Читать книгу Ellen - Melanie Schmitt - Страница 11
Kapitel 8
ОглавлениеEllen
Sie ist viel früher wach wie Andrew. In dieser Zeit überlegt sie, wie es weiter gehen soll. Einerseits würde sie liebend gern noch bei Bill bleiben, doch anderseits weiß Ellen nicht worauf sie sich da einlässt. Würden Andrew und sie weitergehen, was würde es ändern? Weiter kommen Ellen und Andrew nicht wirklich. Es gab die eine oder andere Situation in der sie sich beobachtet gefühlt hat, doch dann hat sie sich und Andrew schnell an einen anderen Platz gebracht und es war wieder okay. Hier scheint sie sicher zu sein. Das ist gut. Ellen beschließt erst mal zu bleiben, außer Bill schmeißt sie raus. Doch das glaubt Ellen weniger.
„Ellen? Bist du wach?“, hört sie die verschlafene Stimme von Andrew und wird so aus ihren Gedanken gerissen.
„Ja bin ich. Hast du gut geschlafen?“, fragt sie.
„Sehr gut: So gut wie schon lange nicht mehr. Hier ist es so bequem. Am liebsten würde ich nie mehr von der Couch hier weg!“ Ellen lacht leicht.
„Das ist schön aber Andrew du weißt doch, dass das nicht geht.“
„Ja schon klar aber wir bleiben doch noch, oder?“, fragt ihr kleiner Bruder.
„Wenn Bill uns nicht rausschmeißt, dann ja.“
„Cool aber warum sollte er uns rauswerfen?“
„Keine Ahnung aber da gibt es bestimmt Gründe!“
„Weißt du wann Bill kommt? Ich hab´ Hunger.“, beschwert sich Andrew.
„Andrew! Bill ist kein fünf Sterne Hotel. Also bitte übertreib nicht. Das würde wirklich zu weit gehen. Bill ist schon freundlich und hilfsbereit genug.“ Es gibt keine andere Wahl als Andrew zurück zu stutzen.
„Tu ich gar nicht.“, protestiert Andrew. Darin ist er echt gut, denkt Ellen. Eine Weile reden die Geschwister noch über dies und das und dann geht leise die Tür auf.
„Keine Panik. Ich bin´s nur, Bill.“, sagt er.
„Hallo Bill“, sagt Andrew. Ellen begrüßt Bill nur mit einem schlichtem Hi. Bill lässt seine Tasche fallen und setzt sich neben Andrew auf die Couch. Ellen registriert, dass genügend Abstand zwischen den beiden ist. So dass sie sich nicht berühren. Wahrscheinlich wäre das Bill nicht so angenehm.
„Habt ihr Hunger?“, fragt Bill.
„Um ehrlich zu sein schon.“, sagt Ellen kleinlaut.
„Okay ich hol euch was.“
Als Bill wieder geht sagt Ellens kleiner Bruder: „Kein 5 Sterne Hotel aber mindestens 3!“ Dann lacht er.
„Andrew ich meins nicht böse aber lass dir das nicht zur Gewohnheit werden! Du weißt, dass wir hier nicht ewig bleiben!“ Wenn Andrew sich zu sehr an regelmäßiges Essen gewöhnt, ist das Hunger haben auf der Straße wieder eine unendliche Qual. Kurze Zeit später kommt Bill wieder, in der Hand hat er drei belegte Brötchen. Für jeden eins. Diesmal setzt Bill sich neben Ellen auf den Boden. Auch mit genügend Abstand. Von schweigen begleitet essen die Drei ihr Brötchen. Schließlich fragt Bill: „War´s okay?“
„Perfekt!“, antworten die Geschwister im Chor. Dann versinkt Bill wieder in seinem Schweigen. Irgendwie ist er heute ganz anders als gestern.
„Ist…ist alles in Ordnung?“, fragt Ellen vorsichtig.
„Ja schon. Ist okay.“, antwortet er seufzend. Gerade als Ellen etwas sagen möchte hört sie jemanden rufen: „Bill? Bill, wo bist du?“ Schnell steht Bill auf und sagt: „Ach du Scheiße, meine Mutter ist früher da. Schnell versteckt euch. Ich glaub kaum, dass sie begeistert ist, wenn sie euch sieht. Nehmt es nicht persönlich. Bis nachher.“
Ellen und Andrew verstecken sich hinter irgendwelchen Gartengeräten. Bill geht raus und sagt: „Mum ich bin hier.“ Bewusst oder unbewusst lässt er die Tür auf, wodurch die Geschwister mithören können.
„Was machst du hier?“, fragt Bills Mutter.
„Oh, ich hab mal geguckt was hier alles so rumsteht.“, improvisiert Bill.
„Das passt ja. Dein Vater hat eine weitere Auszeichnung erhalten, dass würden wir am Freitag gerne Feiern. Es wäre also sehr nett, wenn du das Gartenhaus in den Partyraum umgestaltest.“
Okay das war‘s. Schluss mit dem Urlaub. Andrew und Ellen müssen gehen oder müssten. Ausgerechnet jetzt wo sie doch beschlossen hat noch zu bleiben.
„Aber Mum, ich hab besseres zu tun.“
„Herr Gott Kind. Tu doch einmal etwas für deine Eltern. Wenn du willst kannst du auch von deinen Freunden jemanden einladen.“
„Muss ich dabei sein? Ich kann ja auch zu meinen Freunden gehen.“, versucht Bill sein Glück.
„Nein. Dein Vater freut sich, wenn du dabei bist. Und ich muss jetzt wieder Arbeiten. Ich hatte hier in der Nähe einen Termin, bevor du fragst, was ich hier überhaupt mache.“
„Bin ich froh, wenn ich 18 bin.“ Darauf antwortet Bills Mutter nichts. Seine Mutter scheint weg zu sein, denn Bill kommt zurück.
„Ihr könnt rauskommen!“, sagt er. Ellen kommt als erste raus und danach hilft sie ihrem Bruder.
„Habt ihrs gehört?“, fragt Bill.
Beide nicken und dann nimmt Ellen Andrews Hand und sagt: „Ja. Und wir sind schon weg. Ist kein Problem. Danke für alles.“
„So hab ich das nicht gesagt. In der Schule hab ich eh schon Stress wegen eu-“, setzt er an und bricht abrupt ab, als er bemerkt, was er da gesagt hat.
Das wollte Ellen aber auf gar keinen Fall.
„Wegen uns?“, fragt sie entsetzt.
„Ja aber ist egal-“, setzt Bill an.
„Nichts ist egal. Wir gehen.“, sagt Ellen entschieden und geht Richtung Tür.
„Wartet! Bitte wartet kurz.“, sagt Bill und als Andrew und Ellen stehen bleiben redet er weiter. „Ja ich hab Stress in der Schule, weil meine Freunde nicht verstehen, warum ich euch geholfen habe! Aber selbst wenn ihr jetzt geht, wird die Sache nicht besser. Schließlich habe ich euch ja bereits geholfen. Und… also ich hab keine Ahnung warum… aber ich will nicht das ihr geht. Bleibt. Ich denk mir einen Plan aus wie ihr unentdeckt bleibt.“ Ellens Herz macht einen Satz, er will dass sie bleiben.
„Aber die Party. Da sind Menschen, so viele. Zu viele. Sie könnten dabei sein. Nein, das geht nicht. Das ist zu gefährlich.“ Plötzlich bricht der Damm schlagartig. Das Mädchen kauert sich auf den Boden, schlingt die Arme um die Beine, schaukelt vor und zurück, weint und kann nicht mehr aufhören.