Читать книгу Time of Lust 1-4 | Erotik Paket Bundle | Alle vier Teile in einem Paket | Erotischer SM-Roman - Megan Parker - Страница 19
ОглавлениеKopfSteinPflaster
Das Blut wich aus meinem Gesicht. Eisige Schauer liefen über meinen Rücken. Ich brauchte ein paar Sekunden, um mich selbst aus der Starre zu erwecken. Dann wischte ich die Tränen von meinen Wangen und sah fassungslos hinaus in die Dunkelheit. Ungläubig drehte sich mein Kopf hin und her, zwischen Santiago und dieser fremden Kulisse.
Er stieg zuerst aus dem Lift ... lächelte ... und vollzog eine weitläufige Handbewegung, als wollte er mir sein Paradies offenbaren.
Ich schüttelte ängstlich den Kopf. Hier wollte ich bestimmt kein Zimmer ... im Keller. Und ich wollte schon gar nicht »verwahrt« werden! Selbst, wenn er mir unerreichte Schönheit, Zerbrechlichkeit und Sanftmut nachsagte. Ich war verwundet! Hatte ich doch heute erst mein Brandmal erhalten, das Zeichen seiner Liebe. Die Stelle an meinem Hals schmerzte fürchterlich und ich brauchte nun endlich meine Brandsalbe ...
Plötzlich fasste er grob an meinen Oberarm und zog mich aus dem Fahrstuhl.
»Nein!«, schrie ich ihn an, viel zu leise und kraftlos.
Santiago reagierte nicht.
Ich spürte Angst in mir aufsteigen und mein Puls beschleunigte sich blitzartig. Mit zittrigen Knien stöckelte ich auf den unwegsamen Pflastersteinen neben ihm her ... bis zur sechsten Eisentür. Sie öffnete sich wie von Geisterhand und gab die Sicht auf einen winzigen Raum dahinter frei. Er maß kaum zwei Schritte in der Breite und vier in der Länge. Auf dem Boden glänzte buckeliges Kopfsteinpflaster, an den Wänden schwarze Ziegelsteine und noch immer plätscherte irgendwo Wasser. Der Raum war gänzlich leer und bei dem Gedanken, dass er mich hier womöglich allein zurücklassen könnte, jagte eine zweite Schockwelle durch meinen Körper. Die finstere Enge erdrückte mich. Er drängte mich ein paar Schritte vorwärts in dieses Nichts und auf einmal überfiel mich unsägliche Panik. Obwohl ich wusste, dass ich gegen ihn körperlich keine Chance haben würde, forderte mein Verstand unmissverständlich, mich ihm zu widersetzen. Es war ein armseliger, verzweifelter Versuch ... Im Grunde hätte ich ihn auch gleich um einen Schlag ins Gesicht bitten können ... aber ich schaffte es einfach nicht, mich ihm hier an diesem Schauplatz wehrlos zu fügen.
Meine freie Hand schlug auf seine Brust. Ich konnte nicht mal mehr schreien ... hatte einen dicken Kloß in meinem Hals und schüttelte verzweifelt den Kopf. Meine langen Haare flogen wild um mich. Ich weinte schluchzend, stemmte mich gegen ihn ... wollte meinen Oberarm aus seinem Griff befreien und zog mit aller Kraft Richtung Tür.
»Bitte ...«, flehte ich ihn an, »bitte ... lass mich ... ich ... ich kann nicht ...«
Er bewegte sich keinen Zentimeter. Mit meinen High Heels fand ich kaum Halt auf diesem unebenen Boden. Es war auch nicht Santiago, dem ich mich widersetzen wollte. Ich konnte diesen viel zu kleinen Raum nicht ertragen ... Nicht mal eine Stunde würde ich es hier aushalten.
Doch Santiagos Aufmerksamkeit galt einem völlig anderen Detail. Das blanke Entsetzen über meine Berührung stach aus seinen Augen. Wie eine Raubkatze zog er beide Ohren nach hinten ... und erst jetzt wurde mir klar, dass meine Hand auf seiner Brust lag. Vor Schreck verlor ich den Boden unter den Füßen und fiel vor ihm auf die Knie. Er griff sofort nach der Hand, die ihn berührt hatte und zerdrückte mir fast den Unterarm.
