Читать книгу Time of Lust 1-4 | Erotik Paket Bundle | Alle vier Teile in einem Paket | Erotischer SM-Roman - Megan Parker - Страница 23
ОглавлениеTräum von mir!
Hätte Santiago nicht gegen Ende der Woche einen Ausflug angekündigt, bei dem er alle Mädchen dabeihaben wollte, hätte mich Damian vermutlich noch länger in meinem Verlies festgehalten.
Im Umkleideraum durften wir zu unseren gläsernen Schuhen schöne Kleider anziehen, Santiago wollte mit uns allen nach Miami in einen exklusiven Beach-Club. Nur David und seine Jungs blieben zu Hause.
Das Tageslicht blendete meine Augen. Im Gegensatz zu den anderen Mädchen hatte ich vergessen, eine Sonnenbrille zu meinem Outfit zu wählen. Aber die plötzliche Freiheit und der geliebte Duft des Ozeans entschädigten mich für jeden grellen Sonnenstrahl. Wir gingen an Bord der Evita, Santiagos schnittigste Yacht mit zwei Sonnenterrassen und drei luxuriös ausgestatteten Räumen unter Deck. Aufgrund des prächtigen Wetters hielten wir uns jedoch im Freien auf. Es war ein eigenartiges Gefühl, die Gesellschaft meines Geliebten nun mit fünf anderen Mädchen zu teilen. Man merkte ihnen an, dass sie seine Nähe suchten, sich jedoch gleichzeitig zu Disziplin und Zurückhaltung zwangen. Sie respektierten, dass er nicht bedrängt werden wollte.
Ich setzte mich etwas abseits allein auf eine Bank. Zugegeben, nicht ohne Hintergedanken. Denn ich erinnerte mich noch gut an seine Worte: »Ich mag es, wenn du einsam bist ... Es macht dich attraktiv.« Vielleicht galt das auch an Bord einer Yacht? Vielleicht würde er mich sehen, wenn ich mich nicht um ihn scharte wie all die anderen. Obwohl es hart war, auf seine Nähe zu verzichten, wo ich ihn doch eh kaum noch zu Gesicht bekam. Meine Augen hingen wie Kletten an seinem Antlitz ... in sehnsüchtiger Erwartung eines Blickes von ihm. Doch dann beobachtete ich, wie er sich mit Jana unterhielt und plötzlich schwebte wieder die Erinnerung an ihren Vater wie eine bedrohliche Gewitterwolke über mir. Ich musste an meinen eigenen Vater denken und sofort verschleierten Tränen meine Sicht. Ich wandte meinem Blick ab und versuchte, mich zu beruhigen.
Eine halbe Stunde verging. Das Boot glitt ruhig über die flache See. Der Fahrtwind wirbelte durch meine langen Haare, wie ein warmer Fön, und er gab sich sogar Mühe, meine Tränen zu trocknen, aber es kamen ständig welche nach. Ich saß einsam auf der Bank und weinte. Santiago amüsierte sich mit den anderen Mädchen ... und sah mich nicht ... Doch plötzlich stand er vor mir.
»Weinst du?«, fragte er überrascht.
Ich nickte.
Er reichte mir seine Hand als Zeichen, dass ich aufstehen sollte. Ich wackelte auf meinen High Heels und mein Herz klopfte spürbar laut. Er zog mich an seinen Körper und drückte mich sanft gegen die Reling. Zärtlich küsste er eine Träne von meiner Wange. »Warum?«, fragte er besorgt.
Durch seine Berührung und seine Nähe war ich wieder mal weit davon entfernt, ihm Vorwürfe machen zu wollen. Doch ich zwang mich zumindest zu einem schüchternen Versuch. »Janas Vater ...«, hauchte ich. »Der Immobilienmakler war Janas Vater!«
»Ja.« Santiago lächelte. »Wie klein doch die Welt ist.«
Ich war entsetzt. Und sprachlos.
»Wo ist das Problem?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf und konnte nicht reden. Neue Tränen liefen über meine Wangen. Er drückte mein Gesicht an seine Brust und streichelte über meine Haare. Ich hörte sein Herz schlagen ... und bestimmt spürte er an meinem unregelmäßigen Atem, wie sehr ich mit meinen Gefühlen kämpfte, denn er wartete, bis ich mich beruhigt hatte. Irgendwann küsste er mich auf die Schläfe und hielt mich ein Stück von sich weg. Skeptisch sah er in meine Augen.
Ich atmete tief durch, sammelte meine Kräfte und klang nun doch vorwurfsvoll. »Ich ... ich muss ständig daran denken ... Es hätte genauso gut mein Vater sein können, der dir an der Bar gegenübersaß ...«
Santiago nickte verständnisvoll. »Dann hätte ich dich nicht niederknien lassen.«
»Nein ... ich meine ... dass er sich bei einem Geschäftstermin ahnungslos mit dir über seine Tochter unterhält, während sie ... längst bei dir ist.«
»Was macht dein Vater beruflich?«
Mir blieb der Mund offen stehen.
