Читать книгу Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen - Michael Schenk - Страница 9
Kapitel 7
ОглавлениеIn der großen Versammlungshalle der Burg Eternas waren Tische und Bänke
in Form eines Hufeisens aufgestellt worden, und nun waren zahlreiche Hände
damit beschäftigt, Speisen und Getränke für den Abend vorzubereiten und
alles festlich zu schmücken. Zwischen zwei der Säulen, die sich vor den
grauen Mauern erhoben, saß eine Gruppe von Musikanten, die am Abend mit
ihren Instrumenten und Stimmen zunächst einige Weisen des Pferdevolkes
vortragen und später dann zum ausgelassenen Rundtanz aufspielen würden.
Garwin, der Sohn von Garodem und Larwyn, rannte neugierig durch die
Halle und warf immer wieder hoffnungsvolle Blicke auf die Musiker.
Inzwischen ein Knabe, hoffte er wohl darauf, an diesem Abend neben seinen
Eltern an der Tafel sitzen zu können. Doch Garodem würde dies ablehnen, da
er seine gutmütigen Pferdelords kannte, die dem Jungen, sicher ohne böse
Absicht, wenngleich heimlich, Gerstensaft in den Becher geben würden,
Larwyn hingegen würde der Anwesenheit Garwins zustimmen und ihre
schützende Hand über den Becher des Sohnes halten. Garwin würde sich
darauf verlassen können, dass seine Mutter sich durchsetzte. Es würde ein
kurzes Geplänkel zwischen den Eltern geben und Garodem schließlich mit
Würde einen ehrenvollen Rückzug antreten. So war es beinahe immer, wenn
es um Garwins Wohl ging.
Während Larwyn, als Herrin der Hochmark, bei den Vorbereitungen half,
betrachtete Meowyn mit dem sorgenvollen Blick der Heilerin und ihren
düsteren Vorahnungen über den nachfolgenden Morgen die bereitstehenden
Mengen an Wein und Gerstensaft. Garodem indes, gefolgt von dem ernst
blickenden Tasmund, führte die beiden Elfen Lotaras und Leoryn an dem
riesigen gemauerten Kamin an der rechten Wand vorbei zu der schmalen
Treppe, die zu den Gemächern ins obere Stockwerk führte. Sie schritten die
steinernen Stufen hinauf, und die Wache vor Garodems Amtsraum legte
grüßend die Hand an den Schwertgriff, als die Gruppe an ihr vorbei in den
Raum trat.
Garodem hatte beim Bau der Burg Wert darauf gelegt, dass der Weg zu
den Räumen der Obergeschosse durch seinen Amtsraum führte. Denn auch
wenn er der Herr der Hochmark war, wollte er den Männern und Frauen der
Burgbesatzung doch zeigen, dass er sich als Gleicher unter Gleichen sah, als
Pferdelord wie sie. Zudem schätzte er die Möglichkeit zu einem Gespräch,
das sich stets ergeben konnte, wenn jemand den Raum betreten musste.
Schließlich lagen neben den Gemächern des Pferdefürsten auch die Kammern
des Ersten Schwertmanns und der Scharführer hier im Obergeschoss, und
selbst die Turmwache des Signalfeuers musste zunächst Garodems Amtsraum
durchqueren, um in das Dachgeschoss zu gelangen. Andere Pferdefürsten
bevorzugten für ihre Amtsgeschäfte die Zurückgezogenheit eines
abgeschiedenen Raumes, nicht jedoch Garodem, der nur selten vertrauliche
Gespräche führen musste. Wie etwa an diesem Abend.
»Nehmt Platz, meine Freunde aus dem Hause Elodarion«, forderte der
Pferdefürst die unerwarteten Gäste auf und ging zu seinem Schreibtisch
hinüber, der schwer und massiv vor der Stirnwand des Raumes stand. Das
Holz war sorgsam poliert, doch die Platte wies Flecken von Tusche und eine
tiefe Kerbe auf, wo einst ein Schwerthieb sie getroffen hatte, als die Hohe
Dame Larwyn gegen ein Graues Wesen um ihr Leben kämpfen musste.
Tusche, Feder und Pergament lagen auf dem Schreibtisch und dazu ein
geschnitztes Pferd, mit dem Garwin gespielt hatte und dessen abgebrochenes
Bein Garodem noch nicht hatte harzen können.