»Hat dir schon mal jemand die Hand gebrochen?«, fauchte er in mein Gesicht.
Ich senkte meinen Kopf und heulte ... Mein Arm war immer noch zu ihm hochgestreckt. Eigentlich hätte ich mich für mein Benehmen entschuldigen sollen, aber ich bekam keine Luft. Er wartete ... Ich hielt mir selbst die Augen zu und keuchte vor Angst. Doch dann ließ er unerwartet los ... und verwundert blickte ich zu ihm auf. Im selben Moment traf mich sein harter Schlag im Gesicht und schmetterte mich auf den Steinboden. Kurz verlor ich die Orientierung ... Ich hielt mit beiden Händen meinen Kopf fest und rollte mich zusammen. Mein Atem ging schnell, sämtliche Fingernägel bohrten sich in meine Kopfhaut ... trotzdem verspürte ich eine geringfügige Erleichterung, denn mein Arm war unversehrt geblieben.
Santiago stellte einen Fuß direkt vor mein Gesicht und den anderen vor meinen Unterleib.
»Es tut mir leid ...«, schluchzte ich blitzartig, bevor er mir wehtun konnte ... selbst erstaunt darüber, dass ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
Er beugte sich zu mir herunter und ich fürchtete mich endlos vor seiner Berührung, aber ich konnte nicht weg. Als ich vor seiner Hand zurückschreckte, stieß ich mit dem Kopf gegen die Mauer hinter mir. Er griff langsam in meine Haare und hob mein Gesicht zu sich hoch ... Ich musste mich mit beiden Händen am Boden abstützen, damit ich ihm folgen konnte. Seine Lippen öffneten sich leicht und er sah mir lasziv in die Augen ... Er war kurz davor, mich zu küssen.
»Beweg dich nicht ...«, hauchte er und nahm vorsichtig seine unterstützende Hand von meinem Hinterkopf.
Ich hielt ganz still ... und er drehte sein Gesicht etwas seitlich. Seine feuchten Lippen legten sich an meinen Hals. Mit weit geöffnetem Mund umschloss er mein frisches Brandmal. Ich zuckte nur kurz ... und stöhnte auf ... versuchte aber sofort wieder stillzuhalten. Er ließ nicht von mir ab und entfachte das lodernde Feuer von Neuem. Ganz allein musste ich ihm meinen Hals entgegenstrecken, um die quälenden Schmerzen zu empfangen. Seine heiße Zunge kreiste sanft auf meiner Wunde. Ich stöhnte mit verzweifelt hoher Stimme. Meine Ellenbogen begannen zu zittern und zwangen meine Lippen, ein flehendes »Bitte ...« auszusprechen ... mehrmals ... jedoch ohne Erfolg. Der stechende Schmerz brannte sich von meiner Schläfe über den Hals, bis weit über die Schulter hinab.
Erst endlose Sekunden später ließ er von mir ab ... und belohnte mich großzügig mit kühler Atemluft, als wollte er eine Kerze ausblasen. Dann sah er mir verächtlich in die Augen. »Du hattest großes Glück, dass ich mir diesmal noch anders helfen konnte ... und deinen schönen Körper nicht beschädigen musste.«
Ich nickte dankbar ... und erleichtert.
Santiago streichelte liebevoll durch meine Haare. Vorsichtig bog er meine Arme auf den Rücken, sodass ich mich auf dem harten Steinboden flach ausstrecken musste. Kurz darauf hörte ich Handschellen klicken, mit Fußfesseln verband er meine Knöchel und zog mir die Schuhe aus. Dann legte er seine warme Hand auf mein seitlich gedrehtes Gesicht und sprach mit samtiger Stimme: »Ich möchte, dass du so liegen bleibst ... die ganze Nacht! Ich werde morgen früh kommen, um nach dir zu sehen.«
Meine Wunde brannte höllisch und beim Gedanken an die bevorstehenden Stunden fiel mir sofort wieder die Brandsalbe ein, die ich dringend benötigte. Aber ich wusste, ich durfte mit seiner Hand auf meinem Gesicht nicht sprechen. Ich atmete schwer und konnte mich beim besten Willen nicht entspannen. Eine innere Stimme prophezeite mir, dass ich selbst dann nicht den Mut hätte, ihn darum zu bitten, wenn er gleich seine Hand von mir nehmen würde. Noch einmal spürte ich seine kühle Atemluft, wie sie gezielt meine Wunde bedeckte ... Dann erhob er sich und ließ mich allein zurück.
