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Das Dampf-Luftschiff und eine geheime Mission
ОглавлениеSir John Prewitt wollte keine Zeit verschwenden.
Sein Plan war zwar nur Skizzenhaft und bedurfte noch vieler Details, aber im Grundsatz war er sich sicher, dass er durchgeführt werden konnte. Es gab sogar eine kleine Gruppe von Männern oder Frauen, denen er die Umsetzung zutraute, doch seine erste Wahl fiel auf Eugenius McDenglot.
Hierfür sprachen mehrere Gründe.
Der Schotte war ein sehr guter Seeoffizier, wenn auch vielleicht nicht der Beste. Fest in der Tradition der Royal Navy verankert, neigte er dennoch zu einer gewissen Eigenmächtigkeit, die man, positiv betrachtet, als Initiative bezeichnen konnte. Seine Loyalität zur Krone stand außer Frage. Entschlossenheit und Mut hatte er schon mehrfach bewiesen, wobei das kurze Seegefecht mit der kaiserlichen Undine nur das jüngste Beispiel war. Das Ereignis hatte geteilte Reaktionen im Königreich hervorgerufen, ebenso wie die spätere Entfernung des Captains aus dem aktiven Dienst. Es gab Stimmen, die nannten ihn einen gefährlichen Hasardeur, der England fast in einen Krieg gestürzt hätte. Zugleich vernahm man auch viel Rückhalt für den Schotten, und dieser Umstand konnte eine entscheidende Hilfe für die Verwirklichung von Sir Johns Plan sein.
Die Frage war nur, ob der Schotte sich für diesen begeistern ließ.
Auch wenn McDenglot klug genug war, die rein politische Entscheidung hinter seiner Zwangspensionierung zu sehen, so verletzte sie dennoch seinen Stolz, denn sie befleckte fraglos seine Ehre als Offizier. In jedem Fall musste sich Sir John sehr schnell Gewissheit verschaffen, ob McDenglot die schwierige Mission übernehmen würde, denn England musste schnell und entschlossen handeln. Wenn weitere Lieferungen von Thermionit ausfielen, konnte die Lage für das Empire rasch prekär werden.
Sir John wollte persönlich mit McDenglot sprechen.
Auch dafür gab es mehrere gute Gründe. Je weniger Menschen von der geheimen Mission erfuhren, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch geheim blieb. Er wollte und konnte keinen Untergebenen entsenden, gleichgültig, wie hoch dessen Rang auch sein mochte, denn der Schotte sollte von vornherein begreifen, wie wichtig der Plan war, und dass er die Unterstützung höchster Stellen besaß.
Das Problem war nur, Eugenius McDenglot auch zu erreichen.
Der Nebel hatte die englischen Inseln fest im Griff und die Auswahl an Transportmitteln war, selbst für den Lord-Admiral, sehr begrenzt. Die Fahrt mit einem Dampfwagen wäre zu unsicher und würde zu lange dauern. Einen der neuen zweisitzigen Jäger zu benutzen kam erst gar nicht in Betracht. Zwar waren deren dampfbetriebene Motoren inzwischen sehr zuverlässig und leistungsfähig, aber wie sollte ein Doppeldecker mit hydraulischem Flügelschlag bei diesem Nebel landen? Bei einer Sichtweite von allerhöchstens zehn Metern war das vorsätzlicher Selbstmord. Auch die Linienluftschiffe stellten bei dieser Witterung den Passagierverkehr ein. Somit blieb dem Lord-Admiral nur eine einzige Möglichkeit – Die Reise mit einem der Aufklärungsschiffe des Royal Air Corps.
Sofern er einen Piloten fand, der dumm oder tollkühn genug war, in diesen Nebel aufzusteigen.
Er ließ sich zum Flugfeld des königlichen Luftkorps bringen und hoffte darauf, dass seine Autorität ausreichte, einen der Piloten zu diesem gefährlichen Flug zu bewegen. Sein hoher Rang in der Navy gab ihm keine Befehlsgewalt innerhalb des RAC.
