Читать книгу Time of Lust 1-4 | Erotik Paket Bundle | Alle vier Teile in einem Paket | Erotischer SM-Roman - Megan Parker - Страница 11

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Etwas Bleibendes

Als ich wieder erwachte, stand Edward mit dem Rücken zu mir am Fenster. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Irgendjemand war auf dem Flur ... kleine, zappelige Schritte ... helle Stimmen. Frauenstimmen. Frauenstimmen? Ja, eindeutig!

»Edward, hast du das gehört? Wer ist da draußen?«

Er drehte sich um. »Hi Prinzessin, du hast fast zwei Stunden geschlafen!«

»Edward, ich hab da draußen Frauen reden gehört!«

Kurz musste er überlegen, bevor er eine plausible Erklärung fand. »Ja, Santiago hat Besuch ...«

Ich sprang aus dem Bett. »Wer?«

Edward lachte verlegen.

Ich schubste ihn beiseite und sah aus dem Fenster. »Da ist überhaupt kein fremdes Boot am Steg!«

Er tippte nervös in sein Handy und wollte schon wieder nicht mit mir reden.

Ich hasste diese Geheimnistuerei. Ich hätte doch ohnedies fast alles akzeptiert, nur um bei Santiago bleiben zu dürfen.

»Ich muss ins Bad!«, gab ich ihm zu verstehen.

Auf dem Weg zur Tür holte er mich ein. Er griff überraschend grob nach meinem Oberarm. »Halt! Du bleibst hier. Ich warte auf eine Anweisung.«

»Aua, lass mich los!«, protestierte ich.

»Setz dich aufs Bett!«, fauchte er mich an.

Hätte mich auch gewundert ... Alle hier hatten diesen Befehlston drauf. Edward hatte das netteste, unschuldigste Lächeln von allen, und mit Ausnahme von Marcus war er der Jüngste hier. Sein treuherziger Blick, die warmen bronzefarbenen Augen und seine weichen großen Locken täuschten darüber hinweg, dass auch er nur ein Befehlsempfänger von Santiago war. Wenn es sein musste, dann konnte sogar er handgreiflich werden. Wachsam lehnte er an der Tür, als sein Handy piepte. Ich wurde aus dem Gespräch nicht schlau, er schien nur zuzuhören. Kurz darauf gab er mir den Weg frei und der Gang war menschenleer.

Ich duschte und, obwohl es bereits dunkel wurde, schlüpfte ich in ein neues kurzes Strandkleid. Wie jeden Tag sanken hier die Temperaturen nie unter fünfundzwanzig Grad. Mir fiel auf, in meinem Schuhregal gab es ausschließlich extrem hohe Stöckelschuhe, keine lässigen oder bequemen Schuhe. Meine eigenen hatte ich ja nicht mitnehmen dürfen, und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich für mindestens Zwölf-Zentimeter-Absätze zu entscheiden.

Mein Aufpasser, Edward, nahm mich vor der Tür in Empfang und war jetzt wieder die Freundlichkeit in Person. »Santiago empfiehlt dir, deinen Eltern heute eine E-Mail zu senden, damit sie sich keine Sorgen machen!«

»Edward, ich muss mich ein bisschen bewegen, können wir nicht zum Strand gehen?«, bettelte ich.

»Okay, das können wir gleich danach machen ...«

Sinnlos, mit einem zu diskutieren, der keine eigene Meinung hatte. Wir setzten uns mit seinem Laptop ins Wohnzimmer und ich schrieb hastig eine E-Mail, gleich an beide auf einmal:

»Hi Mum, hi Dad, hatte euch ja versprochen, mich mal zu melden. Unser Projekt in der Schule läuft super, die meisten von uns wissen schon gar nicht mehr, wie ein Fernseher aussieht. Endlich hatte ich Zeit, das Buch zu lesen, welches Dad mir zu Weihnachten geschickt hatte. Ach ja, danke für eure Geburtstagswünsche, stellt euch vor, ich hab einen ganz netten Jungen kennengelernt, er heißt Edward, sieht aus wie ein junger griechischer Gott ... und ich bekomme heute noch eine Überraschung von ihm. Bin schon sehr aufgeregt, muss jetzt Schluss machen, melde mich wieder, love, Zahira.«

Edward schmunzelte verlegen bei der Zensur.