Sofort waren all meine Gedanken wieder mit der pochenden Entzündung an meinem Hals beschäftigt. Die ganze Nacht konnte ich keinen Schlaf finden. Endlos erschien mir die Zeit. Ich merkte, dass ich nach ein paar Stunden zu schwitzen begann und meine Kopfschmerzen verschlimmerten sich kontinuierlich. Immer wieder liefen mir Schweißperlen über die Stirn und brannten salzig in meinen Augen. Mein schönes Kleid, meine Haare ... alles war nassgeschwitzt. Gleichzeitig zitterte ich am ganzen Körper und fror entsetzlich. Ich betete, dass es bald ein Ende haben würde.
***
Eine eigenartige Ruhe überkam mich in den Morgenstunden, kurz bevor sich die Schiebetür wieder öffnete. Ich konnte Santiago nur verschwommen erkennen ... Alles drehte sich rund um mich ... aber ich spürte, wie er seine Hand auf meine Stirn legte und sie war ungewöhnlich kalt. Er stand wieder auf und telefonierte. Worte wie Fieber, Entzündung ... vernahm ich nur am Rande. Erst, als ich die kühlende Brandsalbe an meinem Hals fühlte, erlangte ich einen Bruchteil meines Bewusstseins zurück. Jemand öffnete meine Handschellen und legte mir eine Infusion. Schließlich konnte ich David erkennen und mein Atem wurde ruhiger ... bis ich endlich einschlief.
Als ich wieder erwachte, war ich in eine Decke gewickelt. Ich lag seitlich und Handschellen klirrten hinter meinem Rücken. Noch immer fühlte sich mein Kleid nassgeschwitzt an, aber in meinem Kopf herrschte wieder Klarheit. Und ich musste zur Toilette. Mein Herz klopfte panisch ... Sollte ich um Hilfe rufen oder wie konnte ich mich hier bemerkbar machen? Zufällig – dachte ich damals – öffnete sich genau in derselben Minute die Schiebetür und Damian kam herein. Er beugte sich zu mir herunter und half mir aus der Decke.
»Ich muss zur Toilette ... bitte«, flehte ich ihn an ... und zu meiner Erleichterung nickte er.
Damian befreite mich von den Fesseln und half mir auf die Beine. Ich fühlte mich entsetzlich schwach und er musste mich unweigerlich stützen. Sein kräftiger Arm legte sich um meine schmale Taille und er führte mich raus auf den Gang zur Toilette. Vor der Tür wartete er geduldig und brachte mich danach in das Badezimmer nebenan, wo er mir eine Dusche erlaubte.
Es war ein schaurig luxuriöser Feuchtraum ... in Schwarz und Gold gehalten, es gab drei breite Schminktische und drei goldene Duschen, keine Abtrennungen oder Zwischenwände. Einzig die Handtücher waren schneeweiß, verziert mit einer goldenen Stickerei ... Santiagos Wappen. Der ganze Raum wurde gut belüftet, sodass sich kein Dampf bilden konnte. Damian drehte mir das Wasser auf und ich musste mich beim Haarewaschen vor Erschöpfung auf den Boden setzen. Er sah mir dabei zu ... und reichte mir ein Handtuch und ein frisches Kleid, als ich fertig war.
