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Triggerpunkte: Schmerzhafte kleine Krämpfe

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Man kann sie nur ertasten: Sogenannte Triggerpunkte entstehen aus verkrampften Muskeln und tun sehr weh – allerdings nicht unbedingt da, wo die Verhärtungen sich befinden. Spezielle Physiotherapie lindert die Beschwerden. Bewegung und Dehnübungen beugen vor.

Triggerpunkte – das Wort klingt erst einmal harmlos, doch die Mini-Muskelverkrampfungen haben es in sich. Der Name leitet sich aus dem englischen „trigger“ für „auslösen“ ab. Das heißt: Eine Verspannung, die aus Muskelverhärtungen entsteht, löst Beschwerden aus – entweder direkt an Ort und Stelle oder weiter weg, wo man sie nicht vermutet. Das macht die Behandlung oft schwierig; die Ursache für ausstrahlende Schmerzen wird leicht übersehen oder es wird an der falschen Stelle danach gesucht.

Der Muskel ist fester und steifer

Triggerpunkte kann man nicht sehen, aber fühlen. Wenn Sie auf die Stelle drücken, an der es wehtut, merken Sie, dass der Muskel fester, steifer und trotz Anspannung eventuell schwächer ist. Vielleicht können Sie auch ein dickes Band spüren, das sich mit dem Finger verschieben lässt. Erfahrene Therapeuten schieben die Fingerkuppen dafür bis tief ins Gewebe. Wenn der Therapeut kräftig auf den Triggerpunkt drückt, spürt der Patient oft genau den Schmerz, der ihn plagt. Die Muskeln sind dabei Auslöser und Opfer zugleich. Kommt es in kleinen Arealen zu Verkrampfungen, entsteht eine schmerzhafte Entzündung.

Ständige Anspannung als Ursache

Wo liegen die Ursachen? Die Knoten im Muskel oder Verhärtungen in der Faszie (Muskelhaut) sind meistens erste Anzeichen einer Überforderung. Sie bilden sich, wenn ein Muskelstrang sich an bestimmten Stellen nicht mehr entspannt, weil er ständig unter Zug steht. Die Folgen machen sich dann vielleicht ganz woanders bemerkbar. Kommt es beispielsweise zu Schmerzen in der Wade, wird dort eventuell lange gesucht, aber nichts gefunden, weil die Verursacher im Gesäßmuskel sitzen. An dieser Stelle können Triggerpunkte auch Rückenschmerzen auslösen, die bis in die Beine strahlen und mit einem Bandscheibenvorfall verwechselt werden. Manche Patienten klagen über Hüftschmerzen, deren Ursache aber nicht in der Hüfte, sondern ebenfalls im Gesäßmuskel liegt. Aktivierte Triggerpunkte im Schulter-Nacken-Bereich führen häufig zu Kopfschmerzen.

Akute Triggerpunkte nach Unfällen

Häufig dauert es Jahre, bis aus Verspannungen in der Tiefe der Muskulatur schmerzhafte Triggerpunkte werden. Die Knoten kommen dann keineswegs aus dem Nichts, sondern machen sich unter einseitigen Belastungen – zum Beispiel bei ständig gleicher Sitzposition – bemerkbar. Unterforderung kann die Funktion der Muskeln ebenfalls stören. Sie entsteht vor allem durch dauerhaft krummes Sitzen (mit Buckel) am Arbeitsplatz. Dabei werden Muskelgruppen oft mehrere Stunden überdehnt und der Gegenpart, also die Brust- und Rumpfmuskulatur, bleibt verkürzt. Ein Arm gestreckt an der Maus, der andere angewinkelt an der Tastatur – und schon wird die Fehlhaltung noch deutlicher. Es gibt aber auch akute Entstehungsmechanismen, etwa nach Zerrungen, Unfällen, Prellungen oder bei einem „Schleudertrauma“ durch einen Autounfall. Wenn jemand zu intensiv, zu einseitig oder ohne Erholungspausen trainiert, entstehen die Knubbel manchmal spontan. Solche akuten Triggerpunkte gehen oft von alleine wieder weg.