»Das war ein Scherz!«, beruhigte er mich. »Ich werde deinen Vater nicht einladen, hierher zu kommen.«
»Aber Janas Vater hast du eingeladen!«
»Ich arbeite mit ihm seit Jahren zusammen. Das ist einfach eine dumme Fügung. Wo die Liebe hinfällt ...« Er grinste, sah kurz nach hinten zu den Mädchen und fuhr sich affektiert durch die Haare. »Aber mach dir über Janas Vater keine Gedanken. Er mimt nur mir gegenüber den Mustervater. Jana hat vier erwachsene Geschwister, sie leben auf der ganzen Welt verstreut und haben wenig Kontakt mit ihrem Hause. Und das nicht grundlos. Glaub mir, Jana hängt an mir weit mehr, als an ihrem Vater. Und es würde mich nicht wundern, wenn es bei dir auch so wäre ...«
Ich schluckte. »Ich wollte nie wählen ... zwischen dir und meinem Vater.«
»Du hast schon gewählt, Baby.«
Mit einem Kuss betäubte er abschließend meine Sinne ... Dann löste er sich vorsichtig von mir und ging zurück zu den anderen Mädchen.
Vielleicht hatte er recht ... Ich war auch nicht besser als Jana.
***
Wir legten an einem privaten Steg direkt vor einem Lokal an ... und als wir mit Santiago über den Strand gingen, waren unzählige Blicke auf uns gerichtet. Auch Jude genoss sichtlich die erhöhte Aufmerksamkeit. Genau wie die anderen Mädchen bekam ich reichlich Sand in die Schuhe. Wir ließen uns jedoch alle nichts anmerken und strahlten stattdessen unbeirrt an Santiagos Seite.
Im Beach-Club begrüßte Santiago einen guten Freund. Ich beachtete ihn anfangs gar nicht, weil ich schwer mit der Versuchung zu kämpfen hatte, nun endlich ungeniert meine High Heels auszuschütteln. Ich fragte mich, ob Damian vielleicht einen Schlüssel mithatte, falls selbst Schütteln gegen diesen lästigen Sand nicht half. Doch der war in ein Gespräch verwickelt. Ich musste dreimal hinhören, bevor ich einen Namen verstand, denn uns Mädchen wurde Santiagos Freund nicht vorgestellt. Aber dann nannte ihn jemand Christian. Er stand mit dem Rücken zu mir und hatte offenbar für uns alle die besten Plätze reserviert, in einem abgetrennten Bereich. Gemeinsam mit seiner Begleitung, zwei hübschen blonden Frauen, machten wir es uns in luxuriösen Strandsofas gemütlich und es wurde Champagner für alle bestellt.
Mir fiel auf, dass Christian beim Gehen ein Bein etwas schwerfällig bewegte und sogar seine Hände zur Hilfe nehmen musste, um sich einigermaßen bequem hinzusetzen. Ich überlegte gerade, ob es sich dabei um eine aktuelle Verletzung oder um eine ständige körperliche Beeinträchtigung handelte, als mir ein zweiter unübersehbarer Makel fast den Atem raubte ... eine gewaltige Narbe, die sein Gesicht entstellte. Sie zog eine tiefe Furche von seinem rechten Auge bis zum Kinn. Offensichtlich war sie seit Jahren verheilt, denn in ihrer Farbe hatte sie sich bereits der umliegenden Haut angepasst, doch ihrer abschreckenden Wirkung tat das kaum einen Abbruch. Ohne diese Narbe hätte man Christian vielleicht als attraktiv bezeichnen können ... Er war ungefähr in Santiagos Alter und von sportlicher Statur. Er hatte hellbraunes Haar, kantige männliche Gesichtszüge und schöne Augen. Doch das alles konnte auf mich nicht wirken, denn die Narbe übertrumpfte jeden seiner Vorzüge und ließ sein Gesicht letztlich nur brutal erscheinen.
»Die Kleine ist neu«, bemerkte Christian und riss mich damit aus meinen Gedanken. Er saß uns direkt gegenüber. Sofort hoffte ich, ihn nicht allzu auffällig angestarrt zu haben.
»Ja ... Zahira«, antwortete Santiago beiläufig und nahm einen Schluck Champagner. Er hatte seinen Freund bei der Begrüßung nur auf die Wange geküsst, was mich vermuten ließ, dass er keine sexuelle Beziehung mit ihm pflegte.
Christian lächelte mich unverhohlen an. »Ich mag ihr Gesicht, ihre Lippen. Hast du sie nach ihren Lippen ausgesucht? ... Kann sie etwas Spezielles damit?«
Santiago verdrehte die Augen. »Bitte!«
»Entschuldige, ich weiß, für dich zählen andere Werte. Aber im Ernst, wo hast du sie her?«
Er zögerte. »Die Umstände, unter denen es passiert ist, sind keine schöne Erinnerung und es liegt mir fern, darüber zu sprechen. Sagen wir, sie ist mir zugelaufen.«
Ich musste ein spontanes Lachen unterdrücken.
Santiago sah mich an. »Aber es war Liebe auf den ersten Blick!«, betonte er.