***
Wieder zurück in meinem Zimmer, wartete David bereits auf mich. Ich freute mich so sehr, ihn zu sehen, dass ich ihm um den Hals hätte fallen wollen ... Aber er war sehr ernst und distanziert. Er sprach kein Wort ... und als ich zum Reden ansetzte, hielt er mir sofort den Mund zu und sah mich bitterböse an. Ich musste mich wieder auf den Steinboden legen – diesmal ohne Decke – und er verabreichte mir erneut eine Infusion. Mit einer Creme bedeckte er mein Brandmal und er wollte, dass ich meine Augen schloss, während er im Raum blieb, um die Infusion abzuwarten. Gekränkt von seiner abweisenden Art liefen Tränen über meine Wangen und die Angst überkam mich, dass er bald wieder gehen würde. Nicht mal jetzt, in diesen wenigen Minuten, durfte ich ihn ansehen. Vielleicht, dachte ich, könnte ich sein Mitleid erwecken, indem ich weinte ... Aber er reagierte nicht. Danach kam Damian, um mich zu fesseln, und beide verließen mich gleichzeitig.
***
Wieder vergingen Stunden – möglicherweise auch der ganze Tag – ich hatte das Gefühl für die Zeit verloren. Mein Verlies hatte kein Fenster, das mir erlaubte, mich am Tageslicht zu orientieren. Zwischendurch schlief ich immer wieder ein, drehte mich von einer Seite zur anderen und meine Knochen schmerzten von dem harten Untergrund. Mein einziges Highlight war Damian, der alle paar Stunden zu mir hereinkam, um mich zur Toilette zu führen. Aber auch ihm war es offenbar verboten, mit mir zu sprechen. Er verabreichte mir in gewissen Abständen Energie-Riegel, die ich vor ihm essen musste, und er gab mir zu trinken. Ich war mir sicher, dass die anderen Mädchen auch hier unten wohnten. Santiago hatte mich schließlich zur sechsten Tür geführt und außer mir gab es fünf Mädchen ... Also war es ziemlich eindeutig.
***
Mittlerweile waren vier Tage vergangen, in denen ich nur Damian zu Gesicht bekommen hatte. Die tägliche Dusche war mein Kalender. Zur Toilette durfte ich inzwischen selbständig gehen. Dazu musste ich dreimal gegen die Eisentür klopfen, dann öffnete sie sich automatisch, vorausgesetzt Gang und Toilette waren frei. Nur manchmal musste ich einige Minuten warten. Die einzige Lichtquelle in meinem Raum war eine sparsame Elektrokerze hinter Plexiglas, welche ich bereits endlose Stunden angestarrt hatte. Meist saß ich in einer Ecke, so angelehnt, dass meine gefesselten Hände etwas Bewegungsfreiheit hatten.
Ich war wieder gesund. Meine Wunde schmerzte nicht mehr und das Fieber war gewichen. Dennoch fühlte ich mich elend. Alle Knochen taten mir weh und ich fand keine bequeme Position mehr.
Tausende Male hatte ich die Pflastersteine gezählt, sie multipliziert, dividiert. Im vorderen Bereich war der Raum etwas tailliert, er hatte dort eckige Vorsprünge und nur zirka einen Meter Durchmesser, das machte es ein bisschen anspruchsvoller. Trotzdem, die Anzahl der Steine veränderte sich nicht mehr. Stattdessen veränderte sich mein Wahrnehmungsvermögen. Ich hatte Angst, den Verstand zu verlieren. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss und wieder öffnete, schien der Raum etwas kleiner als kurz zuvor.
Es gab einen bestimmten Tag, da war es ganz schlimm. Vor lauter Panik, beim nächsten Anblick durchzudrehen, behielt ich meine Augen fast die ganze Zeit über geschlossen. Ich legte mich mit dem Gesicht seitlich zur Wand, sodass ich die begrenzenden Steine an meiner Stirn fühlen konnte und versuchte, in meiner Fantasie zu leben. Santiago fehlte mir. Sein Liebesentzug machte mir am meisten zu schaffen. Manchmal bildete ich mir ein, im Gang seine Stimme zu hören. Es gab auch Geräusche von Stöckelschuhen. Die anderen Mädchen waren zweifellos hier unten ... Die ganzen Schminksachen im Badezimmer veränderten jeden Tag ihre Position und regelmäßig wurden alle drei Duschen benutzt ... Ich konnte es an den feuchten Stellen am Boden erkennen. Sie hatten einfach einen anderen Rhythmus als ich. Warum durfte ich sie bloß nicht treffen?