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Schwierige Verhältnisse

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Nun, das Krippenspiel ist kein Erfolg für mich. Ich bin zu nichts und für nichts geeignet. Ich finde mich mit mir selbst nicht mehr zurecht. Manchmal werden mir Fragen gestellt und ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll.

So geschieht es nach den Ferien. In der Pause stehe ich mit anderen Mädchen zusammen, wir lachen und kudern. Da kommt die Jutta, diese eingebildete, siebengescheite, gschnappige, rote Hexe, die noch dazu nicht mal aus Lenting ist, auf mich zu. Sie richtet einen kalten Blick aus ihren blauen Porzellankugelaugen auf mich. „Ich muss dich was fragen!“, sagt sie laut. Ihr Blick durchbohrt mich! Ich stehe da und schau sie neugierig an. „Bist du ein uneheliches Kind?“

Auf diese Frage bin ich nicht vorbereitet. Sie trifft mich wie ein Hammerschlag. Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll.

„Nun?“ Sie schaut mich erwartungsvoll an.

Ich senke den Blick, schaue auf den Boden und leise und zögerlich kommt von mir: „Ja.“

„Dann hat meine Mutter also doch recht.“ Sie dreht sich um und geht weg. Die anderen Mädchen schauen dumm. Wahrscheinlich wissen sie gar nicht, was das bedeutet. Ich weiß es! Aber die meisten kennen sich in unseren verzwickten Familienverhältnissen sowieso nicht aus. Es ist auch wirklich nicht einfach bei uns. Bei Mamas Eltern, meinen Urgroßeltern, war auch noch alles in Ordnung. Der Vater Rettinger, die Mutter Rettinger, zwölf Kinder, alle Rettinger.

Auch in der heutigen Zeit gibt es so etwas noch. Wenn ich da an die Hennamo-Familie denke. Da gibt es den alten Hennamo-Vater, die Hennamo-Eltern und elf Kinder. Und alle heißen Kipfelsberger! Ein Großvater, ein Vater, eine Mutter, elf Kinder! Alle wohnen in einem Haus, alle wissen, woher sie kommen und wohin sie gehören. Als der Hennamo jung war, hat er beim Kirchweihtanz die saubere, rassige Berta aus Aigelsbach in der Hallertau kennengelernt. Es hat nicht lange gedauert, sie kommt nach Lenting, es wird geheiratet, ein Kind nach dem anderen kommt. Alles ist in Ordnung!

Beate hat es zwar nicht gut, aber doch viel besser als ich. Ihr Papa heißt Ablinger, ihre Mutter ebenfalls und sie auch. Sie weiß, dass ihr Papa im Krieg gefallen ist. Sie ist ein Halbweisenkind, die Tante bekommt für sie eine Halbwaisenrente.

Und was ist bei mir? Ich habe keinen richtigen Opa, keine richtige Oma, denn die ist ja meine Mama. Ich habe eine Mutti, bei der ich aber nicht wohne. Ich habe zwei Halbbrüder, jeder heißt anders. Meinen richtigen Papa kenne ich nicht. Er hat nur in den ersten Monaten meiner Kindheit etwas von sich hören lassen, dann nichts mehr. Mein Papa hier ist eigentlich mein Stiefgroßvater; meinen Stiefvater nenne ich Onkel.

Außerdem kommt niemand für mich auf!! Mama und Papa schleppen mich so mit durch. Natürlich mag ich beide sehr gern. Mama ist zwar immer recht streng, aber der Papa nicht.

Aus, Äpfel, Amen (2) Ria, de Kloa 1948 bis 1951

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