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Straße 147 Nummer 6
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ie Fahrt zurück nach Trital verlief fast wortlos. Undolf schien sehr in sich gekehrt. Es war ihm anzusehen, dass seine Welt aus den Fugen war – und so wie es sich entwickelte, wohl auch bald die aller Breenen, wie er fürchtete. Kishou nahm es kaum.zur Kenntnis. Sie war zu sehr beschäftigt mit der Aufnahme der vielen neuen Eindrücke. Die 147. Straße lag nicht im Zentrum der Stadt, wo sie auf Undolf getroffen war, sondern in einem anderen Viertel. Die Straßen waren hier enger und unspektakulärer. Nur wenige Geschäfte gab es hier, und auch der Fuhrwerksverkehr war deutlich geringer. Undolf stoppte irgendwann. „Wir sind da!“, meinte er nur und kletterte vom Kutschbock.
Die Häuser waren hier alle zweigeschossig, und unterschieden sich kaum voneinander. Ihre Wohnstatt fand sich gleich im Parterre. Nur einige Stufen benötigte es im Innern des Hauses, um sie zu erreichen. Sie bestand aus einem kleinen Wohnraum, einem noch kleineren Raum mit einer eisernen Feuerstelle, einer Anrichte und zwei Schränke, und auch ein Toleban gab es hier wieder. Die Einrichtung war denkbar einfach, und wies auf keinerlei Gestaltungswillen hin. Ein kleiner, hölzerner Tisch mit zwei ebensolchen Stühlen, und an der hinteren Wand ein Lager mit Kissen und Decken – daneben eine große Truhe – war alles, was den Wohnraum als Solchen erkennen ließ. Ihre Augenbrauen fanden nur kurz einen Grund für einen Moment nach oben zu wandern, als sie in einem der Schränke der kleinen Küche Brot, Obst und allerlei Essbares entdeckte. Man hatte vorgesorgt.
Auch Kishou hatte vorgesorgt, und in Erwartung einsamen Wartens auf Undolf ihre Krypte mitgenommen, um darin lesen zu können. Es war inzwischen Abend geworden, und der Breene versprach am folgenden Tag nach der Arbeit wiederzukommen, um ihr die Nachrichten der Kuriere mitzuteilen, über die er den Kontakt zur ONO hielt. Und da sie diesmal auch darauf achtete, wie der Breene die kleine Lampe entzündete, wusste sie nun auch, dass dafür ein handliches Funkeneisen und ein milchiger Stein zum begehrten Licht führte.
Sie sah durch das geschlossene Fenster Undolf auf seinen Wagen steigen und davonfahren. Ansonsten erstarb bald jegliches Leben in der Straße, während unter kurzem Aufblitzen nach und nach die weißen Glaskugeln auf den langen Stäben, die regelmäßig in allen Straßen verteilt zu finden waren, zu leuchten begannen. Sie vermutete, dass es sich bei diesen Besonderen Apparaten wohl auch um Öllampen handeln musste, die sich irgendwie von selbst entzündeten. Sie beleuchteten die Straße nur mäßig, aber dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis sich Kishou von diesem Anblick wieder abwendete. Nie zuvor hatte sie dergleichen gesehen.
Sie versuchte, in den mitgebrachten Krypten zu lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren. Die vielen, neuen Eindrücke und die aktuelle Lage ließen keinerlei Ablenkung zu. So wühlte sie sich in die Decken und Kissen des Lagers, und ließ ihren Gedanken um die befremdlichen Verhältnisse des Vierten Droms ihren Lauf …