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Das Krippenspiel

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Unser Fräulein Motzko, die Sängerin, hat eine schöne Idee. Sie will mit uns das kleine Sing-Krippenspiel „Die Herbergsuche“ einstudieren und aufführen. Sie geht die Reihen der Kinder durch, um die geeigneten auszuwählen. Die Schleicher Marille soll den Josef machen. Und ich? Was ist mit mir? Wo doch Mama immer meint, Gottes Mutter hätte rötliches Haar gehabt. Wirklich, es ist nicht zu glauben, ich werde vom Fräulein für die Rolle der Mutter Gottes auserwählt! Endlich wird mal erkannt, wie gut ich bin!

Ich platze fast vor Stolz und verkünde zu Hause meinen Erfolg. Ja, Mama hat auch schon einen Vorschlag, was ich in dieser Rolle tragen könnte. Sie hat für das Regal einen dünnen, taubenblauen Baumwollvorhang. Der wird frisch gewaschen und gebügelt. Richtig drapiert schaue ich wirklich aus wie die Maria auf den Heiligenbildern. Also, dieses Problem ist gelöst.

Schon beginnen die Proben.

„Wer klopfet an?“

„Oh, zwei gar arme Leut.“

„Was wollt denn ihr?“

„Oh, gebt uns Herberg heut!“

Natürlich kann ich den Text ganz schnell auswendig. Ich soll ihn in der ersten Stimme und Marille den Josef in der zweiten Stimme singen. Da beginnt das Problem! Marille singt sicher und gut. Aber ich? Ich kann die Stimme nicht halten! Wir können noch so oft proben, ich kann das nicht!

Das Fräulein ist am Verzweifeln! Es spricht sogar die Mama darauf an: „Ach, Frau Weber, ich habe die Maria genommen, weil sie so eine reine, glockenhelle Stimme hat, aber sie kann die Stimme nicht halten.“

Alle in der Familie können gut in verschiedenen Stimmlagen singen. Sogar Beate ist eine gute Sängerin. Niemand versteht, warum ich das nicht kann. Zur Umbesetzung der Rolle ist es zu spät.

Leider werde ich in meiner Rolle kein großer Erfolg. Es ist das erste und das letzte Mal, dass ich zu irgendetwas in dieser Art herangezogen werde. Auch in keiner anderen Art bin ich erfolgreich. Ich kann nicht mal, außer in der Familie, ein Gedicht aufsagen. Ich kann zwar den Text von A bis Z, aber ich zittere immer so, dass man mich nicht mehr in Erwägung zieht.

Ich trau mich nichts! Ich kann nichts! Ich bin nicht schön!

Ich kann der Mama keine Freude machen. Nur mit Lernen, guten Noten und mit fleißiger Arbeit kann ich es ein wenig ausgleichen!

Aus, Äpfel, Amen (2) Ria, de Kloa 1948 bis 1951

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