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David Sylvian „Dead Bees on a Cake” (1999)
ОглавлениеFehlenden Humor haben wir David Sylvian nie vorgeworfen. Bei seiner ersten Band Japan ab Ende der 70er war die ernste Verknüpfung von Wave mit nach Osten schielendem Kunstrock so bestechend, dass man Witz nicht vermisste. Und als Sylvian dann zum Großmeister und Schamanen eines zeit- und ortlosen Ambientartrocks wurde und zwei der besten Alben der 80er, vielleicht der Popgeschichte vorlegte („Secrets of the Beehive“ und „Brilliant Trees“), waren Soundtiefe, kompositorische Raffinesse und Wagemut wichtig. Bis heute wird man Sylvian musikalisch nicht lustig erleben. Sein neues Album – der Titel eine nostalgische Referenz ans „Beehive“-Album – vereint all seine Stärken. Das, was wir beim ersten Hören als Schwäche wahrnehmen, muss sich – wie im Verlauf klar wird – einfach nur entwickeln. Über fast 70 Minuten erleben wir wundersame, schier statische Ethnojazzballaden aus einem parallelen Universum, in dem sich nichts mehr richtig feind ist: Tablas vertragen sich mit schroffen E-Gitarren, der Takt des Blues mit jenem des Raga. Und am Ende dieses langen Weges bleibt jene geradezu weise Aura haften, die Sylvian verströmt wie kaum ein anderer. Ein großer Künstler. Aber vielleicht auch einer, der sich manchmal zu sehr quält mit seiner Kunst. Kein Witz.