Als wir zum Strand gingen, konnte ich sehen, dass die anderen zum Baden oben auf der Terrasse waren. Man hörte das Wasser spritzen und wieder kreischten mindestens zwei unterschiedliche schrille Stimmen. Ich drängte auf einen Inselrundgang ... Noch lieber wäre ich gelaufen, meine Beine gierten nach Bewegung, aber Sportschuhe gab es nur am Vormittag, wenn Bodystyling angesagt war. Und so spazierten wir gemütlich auf dem Rundweg. Als Edward merkte, wie ich mir eine Frage zu dem Treiben auf der Dachterrasse verkniff, weil ich wusste, er würde sie mir ohnehin nicht beantworten, legte er entschuldigend seinen Arm um mich.

Dennoch wollte ich unsere Zweisamkeit nutzen und versuchte mein Glück mit einer anderen Frage. »Was für ein Verhältnis hast du eigentlich zu Santiago? ... Ich meine, liebst du ihn auch?«

Edward sah mir angewidert in die Augen. »Ich bin nicht schwul!«

Das war mir jetzt unangenehm. »Bitte entschuldige ... aber ich hätte es nicht so schlimm gefunden.«

Er nickte und begann zu erklären: »Ich verstehe mich mit Santiago sehr gut und bin echt gern hier, ist sozusagen mein Traumjob, aber mit ihm ins Bett zu steigen, ist nicht mein Ding ...«

Edward schwieg ein paar Minuten und war in Gedanken, bevor er weitersprach. »Um ehrlich zu sein, weißt du ... da war mal was ... ganz zu Beginn ... Ich hab’s für den Job hier getan ... Seitdem lässt er mich aber in Ruhe ...«

Ich war schockiert. »Du hast dich hochgeschlafen?«

»Äh ... nicht direkt geschlafen«, seufzte er und kniff dabei seine hübschen Augen zusammen, als hätte ich ihn an etwas Unangenehmes erinnert. »Bei Marcus war es ganz ähnlich ... aber glaube mir, wir sind beide hetero.«

»Und seitdem ist nichts mehr passiert?«, fragte ich mitfühlend.

»Nein, ich schwör’s! Santiago hat auch gar kein Interesse mehr daran ... Ich schätze mal, es war nicht so berauschend für ihn!« Er lachte herzlich. »Und zurzeit bist ohnehin nur du für ihn interessant.«

»Glaubst du wirklich?«

»Mhm, ich glaube es nicht nur, ich weiß es! Er steht total auf dich. Ich hörte ihn unlängst mit einem Bekannten in Europa telefonieren und ... ich darf dir zwar nicht verraten, welche Charaktereigenschaften er an dir schätzt, aber rein auf dein Äußeres bezogen schwärmte er minutenlang von deinen sinnlichen Lippen, von deinem hinreißenden Lächeln und dem Kontrast deiner kühlen blauen Augen zu den schwarzen Haaren. Er liebt deine zierliche Figur. Sieh dich doch an! Denkst du, es gibt einen Mann, der da widerstehen könnte?«

Ich lächelte etwas beschämt. »Danke Edward.« Das klang ja fast so, als würde ich auch ihm gefallen. »Gibt es in deinem Leben eine Frau?«, fragte ich besorgt.

»Es gibt sehr viele Frauen in meinem Leben ... dank Santiago. Wenn man sich ihm gegenüber richtig verhält, kann es ein wahrer Traumjob sein ... wie gesagt.« Er schmunzelte.

»Und Damian?«, bohrte ich weiter.

»Damian kann sehr gut mit Frauen umgehen, und er hatte angeblich noch nie etwas mit Santiago oder irgendeinem anderen Mann. Sein Freibrief war die bereits frühe und dadurch langjährige Freundschaft mit Santiago, die sie bis heute verbindet. Sie sind derselbe Jahrgang und haben schon in ihrer Jugend gemeinsam Frauen abgeschleppt. Damian ließe sich auch ganz sicher nicht umpolen ...« Edward musste lachen. »Außerdem wäre der für Santiago bestimmt zu brutal, Santiago mag keine brutalen Männer.«

»Also sind nur David und Keathan bisexuell?«

»David?« Edward schien etwas überrascht. »David und seine beiden Jungs würden freiwillig nie mit einer Frau schlafen ... Die sind erz-schwul.«

Mir verschlug es die Sprache. DAVID? ... Deshalb hatte er sich gestern verweigert ... unter einem fadenscheinigen Vorwand. David ist schwul, IHM EKELT VOR MIR! Ich war erschüttert, wollte es mir aber nicht anmerken lassen und suchte schnell nach einer anderen Frage ...

