Читать книгу Weiberroman - Matthias Politycki - Страница 140

Am Dienstag, mitten in der Hofburg,

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wo man in der Regel bloß mit Pferdeäpfeln zu rechnen hatte, fuhr sich Gregor einen Platten und mußte sein Rad schieben. Entlang der auf Kundschaft wartenden Fiaker, die ihm vom Kutschbock auch noch hinterherschnalzten: akkurat das Schieben von Fahrrädern sei hier verboten; übern Heldenplatz, der viel breiter und öder sich dehnte, sobald man Schritt für Schritt ihn queren mußte; am Parlament vorbei und am Burgtheater, die beide – so mochte’s Gregor scheinen, aber vielleicht war er nur einfach enerviert, wie weit die Entfernungen in dieser Stadt plötzlich wurden, wenn man zu Fuß unterwegs war: vorbei am Parlament, am Burgtheater und am Rathaus, die alle drei als häßlich schwarze Steinkolosse beidseits des Rings ruhten;[94] in die Josefstadt schließlich hinein und bergan, bis zur Florianigasse 46.

Wenigstens mußte man sich dabei ausnahmsweise mal nicht übers K.u.K.-Kopfsteinpflaster aufregen, regte sich Gregor auf; wenigstens konnte man dabei ausnahmsweise mal in Ruhe die alten Hausfassaden ansehen, sah er stur geradeaus: die Hausfassaden, von denen die K.u.K.-Fenstersimse bröckelten.

Als er im Hinterhof dann mit dem Flickzeug hantierte, um die schlechte Laune wieder aus der Welt zu schaffen, wußte ihm nicht etwa nur die Amtsoberinspektorswitwe Smejkal gute Ratschläge zu geben, die von der Wohnung unter ihnen. Sondern schnaufend, schwitzend war auch der Zabransky zur Stelle – als Hausbesorger, der seine Sache ernst nahm, fühlte er sich sogar für so was zuständig (»a Drama«, »a Katastrophn«, »a schrecklichs Mallör«) und wollte partout die TipTop-Tube nicht mehr aus der Hand lassen: »Geh hearn S’, zu zwaat dued ma sich doch doppüt so leicht!«

Und abends, im »Z-Club«[95], wo wir uns zum dritten Mal »Solaris« ansahen,[96] tätschelte der Poldi erneut an Kosima herum. Ob der sich notorisch an alles, was kitzlig war, ranmachte? Oder ob er schlichtweg nicht kapiert hatte, daß Kosima noch »in festen Händen« lebte, in seinen, Gregors, Händen? Und was er wohl an ihr fand, daß er dermaßen an sie rancharmierte?

Als Gregor sie nach Hause brachte, musterte er sie, soweit das aus den Augenwinkeln möglich, von oben bis unten: und fand, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, daß er früher sicher zu einem ganz anderen Ergebnis gekommen wäre, und fand nichts.

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