Die beiden Elfen nahmen auf zwei gepolsterten Stühlen Platz, deren
Armlehnen sorgsam zu Pferdeköpfen geschnitzt waren, während Tasmund an
die Wand mit dem Bücherregal herantrat und sich leicht dagegenlehnte. Fünf
ledergebundene Bücher und einige Rollen Pergament lagen dort und zeigten,
dass der Pferdefürst die Zeichen der Schrift zu lesen und zu setzen vermochte.
Garodem sah die beiden Elfen an, mit denen er schon Seite an Seite im
Kampf gestanden hatte und wie die gesamte Hochmark auf besondere Weise
verbunden war. Die Geschwister Lotaras und Leoryn waren die Kinder
Elodarions, eines der ältesten Elfen und Mitglied des Hohen Rates des
elfischen Volkes. Die beiden waren erst 500 Jahreswenden alt, und wenn man
sie so vor sich sah, wirkten sie wie heranwachsende Jugendliche, bis man in
ihre Augen blickte. Garodem fiel auf, dass die Geschwister unruhig wirkten,
und er lächelte sie aufmunternd an.
»Nun, meine elfischen Freunde, Ihr habt einen weiten Weg zurückgelegt,
vom Wald Eures Hauses bis in unsere Mark und nach Eternas. Ich spüre, dass
dies nicht ohne Grund geschah, eine Hundertschaft elfischer Bogen ist ein
deutliches Zeichen und erregt die Neugier des Volkes.«
Tasmund lächelte knapp. »Und die meine.«
Auch wenn die Kämpfe gegen den Schwarzen Lord und seine Orks zu
einem erneuten Bund von Menschen und Elfen geführt hatten, war der
Anblick elfischer Wesen selten. Sie schätzten die Zurückgezogenheit ihrer
Häuser und mieden im Allgemeinen den Kontakt zu den sterblichen
Menschen. Zwar kannte man Lotaras und Leoryn in der Hochmark, doch nun
waren die Geschwister mit einem Gefolge elfischer Krieger erschienen, und
Gerüchte fluteten durch die Stadt und die Burg Eternas. Die zurückhaltende
Ernsthaftigkeit der Elfen tat ein Übriges, die Aufregung angesichts ihres
Erscheinens noch zu steigern. Im Augenblick standen die Kämpfer, die
langen Bogen an die rechte Schulter gelegt, im vorderen Burghof, scheinbar
erstarrt und mit unbewegten Gesichtern. Nur die Bewegungen ihrer Augen
verrieten, dass noch Leben in ihnen war. Der Anblick verunsicherte so manch
einen Burgbewohner, und einige der Frauen achteten sorgsam darauf, dass
ihre Kinder den seltsamen Wesen nicht zu nahe kamen. Schließlich hatte man
schon allerlei unheimliche Geschichten von den Elfen gehört.
Lotaras zwang sich zu einem Lächeln. »Wir entbieten Euch die Grüße
Elodarions aus dem Hause Elodarion. Wir fühlen uns dem Haus der
Hochmark verbunden und …«
Garodem nahm die Grußworte Lotaras mit unbewegtem Gesicht entgegen
und räusperte sich dann mit einem sanften Lächeln. Er erhob sich hinter
seinem Schreibtisch, und nachdem er das Möbel umrundet hatte, trat er an
eines der Fenster heran und blickte in den Innenhof hinunter. »Eure Bogen
sollten sich entspannen, Hoher Herr Lotaras«, sagte er leise und fügte dann
lächelnd hinzu: »Mein Freund.« Er wandte sich zu dem Elfen um. »Hundert
Eurer Bogenschützen machen nicht den weiten Weg, um an einem geselligen
Abend der Pferdelords teilzunehmen. Zumal sie im Moment nicht so wirken,
als wüssten sie Geselligkeit zu schätzen.« Garodem strich sich über den
ergrauten Bart. »Lotaras, mein Freund, wir haben Seite an Seite gestanden, als