Sofort verflüchtigte sich das Lächeln von meinen Lippen. Es tat mir sogar leid, dass ich es überhaupt zugelassen hatte ... und dass es für ihn möglicherweise spöttisch geklungen hatte. Verlegen senkte ich meinen Blick. Ich spürte das Blut in mein Gesicht steigen, mir wurde heiß und ich atmete schwer. Doch innerlich suhlte ich mich darin, was er gesagt hatte. Gerade vorhin noch, auf der Yacht, war ich neidisch gewesen, dass er das Wort Liebe im Zusammenhang mit Jana benutzt hatte ... und jetzt galt es mir. Zwar wusste ich nicht genau, wie er es gemeint hatte – Liebe auf den ersten Blick ... bei ihm ... bei mir ... oder bei uns beiden – aber ich wollte ganz fest daran glauben, dass es auch bei ihm Liebe auf den ersten Blick gewesen war.
»Hast du schon von meiner neuesten exotischen Errungenschaft gehört?«, fragte Christian und wollte mir damit Santiagos Aufmerksamkeit entziehen.
»Nein.« Anerkennend streichelte er über meine Wange und hielt danach seinen Handrücken vor meinen Mund, damit ich ihn küssen konnte, bevor er sich wieder Christian zuwandte.
Der beugte sich nun etwas nach vorn, um uns näher zu sein. Wie ein Geheimagent kniff er seine Augen zusammen und sah sich in allen Richtungen um. Dann erst begann er leise zu reden. »Du weißt, ich habe ein Faible für das Animalische ...«
Santiago bremste ihn mit einer abwehrenden Handbewegung. »Bitte! Erzähl mir das, wenn wir allein sind.«
»Nein, keine Sorge ... Das ist fast jugendfrei.«
»Fast?« Skeptisch zog Santiago eine Augenbraue hoch.
»Ja. Auf jeden Fall weit jugendfreier, als dieser Schmollmund neben dir.« Er warf mir einen anzüglichen Blick zu ... und ich biss mir auf die Lippen.
Santiago seufzte.
Christian verstand es als Redeerlaubnis. Er begann, etwas von dressierten Würgeschlangen zu erzählen, die auf Kommando Frauenkörper umarmten, wohldosierte Kraft zum Einsatz brachten und auch auf ein bestimmtes Zeichen hin wieder locker ließen. Er erzählte von einem fünf Meter langen Exemplar, das er in seinem Bett übernachten ließ, und davon, dass er Mädchen bestrafe, indem er sie zu dem Tier ins Terrarium stecke ...
Bis Santiago ihn schließlich unterbrach. »Sei mir nicht böse, aber dafür kann ich mich nicht begeistern.«
»Okay ... wie du meinst ...« Christian lächelte, wirkte aber dennoch etwas betreten und griff zu seinem Glas. »Willst du mir vielleicht deine süße Verführung für ein paar Minuten überlassen?«
»Natürlich.« Santiago sah mich auffordernd an.
Mir wurde plötzlich sehr eigenartig zumute. Ich schluckte sichtbar ... und ich konnte nicht aufstehen.
»Christian ist mein bester Freund«, flüsterte Santiago eindringlich. »Setz dich zu ihm!«
Er sah, dass ich noch immer zögerte, und durchbohrte mich daraufhin mit einem stechenden Blick. »Das war keine Bitte, Zahira!«
Ich erhob mich widerwillig und stieg über ein paar Mädchenbeine hinweg hinüber zur anderen Seite des niedrigen Tisches. Christians Blondine zu seiner Rechten stand auf und machte mir ihren Platz frei. Für einen Moment hatte ich ein schlechtes Gewissen, ihr gegenüber. Aber nur, bis ich sah, dass sie sich an meiner Stelle neben Santiago setzte ... und er seine Hand in ihren Schoß legte.
Als ich mich auf dem Strandsofa zurücklehnte, wurde mir klar, ich hätte die andere Richtung wählen sollen ... von rechts um den Tisch ... und die andere Blondine. Denn nun musste ich mich wohl oder übel mit dem Anblick der Narbe aus nächster Nähe anfreunden. Christian lehnte sich ebenfalls zurück. Seine Schulter berührte mich und wie selbstverständlich legte er eine Hand zwischen meine Beine. Mein Kleid war viel zu kurz für diese vertraute Nähe eines fremden Mannes. Blitzartig breitete sich Gänsehaut auf mir aus. Ich fühlte, wie sich alle feinen Härchen, die sich normalerweise wie ein unsichtbarer Film über meinen gesamten Körper zogen, alarmiert aufstellten. Er begann ganz entspannt, die Innenseite meines nackten Oberschenkels zu streicheln ... ohne mir dabei Beachtung zu schenken. Er rauchte hingebungsvoll eine Zigarre, trank Champagner und unterhielt sich mit seiner anderen Begleitung, während meine Empfindungen von seiner Hand gesteuert wurden. Und die wollte nicht stillhalten. Manchmal kitzelten seine Berührungen, weil sie zart und feinfühlend waren ... und manchmal griff er stärker zu. Er drückte mich mit sanfter Kraft und schickte damit unweigerlich heiße Schauer durch meinen Körper, die ich überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Ich durchlief ein Wechselbad der Gefühle ... und merkte entsetzt, dass ihm mein Körper zu gehorchen schien. Die Tatsache, dass er sich überhaupt nicht mit mir beschäftigte, während er das tat, löste in meinem Gehirn einen Reflex aus, der ihm Tore öffnete, die ich ihm nie öffnen wollte. Ich wurde feucht ... Schockiert darüber blickte ich zu Santiago. Der war jedoch anderweitig beschäftigt. Ich fragte mich, was für ein Mensch Christian war. Wenn seine Narbe im Gesicht denselben Ursprung hatte wie sein versehrtes Bein, dann würde er bestimmt seit Jahren hinken. Und die beiden Mädchen, die er mithatte, sahen atemberaubend gut aus ... so gut, dass offensichtlich sogar Santiago sich für sie begeistern konnte. Also entweder hatte er viel Geld oder seine inneren Werte waren derart überzeugend, dass man als junges hübsches Mädchen über andere Dinge hinwegsehen konnte ... Ich hätte jedoch eher auf viel Geld getippt.
