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Über dieses Buch
ОглавлениеDas vorliegende Gebirge aus Albumkritiken hat sich mehr als 25 Jahre lang aufgetürmt. Die erste Rezension stammt aus der Zeit des Mauerfalls und beschäftigt sich bereits mit jenem Künstler, der sich heute – 2.829.523 Tastenanschläge später – auch als der meistrezensierte entpuppt hat: Bob Dylan.
Die mehr als 3000 Rezensionen – fast alle verfasst für die Hamburger Zeitschrift kulturnews – streunen scheuklappenlos durch die Genres, von Antifolk bis Techno, von Madonna bis Motörhead. Sie sind vergleichsweise kurz, nähern sich ihren Sujets oft emotional und popimmanent, sind also – fachterminologisch gesprochen – eingängig. Aber hoffentlich nicht seicht.
Neben Urteilen, die zu meiner nachträglichen Überraschung halbwegs standgehalten haben, stößt man natürlich auch auf viele Fehldiagnosen. Immerhin tragen gerade sie nicht wenig zum Unterhaltungswert des Ganzen bei.
Die Sammlung ersetzt trotz ihres Umfangs kein Lexikon. Doch sie bietet jenen, die Popmusik für die emotionalste Kunstform von allen halten und ein vorurteilsarmes Hören pflegen, die Chance auf Neu- und Wiederentdeckungen. Mir ging es beim Korrekturlesen ähnlich: An viele Alben konnte ich mich schlicht nicht mehr erinnern. (Das gilt leider sogar für die Mehrzahl.)
Ähnliche Projekte wie dieses gab es in Deutschland nur wenige, etwa das mit 1827 Kritiken bestückte Zweitausendeins-Buch „Sounds. Platten 1966–1977“, das die aufregendste Ära der Popgeschichte abdeckt. Doch die Jahre ab 1989 haben ebenfalls viel zu bieten, auch wenn sich viele Genres seit einiger Zeit eher durch Verschmelzung und Ausdifferenzierung erneuern als durch revolutionäre Umbrüche.
Die Sammlung deckt aber nicht nur die von mir rezensierten Erstveröffentlichungen jenes Vierteljahrhunderts ab, in dem sie sich zum Gebirge auftürmte. Dank der Neuverwertung des Backkataloges wuchs der Anteil remasterter Klassiker zuletzt rasant, und für einen Nachgeborenen ist es von großem Reiz, sich neben pressfrischen Novitäten von Adele, Coldplay oder Neko Case auch kanonisierten Meisterwerken wie „The Dark Side of the Moon“ widmen zu können.
Für alle 3000 Titel gilt, was Jan Plewka unten in seinem Vorwort schreibt: Eine Band, ein Gitarrist, eine Sängerin haben diese Alben irgendwann losgelassen und damit der Welt ausgeliefert. Unter anderem mir.
Ich hoffe, ihnen öfter gerecht geworden zu sein, als ich insgeheim befürchte.
Matthias Wagner