Читать книгу Burned - Melissa Ratsch - Страница 10

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„Bitte schön“, schnurrte Lil und stellte eine Tasse Kaffee vor ihm ab. Dampfend und tiefschwarz glänzte die herrliche Flüssigkeit in der weißen Keramik.

Lu hob seinen Blick, eine Augenbraue skeptisch erhoben. „Womit habe ich das verdient und was hast du reingemischt?“

Lil lachte, was ihr klassisch-schönes Gesicht zum Strahlen brachte. Weil sie so verführerisch war, zog Lu sie zu sich auf den Schoß, genoss ihr Gewicht auf sich.

Sie legte die Arme um seine Schultern und murmelte: „Es ist ganz normaler Kaffee und du wirst ihn brauchen, wenn wir heute diesen Nicholas aufsuchen.“

„Wir?“

„Natürlich wir“, informierte sie ihn und hob eine dunkelblonde Augenbraue. „Du glaubst doch nicht, dass ich dich alleine zu ihm lasse? So wie ich dich kenne, wirst du übers Ziel hinausschießen. Außerdem ist er ein Mann, da kann ich dir behilflich sein.“

„Du meinst, weil du so unwiderstehlich bist?“, fragte Lu und grinste durchtrieben.

„Ganz recht.“

Lil würde ihm wirklich einen Gefallen tun, wenn sie ihn begleitete. Eine ihrer Fähigkeiten bestand darin ihre Gestalt zu verändern und damit genau den Typus zu treffen, den ihr Gegenüber bevorzugte. Ein entscheidender Vorteil, wenn er diesem Menschen auf den Zahn fühlen wollte.

Weil Lu wusste, dass er sie damit ärgerte, sagte er mit gönnerhafter Stimme: „Na schön, du kannst mitkommen.“

Wie erwartet fauchte sie ihn wie eine bösartige Wildkatze an, aber das störte ihn nicht. Lachend küsste er sie und schob eine Hand in ihren Nacken. Seine Finger strichen über die zarte Haut – ehe sie auf straffes, raues Narbengewebe trafen. Sofort versteifte sich Liliths sinnlicher Körper, sie rückte von ihm ab und ihre azurblauen Augen wurden dunkel vor Schmerz.

Und Angst.

Etwas in Lu zog sich zusammen, es fühlte sich widerwärtig an.

„Keine Sorge Lilith“, raunte er und küsste flüchtig ihr Kinn. „Ich werde nicht zulassen, dass sich die Erzengel der Hölle auch nur auf hundert Meter nähern. Solange es mich gibt, wird keiner dieser Drecksäcke hierherkommen. Wir sorgen dafür, dass sie ihren Kopf schön über den Wolken behalten.“

„Du kennst mich zu gut“, beschwerte sie sich, doch den Worten fehlte die nötige Schärfe.

Unwillkürlich musste Lu lächeln, auch wenn er wusste, dass ihr das überhaupt nicht gefiel. Aber wie sollte er nicht? Es war selten, dass die Königin der Dämonen sich so nahbar gab. Für gewöhnlich trug sie ihren Stolz, ihre Schönheit und ihre Magie wie eine Rüstung um sich.

Damit stand sie ihm in keinster Weise nach und das war vielleicht auch der Grund dafür, dass sie sich einerseits so unerbittlich streiten konnten aber dann wieder das Hirn herausvögelten.

Froh darüber, dass sie sich gerade nicht im Krieg miteinander befanden, schnippte Lu und neben seiner Tasse erschien eine zweite. Er hielt sie Lil hin, die einen tiefen Atemzug machte.

„To'ak-Schokolade?“, fragte sie und griff nach der Tasse.

„Für dich nur das Beste“, erwiderte Lu und lächelte vor sich hin. Oh ja, der Teufel war ein geschickter Verführer. Er wusste von all den tiefen Sehnsüchten ebenso wie von den größten Ängsten aller Kreaturen. Und beides konnte er dazu einsetzen sie zu verführen, sie zu umgarnen, sie zu zerstören.

Aber diese Tasse heiße Schokolade aus den exklusiven Kakaobohnen war heute nur dazu da die Angst aus Liliths Augen zu vertreiben.

Nachdem sie in einvernehmlichem Schweigen ihre Getränke genossen hatten, Lil noch immer auf seinem Schoß, ging er in seine Räumlichkeiten, um sich anzuziehen.

Er schlüpfte in eine der unzähligen, abgetragenen Jeans und zog ein T-Shirt aus dem Schrank, als er Lil hinter sich spürte. Er hielt ihren Blick in der großen Spiegelwand fest, während sie zu ihm kam. Der Ausdruck in ihren Augen war nicht zu deuten, als sie sich hinter ihn stellte. Lu wusste genau, warum sie so still war, was sie da auf seinem Rücken sah.

„Sie haben dich auch gezeichnet“, murmelte Lil hinter ihm, die schmale Hand auf einer der hässlichen Narben auf seinem Rücken.

Lu schloss die Augen und ließ die Arme hängen. Obwohl er es hasste selbst Schwäche zuzugeben, zwang er sich ehrlich zu ihr zu sein, wie sie eben zu ihm ehrlich gewesen war.

„Es tut weh“, gestand er. „Nach all dieser Zeit tut es noch immer weh.“

Nicht nur Lilith war von den Engeln so sehr verletzt worden, dass Narben zurückgeblieben waren, sondern Lu auch. Von seinen eigenen Brüdern. Und jetzt wollten sie ihm auch noch den letzten Rest seiner Würde und seiner Macht nehmen.