»Die beiden sind Davids Geliebte?«

»Ja, hast du das nicht gewusst? Sie sind ein wenig scheu und verschlossen, aber wirklich sehr nett. Ich finde schwule Männer generell viel herzlicher und meistens auch loyaler.«

»Sie sehen fast aus, als wären sie seine Söhne«, bemerkte ich.

Er lachte. »Ja, da hast du recht, das würde vom Alter her locker hinkommen und die Ähnlichkeit ist frappierend. Sie haben ziemlich die gleichen Haare wie er und sind auch genauso zierlich. Aber kein Wunder: Liam war Staatsmeister im Ballett und Hayle Profitänzer. Aber Santiago mag sie beide nicht ... Das war eines von seinen wenigen selbstlosen Zugeständnissen an David, so etwas kannst du bei ihm an einer Hand abzählen.«

»Santiago mag sie nicht? ... Wenn ich dann so zusammenfassend überlege, hat Santiago also nur Sex mit David und Keathan.«

»Was Männer betrifft ... ja.«

»Und dürfen die beiden auch miteinander ...?«

Edward war sichtlich am Ende seiner Redelust und seufzte genervt. »Ich kann dir nur sagen, David kann Keathan nicht sonderlich leiden ... Zwischen den beiden herrscht eine gewisse Rivalität.«

Ich wollte seine Geduld nicht weiter strapazieren und suchte nach einer abschließenden Frage. »Ganz schön kompliziert ... Und welche Überraschung bekomme ich heute Abend?«

Er lachte und schubste mich vom Weg. »Du kriegst mich nicht rum, Zahira!«

***

Nervös ging ich in meinem Zimmer auf und ab. Draußen war es bereits finster. Im großen Wandspiegel bewunderte ich die Dessous von »Agent Provocateur«, sie passten mir wie angegossen, sie setzten meine kleinen Brüste und die schmale Taille wirklich gut in Szene, fand ich. Meine frisch duftenden Haare fielen in großen Locken wallend über meine Schultern und fast war ich ein bisschen hingerissen von mir selbst. Die himmelblaue Stickerei an meinem schwarzen BH leuchtete richtig und passte exakt zur Farbe meiner Augen. Jetzt, wo ich wusste, dass Santiago mein Lächeln mochte, nahm ich mir vor, in Zukunft viel mehr zu lächeln. Irgendwie hatte ich das in den letzten Tagen sträflich vernachlässigt ... obwohl, eigentlich kein Wunder ... Bei der Erinnerung an diesen Vormittag wurde mir gleich wieder mulmig zumute. Plötzlich war ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich Santiago heute überhaupt noch sehen wollte. Wie sehr konnte sich seine Laune innerhalb von einem Tag wohl verändern?

Ich suchte nach Ablenkung und sah im Schrank die edlen Designerkleider durch. Meine Wahl fiel auf ein hellblaues mit einer Perlenkette als Träger, drei seidig transparente Volants fielen abgestuft übereinander bis ungefähr zur Mitte meiner Oberschenkel. Jetzt brauchte ich nur noch passende Schuhe und als ich ohne nachzudenken eine schwere Lade aufzog, übermannte mich ein heftiges Déjà-vu ... mir wurde schwarz vor Augen. Mit beiden Händen hielt ich mich am Schrank fest und versuchte, mich auf meinen Atem zu konzentrieren. Eigentlich wollte ich mich gar nicht mehr anziehen, der Gedanke an Santiago bereitete mir nur Magenschmerzen. Aber ins Bett wollte ich auch nicht. Wer ging schon an seinem achtzehnten Geburtstag so zeitig schlafen? Traurig sah ich aus dem Fenster und bekam zum ersten Mal Heimweh. Irgendwie war ich enttäuscht von Santiago, vor zwei Wochen hatte ich mir alles noch ganz anders vorgestellt. Jetzt spürte ich fast nur noch meine Angst vor ihm ... Plötzlich klopfte es an meiner Tür. Ganz etwas Neues ... Überfall mit Ankündigung ... trotzdem erschrak ich ein wenig und umklammerte mich ängstlich selbst. In meiner Brust steigerte sich unweigerlich die Frequenz meiner Herzschläge.

