Читать книгу Burned - Melissa Ratsch - Страница 13

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Der Abend des folgenden Tages war bereits fortgeschritten, als sich die Türen zu Lus Wohnräumen endlich öffneten.

Er hob den Kopf von seiner Lektüre und beobachtete, wie Lil hereinkam. Mit jedem Schritt, den sie weiter in den Raum hineinmachte, legte sie mehr von der Maske ab und wurde wieder zu sich selbst. Als sie bei ihm angekommen war, ließ sie sich mit einem tiefen Seufzen auf das Sofa fallen.

„Oh, du lebst noch“, sagte er süffisant, was ihm einen vernichtenden Blick aus blauen Augen einbrachte.

„Hör auf das so enttäuscht zu sagen, ich könnte anfangen zu glauben, dass du mich nicht magst.“

„Ich bete dich an“, erwiderte Lu mit einem langsamen Lächeln. Er legte sein Buch zur Seite und zog Lil auf seinen Schoß. Die Königin der Dämonen schmiegte sich an ihn und platzierte einen Kuss auf seinem Hals. Lu hätte es niemals zugegeben, doch er war leicht nervös gewesen, weil Lil so lange gebraucht hatte.

„Wie ist es gelaufen?“

„Du schuldest mir ein verdammt teures Abendessen“, brummte sie statt einer Antwort.

„Süße, wir werden aus unserem Reich rausgeschmissen. Das zu verhindern dürfte doch wohl Lohn genug sein.“

Ein Schwall an Flüchen, die sie gegen seine Schulter zischte, ließ ihn lachen.

„Na schön“, lenkte Lu ein. „Wenn ich ja sage, erzählst du mir dann endlich, was du so lange dort oben gemacht hast?“

„Gearbeitet“, sagte Lil und seufzte nochmals. „Und das schwer, denn sonst hätte ich nicht genügend Zeit mit Nicholas verbringen können.“

„Nicholas“, schnurrte Lu und merkte, wie sich die Schwärze in ihm regte. „Wie schön, dass ihr euch beim Vornamen nennt.“

Lil hob den Kopf und schlug ihm gleichzeitig gegen die Brust. „Jetzt führ dich doch einmal nicht wie ein eifersüchtiges Arschloch auf. Du warst es doch, der gesagt hat, ich soll mich an ihn dranhängen.“

Lu beschloss, nicht auf die Triade seiner Königin einzugehen. Vielleicht, weil sie Recht hatte und das zuzugeben im Augenblick nicht im Bereich seiner Macht lag. Verdammt.

Stattdessen fragte er: „Haben sie gemerkt, dass du eine schwarze Seele hast?“

„Ich war sehr höflich, verflucht nochmal!“ Sie schüttelte sich und fuhr fort: „Genau deswegen fühlte ich mich wie auf die Folterbank gespannt. Ich schwöre beim Höllenfeuer, dass ich so höflich war wie noch kein Dämon vor oder nach mir je sein wird. Man sollte mir ein verdammtes Denkmal setzen.“

„Ein Abendessen und ein Denkmal? Ich glaube, du verbringst zu viel Zeit mit Ava, sie färbt auf dich ab.“

„Sei froh, dass ich so gierig bin, denn Ran hat in dem Gebäude überall seine Mäßigkeit versprüht.“

Lu merkte auf. „Ist dir eine der Tugenden über den Weg gelaufen?“, fragte er und konnte nicht verhindern, dass sich seine Mundwinkel bei dem Gedanken wieder nach unten zogen. Er hasste diese sieben Arschkriecher fast so sehr wie das geflügelte Pack.

„Ja, Pat“, sagte Lil.

„Was wollte Geduld denn dort?“

„Dafür sorgen, dass niemand das Handtuch wirft. Ich dachte anfangs ja, dass diese Organisation allein von Cari, Mani und Ria betrieben wird. Aber das war ein Irrtum, denn neben Mildtätigkeit, Wohlwollen und Fleiß waren auch die anderen vier Tugenden nötig gewesen, um diese Initiative so erfolgreich werden zu lassen.“

Lu ging ein Licht auf und er fragte: „Du meinst, wäre Lita nicht da gewesen, dann wären sie statt Demut für ihren Erfolg zu empfinden dem Stolz verfallen?“

„Ganz genau. Sie haben scheinbar aus ihren früheren Fehlern gelernt.“

„Scheiße.“

„Schöner hätte ich es nicht ausdrücken können.“

„Hat Pat dich erkannt?“, fragte er. Er wusste nicht genau, ob ihm das gefallen würde oder nicht. Lu wollte zwar, dass der Himmel mitbekam, dass sie ihren Joker gefunden hatten, aber noch war der Plan zu unausgereift.

Und so war er sehr froh, als Lil seine Frage verneinte. „Zum Glück nicht. Ich habe mich vor ihm in die Damentoilette geflüchtet, als er durch die Flure gegangen ist.“

„Du bist einmalig“, lachte Lu und gab ihr einen schnellen Kuss. Seine Heiterkeit verflog jedoch, als er die eine Frage stellte, die sprichwörtlich über das Schicksal seiner Welt entscheiden würde: „Was ist mit Hammond? Hast du den Fleck auf seiner Seele finden können?“

Ein träges, sinnliches Lächeln von der Königin der Dämonen, das ein dunkles Feuer in ihre blauen Katzenaugen treten ließ.

„Ruft Eure Gefolgschaft zusammen, Fürst der Unterwelt. Es gibt Arbeit für uns.“

„Wir sollten diesen Tag rot im Kalender anstreichen“, verkündete Lu, als Ace als erster den Sitzungssaal betrat.

