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Erstaunliches aus der Wissenschaft

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Hat Bewegung einen Einfluss auf die Gene? Warum sterben Busfahrer am Steuer früher als die Kollegen von der Fahrkartenkontrolle? Und was hat es mit dem legendären Runnerʼs High auf sich? Lesen Sie hier, was Forscher über Bewegung herausgefunden haben.

IM DOPPELDECKER AUF DEN BEINEN

Wie segensreich Bewegung wirkt, fanden Londoner Forscher bereits 1953 im Rahmen der sogenannten Doppeldecker-Studie heraus, die seinerzeit in dem Fachblatt „Lancet“ veröffentlicht wurde. Damals fiel auf, dass Busfahrer am Steuer der traditionsreichen Londoner Busse doppelt so oft an Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben wie ihre Kollegen, die als Kontrolleure den ganzen Tag auf den Beinen waren. Leider beruhten die Erkenntnisse auf einem Fehler im wissenschaftlichen System. Denn man hatte vergessen zu berücksichtigen, dass die schweren Männer bei der Einstellung in der Regel auf den Fahrersitz und die leichten zur Kontrolle der Bustickets treppauf und treppab geschickt wurden. Also wiederholte man Studien mit Hunderttausenden von Teilnehmern, die nicht im Bus arbeiteten. Und dabei gingen die Wissenschaftler methodisch sauberer vor. Das Ergebnis war gleich: Wer sich im Beruf bewegen darf, lebt länger.

WIRKSAM BIS IN DIE GENE

Wie lässt sich die Wirkung von Bewegung auf die Gene erforschen, obwohl jeder Mensch anders ist und deshalb keine Probanden mit gleichen Genen zur Verfügung stehen? Diese Frage brachte schwedische Wissenschaftler vom Karolinska-Institut in Stockholm auf die Idee, für ihre Forschungen beide Beine eines Menschen im Vergleich zu betrachten. Auf einem speziell dafür entwickelten Ein-Bein-Ergometer trainierten Versuchspersonen drei Monate nur ein Bein, während das andere nichts tat. Das Ergebnis war beeindruckend: Die Muskeln des trainierten Beins veränderten sich nicht nur äußerlich, sondern auch im Zellstoffwechsel. Das heißt: Die benutzten Zellen verwandelten sich epigenetisch – und zwar an knapp 5 000 Positionen. Besonders häufig kam es an Stellen zu Veränderungen, die die Aktivität von Genen verstärken, die für die Leistungs- und Belastbarkeitsfähigkeit der Muskelzellen verantwortlich sind. Damit ist bewiesen, dass Aktivität – auch wenn sie nur in einem Bein stattfindet – das gesamte Genom positiv beeinflusst.

MIT FRISCHLUFT-FAKTOR

Ob im Beruf, beim Lernen für eine Prüfung oder bei der Vorbereitung fürs nächste Meeting – wenn besonders viel Konzentration gefragt ist, hilft Bewegung an der frischen Luft. Danach fällt das Lernen leichter, denn das Gehirn wird draußen besser mit Sauerstoff versorgt und kann anschließend mehr leisten. Das liegt nicht nur daran, dass Bewegung die Durchblutung anregt. Bei körperlichen Aktivitäten wird auch das Glückshormon Serotonin ausgeschüttet. Das macht gute Laune und reduziert Ängste. Die amerikanischen Wissenschaftlerinnen Dorothy Matthews und Susan Jenks fanden im Rahmen von Experimenten mit Mäusen heraus, woran das liegt: Luft enthält das Bakterium Mycobacterium vaccae, das den Serotoninspiegel im Blut ansteigen lässt und die Lernleistung verbessert. Frischluft-Training macht also nicht nur schlau, sondern auch zufrieden.

HIGH DURCH BEWEGUNG

Laufen, laufen, laufen – und die Welt dabei vergessen. Keine Schmerzen, keine Erschöpfung, kein Bedürfnis, endlich aufzuhören. Wer das sogenannte Runnerʼs High kennt, schwört auf den Glückszustand, der Sportlern Lust auf mehr macht. Sie rennen sich regelrecht in einen Rausch, als könnte es ewig weitergehen. Was steckt dahinter? Eine These lautet: Bei hoher Belastung schüttet der Körper Endorphine aus, die Schmerzen betäuben und happy machen. Allerdings scheiden sich an dieser Theorie die Geister. Denn längst nicht jeder erlebt das ganz große Glück auf der Langstrecke. Die meisten Marathonläufer rennen ohne Hochgefühle. Deshalb steckt möglicherweise etwas anderes dahinter. Denn das Phänomen hat auch eine psychologische Komponente. Das gute Gefühl, den inneren Schweinehund besiegt zu haben, angenehme Wärme in den beanspruchten Muskeln und echtes Abschalten vom Alltag lösen ebenfalls Zufriedenheit aus.

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