Читать книгу Burned - Melissa Ratsch - Страница 11
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ОглавлениеTräge räkelte sich Lilith in den seidenen Laken.
Der vergangene Abend war nicht ganz so gewesen wie in den alten Städten am Roten Meer, aber dennoch hatte es ausgereicht, um Lil selig schlafen zu lassen. Vielleicht lag das aber auch daran, dass sie mittlerweile älter geworden war.
Unwillkürlich zogen sich ihre Mundwinkel hinunter, bevor sie wieder grinste. Sie war immerhin die jüngere hier im Raum, das reichte ihr schon.
Mit einem Brummen legte sich ein Arm um ihre Mitte und zog sie an einen warmen, festen Körper.
„Ich kann hören, wie selbstzufrieden du bist“, brummte Lu gegen ihren Nacken, so dass ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief. Der Mann hatte eine verboten sexy Stimme, tief und rau und selbst wenn er fluchte, war jede Silbe reine Verführung. Ganz wie der Rest von ihm.
Oh ja, der Teufel existierte. Er war kein kleiner roter Mann mit Hörnern und einem Schwanz. Er war wunderschön, denn er war ein gefallener Engel und einst Gottes Liebling.
Wie immer schob Lil den Gedanken an Ihn schnell beiseite. Nein, der alte Mann würde sich nicht nochmal in ihr Leben einmischen und sie herumkommandieren. Das hatte einmal nicht funktioniert und Lil würde lieber barfuß in eine öffentliche Toilette gehen als das noch einmal mitmachen zu müssen.
Sie liebte ihr Leben in der Hölle, genoss die Macht, die sie hatte, und den Einfluss. Wenn die Dämonen sich vor ihr auf dem Boden wanden, ihr wie eifrige Welpen die Bäuche und Hälse präsentierten, sich ereiferten ihren Wünschen zu entsprechen… Wem würde das nicht gefallen?
Es war aufregend, unterhaltsam und niemals langweilig. Und den Fürst der Finsternis in ihrem Bett zu haben war auch nicht zu verachten. Lächelnd drehte sie sich in Lus Armen und schlang die ihren um seinen Hals.
„Guten Morgen Sonnenschein.“
„Das ist ja ekelhaft“, beschied er ihr und rollte sich mit ihr herum, so dass sie unter ihm lag und die Beine um ihn schlingen konnte. Er legte sein Gesicht an ihren Hals und atmete tief ein. „Weißt du noch damals, als ich dich in einen Lindwurm verwandelt habe?“
„Jetzt wirst du unhöflich“, schnaubte Lil. „Dabei hatten wir letzte Nacht so viel Spaß zusammen.“
Ein Brummen von ihm, dicht gefolgt von einem heißen, feuchten Kuss auf ihre Schulter. Und seine Lippen waren nicht das einzige, was sich heiß an ihr rieb.
„Nicht, dass ich nicht interessiert wäre“, murmelte sie und schloss die Augen – denn verdammtes Höllenfeuer, der Mann wusste wie er sie anheizen konnte – doch sie zwang sich fortzufahren: „Aber wir haben Aufgaben zu erledigen, wenn wir nicht vor die Tür gesetzt werden wollen.“
Wieder ein Brummen, aber dieses Mal klang es eher nach einem wütenden Bären als einem erregten Mann. Lu stemmte sich hoch und betrachtete sie. Schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht, verdeckte einen Teil seiner perfekten Gesichtszüge.
„Es bringt mich fast um es zu sagen, aber du hast Recht.“ Er verzog den Mund und schüttelte den Kopf. „Nicht zu glauben, dass der Himmel es schafft mich vom Sex abzuhalten.“
Grinsend hob Lil die Hände und strich damit über seine Arme. Es waren wirklich sexy Arme, mit glatter Haut und festen Muskeln darunter. Besonders anziehend war die Tätowierung einer Schlange, die sich um seinen linken Bizeps schlang und über die Schulter zu seiner Brust wand. Lil liebte es, jede einzelne der feinen Linien mit den Fingern nachzufahren. Oder mit der Zunge.
„Wir holen das nach“, murmelte sie.
Sofort funkelte es in seinen grünen Augen, sein Mund verzog sich zu einem durchtriebenen Grinsen. „Ich nehme dich beim Wort.“
Ein Kribbeln lief über Liliths Haut und sie fragte sich, ob es klug oder eher besonders dämlich von ihr gewesen war, Luzifer dieses Versprechen zu geben. Da sie sich aber im Moment gut verstanden, entschied sie, dass es eine gute Idee gewesen war.
„Wie sollen wir es angehen?“, fragte sie. Sie musste nicht extra betonen, was sie mit „es“ meinte. Lu verstand sie auch so, das sah sie an dem gefährlichen Glanz, der in seine Augen trat.