Plötzlich legte Christian seine Zigarre zur Seite und wandte sich mir zu. Ich erschrak aus tiefster Seele. Natürlich versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen, aber sein Anblick aus dieser geringen Distanz und die Befürchtung, dass er nun beabsichtigte, sich eingehender mit mir zu befassen, ließ mir das Herz bis zum Halse schlagen. Christian griff nach meinem Gesicht. Sein Daumen streichelte über meine Lippen ... hemmungslos und ungestüm. Schnell rollte ich sie nach innen und biss mit meinen Zähnen darauf. Christian belächelte meine Reaktion und kam mit seinem Oberkörper näher, als wollte er mich umarmen, doch er flüsterte in mein Ohr: »Ich möchte, dass du meine Narbe küsst. Deine Lippen haben bestimmt magische Kräfte.«
Mir schauderte. Ich atmete schwer und konnte Santiago nicht sehen, denn Christian verdeckte mir mit seinen breiten Schultern vollständig die Sicht. Und er wartete ...
Ich gab mir alle Mühe, meine Scheu zu überwinden oder zumindest zu verbergen. Ich schloss meine Augen und schmiegte meine Lippen an seine Wange. Seine Haut fühlte sich genauso warm und rau an, wie die meines Geliebten ... aber sie roch aufdringlich nach einem herben, fremden Aftershave. Mit kleinen Küssen begann ich seine Narbe zu bedecken ... von seinem Auge bis zum Kinn. Sogar blind konnte ich mich in diesem Gesicht orientieren, denn ich fühlte deutlich die grobe Furche, die sich wie ein kahles Tal durch seinen Bartwuchs zog.
Christian griff mir an die Taille und hielt mich fest. »Ich will deine Zunge spüren«, hauchte er, »mach es nur mit deiner Zunge.«
Ich seufzte verzweifelt und schüttelte den Kopf. »Das ist Santiago bestimmt nicht recht.«
Er lächelte. »Mach dir keine Gedanken wegen Santiago. Ich hab mit all seinen Frauen geschlafen.«
Ich wurde blass vor Schreck.
Christian küsste mich am Hals und drückte mich fester an der Taille. »Kostet es dich so viel Überwindung?«
»Nein«, hauchte ich, ohne nachzudenken, aus reiner Höflichkeit ... und schenkte ihm meine Zunge. Angewidert strich ich damit die vernarbte Linie auf und ab ... zwischendurch küsste ich ihn, bis er zufrieden war und sich von mir löste.
Er sah in meine Augen und dachte kurz nach. »Du würdest dich bestimmt hübsch machen ... neben Tyron.«
»Wer ist Tyron?«, flüsterte ich.
»Meine Anakonda.«
Ich lächelte hilfesuchend. »Bitte nicht.«
Mit einer Hand griff er in meine Haare. »Du hast sehr schöne blaue Augen, sie leuchten wie dunkle Saphire ... Ich stelle mir vor, wie schön sie erst leuchten mögen, wenn sie mich von unten herauf ansehen.« Dann fasste er meine Haare gröber und bewegte meinen Kopf, ohne dass ich Einfluss darauf hatte ... und wie ich es ganz bestimmt nicht wollte. Im nächsten Moment wandte er sich an Santiago. »Wäre es in Ordnung, wenn ich sie heute mitnehme?«
Mein Herz machte einen Satz. Aber Santiago schüttelte entschieden den Kopf und deutete gleichzeitig mit einem Finger mehrmals auf den Boden. Mir sagte das, er wollte, dass ich hierblieb.
Christian verstand darunter etwas anderes. Er sah mich an und seufzte: »Keine Sorge, wir holen das nach.« Dann strich er mit seinem Daumen andächtig über meinen Mund und seine Stimme schmachtete: »Deine Zunge ... deine Lippen ... Ich frage mich, ob all deine Lippen so geschmeidig sind.«
Ich schluckte.
»Zieh dein Höschen aus!«, befahl er mit ruhiger Stimme.
Das durfte nicht wahr sein! Panisch fuhr ich durch meine langen Haare und zögerte ... bevor ich schließlich doch tat, was er verlangt hatte. Während ich mich nach vorn beugte, warf ich Santiago einen beleidigten Blick zu, der jedoch kläglich an ihm abprallte.