Verschiedene Behandlungsmethoden

Anders ist das bei Muskelverspannungen, die durch jahrelange Fehlbelastungen entstanden sind. Sie lösen sich leider nicht von allein auf. Für die Therapie stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Bei der Triggerpunkttherapie behandelt der Physiotherapeut die Verhärtungen mit den Händen oder mit einem Massageholz. Das können Sie auch selbst machen (siehe Kasten). Beim sogenannten Dry-Needling kommt eine Akupunkturnadel zum Einsatz. Liegen die Punkte sehr tief oder verteilen sie sich über größere Flächen, kann eine Stoßwellentherapie mit präzise ausgerichteten Druckwellen helfen.

Vorbeugen mit Dehnübungen

All das trifft die Symptome, aber nicht die Ursachen. Wurde ein Triggerpunkt erfolgreich behandelt, heißt das keineswegs, dass er nicht wiederkommt. Deshalb sollten die Betroffenen rechtzeitig vorbeugen. Viel Bewegung, eine gute Fitness im ganzen Körper und ein gesunder Lebensstil sind die Grundlage dafür. Auch sollten Sie auf eine aufrechte Haltung achten und nicht zu lange am Stück sitzen. Regelmäßige Dehnübungen in den Bereichen Hüfte, Rücken, Schulter und Nacken wirken gezielt. Denn Dehnen bringt den Muskeln Entspannung. Gerade nach körperlicher Belastung ist Dehnung effektiv, wenn der Muskel warm gearbeitet ist. Lesen sie dazu Übungen in speziellen Dehnungsratgebern oder auf guten Seiten im Internet nach. Sie können sich auch von Orthopäden, Rehabilitationsmedizinern oder Physiotherapeuten passende Übungen für Ihre Beschwerden zeigen lassen. Eventuell müssen Sie auch Ihre Haltung am Arbeitsplatz oder Ihre Schlafposition verändern.

MASSAGEN SELBST DURCHFÜHREN

Wenn Sie durch eigenes Ertasten oder mithilfe Ihres Arztes oder Physiotherapeuten Ihre Triggerpunkte erkannt haben, können Sie zur Selbsthilfe greifen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wichtig ist, dass Sie vorsichtig beginnen und sich im Zweifel vom Arzt oder Therapeuten genau zeigen lassen, wie man es selbst durchführen kann.

Streichen Sie zum Beispiel den Triggerpunkt mit etwas Öl ein. Drücken oder massieren Sie mit dem Daumen, mit einem Finger oder mit einem harten Gegenstand 30 bis 90 Sekunden lang, vorsichtig steigernd bis zur Schmerzgrenze. Leichtes Reiben erleichtert oft die Verträglichkeit gegenüber statischem Druck. Häufig merken Sie dann schon, dass die Spannung nachlässt. Den Vorgang wiederholen Sie 3-mal.

Tipp: Liegt der Punkt an einer Stelle, die Sie mit der Hand nicht erreichen, nehmen Sie einen sogenannten Massagehaken zu Hilfe oder bitten jemand anderes um Unterstützung.

Für die Massage mit einem Ball brauchen Sie einen Golf- oder Tennisball. Es gibt auch spezielle Faszienbälle in verschiedenen Größen. Legen Sie sich auf den Rücken. Die Füße berühren mit der ganzen Sohle den Boden. Platzieren Sie den Ball am Triggerpunkt unter Ihrem Rücken und drücken Sie mit Ihrem Körpergewicht darauf. Steigern Sie sich dabei wieder vorsichtig, nur bis der Schmerz leicht beginnt. Halten Sie die Position 20 bis 30 Sekunden. Sie können dabei ausprobieren, den Rücken anzuspannen und dann wieder zu entspannen, auch das kann helfen, die Punkte zu lösen. Wiederholen Sie das Ganze – bestenfalls lässt die Spannung und damit der Schmerz dann schon nach.

Um die Durchblutung und den Stoffwechsel anzuregen, können Sie sich auf eine Akupressurmatte mit vielen kleinen Druckpunkten legen, auch dabei werden die Triggerpunkte bearbeitet. Solche Matten eignen sich vor allem für Punkte in Körperregionen, die Sie mit den eigenen Händen schwer erreichen, zum Beispiel am Rücken.

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