten seit einem Jahr so nachgelassen hätten, saß mit seinem Nachhilfelehrer oder ohne ihn und lernte unregelmäßige Vokabeln, dachte darüber nach, was »das Faustische an Faust« war oder C6H4COSO2NH. In der Nacht vom 11. auf den 12. April, als ihn Max besuchte und sie feierlich ihre Gedichte verbrannten,[73] in der Nacht vom 11. auf den 12. April, als sie einen Rückblick riskierten auf die letzten zwei Jahre: nicht etwa auf Berufsverbote, Watergate oder die Geiselgeschichte bei der Münchner Olympiade, nicht etwa auf den Grundlagenvertrag mit der DDR, die Aufnahme beider deutscher Staaten in die UNO,[74] das alles lief schließlich ohne sie; schon eher auf den »Letzten Tango«, den »Schulmädchenreport«,[75] den autofreien Sonntag während der Ölkrise, wo man sich, Tecklenburger und Lengericher, auf der Autobahn getroffen hatte mit Bollerwagen voller Fanta, Käsestullen, Wein,[76] und natürlich auch auf die Borussia, die letzte Saison den Pokal immerhin geholt –,[77] spät in der Nacht, als sie beim eigentlichen Thema endlich angelangt waren und Gregor schon mal das blaue Rehkitz herzeigte, das er ständig mit sich rumtrug: da zog Max unter »T« (wo er nach Ten Years After suchte) nichts Geringeres als Seasons In The Sun aus dem Plattenregal – dabei gehörte Terry Jacks, wenn überhaupt, unter »J«! Worüber Max kein bißchen lästerte, vielleicht war er doch ein beßrer Freund, als Gregor immer gedacht hatte.

Dann legten sie auch gleich noch die Wagner-Ouvertüren auf. Und merkten, daß sie nach wie vor ganz gut miteinander schweigen konnten.

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