Christian legte sein Sakko wie eine Decke über meinen Schoß. »Entspann dich ... lehn dich zurück«, hauchte er.
Ich konnte mich an sein Gesicht nicht gewöhnen. Wieder lief ein kalter Schauer über meinen Rücken. Und wieder kam er mit seinem Oberkörper vor mich. »Ich darf dich nicht küssen ...«, bedauerte er, »darum möchte ich, dass du mich auf die Wange küsst ... zumindest, solange du kannst.« Er grinste und seine Narbe legte sich dabei in runzelige Falten.
Verkrampft hielt ich mein Höschen in der Hand, zu einer kleinen festen Kugel geknüllt, und mein ganzer Körper versteifte sich ängstlich, während Christans Finger nun im Schutze seines Sakkos die Innenseiten meiner Schenkel aufsuchten ... und gemächlich immer höher wanderten.
»Küss mich«, hauchte er und bot mir seine unversehrte Wange an.
Ich schloss meine Augen und küsste ihn. Kurz darauf erreichten seine Finger ihr Ziel. Ich zuckte zusammen und schnappte nach Luft. Mein Herz raste. Doch ich war feucht, unbestritten. Ich fühlte mich von meinem eigenen Körper hintergangen. Christian lächelte selbstgefällig. Langsam erkundete er jede kleine Rille. Er ließ einen einzelnen Finger durch alle Spalten gleiten, die sich nach sanftem Drängen bereitwillig für ihn auftaten. Dann nahm er gefühlvoll eine meiner pulsierenden Schamlippen und zog leicht daran. Immer wieder rutschte er dabei ab. Mein Atem zitterte und ich konnte mich fast nicht mehr darauf konzentrieren, ihn zu küssen. Der Reiz, den er damit verursachte, machte mich verrückt. Und es machte mich noch mehr verrückt, dass ich, je länger er das tat, immer feuchter wurde. Für einen Mann, für den ich Abscheu empfand. Ich begann, mich zu winden, wollte vor seinen Fingern flüchten ... aber er hielt mich fest ... und für einen Moment schmerzte der Druck seiner Hände, als wollte er mir zeigen, dass er auch anders konnte. Bis ich wieder stillsaß und ihn weiter küsste.
Er nahm nun meine zweite Schamlippe zwischen seine Finger, als wollte er sie dehnen, und schickte sanfte Vibrationen an mein intimes Nervenzentrum. Verzweifelt darüber ließ ich ihn meine Zähne an seiner Wange spüren. Vielleicht hielt er es für Begierde, denn er brummte lediglich und machte weiter. Tränen stiegen in mir auf. Ich wollte das nicht. Dennoch blieb ich mit meinen Lippen an seiner Wange und heuchelte Zuneigung. Christian veränderte seinen Griff und begann, mich intim zu massieren, gefühlvoll und beständig. Seine flache Hand bewegte sich äußerst geschickt und schon bald überlagerte ernstzunehmende Erregung meine Gegenwehr. Es gelang mir kaum, meine Atemgeräusche zu unterdrücken, ich verkrampfte mich und wollte es nicht zulassen. Dann wagten sich zwei seiner Finger ungeniert an meine empfindsamste Stelle. Sie kreisten lustvoll auf meiner kleinen Perle. Und nun musste ich mich endgültig von seinem Gesicht lösen. Flehend sah ich ihn an. Ich durfte hier nicht kommen. Nicht vor Santiago. Und nicht vor allen Leuten. Bestimmt waren unzählige Augen auf mich gerichtet.
Christian senkte seinen Blick. Er entzog mir seine Hand und wischte sie sorgfältig an meinen Schenkeln ab.
Erleichtert atmete ich auf.
Doch er griff nach meiner Faust, die noch immer eisern das kleine Höschen festhielt. Und er schüttelte mich am Handgelenk, damit ich es fallen ließ. Sehnsüchtig sah er in meine Augen und für einen Moment fragte ich mich, was er vorhatte. Er führte meine Hand an sein Gesicht. Ich spürte die raue Haut seiner Wange und meine Fingerspitzen verschwanden in seinen Haaren.
»Du darfst mich ruhig anfassen. Ich bin nicht Santiago«, erklärte er.
Ich seufzte ... und kämmte durch seine Haare ... während sich meine andere Hand an seinen Rücken tastete. Dann schloss ich meine Augen, küsste ihn weiter und seine Finger begaben sich wieder an meinen lustvollsten Punkt. Sie behandelten mich genauso geschickt wie zuvor und nun hatte ich ehrlich Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren. Die Lust pochte unter meiner zarten Haut, bereit für einen Ausbruch. Ich keuchte verhalten, beherrscht ... und doch verzweifelt. Ich realisierte, dass ich es nicht würde verhindern können. Er würde nicht aufhören, bevor er sein Ziel erreicht hatte. Ängstlich klammerte ich mich an ihn, auf der Suche nach Beistand ... während ich zulassen musste, dass seine Finger meine empfindsamste Stelle folterten. Und plötzlich ... ein kleines helles Seufzen platzte aus mir, ich zitterte und bebte innerlich, krallte meine Nägel in seinen Rücken und unkontrollierte Zuckungen durchliefen meinen Unterleib. Gleichzeitig hechelte ich nach Luft und hoffte, dass man von außen nicht allzu viel sehen konnte. Christian ließ seine Hand gnadenlos auf mir liegen, bis die letzte für ihn spürbare Welle verebbt war.