„Ich will, dass du die Vorhut bildest.“
„Du meinst getreu dem Motto ‚Wenn der Teufel nicht siegen kann, dann schickt er eine Frau‘?“
Lu lachte unanständig. „So in der Art. Selbst wenn die Tugenden diesen Menschen gesäugt haben, irgendwo hat auch er einen Fleck auf seiner Seele und wenn er noch so winzig ist. Sobald wir diesen gefunden haben, sind die Todsünden dran.“
„Mit allen Mitteln?“
Lu lachte und antwortete: „Für weniger würde ich dich nicht aus dem Bett lassen. Aber vielleicht fängst du erstmal klein an.“
Lil grinste vor sich hin. „Du weißt doch, was man sagt: Ein Lächeln wird dich sehr weit bringen.“
„Aber ein Lächeln und eine Waffe bringen dich weiter“, ergänzte Lu. Mit einem Seufzen stieg er aus dem Bett. Er sah auf sie hinunter und wurde wieder ernst. „Du weißt, dass du dort jemandem von oben über den Weg laufen könntest?“
„Ja“, erwiderte sie. Kälte sammelte sich hinter ihrem Brustbein, die Brandnarbe an ihrem Hals begann zu prickeln. Sie stützte sich auf die Ellenbogen.
„Willst du Bia mitnehmen?“
Oh, Luzifer war gefährlich, wenn er so fürsorglich war. Lil war meilenweit davon entfernt naiv zu sein, doch manchmal ertappte sie sich dabei, dass sie ihn für einen von den Guten halten wollte. Wobei es in ihrem verdrehten, abartigen Fall auch so war, dass tatsächlich die Hölle der Ort gewesen war, der ihre Rettung bedeutet hatte.
„Nein.“ Lil stieg aus dem Bett, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Lu auf die Wange. „Ich bin ein großes Mädchen.“
„Das sehe ich“, murmelte er.
„Vergiss es also nicht.“
Er ging hinter ihr her, als sie mit wiegenden Hüften zum Badezimmer lief. „Hat es eigentlich wehgetan, als du vom Himmel gefallen bist?“
Lilith lachte. Dieses Wortspiel spielten sie schon seit Jahrtausenden und es amüsierte sie doch immer wieder aufs Neue. Also drehte sie sich um, zwinkerte Lu zu und erwiderte: „Nein, aber ich habe mir die Knie aufgeschürft, als ich aus der Hölle gekrochen bin.“
Ganz so unangenehm war der eigentliche Weg aus der Hölle dann nicht.
Tatsächlich war er ziemlich unspektakulär, wenn auch hübsch anzusehen. Es gab nämlich keine Höllenpforte, wie man das meinen konnte. Die Hölle, die Erde und der Himmel waren sprichwörtlich verschiedene Ebenen, die man als Sterblicher durch den Tod wechseln konnte oder als Unsterblicher durch Dematerialisierung.
Ein viel zu technisches Wort für Liliths Geschmack, aber man hatte sie bei der Auswahl nicht gefragt.
Also dematerialisierte sie sich von der Hölle in eine Seitengasse nicht weit von der Zentrale der Organisation. In dem schlichten Gebäude würde sie Mr Hammond sicher finden und wenn nicht, dann würde sie dort erfahren, wo sie ihn suchen musste. Dann einige Minuten in seiner Nähe… und sie würde wissen, wie sie ihr Äußeres verändern musste, um bei ihm alle Knöpfe zu drücken.
Mit einem Lächeln verließ sie die Seitenstraße und betrat wenige Minuten später das Gebäude. Am Empfangstresen blieb sie stehen und sagte freundlich: „Hallo, ich bin Jessy Bell, die neue Praktikantin.“
Der Mann hinter dem Tresen musterte sie eingehend und Lilith nutzte ein Quäntchen ihrer Macht, um ihn zur Kooperation zu bewegen. Außerdem beeinflusste sie die Technik, ließ einen Mitarbeiterausweis und alle nötigen und unnötigen Unterlagen entstehen, die sie für die Durchführung dieser kleinen Maskerade benötigte.
Die Menschen machten sich das Leben wirklich unsagbar umständlich.
„Guten Morgen Ms Bell“, sagte der Mann endlich und erwiderte ihr Lächeln. „Schön, dass Sie pünktlich sind.“
„Eine meiner vielen Tugenden“, log sie fröhlich ohne rot zu werden.
„Das wird Mr Hammond sicher freuen.“ Er schob ihr ein Klemmbrett mit einem Stift und einem Ausweis zu. „Bitte füllen Sie das aus, ich rufe in der Zwischenzeit oben an und lasse Sie abholen.“
„Vielen Dank.“
Schnell füllte sie die Felder aus und gab das Klemmbrett zurück. Kurz darauf öffneten sich die Aufzugtüren zu ihrer Linken und eine Frau mittleren Alters, mit strengem Zopf und praktischer Kleidung kam auf sie zu. Sie sah aus, als wäre sie noch Jungfrau und Lil würde ihr Gewicht in Gold darauf verwetten, dass Tas sich bei ihr besonders ausgetobt hatte.
Die Frau blieb vor ihr stehen und musterte sie von oben bis unten als wäre sie eine Sklavin auf einem Markt.
Lil bezwang den Wunsch, sie für diese Unverschämtheit zu maßregeln. Sie war unwissend und unwichtig, nur ein Mittel zum Zweck auf Liliths Weg zum Kopf dieser Organisation. Sie könnte einen ihrer Dämonen bitten, sich um sie zu kümmern.
Oh ja, dieser Gedanke gefiel ihr.
„Ms Bell, ich bin Mary Cormag. Willkommen bei Auxilium. Bitte folgen Sie mir.“
„Aber gerne“, erwiderte Lilith lächelnd. Sie konnte es kaum erwarten.