die Orks Eternas berannten. Ihr seid hier unter Freunden und könnt frei
sprechen. Also, nennt mir den Grund für Euer Erscheinen.«
»Es ist schwer zu erklären«, meldete sich die Elfin Leoryn zu Wort. »Für
ein Menschenwesen«, schränkte sie ein. Sie lächelte den Pferdefürsten
entschuldigend an. »Wir haben eine Nachricht erhalten. Vielmehr Elodarion,
unser Vater. Eine Nachricht von höchster Bedeutung für das Volk der Elfen.«
Garodem wippte ein wenig auf den Füßen. Er verstand die Zurückhaltung
der Elfen nicht. Aber wer verstand schon wirklich ein elfisches Wesen? »Eine
Nachricht?«
»Nun, eine Botschaft«, korrigierte Lotaras. »Ein Gedanke, der Elodarion
eingegeben wurde.« Der Elf strich über sein weiches Gewand und ordnete
nicht vorhandene Unregelmäßigkeiten in dessen Faltenwurf, bevor er sich
schließlich straffte und Garodem ernst ansah. »Einige der ältesten Elfen,
darunter unser Vater Elodarion, verfügen über besondere Fähigkeiten,
Garodem, Pferdefürst. Sie können Gefühle spüren und gelegentlich auch die
Gedanken anderer Wesen empfangen. Es ist … schwer zu erklären«, seufzte
er. »Man sagt, es hänge mit den Schröpfungen zusammen.«
Kein Lebewesen war in der Lage, mit der Last unsterblicher Erinnerungen
zu leben. Die Elfen hatten die Fähigkeit entwickelt, alle fünfhundert Jahre
ihre Erinnerungen zu löschen. Dies geschah unter Aufsicht und Begleitung
anderer Elfen. Doch zuvor schrieb ein Elf seine Erinnerungen in die elfischen
Lebensbücher, sodass nichts wirklich verloren ging, was von Bedeutung war.
Nur ein kleiner Teil der Erinnerungen, die Person, ihre Bindungen und
Fertigkeiten betreffend, verblieben dem geschröpften Elf. Auch Lotaras und
Leoryn würden wohl bald zum ersten Mal dieser Zeremonie unterworfen
werden.
»Ihr Menschenwesen erinnert Euch an das gute Graue Wesen, das wir in
Enderonas, der Stadt Eures Königs, trafen?«
»Marnalf, den Berater des Königs?« Garodem lächelte. »Oh ja, wir
erinnern uns. Er rettete dem König das Leben. Unzweifelhaft ein gutes
Wesen, was man von den Grauen im Allgemeinen ja nicht sagen kann.«
Die Grauen. Jene Wesen, die so menschlich wirkten und doch einer
fremden Art angehörten, viel fremder noch als die Elfen. Einst hatte es viele
von ihnen gegeben. Zauberer, welche die Freunde der Menschen und anderer
Wesen waren, ihnen mit ihren magischen Fähigkeiten beistanden und ihre
Entwicklung wohlwollend, wenn auch manchmal amüsiert verfolgten. Einige
wenige von ihnen waren zu Weißen Zauberern aufgestiegen, Wesen von
ungeheurer Macht. Aber dann hatte die Finsternis des Schwarzen Lords mit
seinen Legionen von Orks das Land überzogen. Die Weißen und Grauen
waren verschwunden und ihre einstigen Heimstätten, die beeindruckenden
Wohntürme, verwaist. Als man ihnen erneut begegnete, hatte sich das Wesen
der Grauen gewandelt, und aus den einstigen Freunden der Menschen waren
Furcht einflößende Feinde geworden, die sich mit ihrer Magie und der
Fähigkeit, ihre Gestalt jeder Lebensform anzugleichen, auf die Seite des
Schwarzen Lords geschlagen hatten. Marnalf jedoch war ein Grauer Zauberer,
der den Mächten der Finsternis nicht erlegen war, und hatte dem
Menschenvolk getreu zur Seite gestanden.