»Du bist süß«, schmeichelte er anschließend, »ich freue mich schon, wenn du mich mal besuchen kommst.«
Ich lächelte gezwungen.
Er wischte sich wieder demonstrativ an meinen Schenkeln ab. »Und wie es aussieht ... bist du mir dann etwas schuldig.«
Ich nickte und hoffte, dass bis dahin noch viel Zeit vergehen würde.
Santiago streckte seine Hand nach mir aus.
Noch nie hatte ich mich so schmutzig gefühlt. Bestimmt wusste er, was wir getan hatten. Auch wenn er seine Erlaubnis dazu gegeben hatte, ich war erfüllt von schlechtem Gewissen, weil mein Körper vor seinen Augen einem fremden Mann erlegen war, einem Mann, der mir noch dazu überhaupt nicht gefiel.
Christian verlangte einen letzten Kuss auf seine Wange. Dann durfte ich aufstehen. Mit wackeligen Beinen stöckelte ich an ein paar Mädchen, an Damian und Jude vorbei ... zu Santiago. Als ich mich neben ihn setzte, fühlte ich mich elend und seiner nicht würdig. Meine Finger zitterten. Nervös, fast hektisch, fuhr ich durch meine Haare. Ich hatte Tränen in den Augen und konnte ihn nicht ansehen.
Zu meiner Überraschung nahm er mich in seine Arme und an seiner Schulter entkam mir ein herzzerreißend schrilles Schluchzen ... zehnmal lauter als alles, was Christian aus mir hervorgebracht hatte. Ich verspürte Erleichterung und Schmerz zugleich. Er streichelte über meinen Kopf, als wollte er mich beruhigen. Doch ich atmete aufgeregt und begann, ohne dass er nach irgendetwas gefragt hätte, ganz von selbst zu reden.
»Ich wollte das nicht«, schluchzte ich und meine Stimme war plötzlich drei Oktaven höher als gewöhnlich, »ich wollte das wirklich nicht ... er hat mich gezwungen ...«
Santiago nickte. »Ich weiß.«
Noch immer versuchte ich, seinen Blicken auszuweichen und ich bekam kaum Luft ...
»Wie kann ich dir helfen?«, fragte er.
»Ich weiß nicht«, hauchte ich.
»Soll ich dich dafür bestrafen?«
Ich nickte. »Jaa ...«
Er dachte kurz nach. Dann stand er auf und nahm mich an die Hand. Während wir das Lokal verließen, sank ich in eine Trance. Es war mir egal, was er jetzt mit mir machen würde. Ich wollte nur ihm gehören. Und ich wollte ihm beweisen, wie sehr ich ihn liebte. Wir gingen durch den weichen Sand. Meine High Heels versanken bei nahezu jedem Schritt, bis wir ein gutes Stück vom Beach-Club entfernt waren, aber nicht außer Sichtweite. Dort blieb er stehen.
Er hielt meine Handgelenke fest zusammen. Ich fragte mich, ob er mich nun schlagen würde. Ob er es sich erlauben konnte, mich in der Öffentlichkeit zu schlagen. Mit genügend Geld durfte man doch bestimmt alles. Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Dieser Teil des Strandes war zwar nicht stark frequentiert, aber einige Leute gab es doch, die auf der Promenade spazierten ... oder Sonnenhungrige, die sich mit ihren Liegen hierher verirrt hatten ... Kinder, die im Sand spielten ... und verliebte Pärchen, die entlang des Ufers schlenderten. Mein Herz klopfte. Er sah mir in die Augen und ließ mich warten. Dann gab er meine Hände frei.
»Knie nieder!«, forderte er. Die ungebrochene Härte in seinem Tonfall versicherte mir, dass es für ihn völlig belanglos war, dass ich mich für diese Bestrafung freiwillig zur Verfügung gestellt hatte.
Ich lächelte ein wenig beschämt, und wollte es gerade tun ... als er an mein Kinn fasste und mich aufhielt. »Warte! ... Du wirst dabei deine Schenkel öffnen und dich in den Sand setzen!«
Meine Augen wurden größer. Mir fiel ein, dass ich vergessen hatte, mein Höschen wieder anzuziehen.
»Ich weiß, dass du darunter nichts anhast!«, erklärte er. Danach zogen sich seine Mundwinkel nach unten und seine Miene wurde bitterernst. »Das nächste Mal wirst du dir gut überlegen, wie sehr du dich für einen anderen Mann begeistern willst.«
Er ließ mein Kinn los und steckte seine Hände lässig in die Hosentaschen. »Beeil dich, bevor der Wind trocknet, was er nicht trocknen soll!«
Ein letztes Mal bedachte er mich mit einem herrischen Blick, dann lächelte er mich belustigt an.