Der Mann, der wie so oft aussah, als hätte er stundenlang an irgendeinem Strand in der Sonne gelegen, zeigte ihm den Finger. Was er sich auch nur deswegen traute, weil Lu gute Laune hatte. Man könnte sagen, teuflisch gute Laune.

Kaum hatte sich Faulheit gesetzt, kamen schon die anderen Todsünden in den Saal, um ihre Plätze einzunehmen. Das Schlusslicht bildeten Lux und Bia, die wahrscheinlich wieder mal etwas am Laufen hatten, so wie sie aneinanderhingen. Lu konnte nur hoffen, dass sie sich dieses Mal trennten, ohne einen der Höllenkreise in Schutt und Asche zu zerlegen.

„Schön“, sagte Lu und die Gespräche am Tisch verstummten sofort. „Da wir nun vollzählig sind, kommen wir gleich zur Sache.“ Er legte eine Pause ein und ließ mit einem Schnippen ein Bild von Nicholas Hammond auf der Leinwand erscheinen. „Lil hat herausfinden können, wo ein schwarzer Fleck auf der Seele dieses Menschen klebt und was genau dieser Fleck ist, so dass wir damit anfangen können, ihm die Reinheit auszutreiben.“

„Was die Tugendhaftigkeit dieses Mannes betrifft, rangiert er eine Stufe unter der Jungfrau Maria“, sagte Lil. „Es wird also ein hartes Stück Arbeit.“ Sie sah dabei vor allem Ace an, der mit den Augen rollte.

„Das ist jetzt aber Mobbing“, beschwerte er sich. „Ihr wisst genau, dass Faulheit ein Schlüssel zur Effizienz ist. Außerdem habe ich genauso wenig Bock darauf, mir von Michael sagen zu lassen, was ich tun soll wie ihr auch.“

„Unsere Mimose hat Recht“, schaltete sich Ira ein und warf Ace einen Luftkuss zu. „Die dort oben scheinen zu vergessen, dass unsere Eigenschaften nur im Übermaß etwas „Schlechtes“ sind.“ Sie hatte tatsächlich die Arme gehoben und Gänsefüßchen in die Luft gemalt. Seine Todsünden konnten manchmal so albern sein.

„Danke für diese Ausführung“, sagte Lu mit erhobener Augenbraue. „Aber können wir nur einmal beim Thema bleiben?“

„Was ist denn der Fleck?“, wollte Gul wissen.

„Schön, dass gerade du das fragst“, bemerkte Lu mit einem Grinsen. „Denn der Mann hat tatsächlich eine Schwäche für guten Wein.“

„Tatsächlich?“, fragte Völlerei und es trat ein aufgeregtes Leuchten in seine schwarzen Augen.

Ira hingegen war nicht so euphorisch, sondern fragte skeptisch: „Wirklich? Dass ist das einzige Laster, das er hat?“ Sie sah zu Lil und fügte hinzu: „Das ist dein Ernst?“

„Ich habe doch gesagt, dass er eine Stufe unter der Jungfrau Maria steht, was hast du erwartet? Wir können froh sein, dass er nicht Abstinenzler ist.“

Ein Raunen ging durch den Saal, begleitet von vorgetäuschten Würggeräuschen. Lu konnte die Todsünde des Zorns verstehen, denn ihm wäre es auch lieber gewesen, wenn Nicholas Hammond einen Hang zum Geiz oder zu zwanghafter Masturbation gehabt hätte.

„Wir müssen nehmen, was wir bekommen“, sagte er über das Gemurmel hinweg. „Also, was tun wir um dieses wirklich lächerliche Laster zu unserem Vorteil zu nutzen?“

Sofort entbrannten mehrere Diskussionen am Tisch, die Todsünden spekulierten was die beste Vorgehensweise wäre und schmiedeten einen Plan nach dem anderen.

Lu lehnte sich in seinem Stuhl zurück, so zufrieden wie ein Fuchs, der gerade einen ganzen Hühnerstall aufgefressen hatte. Das Bild passte herrlich, denn wie Hühner wollte er die geflügelten Dreckssäcke aus der oberen Etage rupfen.

Nach einigen Minuten stand er auf und forderte: „Klappe zu!“ Sofort drehten sich alle Köpfe zu ihm.

„Ich will, dass wir das in Phasen angehen. Eine Todsünde nach der anderen. Wir werden seine Seele Stück für Stück verderben um Erfolg zu haben. Den Anfang wird logischerweise Gul machen.“ Der Mann, der heute komplett in Versace gekleidet war, setzte sich sofort aufrechter hin.

„Wie wäre es, ihm ein Weinpräsent zu machen, dass er nicht ablehnen kann? Ich habe da einen ganz besonderen Palacios Priorat im Blick. Wenn er wirklich eine Schwäche für Wein hat, dann kann er zu dem nicht Nein sagen.“

„Gefällt mir“, erwiderte Lu. „Ich will, dass du dich als Investor ausgibst und den Wein auch mit ihm zusammen trinkst. Dein unmittelbarer Einfluss wird garantiert auf ihn abfärben und ihm die Mäßigkeit austreiben.“

„Ran wird ausrasten“, gluckste Bia zufrieden, während sie sich durch ihre goldenen Haare und die vielen Perlen darin strich, die dabei ein leises Klimpern von sich gaben.

Ein Lachen ging durch den Raum, niederträchtig und schadenfroh. Es wärmte Lu richtiggehend das Herz. Er grinste breit und sagte: „Okay Ladies, dann mal Titten hoch und los!“

Burned

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