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Kapitel 3

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Andrew

Es macht ihn traurig, dass Ellen weint. Er will das nicht und außerdem steht ihr Lächeln viel besser. Mittlerweile gehen sie wieder in einem normalen Tempo. Vorsichtig sagt er: „Wir hätten das Geld nehmen sollen er hat es uns doch angeboten.“

„Wir brauchen es nicht. Wir schaffen das auch so.“, entgegnet seine Schwester und wischt sich mit der Hand über das Gesicht.

„Natürlich brauchen wir Geld. Wie sollen wir denn sonst leben?“

„Andrew, hör auf damit.“ Der Wortwechsel gefällt ihm nicht, er merkt wie er wütend wird und die Enttäuschung in ihm hoch kommt. Die Enttäuschung , dass er nicht den Mut aufgebracht hat, das Geld an zu nehmen. Streit mit Ellen geht nicht. Denn wenn man auf der Straße lebt muss man zusammen halten, sonst gibt es keine Chance. Auch er hat manche Sachen gelernt seitdem sie kein zu Hause mehr haben.

„Weil du es bist.“, murmel er. Ellen zaubert ein Lächeln auf ihr Gesicht. Sie biegen in eine Straße, in der Supertolle Angebervillen stehen. Andrew wird ganz schwach von dem Anblick.

„Wenn wir hier schlafen, auf irgendeiner Bank, können wir schauen ob es morgen nachdem die Leute gefrühstückt haben, etwas zu Essen in den Mülleimern gibt. Es darf uns nur niemand vertreiben. Ich denke das es den Leuten nicht so gut gefallen wird, wenn zwei Straßenkinder vor ihrem Haus schlafen.“, erklärt Ellen ihre Theorie. Andrew nickt, sagt aber nichts. Seine Schwester hat sowieso immer die besseren Vorschläge, doch das liegt wahrscheinlich nur daran das sie Älter ist. Weiter hinten in der Straße steht eine Bank, vor einem weißen Haus. Schon von weitem ist Andrew dieses Haus aufgefallen. Es hat irgendetwas das es hervorstechen lässt. Auf den ersten Blick sieht die Villa wie ein Würfel aus. In dem oberen Teil sind große Fenster. Weiter unten eher kleinere. Das Haus hat einen “kleinen“ Vorgarten, in dem Blumen in vielen Farben blühen. Das wird sicher viel Arbeit gewesen sein, obwohl Leute, die in Geld schwimmen, meistens einen eigenen Gärtner haben. Von der Straße führt ein geschotterter Weg zur Eingangstür. Andrew erkennt, dass ein weiterer Weg links ums Haus führt, wahrscheinlich ist hinter dem Haus erst der eigentliche Garten. Ein Haus, indem Andrew gerne leben würde, obwohl er sich nicht vorstellen kann, wie es wohl von innen aussieht.

„So.“, sagt Ellen und setzt sich auf die Bank „du kannst deinen Kopf auf meine Beine legen.“ Der kleine Junge weiß, dass sie so nicht gut schlafen kann, aber zu liegen ist bequemer, also nimmt er das Angebot an. In der Nähe ist keine Uhr, doch da es schon dunkler wird, schätzt er das so ungefähr halb acht ist. Wer weiß ob sie morgen etwas zu essen bekommen, wenn nicht braucht er Kraft. Er schießt die Augen und während er einschläft wird ihm bewusst, dass Ellen den ganzen Tag noch nichts gegessen hat.

Von einem lauten Donnergeräusch wird Andrew wieder geweckt. Sekunden später fängt es an zu regnen. Er schaut zu Ellen hoch und sieht, dass sie sich umschaut.

„Ich fürchte wir müssen trotz Gewitter und Regen hier bleiben. Ich sehe nichts wo wir uns unterstellen könnten.“, sagt sie etwas verzweifelt. Das ist immer ganz leicht an ihrem verzehrten Gesicht abzulesen.

„Wir schaffen das.“, ermutigt er sie und versucht seine Angst vor dem Gewitter zu unterdrücken. Ellen merkt es und nimmt ihn sofort in den Arm.

„Ich gebe dir meine Jacke. Soweit man die noch so nennen kann.“, sagt sie und legt die Jacke über Andrew´s Schultern.

„Können uns ja unter die Bank legen!“, witzelt er.

„Gar keine so schlechte Idee.“ Beim Sprechen bemerkt Andrew das ihre Stimme zittert. Wenn Andrew die Jacke behält, würde Ellen wahrscheinlich kranken werden. Aber ihm selbst ist kalt, wenn er krank werden würde wär das auch nicht schön. Sie bleiben auf der Bank, denn am Boden wäre es nur noch kälter, wie es sowieso schon ist. Ellens Bruder ist hin und her gerissen, was in dieser Situation, die beste Lösung ist. Jacke behalten oder Ellen zurück geben und riskieren krank zu werden. Doch bevor Andrew zu Wort kommt sagt seine Schwester schon: „Kein schlechtes Gewissen. Mir geht es gut.“ Ellen umwickelt den kleinen Jungen mit den Armen und er schläft ein. Andrew träumt viel Geld zu besitzen und in die Schule gehen zu können. Er würde so gern Lesen und schreiben können. Andrew lebt schon solange auf der Straße, man könnte auch sagen er ist auf der Straße auf gewachsen, dass er sich kaum noch an das Leben im Luxus oder das normale Leben in einem Haus, mit genügend Essen und allem drum und dran erinnern kann. Er kann es sich nur noch vage vorstellen und von träumen. Mitten in seinem Traum wird er unsanft von einem Husten geweckt. Er macht die Augen auf und sieht das Ellen ihn losgelassen hat. Sie hat einen Hustenanfall.

„Nicht…. so schlimm. …Wird gleich besser.“, krächzt sie. Ach du Scheiße was war das denn jetzt bitte? Ist Ellen krank? Aber so schnell geht das doch nicht. Andrew hat keine Ahnung was er machen soll. Er legt seine Hand auf ihren Rücken, doch Ellen schüttelt sie ab. Ellen hustet weiter und weiter. Statt besser zu werden wird es schlechter. Das einzig Gute, der Regen hat aufgehört.

Ellen

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