Die Tür öffnete sich langsam und Santiago trat ein, ganz in schwarz gekleidet, das Hemd etwas aufgeknöpft. Er sah umwerfend aus. Ich holte tief Luft. Santiago lehnte sich mit den Händen am Rücken an die geschlossene Tür und überkreuzte lässig die Beine. Ich stand noch immer an das Fensterbrett gelehnt, hielt mich selbst fest in meinen Armen und versuchte, mich so vor seiner Unberechenbarkeit zu schützen. Das geplante Lächeln war in diesem Moment ausgeschlossen, auch wenn ich wieder einmal hingerissen war von seinem Äußeren ... Die Angst, die seine bitterernste Miene bei mir verursachte, legte meine Mundwinkel lahm.

Santiago konnte sogar aus dieser Entfernung meine Gefühle deuten, als stünden sie mir auf den Leib geschrieben. Er sah zu Boden, schüttelte den Kopf und seufzte: »Zahira ... deine Angst erregt mich so dermaßen, ich kann dir das gar nicht beschreiben.«

Nachdem er tief durchgeatmet hatte, sah er wieder in meine Augen. »Komm her!«, hauchte er mit verklärtem Blick.

Ja, ich hatte Angst ... Angst vor ihm ... und den Grausamkeiten, die mir mit hoher Wahrscheinlichkeit jetzt wieder bevorstünden. Etwas Bleibendes? Das klang nach Schmerzen. Wackelig setzte ich einen Fuß vor den anderen und blieb vielleicht zwei Meter vor ihm stehen.

Er starrte mir gequält in die Augen, sein weicher Ton in der Stimme veränderte sich jedoch nicht. »Näher!«

Ich zwang mich zu drei weiteren Schritten.

Er blieb konsequent unbewegt in seiner passiv lässigen Haltung. »Küss mich!«, forderte er.

Küssen? ... Ich ihn? ... Wie denn? ... Ohne Hände konnte ich das gar nicht gut ... Er wirkte so fremd und distanziert auf mich. Ungern löste ich meine schützende Selbstumarmung und noch bevor ich mich traute, ihm auch nur irgendwie näher zu kommen, ruderte ich hilflos mit meinen Händen in der Luft herum ... auf der Suche nach Halt. Was sollte ich tun? Wonach sollte ich greifen? Gott, war das peinlich! Schließlich bekam ich meine Haare an der Kopfhaut zu fassen und sah ihn verzweifelt an.

»Na komm schon ...«, motivierte er mich.

Er kam mir keinen Zentimeter entgegen. Als er seine Augen schloss, gab ich mir innerlich einen Ruck und versuchte, über meinen Schatten zu springen. Vorsichtig führte ich meine Lippen an seinen leicht geöffneten Mund. Der erste Kontakt war unbeschreiblich, ich fühlte seinen Atem und seine Wärme ... die Leidenschaft erfüllte meinen ganzen Körper. Nur schwer konnte ich meine Hände unter Kontrolle halten. Endlose Sekunden lang erwiderte er meinen Kuss nicht, ich berührte seine reglosen Lippen und versuchte, sanft daran zu saugen. Meine Zunge war zwischen Ober- und Unterlippe hin- und hergerissen, traute sich jedoch nicht, in ihn einzudringen, bis er endlich die Augen öffnete, meine hilflosen Hände ergriff und sie geschmeidig an meinen Rücken führte. Erleichtert und dankbar atmete ich auf. Er begann, mich aktiv zu küssen und ich ließ mich in seiner liebevollen Umarmung fallen. Seine zarten Lippen wanderten über meinen Hals an mein Dekolleté. Eine Hand legte sich in meine Kniekehlen und er nahm mich auf seine Arme, um mich zu tragen.

Auf dem Weg über die Treppe nach unten näherte sich plötzlich ein dumpfes Dröhnen dem Haus, als ob auf dem Dach ein Hubschrauber landen würde. Und er landete tatsächlich ... Aber nicht auf dem Dach, sondern vor der Villa. Ich konnte es gar nicht glauben. Edward half uns beim Einsteigen und Marcus, der ja schon die Yacht gesteuert hatte, verfügte offenbar auch über einen Pilotenschein.

»Wohin fliegen wir?«, fragte ich Santiago mit einem freudigen Leuchten in den Augen.

Doch wie immer machte er es spannend ...

***

Erst eine Stunde später, als wir nach einer zusätzlichen Taxifahrt in ein Stadion kamen, sah ich das riesige Madonna-Plakat am Eingang. Wir wurden in eine VIP-Lounge geleitet, von der aus wir beste Sicht zur Bühne hatten und wo ein exklusives Catering für uns bereitstand. Das Konzert war ein beeindruckendes Spektakel und aufwändiger als jedes Musical, das ich bis jetzt gesehen hatte. Madonna trug bei jedem Show-Act ein neues Kostüm und tanzte, als wäre sie zwanzig.

