Читать книгу Eckpfeiler einer reifen Weltsicht - Michael Merkel - Страница 8
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Die Welt mit ihren vielfältigen und wunderbaren Phänomenen faszinierte mich von Kindheit an und war einer der Gründe, weshalb ich später Physik studieren sollte. Über mein naturwissenschaftliches Interesse hinaus beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit metaphysischen Themen und bin Mitglied der jüngsten Weltreligion, der Bahá’í-Religion. Erfahren Menschen, dass mein Glaube für mich eine bedeutsame Erkenntnisquelle darstellt, reagieren sie in aller Regel zurückhaltend, irritiert oder gar ablehnend. Nicht wenige betonen eindringlich ihre Überzeugung, dass Glaube durch den Fortschritt der Wissenschaft längst überflüssig geworden sei.
Warum »moderne« Wissenschaft und »wahrer« Glaube keine Gegensätze darstellen, sondern untrennbar miteinander verknüpft sind, ist eine vielschichtige Fragestellung, die sich nicht mit wenigen Sätzen hinreichend beantworten lässt. Hinzu kommt, dass Wissenschaft und Glaube im Hinblick auf ihre Fähigkeit, Erkenntnisse zu vermitteln, zumeist sehr wenig differenziert betrachtet werden. Viel zu oft bestimmen Vorurteile, Meinungen und Vorlieben zu Lasten objektiver Fakten die Diskussion. Dieser Umstand ist bedauerlich, da er den individuellen wie auch gesellschaftlichen Erkenntnisbildungsprozess erheblich behindert. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass sich die ernsten globalen Herausforderungen, mit denen die Menschheit gegenwärtig konfrontiert ist, nur dann lösen lassen, wenn Wissenschaft und Religion harmonisch zusammenwirken. Erst dann erhalten wir ein kohärentes und ganzheitliches Weltbild, das – wie wir noch sehen werden - nicht nur sehr interessante, sondern vor allem auch unverzichtbare Einsichten für die Gestaltung unseres Lebens bietet.
Die Notwendigkeit des konstruktiven Zusammenwirkens von Wissenschaft und Glauben entspringt gemäß den Bahá’í-Lehren einem Prinzip, das als »Einheit von Wissenschaft und Religion« bezeichnet wird. Sowohl das Begreifen als auch die praktische Umsetzung dieses wichtigen Prinzips setzt voraus, dass wir ein fundiertes Verständnis von der wahren Natur beider Erkenntnissysteme erwerben. Dieses muss auch die bedeutenden Paradigmenwechsel einschließen, die sich in den letzten 200 Jahren auf beiden Gebieten ereigneten, aber leider noch nicht flächendeckend Eingang in den öffentlichen Diskurs gefunden haben.
Die intensive Beschäftigung mit dem Prinzip der Einheit von Wissenschaft und Religion stellte sich bald als äußerst spannendes Unterfangen heraus und führte schließlich zu dem Wunsch, die wichtigsten Einsichten zu systematisieren und niederzuschreiben. Grob betrachtet, begegnen sich beide Wissensdomänen im Prozess der Erkenntnisgewinnung auf drei Ebenen:
› Methodenwissen: Wie kommen wir zu relevanter Erkenntnis?
› Grundwissen: Woraus besteht die Welt und wie funktioniert sie?
› Praxiswissen: Was sollen wir tun und welche Prinzipien helfen uns dabei?
Dieser Systematik folgend, ist das vorliegende Buch der Versuch darzulegen, wie Wissenschaft und Glaube zusammenwirken müssen, sollen relevante und verlässliche Erkenntnisse entstehen. Auf diesem methodischen Verständnis aufbauend, werden im Hauptteil des Buches einige zentrale Eckpfeiler vorgestellt, die aufgrund ihrer Bedeutung in keinem reifen und ganzheitlichen Weltbild fehlen sollten.
Das komplexe Thema angemessen darzustellen, erwies sich mitunter als große Herausforderung. So galt es, die wesentlichen Aspekte in der nötigen Breite zu behandeln, ohne dabei zu langatmig oder zu oberflächlich zu werden. Inwieweit hier eine sinnvolle Balance geglückt ist, bleibt dem Urteil des Lesers überlassen. Ich möchte nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass ich trotz gründlicher Auseinandersetzung mit den präsentierten Inhalten nicht auf allen behandelten Gebieten Experte sein kann. Ebenso lässt sich bei einem Buch dieser Komplexität nicht ausschließen, dass sich die eine oder andere subjektive Interpretation eingeschlichen haben könnte. In jedem Fall habe ich mich sowohl hinsichtlich der Auswahl der zu den jeweiligen Themen verfügbaren Ansichten und Lehrmeinungen sowie auch bei der Darstellung und Beurteilung der Faktenlage um bestmögliche Objektivität bemüht.
Insgesamt hege ich die Hoffnung, dass das vorliegende Buch - bei aller Unvollkommenheit - genügend Material für interessante Denkanstöße liefert und zu konstruktiven Diskussionen anregt.
Zu diesem Buchprojekt haben über die Jahre hinweg verschiedene Personen direkt oder indirekt beigetragen. Den größten Anteil hatte dabei meine Ehefrau Stefanie Merkel, die mich von Beginn an aktiv und unermüdlich unterstützt hat. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die Unterstützung von Dagmar Königer, Sören Rekel-Bludau, Babak Farrokhzad, Miriam Merkel, David Schubert, Bidjan Sobhani, Peter Hörster, Nikolai Merkel sowie des Bahá’í Academic Review Board. Diesen und anderen möchte ich hiermit ganz herzlich danken!
Holzkirchen im Februar 2021
Michael Merkel