„Luzifer“, murmelte Lil und drückte ihren warmen Mund auf die alte Verletzung.

Ein Lachen schälte sich aus seiner Brust, so kalt und unheilvoll wie der tiefste Winkel der Hölle. „Sie haben einen Fehler gemacht, sie haben die falschen Teile von mir gebrochen. Sie brachen mir die Flügel und vergaßen, dass ich Krallen habe.“

Sie standen in den Schatten der Gasse und beobachteten den Mann, der Nicholas Hammond war.

Lus Mundwinkel zogen sich nach unten und er brummte: „Ich glaube an Ablehnung auf den ersten Blick.“

Lilith gab ein gutturales Grunzen von sich, das so gar nicht zu ihrer Erscheinung passen wollte. Aber sie war auch keine gewöhnliche Frau. Wenn sie wütend wurde, rannten selbst die Dämonen um ihr Leben. Ein Grund wahrscheinlich, warum sich Lu immer wieder von ihr um den Finger wickeln ließ.

„Er sieht aus wie ein ganz normaler Mann“, murrte Lu. „Was verflucht nochmal ist so besonders an ihm, dass mir die geflügelte Pest wegen ihm auf den Sack geht?“

„Siehst du es nicht?“, fragte Lil und deutete mit einer wagen Handbewegung auf Nicholas Hammond, der hinter dem großen Fenster eines Restaurants saß und mit jemandem zu Abend aß. Seine Begleitung war ein Mann Anfang sechzig, graues Haar, teurer Anzug, gerade Haltung. Jeder Zentimeter seiner Erscheinung schrie nach Geld.

Mr Hammond hingegen saß ihm locker gegenüber, gekleidet in schwarze Hosen und ein schlichtes weißes Hemd ohne Krawatte und mit hochgekrempelten Ärmeln. Es sah aus wie eine verdammte Verkleidung. Er war Ende dreißig und unter der Kleidung zeichnete sich ein athletischer Körper ab. Der Ausdruck auf dem klassisch-geschnittenen Gesicht strahlte Leidenschaft und Integrität aus.

Lu schüttelte sich unwillkürlich.

„Was soll ich sehen? Dass er gerade jemand in den Hintern kriecht?“

„Du benimmst dich noch mehr wie ein Arschloch als sonst“, schnaubte Lilith. „Die Tugenden, eure Durchlaucht. Siehst du nicht diesen Schimmer um ihn herum? Die Tugenden haben ihn berührt, so wie ich es bisher noch bei kaum einem Sterblichen gesehen habe.“

Lu kniff die Augen zusammen, sah genauer hin… und fluchte ausgelassen, in mehreren Sprachen. Tatsächlich, jede einzelne Tugend hatte diesen Mann gezeichnet und jetzt, da er es erkannt hatte, leuchtete Nicholas Hammond wie ein verschissener Weihnachtsbaum.

„Das ist ja ekelhaft“, knurrte er und schüttelte sich. „Wenn ich in seine Nähe komme, kriege ich sicher Ausschlag.“

„Du bist so ein Weichei“, erwiderte Lil, nicht ohne eine große Portion Schadenfreude. Sie stieß ihn spielerisch mit der Schulter an. „Er ist immerhin kein Heiliger. Nur ein Begünstigter der Tugenden, der scheinbar noch dazu rhetorisch begabt ist.“

Zustimmend nickte Lu und beobachtete weiter, wie Mr Hammond auf sein Gegenüber einredete.

Fleiß muss sich ja ziemlich an ihm ausgetobt haben“, bemerkte er, als die beiden Menschen sich kurz darauf die Hände schütteln. Nicholas Hammond sah sehr zufrieden aus.

Lil nickte zustimmend. „Wenn Ace das hört, wird er einen Anfall bekommen.“

„Von den anderen ganz zu schweigen. Das wird ein hartes Stück Arbeit werden.“

„Welche Strategie willst du verfolgen?“, fragte Lil und musterte ihn mit ihren blauen Augen. „Soll der Himmel es mitbekommen oder nicht?“

Ein durchtriebenes Grinsen machte sich auf Lus Gesicht breit. „Offensiv. Wir haben keine Zeit zu verlieren, aber je später sie mitbekommen, dass wir ihren Joker gefunden haben, desto besser.“

Lil erwiderte sein Lächeln und Lu legte einen Arm um sie, so dass ihr kleinerer Körper sich perfekt an seinen schmiegte.

„Komm, meine Königin.“ Er zog sie mit sich aus der Gasse und sie mischten sich in den Strom aus Menschen, die entweder von der Arbeit nach Hause eilten oder zu ihren abendlichen Verabredungen. Die Nacht war lau und lud dazu ein durch die Straßen zu flanieren. Lilith schmiegte sich an ihn und legte ihren Arm um seine Taille.

Der Knoten in Lus Brust löste sich endgültig, zumal er jetzt wusste was er unternehmen konnte, um Michael und seinen Erzengelbrüdern das vorlaute Maul zu stopfen.

„Lass uns ein wenig Spaß haben“, murmelte er in die weichen Locken der Dämonin.

Liliths Stimme war reine Versuchung, als sie ihn fragte: „Was hast du dir vorgestellt?“

„Mir schwebt eine kleinere Widerholdung von Sodom und Gomorrha vor, was meinst du?“

Ihr kehliges Lachen war Musik in seinen Ohren und ließ sein Blut singen. „Das hat damals wirklich Spaß gemacht. Worauf warten wir noch?“

Burned

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