Nach dem Konzert hatten wir zwei Einladungskarten für die Aftershow-Party im »Hyatt Regency«. Eine Stretch-Limousine, in der ich mich noch mal schnell frisch machen konnte, brachte uns direkt zum Hoteleingang. Dort angekommen, gelangten wir über einen roten Teppich, gemeinsam mit einer erlesenen Auswahl an Prominenten, in die überschaubare Hotel-Diskothek. Als wir vor all den Fotografen standen und das Blitzlichtgewitter über uns hereinbrach, konnte ich endlich einmal mein von Santiago so geliebtes Lächeln einsetzen. Es war ein ehrliches Lächeln, er legte seinen Arm um mich und machte mich damit unendlich stolz an seiner Seite.

In der Hotelbar führte uns eine Hostess zu einer kuscheligen Loge mit direktem Blick auf die Tanzfläche. »Madonna wird angeblich auch kommen!«, verriet sie uns ganz aufgeregt.

Ich genoss es, mit Santiago allein sein zu können. Er bestellte Champagner und dazu gab es eine riesige Schüssel mit aufgeschnittenem frischen Obst. In der Mitte des Tisches türmten sich Swarovski-Kristalle zu einem kleinen dreistöckigen Schokobrunnen. Wir fütterten einander gegenseitig und hatten echt Spaß dabei. Santiago kleckerte ständig Schokolade in meinen Ausschnitt und küsste sie anschließend liebevoll weg. Einmal tauchte er seinen Finger in die heiße Masse und als ich ihn ablecken wollte, zog er ihn mehrmals zurück. Ich musste letztendlich meinen Kopf fast in seinen Schoß legen, um ihn zu erreichen ... aber dann saugte ich so langsam und genüsslich daran, dass die anderen Leute bestimmt schon große Augen bekamen. Danach war ich neugierig, ob er für mich das Gleiche tun würde und wollte gerade meinen Zeigefinger in das dunkle Nass tauchen, als Santiago mich am Handgelenk zurückhielt, »Nicht den! ... Ich will deinen Ringfinger!«

Okay, damit konnte ich leben ... Das war immerhin schon so etwas wie ein Übereinkommen, dass auch er hier vor allen Leuten meinen Finger in seinen Mund nehmen würde. Ich tauchte ihn tief in die Schokolade und er führte meine Hand an seine Lippen. Mit einem sinnlich erotischen Blick saugte er an meinem Finger und spielte sogar mit seiner Zunge daran herum. Verlegen sah ich zu Boden ... bis er ihn Sekunden später ganz langsam frei ließ und seine Lippen dabei über etwas Kantiges stolperten. Meine Augen wurden größer und mein Mund blieb offen stehen, als ich den Diamant an meinem Ringfinger erblickte. Schnell leckte ich die letzte Schokolade von seiner edlen Oberfläche und jetzt glitzerte er im Kerzenlicht. Santiago grinste ... zufrieden darüber, dass ihm die Überraschung gelungen war. »Etwas Bleibendes ... hatte ich dir ja versprochen ...«

»Hhhhh ... danke ... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll ...« Wie aus einem Reflex heraus fiel ich ihm mit einer herzlichen Umarmung um den Hals ... nur für eine Sekunde ... maximal ... Sofort erinnerte ich mich an seine Phobie und schrak zurück.

Sein Gesichtsausdruck wurde schlagartig ernst, auch er war erschrocken. Aber er zeigte edle Toleranz für meinen spontanen Gefühlsausbruch. »Wollen wir dir das heute noch einmal verzeihen ...«

Die Hostess brachte eine zweite Flasche Champagner und ich konnte den Blick nicht mehr von meiner Hand lassen. »Gefällt er dir?« Santiago zog mein Kinn zu sich heran.

Ich strahlte. »Ja ... und wie!«

»Liebst du mich?«

»Ja ... aber das hat nichts mit diesem Ring zu tun.« Treu ergeben blickte ich in seine Augen.