Jetzt war wohl ich an der Reihe. Direkt vor seinen Füßen kniete ich nieder. Er trug eine lange dunkle Anzugshose und edle schwarze Schuhe, die nun leicht staubig vom feinen Sand waren. Es war ein erhebendes Gefühl, vor ihm zu knien. Ich hätte auch seine Füße in der Öffentlichkeit geküsst. Und ich bewunderte ihn dafür, dass er die Stärke und die Größe hatte, mit unnachahmlicher Gelassenheit vor mir zu stehen. Er setzte sich damit Blicken aus, denen ich mich nicht aussetzen musste. Denn ich sah zu Boden. Meine langen Haare umwehten seine Knie, am liebsten hätte ich meine Stirn an seine Beine gelehnt, ihn umarmt und geliebt. Aber dann erinnerte ich mich wieder an meine Pflicht. Meine Strafe. Und ich schob meine Knie und meine Fersen etwas auseinander. Gehorsam platzierte ich meine feuchte Mitte im weichen Sand. Er war warm ... weit wärmer, als meine eigene Körpertemperatur ... und blieb an mir haften wie festgeklebt. Ich wagte es nicht, meine Hüften zu bewegen, denn die Sandkörner fühlten sich auf meiner zarten Haut, die eben noch empfindlich pulsiert hatte, weit gröber an, als in der bloßen Hand. Also blieb ich still sitzen und war froh, dass niemand unter mein kurzes Kleid sehen konnte. Es reichte schon, dass ich hier auf dem Boden kniete. Vor Santiago. Bestimmt urteilten nun wildfremde Leute über ihn ... über mich ... oder über unsere Beziehung.
Als er sich etwas bewegte, sah ich zu ihm auf. Er war nur von einem Bein auf das andere getreten, hatte noch immer seine Hände in den Taschen und atmete tief durch, als wollte er die laue Meeresbrise bewusst in seine Lungen strömen lassen. Unsere Blicke trafen sich und für einen endlos schönen Moment blieben sie ineinander verschränkt ... Ich spürte, dass er meine Ergebenheit genießen konnte.
Dann bückte er sich zu mir herunter. Mit zwei Fingern hob er den Saum meines Kleides und fragte mit ruhiger Stimme: »Ist das gründlich?«
Ich schüttelte den Kopf.
Zärtlich strich er meine Haare aus dem Gesicht. »Muss ich mir die Hände schmutzig machen?«
»Nein«, hauchte ich und griff selbst in den Sand, um reichlich davon zwischen meinen Beinen zu verteilen, sodass er haften blieb.
Santiago hielt mich an den Haaren fest und sah mir geduldig dabei zu. Als er zufrieden war, half er mir hoch. »Ich möchte dir beim Gehen nichts anmerken!«
Ich nickte.
»In zwei Stunden habe ich dir verziehen, dann darfst du dich waschen«, versprach er mir, »bis dahin bleibst du artig bei den anderen Mädchen sitzen.«
Doch Santiago hielt nicht ganz sein Wort. Ich musste ihm viermal etwas zu trinken holen, obwohl es Bedienung dafür gab. Offenbar damit ich nicht vergaß, wem ich den kleinen Igel zwischen meinen Beinen zu verdanken hatte.
Dann durfte ich mich waschen gehen. Als ich von der Toilette zurückkehrte und mich gerade setzen wollte, bekam ich am Rande mit, dass Jude sich in einem Gespräch an Santiago wandte. Er fragte um Erlaubnis, mit drei Mädchen an die Bar zu dürfen. Und Santiago willigte ein.
Jude wählte Vicky, Alice und mich.
Wir folgten ihm. Aufmerksam bestellte er uns allen Cocktails, weil er davon ausging, dass wir die lieber mochten als Champagner. Und ich hatte kaum den ersten Schluck von meiner Erdbeer-Margarita probiert, als er mich unerwartet ansprach ...
»Mein Respekt!«
»Wofür?«, fragte ich erschrocken.
Jude lächelte schelmisch. »Damian.«
Mit offenem Mund sah ich ihn an. »Was meinst du?«
»Stell dich nicht so an! Alle wissen es, Damian war ganz außer sich, als er Santiago davon erzählt hat und gleichzeitig um Genehmigung für eine harte Bestrafung für dich ersuchte.«
Ich schluckte sichtbar.
»Keine Sorge! Santiago musste herzlich lachen und hat verweigert.«
Erleichtert atmete ich auf.
Jude fügte grinsend hinzu: »Laut Santiago hat sich das noch keine getraut!«
»Ihr habt das alle falsch verstanden! Ich hab mich nicht bewusst etwas getraut, es war ein Reflex ... und ich bereue es!«
Endlich sah er ein, dass ich darauf nicht stolz sein konnte. »Okay ... entschuldige.«
Santiago hatte ihm also eine Bestrafung verweigert. Ich fühlte tiefe Dankbarkeit für seine Solidarität.
»Du hast da ein paar blaue Flecken ...«, bemerkte Jude, während er über meine Hüfte streichelte.