»Auch die Grauen Zauberer verfügen über gewaltige Fähigkeiten.« Lotaras
nickte zu seinen Worten. »In vielerlei Hinsicht sind diese sogar größer als
diejenigen der Mitglieder unseres Hohen Rates. Elodarion also empfing eine
Botschaft Marnalfs.«
»Eine Botschaft?« Garodem begann in dem Amtsraum auf und ab zu
schreiten, wie er es oft tat, wenn ihn etwas beschäftigte. »Wie lautete die
Botschaft?«
»Nun, es waren keine gesprochenen Worte«, schränkte Lotaras
entschuldigend ein. »Es waren … Bilder, Eindrücke, Gefühle … Eine
Botschaft, wie sie nur von Wesen mit gedanklicher Verbindung verstanden
werden kann. Was unser Vater Elodarion erfuhr, ist von höchster Wichtigkeit
für unser Volk. Von solcher Bedeutung gar, dass er uns beide und hundert
Bogen entsandte, um der Botschaft nachzugehen.«
»Und diese Botschaft führt Euch zu uns?«
»Nicht die Botschaft. Wenigstens nicht direkt.«
Leoryn erhob sich von ihrem Stuhl und trat an die Karte heran, die an der
linken Wand des Raumes hing und dem Pferdefürsten von den beiden
Geschwistern einst zum Geschenk gemacht worden war. »Unser Volk reist zu
den Neuen Ufern«, sagte die Elfenfrau leise. »Es ist uns bestimmt, die alte
Heimat zu verlassen und eine neue aufzusuchen. Vor vielen Jahreswenden
gab es eine Expedition über die Großen Wasser, auf der die Neuen Ufer
entdeckt wurden. Wir wissen dies, denn der Hohe Rat erhielt Kunde von dem
Mann, der von dieser gefahrvollen Reise zurückkehrte. Es ist … oder war …
Jalan-olud-Deshay, der Erste Rat des Hauses Deshay, des Hauses des
Ursprungs.«
»Euer verschollenes Haus?« Garodem sah die Geschwister überrascht an.
»Jenes Haus, nach dem Ihr Elfen schon so lange sucht?«
Leoryn zuckte die schmalen Schultern. »Wir elfischen Wesen vergessen
nichts, und doch ging dieses Haus verloren. In den Lebensbüchern werden die
Orte unserer Häuser nicht beschrieben. Das war auch nicht erforderlich, da
niemand sie vergessen würde. Doch mit dem Verschwinden des Hauses
Deshay, des ältesten Hauses der Elfen, unserem Ursprung, ist ein Geheimnis
verbunden, und nun ahnen wir, was es damit auf sich hat. Wir hofften, dass
der Graue Zauberer uns helfen könnte, daher trafen wir den guten Herrn
Marnalf in Enderonas. Damals konnte er uns keine Informationen geben,
doch das hat sich nun wohl geändert.«
Leoryn legte einen Finger auf die Karte und führte ihn Richtung Osten.
»Wir wissen noch nicht, wie es geschehen konnte, dass sich keiner von uns an
die genaue Lage des Hauses Deshay erinnern kann, obwohl wir fühlten, dass
es sich irgendwo hier befinden muss.« Sie klopfte leicht gegen die Karte. »In
jenem Gebiet, das man den versteinerten Wald nennt.«
Tasmund und Garodem spürten eine plötzliche Kälte in sich. »Seit
unendlichen Zeiten ist der Wald nicht mehr betreten worden. Man sagt,
unheimliche Dinge gehen dort vor sich und alles Leben erstarre, wenn es die
Grenze des Waldes überschreitet. So mancher soll es versucht haben, doch
keiner kam je von dort zurück.«
»Seit der Zeit des Ersten Bundes«, bestätigte Lotaras.
Leoryn führte den Finger weiter in südöstlicher Richtung über die Karte.
»Hier in Merdonan, an der Grenze Eures Landes, will Marnalf sich mit uns
treffen. Hier will er uns zeigen, wie wir das Haus des Urbaums finden und
sein Geheimnis lüften können.«
»Auch hundert elfische Bogen vermögen Euch nicht vor den Gefahren des
versteinerten Waldes zu schützen«, warf Tasmund grimmig ein. »Dort
geschehen Dinge, denen kein Stahl begegnen kann.«
»So heißt es«, stimmte Leoryn zu. »Und doch muss es eine Möglichkeit
geben, sonst hätte uns Marnalf nicht nach Merdonan gerufen.«
Garodem nickte. »Das Haus des Urbaums liegt also mitten im versteinerten
Wald. Ihr habt da ein gefährliches Abenteuer vor Euch, Ihr elfischen Freunde.
