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Der Friedhof

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Natürlich haben wir solche Sachen bald vergessen und gehen wieder gemeinsam auf Tournee. Wir haben so viele Plätze, wo wir uns gerne aufhalten. Robert ist schon über sieben. Er darf öfters mitkommen. Zu unseren Lieblingsplätzen gehört auch der Friedhof. Da schauen wir ins Leichenhaus, ob jemand aufgebahrt ist. Wenn es einen neuen Erdhügel gibt, begutachten wir die Blumen und Kränze.

Beim Friedhofsbrunnen steht meist eine Gießkanne. Beate und ich pritscheln mit dem Wasser, pumpen es in die Gießkanne und Robert muss aufpassen, dass die Kanne nicht überläuft. Ist sie voll, schleppen wir sie zu den Gräbern und gießen die Blumen. Keinen stört unser Aufenthalt. Nicht mal der Herr Pfarrer sagt was, wenn er durch den Friedhof zur Kirche eilt. Wir laufen auch jedes Mal zu ihm hin, greifen nach seiner Hand, machen einen Knicks und bringen unser notwendiges „Gelobt sei Jesus Christus“ vor. Dies wird von ihm mit „In Ewigkeit Amen“ beantwortet.

In der einen Ecke des Friedhofs befindet sich ein kleines Haus. Es heißt, da drin seien „Boana“ (Gebeine). Ein Stück vom Friedhof entfernt ist noch oder wieder Rasenfläche. Da steht auch ein kleiner Apfelbaum, der im Herbst voller kleiner Äpfel ist. Doch diese, wirklich wahr, ich lüge nicht, schauen nicht wie normale Äpfel aus, sondern wie aus gelbem Wachs. Mama meint, das seien Paradiesäpfel und wir sollten die nicht essen, weil der Baum auf dem Knochenfeld wachse. Niemand isst diese Früchte, aber wir tun es und sie schmecken uns.

Zur Abendstunde kommt der alte Bindervater, weil er die Glocken zum „Engel des Herrn“ läuten muss. Wir laufen hinter ihm her.

„Bindervater, sind die Äpfel giftig?“

„I glaub net, oba i hob no goa koa probiert.“

„Derf ma mitgeh, Bindervater? Bitte!“

„Na, geht’s halt mit.“

Neugierig schauen wir zu, wie er die Glocken in Bewegung setzt und diese durchs Dorf klingen. Aber hernach schickt er uns gleich heim, denn:

„Nach dem Gebetläuten gehören Kinder heim“, meint er. Auch wir werden um diese Zeit zu Hause erwartet.

Aus, Äpfel, Amen (2) Ria, de Kloa 1948 bis 1951

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