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Einführung

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Ausrüstung und OrientierungWas die Schuhe angeht, sind feste, über den Knöchel reichende Wanderschuhe mit gutem Profil nötig, bei der Gletschertour aufs Rheinwaldhorn allerdings steigeisenfeste Schuhe. Für einige Touren genügen auch Multifunktions- oder Approachschuhe. Auf die Mitnahme anderer spezieller Ausrüstung oder von Teleskopstöcken wird jeweils in den Infokästen hingewiesen. Stöcke sind bei langen Abstiegen und auch auf Schneefeldern sehr nützlich. In den Rucksack gehören ein Erste-Hilfe-Set, ferner eine Rettungsdecke oder ein Biwaksack sowie eine Taschenlampe und eine Trillerpfeife (auch für das Abgeben von Notfallsignalen); gern auch eine Reepschnur mit einem Karabiner und natürlich ausreichend Getränke und einige Energieriegel, dazu höhenangepasste warme Kleidung (Mütze, Handschuhe) und ein Regenschutz. Ein Handy (inklusive Karten- oder Tourenportalen als Apps) mitzunehmen ist nützlich, aber man sollte sich gerade in den vergessenen Bergen nicht auf die Netzabdeckung verlassen! Daher empfiehlt sich die Mitnahme der jeweiligen topografischen Karte und ausgedruckter Tourenbeschreibungen. Wer sich nicht die betreffende Karte kaufen möchte, kann sich unter Umständen auch einen Kartenausschnitt online heraussuchen und ausdrucken.

Onlinekarten:

Deutschland (Bayern):

https://geoportal.bayern.de/bayernatlas Frankreich: https://www.geoportail.gouv.fr Italien (Piemont): https://webgis.arpa.piemonte.it/Geoviewer2D/index.html

Italien (Bozen):

http://gis2.provinz.bz.it/geobrowser Italien (Südtirol): https://www.sentres.com/de/suedtirol/karte

Österreich: www.austrianmap.at Schweiz: https://map.geo.admin.ch Slowenien: http://www.geopedia.si www.alpenkarte.eu https://mapcarta.com

Schwierigkeiten und GehzeitenDie Touren reichen von Talwanderungen über Klettersteige bis zu einer leichten Gletscherhochtour – dazwischen liegt ein ganzes Spektrum an Routen verschiedener Schwierigkeitsgrade. Im Allgemeinen befinden sie sich mit teils schmalen Bergwegen auf steileren Abschnitten und kurzzeitigen Versicherungen im mittleren Bereich. Schwere Touren verlaufen öfters im absturzgefährdeten Gelände, sind häufiger mit Versicherungen oder kleinen Kletterstellen gespickt, und dauern auch länger. Die Angaben zum Tourencharakter in den Infokästen liefern weitere Hinweise dazu.

In der Schweiz geben die einheitlich gestalteten Wegweiser eine Grundeinteilung vor: Die »normalen« Bergwanderwege sind auf gelben Schildern mit weiß-rot-weißen Wegmarkierungen ausgewiesen, alpine Routen auf blauen Schildern mit weiß-blau-weißen Markierungen. Ferner gilt eine Einteilung von T 1 bis T 6, wobei Bergwandern die Stufen 1 bis 3 und Alpinwandern die Stufen 4 bis 6 umfasst. Die Gesamtbewertung einer Route richtet sich nach dem Spitzenwert der Hauptkriterien. Weitere Informationen unter: www.sac-cas.ch/de/ausbildung-und-sicherheit/tourenplanung

Für die vergessenen Berge gilt, dass steile Grashänge, Schrofengelände oder exponierte Gratpassagen vor allem an Regentagen oder bei Gewitter gefährlich und schwieriger werden können als angegeben. Da kann es schnell einmal zu heiklen Situationen kommen. Das Gelände sollte absolut beherrscht werden, und auch die eigene psychische Konstitution spielt eine wichtige Rolle.

Die Gehzeiten sind ohne Pausen gerechnet und geben lediglich eine Richtschnur. Sie können sich deutlich verlängern, wenn man beispielsweise doch einmal den Weg suchen oder ein Gewitter abwarten muss. Neuschnee und einfallender Nebel verlängern eine Bergunternehmung ebenfalls. Oder es ist aber irgendwo so schön, dass man einfach länger als gedacht verweilen möchte.


Tümpel beim Passo del Termine mit Scaglia und Cornone di Blumone, südlicher Adamello (Tour 25)


Bergfrühling in der Pala-Gruppe: Abstieg ins Val Garès (Tour 19)

Tourensaison und WetterDie Tourensaison richtet sich ganz klar nach Höhenlage und Charakteristik der jeweiligen Tour. Für die meisten eignet sich allerdings nur die Zeit ab Mitte Juni bis Herbst oder bis zum ersten Schneefall. Falls Übernachtungen in Hütten notwendig sind, ist man auf deren Öffnungszeiten angewiesen, es sei denn, es gibt Winterräume. Das bedeutet allerdings, mehr Gepäck dabeihaben zu müssen (evtl. Kocher, Lebensmittel). Früh in der Saison liegt in den Höhenlagen womöglich noch Schnee und macht manche Passagen im Extremfall unpassierbar. Im Herbst wiederum kann ein früher Wintereinbruch die Pläne vereiteln.

