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Beth Orton „Central Reservation” (1999)

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Was geisterte nicht alles an begeistert komischen Kommentaren durch die Gazetten über ihr Debüt! Der falscheste sprach von „TripFolk“. Hat Beth Orton aus London deshalb mit „The Stars all seem to weep“ ein echtes TripFolk-Stück auf ihr zweites Album gepackt? Welch eine Schmeichelei für die Kriiker wäre das! Zur Begeisterung aber gibt sie weiter Anlass. Orton schont sich nicht beim Texten, beschreibt ihre Schwächen und Wunden, und dennoch gerät ihr das Geliebtwerdenwollen nicht zum Kuschelfolk. Ihr zweites Album birgt fließenden Folkrock („Stolen Car“), aber auch allzu zarte Streichersongs am Rande des Sentimentalen („Sweetest Decline“), die manchmal nur durch Ortons zag angerauten und im Abgang harten Gesang gerettet werden – eine erstaunliche Nähe zu Melanie Safka. Beth Orton hat die Produzentenriege nicht entscheidend gestoppt. Wie auch? Sie ist eine leicht windschiefe Gestalt, die mit tausend Sommersprossen durch eine wenig sonnige Welt läuft, in der individuelle Verletzlichkeiten kaum eine Rolle spielen. Vielleicht kriechen uns ihre Songs deshalb so ins Herz: weil in jedem ihrer Worte ein echtes Gefühl mitzuschwingen scheint. Seltsam, wie sehr wir das vermisst haben. Und seltsam, wie diese Songs auch die Überproduktion einfach wegstecken – auch wenn man nach einer Zeile wie „My mother told me befor she died …“ nicht unbedingt eine Geige hätte aufschluchzen lassen müssen.

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