»Wie sehr?«

Oje, das machte den Anschein, als würde es wieder auf irgendein Spielchen hinauslaufen. Wie findet man auf eine solche Frage die richtige Antwort? Und vor allem schnell. »Ahm ... ich ... könnte dir niemals weh tun.«

»Eine gute Antwort ...«, er lächelte und ließ mein Kinn los, »heißt das im Umkehrschluss, du gehst davon aus, ich würde dich nicht lieben?«

Ich sah zur Tanzfläche und gab keine Antwort. Mittlerweile waren einige Tänzer und die Band eingetroffen. Madonna ließ noch auf sich warten.

»Zahira ... sieh mich an! ... Es tut mir leid, was ich dir heute Morgen angetan habe ... Ich hätte auf Damian hören sollen.«

Beim Gedanken an heute Morgen lief mir ein kalter Schauer über den Rücken »Mach einfach, dass es nie mehr wieder passiert!«, bat ich ihn.

Mein ängstlich flehender Blick hatte es ihm gleich wieder angetan, er legte seine Hand an meine Wange und küsste mich genüsslich auf den Mund ... mit kurzen Unterbrechungen. »Ich kann dir ... das nicht ... versprechen ... Zahira.«

Kaum hatten seine Lippen meine berührt, begann mein Herz schneller zu schlagen. Ich hätte aus meiner Haut fahren können ... Immer wieder machte er das mit meinem Körper, ich hatte es einfach nicht unter Kontrolle. Er wühlte in meinen Haaren und küsste mich am Ohr. Mit einem sanften Flüstern versuchte er es ein zweites Mal. »Wie sehr liebst du mich?«

Ich sah in die makellose Schönheit seines Gesichtes und in diesem Moment wollte ich nur eines: ihn genauso erregen, wie er es mit mir machte und die richtige Antwort hauchte plötzlich ganz leicht über meine Lippen. »Tu mir weh!«

Er küsste mich weiter voller Erregung ... rund um mein Gesicht. Ich konnte ein brodelndes Zittern in seinem heißen Atem spüren. »Ganz sicher?«, verlangte er nach einer Bestätigung.

Ich krallte meine Nägel in die Sitzbank und ließ mich von seiner Begierde verzaubern. »Jaaa ...«, stöhnte ich. Mein Herz hatte wohl den Verstand verloren.

»Du musst noch ein bisschen warten, aber ich werde es mir merken, versprochen ...« Zufrieden ließ er von mir ab und lehnte sich zurück. »Schau mal, Madonna ist auf der Tanzfläche!«

Madonna war mir jetzt egal, was hatte ich angerichtet? Ich hatte doch nicht etwa gerade mein Einverständnis zu seinen sadistischen Liebesbeweisen gegeben? Vielleicht war es der Alkohol, ich spürte, wie die Hitze in meinem Körper aufstieg und konnte mich auch nicht mehr richtig auf irgendetwas konzentrieren. Santiago beachtete mich kaum noch, er starrte fasziniert auf die Tanzfläche. Madonna würde mir ja hoffentlich doch keine Konkurrenz machen. Sie war eine starke Frau ... nichts für Santiago. Ihr junger Tanzpartner löste wahrlich Begeisterung beim Publikum aus, ein schöner Mann! Auf den ersten Blick wirkte er wie ein englischer Gentleman, hatte aber die Geschmeidigkeit eines Brasilianers in den Hüften. Er war schlank und groß, hatte hellbraun gewelltes Haar, kurz geschnitten. Seine Muskeln waren nicht aufdringlich, sondern sehr schön geformt, eher langgezogen und sehnig, wirkten aber trotzdem hart und kräftig. Die Zuseher applaudierten, als er Madonna in die Lüfte hob. Schnell riss ich meine Blicke vom Geschehen los und hoffte, dass mich Santiago nicht be­obachtet hatte. Aber der war selbst so fasziniert von der kleinen Vorstellung, dass er meine übertriebene Aufmerksamkeit für den jungen Mann gar nicht bemerken konnte.

Als sich kurz darauf Madonna durch den Hinterausgang davonschlich, verließen auch wir den Club. Santiago hatte erreicht, was er wollte und legte etwas zu grob und besitz­ergreifend seinen Arm um meine Taille. Mit dem Taxi fuhren wir zum Hubschrauberlandeplatz und eine halbe Stunde später waren wir zurück auf Ivory. Ich war todmüde und hoffte diesmal wirklich auf eine ungestörte Nacht, allein in meinem Bett.

Vor meinem Zimmer küsste er noch einmal den Diamanten an meinem Finger und zog sich mit einem Lächeln auf den Lippen zurück. Er ließ mich tatsächlich ungestört schlafen.

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