Ich sah ihm etwas gereizt in die Augen. »Glaubst du, nur weil Santiago ihm eine gröbere Bestrafung verwehrt, könnte er mich nicht anders quälen?« Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich seine zärtliche Hand an meiner nackten Taille wahrnahm. Sofort entschuldigte ich mich für meinen ungehaltenen Ton. »Tut mir leid ...«
»Gehen dir öfters die Nerven durch?«
»Nein ... es tut mir leid ... vielleicht brauche ich noch etwas Zeit, um mit meinem Verlies psychisch fertig zu werden ... weißt du? Aber ich gebe mir Mühe. Stell dir mal deine Füße vor ... in solchen Schuhen ... und du müsstest jede Nacht fast nackt auf Pflastersteinen schlafen ... und ... und mehr will ich dir gar nicht erzählen.«
»Träumst du manchmal von mir ...«, er streichelte zärtlich mit einem Finger über meine Wirbelsäule nach oben, »... wenn du auf den kalten Steinen liegst?«
Der Gedanke machte mich traurig. »Ich träume davon, bei euch oben zu sein ... ja.« Hätte Jude mich in seine Arme genommen, ich hätte bestimmt schluchzend an seiner Schulter geheult.
»Er hat dich nicht geküsst ...«
»Wer?«, hauchte ich.
»Der Schlangenbeschwörer.«
»Ja ... er durfte nicht.«
»Hättest du es gewollt?«
»Jude, ich wollte nicht mal neben ihm sitzen!«
»Ich will, dass du von mir träumst!« Er kam mir näher und küsste mich zärtlich. Er schmeckte so gut nach Erdbeeren und Sekt. Seine Lippen waren weich, voll und lasziv. Einen Moment lang überlegte ich, ob wir das durften, aber er hatte schließlich den gleichen Status wie David oder Keathan. Ganz vorsichtig löste er sich wieder von mir.
»Okay.« Ich nickte schwer atmend. »Ich träume von dir ... versprochen.«
Jude lächelte zufrieden. »Ich wollte dir noch etwas sagen ...« Er zog mein Kinn zu sich herauf. »Ich werde dich heute Abend auserwählen.«
Mist, gerade heute, wo ich mich bei Damian entschuldigen wollte. Etwas unschlüssig und nachdenklich wegen meiner zerstörten Pläne senkte ich meinen Blick.
»Was machst du für ein Gesicht?«, empörte sich Jude. »Andere Mädchen würden auf die Knie fallen vor Dankbarkeit!«
Ich erschrak. »Es tut mir leid ... ich ... ich werde dir heute Abend meine Dankbarkeit beweisen«, versprach ich ihm.
»Das hast du gerade verspielt!«, fauchte er mich an und wandte sich von mir ab.
***
Später war ein Abendessen in einem italienischen Restaurant geplant und wir mussten ein paar hundert Meter zu Fuß zurücklegen. Auf dem Weg dorthin unterhielt ich mich mit Jana und erzählte ihr von meinem ungeschickten Verhalten Jude gegenüber. Sie fand leider wenig beruhigende Worte für mich. Santiago ging mit Estelle, die jedoch plötzlich stehen blieb und in ihre eigene Hand biss. Wir alle hielten an. Santiago stellte sich vor sie und Estelle wandte beschämt ihren Blick von ihm ab.
»Was ist los?«, fragte ich Jana leise.
»Sie hat Schmerzen ... die Schuhe ... Sie kann nicht so lange gehen ...«
Santiago streichelte betroffen über ihr Gesicht und küsste zärtlich ihre Stirn. Er hielt ihr Kinn fest, um in ihre Augen zu sehen. »Hast du Schmerzen?«
Estelle presste ihre Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Dann gehen wir weiter ...«
Sie nickte.
Langsam setzten wir uns in Bewegung. Zwanzig Meter später passierte das gleiche noch mal. Diesmal krümmte sie sich vor Schmerzen, aber Santiago blieb weiter geduldig mit ihr. Er nahm sie in die Arme ... und sie weinte leise. Sein Mund suchte nach ihren zitternden Lippen. Er küsste sie leidenschaftlich. Minutenlang. Er legte ihren Kopf an seine Schulter, streichelte über ihre langen blonden Locken ... und sprach leise, aber doch laut genug, sodass wir es alle hören konnten: »Du erregst mich so, bitte hör auf damit.«
Er drehte sich mit ihr im Kreis. Sein Blick war zum Himmel gerichtet und man konnte förmlich sehen, wie sehr er sie begehrte.
»Siehst du«, flüsterte Jana mir zu, »ich will, dass er für mich genauso empfindet.«
Ich war sprachlos.
Nach einer Weile näherte sich Keathan den beiden mit vorsichtiger Zurückhaltung. Er flüsterte Santiago etwas ins Ohr. Der nickte und kurz darauf nahm Keathan Estelle auf seine Arme, um sie die letzten hundert Meter zu tragen. Aber noch bevor er die ersten Schritte getan hatte, verweigerte Estelle, und er musste sie wieder auf dem Boden absetzen. Santiago legte seinen Arm um ihre Taille und Estelle setzte für ihn einen Fuß vor den anderen ... bis zum Restaurant.
Ein beeindruckendes Bild, das mich in Gedanken bis nach Hause verfolgte.