Doch nun sagt mir, was wir Pferdelords der Hochmark tun können. Sollen wir
Euch Schwert und Schild bieten?«
Lotaras lächelte. »Ich kenne die Kraft Eurer Arme und die Schnelligkeit
Eurer Pferde, Ihr guten Pferdelords. Doch in dem Wald würden auch die
schnellsten Pferde Euch wenig nutzen. Verzeiht, wenn ich dies sage,
Garodem, mein Freund, doch was hundert elfische Bogen nicht vermögen,
das vermag auch keiner Eurer Beritte.«
Tasmund stieß ein leises Grunzen aus, das alles Mögliche bedeuten konnte.
Garodem aber nickte. »Ihr habt also ein anderes Anliegen, meine Freunde?«
»Unser Vater Elodarion sagte, dass Marnalf der Graue ihn gebeten habe,
Euch von seiner Botschaft zu erzählen.« Lotaras zuckte die Achseln. »Was
das zu bedeuten hat, kann ich Euch aber auch nicht sagen. Wir danken Euch
für das Angebot Eurer Hilfe, doch wird sie nicht vonnöten sein.«
»Ein paar zusätzliche Schwerter und Lanzen könnten niemals schaden«,
meinte Tasmund lakonisch.
»Wir werden uns in einem Wald bewegen, wenn er auch verflucht sein
mag.« Lotaras deutete auf die Karte und machte dann eine unbestimmte
Geste. »Wir Elfen des Waldes sind es gewohnt, zwischen Bäumen und
Gräsern einherzuschleichen, was Euch Pferdelords naturgemäß schwerfällt.«
»Nun, das muss ich eingestehen.« Garodem strich erneut über seinen Bart
und musterte dann eher unbewusst seine Rüstung, die hinter dem Schreibtisch
in ihrer Halterung stand. »Doch seid gewiss, meine Freunde, dass die
Pferdelords Euch nicht im Stich lassen werden, wenn Gefahr droht.«
Lotaras nickte mit ernstem Gesicht. »Daran haben wir keinen Zweifel.
Doch den Abend in Gesellschaft guter Freunde zu verbringen, mag uns
vorerst Hilfe genug sein. Morgen früh werden wir dann nach Merdonan
aufbrechen.«
»So sei es denn«, stimmte der Pferdefürst zu. »Lasst uns zur Tageswende
jeden trüben Gedanken vergessen. Die Männer und Frauen der Hochmark
freuen sich schon auf die Kurzweil dieses Abends.« Er lachte freundlich.
»Und Ihr solltet Euren hundert Bogen nun gestatten, eine entspanntere
Haltung anzunehmen, Freund Lotaras.«
Lotaras sah ihn verständnislos an. »Aber sie sind entspannt. Glaubt mir,
Pferdefürst, diese Haltung schont Arm und Bein und …«
Garodem lachte erneut. »Nun, so erlaubt ihnen zumindest, die Mundwinkel
ein wenig zu schürzen.«
Leoryn seufzte und sah ihren Bruder spöttisch an. Sie machte eine rasche
Bemerkung in der elfischen Sprache, und Lotaras lachte auf. »Verzeiht, Ihr
guten Herren Pferdelords, Ihr habt recht, es ist an der Zeit, die sorgenvollen
Gedanken für eine Weile zu verdrängen.«
Leoryn reichte Garodem ihren Arm. »Wenn Ihr gestattet, Pferdefürst
Garodem, so werde ich mich an diesem Abend Eurem Arm anvertrauen.«
Tasmund stieß sich vom Regal ab und ließ Garodem mit der elfischen Frau
den Raum verlassen, bevor er Lotaras in einer freundlichen Geste am Arm
fasste. »Sagt, Hoher Herr Lotaras, habt Ihr schon jemals Zwergenwesen
gesehen?«
»Selbstverständlich. Wir treiben Handel mit den kleinen Herren.«
»Und ihr Blor kennt Ihr ebenfalls? Ah, ich sehe, der Abend wird Euch
doch noch etwas Neues bieten.«
Sicher, Garodem hatte das Blor in der Hochmark eigentlich verboten.
Doch Tasmund wusste, dass die Hohe Frau Meowyn einiges von dem starken
Alkoholgetränk in der Heilerstube lagerte, um ihre Experimente damit zu
treiben. Der Erste Schwertmann der Hochmark sagte sich, dass dieses
Getränk durchaus in der Lage sein könnte, Lotaras’ Sorgen für eine Weile zu
vertreiben. Und, wie Tasmund sich amüsiert eingestand, er war einfach
neugierig, wie ein Elf auf Blor reagieren würde.