Im Juni und Juli ist die Blumenpracht in den Bergen am schönsten, dann kommen Blumenliebhaber voll auf ihre Kosten – im Herbst wiederum bestechen die klare Luft und die Färbung der Laubbäume und Lärchen. Allerdings sind die Tage schon deutlich kürzer. »Goldener Oktober« gilt nicht überall, in den Seealpen ist dann schon mit Regenphasen zu rechnen. Zur Hochsaison im Juli und August sind mehr Menschen unterwegs (vor allem in der Schweiz um den Nationalfeiertag am 1. August und in Italien in der Woche mit dem 15. August, Ferragosto). Andererseits hat es auch seinen Reiz, in der Hochsaison zum Beispiel Tanz- oder sonstige Folkloreabende, Wallfahrten und Patroziniumsfeste mitzuerleben, wodurch sich in jedem Fall Einblicke in die Kultur der bewanderten Region eröffnen. Es heißt immer, die Wetterentwicklung im Auge zu behalten (ein Höhenmessgerät, das mittels Luftdruckmessungen funktioniert, leistet hier gute Dienste – zeigt das Gerät nach einer Übernachtung oder auf einem Gipfel eine deutlich höhere als die tatsächliche Höhe an, dann ist ein Tiefdruckgebiet im Anmarsch und man muss mit Regen rechnen). Bei Grattouren ist die Einschätzung der Gewittergefahr besonders wichtig. Achten Sie auf hohe Quellwolken, die sich ab Mittag entwickeln, und auch auf mögliche Risiken, die sich entlang von metallenen Versicherungen entwickeln können! Man sollte am besten stets vor einer Tour die einschlägigen Wetter-Webseiten besuchen und auch Webcams, an denen sich die Höhenlage der Schneedecke ablesen lässt.

www.alpenverein.de

www.alpenverein.at

www.wetter.orf.at

www.provinz.bz.it

www.arpalombardia.it/Pages/Meteorologia/Previsioni-e-Bollettini.aspx/topPagina (Lombardei)

www.meteoschweiz.ch

www.meteosvizzera.admin.ch/home.html?tab=overview (Tessin)

www.accuweather.com

www.mountain-forecast.com (Sechs-Tage-Prognose, auch mit Angaben über Windchill und Temperatur in einzelnen Höhenlagen; in die Suchmaske einen Gipfel des gewählten Gebietes eingeben)

Bergrettung und alpines NotsignalEs empfiehlt sich, die hier angegebenen Notrufnummern ins Mobiltelefon einzuspeichern. Wenn eine davon in einer Notsituation gewählt werden muss, sollte man die Antworten auf die folgenden fünf »W-Fragen« parat haben: 1. Wer ruft an? (Nennen Sie Ihren Namen und Standort) 2. Wo ist das Ereignis? (Hierzu sollte man die Ortsangabe möglichst genau angeben, z. B. die GPS-Koordinaten) 3. Was ist geschehen? (Beschreiben Sie knapp das Ereignis und das, was Sie konkret sehen) 4. Wie viele Betroffene? (Schätzen Sie auch die Verletzungen der betroffenen Personen und geben Sie deren Alter an) 5. Warten auf Rückfragen (legen Sie nicht gleich auf, die Notrufmitarbeiter benötigen von Ihnen vielleicht noch weitere Informationen!) Sollte in einer alpinen Notlage bei einer der Touren kein Mobilfunknetz bestehen, ist das alpine Notsignal zu senden, also sechsmal pro Minute in regelmäßigen Abständen ein akustisches oder optisches Signal abzugeben, dann eine Minute zu warten und das Signal zu wiederholen. Das Antwortsignal besteht aus drei akustischen oder optischen Zeichen pro Minute.

Allgemeine europäische, kostenfreie Notrufnummer: 112 (funktioniert auch mit leerer Prepaidkarte und auch bei sehr schwachem Netz) Österreich: Alpinnotruf 140, Rettung 144 Italien: 118

Schweizerische Rettungsflugwacht REGA: 14 14


Die Haindlkarhütte im Nationalpark Gesäuse (Tour 8)

Frankreich: 15

Notruf-Apps: zum Beispiel SOS-EU-ALP über https://www.leitstelle.tirol/news/sos-eu-alpnotruf-app-fur-tirol-bayern-und-sudtirol oder https://echosos.com/de

UmweltschutzEs versteht sich von selbst, keine Spuren außer den Fußspuren zu hinterlassen, weder unterwegs noch beim Aufenthalt in einer bewirtschafteten oder gar unbewirtschafteten Hütte. Nehmen Sie allen Müll wieder mit ins Tal! Das gilt auch für Papiertaschentücher. Sie verrotten nämlich erst nach einem bis fünf Jahren. Nehmen Sie auch ruhig einmal fremden Müll mit. Unter Felsen versteckte Plastikflaschen lassen sich zusammentreten und beanspruchen dann im Rucksack kaum Platz.

Beachten Sie die jeweils gültigen Regeln, wenn Sie in einem Naturpark oder gar Nationalpark unterwegs sind, zum Beispiel auch, was Feuermachen oder wildes Zelten anbelangt. Stören Sie keine Tiere und lassen Sie nicht Ihre Hunde frei laufen! Pflanzen darf man nicht entnehmen, aber natürlich gern fotografieren. Benutzen Sie keine Abschneider. Bei Gewittern oder Starkniederschlägen entwickeln sie sich zu Bachläufen und führen zu Erosion.

Wenn es irgendwie geht, nehmen Sie bitte schon zur Anreise die öffentlichen Verkehrsmittel! Besonders bei Überschreitungen stellen sie ihre Vorteile unter Beweis. Wie entspannend, eine »Bergfahrt« mit einer Zugreise beginnen und aufhören zu lassen.

Die bei Autofahrten herausgeschleuderten Emissionen kann man bei Portalen wie myclimate oder anderen kompensieren. Das gespendete Geld kommt Klimaschutzprojekten zugute …

Vergessene Berge

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