Die Wache am Tor sah ihn überrascht an und wollte hastig eine Ehrenwache heraustreten lassen, doch Sir John winkte ab und erkundigte sich nach dem Bereitschaftsraum der Flieger. Der Mann übergab seinen Dienst an einen anderen Soldaten und stieg in den Wagen ein, da er befürchtete, dass der hohe Gast sich sonst eher verfahren würde.
Wenig später trat Sir John in den geräumigen Raum, der Piloten und Mannschaften der Aufklärungsluftschiffe und Abfangjäger als Aufenthaltsraum diente. Die meisten der Männer und Frauen vertrieben sich die Zeit mit diversen Spielen, wobei etliche offensichtlich auch dem Alkohol zusprachen, obwohl dies während der Dienstzeit verboten war. Sir John hatte durchaus Verständnis, denn jetzt, zur Zeit des langen Nebels, war nicht mit einem Start zu rechnen.
Die Angehörigen des RAC erhoben sich überrascht, als der hohe Besuch so unerwartet in der Tür stand. Ihre Blicke waren skeptisch, während sie vorschriftsmäßig grüßten. Sir John hoher Rang verpflichtete sie dazu, obwohl das Corps nicht der Navy unterstand.
„Ich muss hinauf nach Schottland“, eröffnete der Lord-Admiral. „Und ich suche einen Piloten, der genug Eier in der Hose hat, mich jetzt dorthin zu fliegen.“
Die unverblümten Worte aus dem Mund eines hohen adligen Offiziers überraschten die Männer und Frauen sichtlich. Gemurmel erhob sich, man sah sich untereinander an.
„Bei allem Respekt, Mylord“, meinte einer. „Bei dieser Suppe steigt keiner auf, dem noch etwas an seinem Leben liegt. Zudem bräuchten wir dazu einen Befehl des Sky-Commanders.“ Er lächelte herausfordernd. „Und der war selber Flieger und schickt bei dem Wetter keinen hinauf.“
Eine junge Frau schob sich nach vorne. „Ich habe zwar keine Eier in der Hose, Mylord, aber ich würde es versuchen.“
„Jane „Calamity“ Wilder, wer auch sonst?“, knurrte ein Pilot. „Immer bereit, mit beiden Beinen in einen Fettnapf oder eine Katastrophe zu springen.“
„Ich springe dir gleich ganz woanders hin“, fauchte die Pilotin.
„Genug!“ Ein grauhaariger Geschwaderführer sah die anderen scharf an. „Das hier ist das Royal Air Corps und ich erwarte, dass Sie alle sich wie Offiziere Ihrer Majestät benehmen. Wir sind hier nicht in einem verdammten irischen Pub in Dublin.“ Er wandte sich Sir John zu. „Verzeihen Sie, Mylord, es sind alles gute Flieger, aber es zerrt ein wenig an den Nerven, wenn einen die Suppe zur Tatenlosigkeit verurteilt.“
„Das mit der Suppe riskiere ich“, meldete sich die Pilotin erneut zu Wort. „Muss wichtig sein, wenn ein Seefuß das Wagnis auf sich nehmen will.“ Ihr Blick wanderte zu Sir John. „Aber ich kann keinen Anschiss vom Sky-Commander gebrauchen, Mylord.“
„Das regle ich“, versicherte der Lord-Admiral.
„Na schön.“ Die junge Frau straffte sich. „Von mir aus können wir. Muss nur erst die Bodenmannschaft zusammensuchen, damit meine Betsy befüllt wird.“
Sir John vermutete, dass sie damit ihr Luftschiff meinte und er sollte Recht behalten. Obwohl die anderen Flieger das Vorhaben für Wahnsinn hielten, folgten sie dem hohen Seeoffizier und dessen Pilotin in den Nebel hinaus. Neugierig, ob es wirklich zum Start kam, und bereit, den beiden Wagemutigen alles Glück zu wünschen.
Jane Wilder ging voraus und rief eine Reihe von Namen in den Nebel. Sie fand ihren Weg zu den Hangars mit traumwandlerischer Sicherheit, und Sir John schlug den Mantelkragen hoch und folgte ihr hastig.
Von irgendwo aus dem Dunst tauchte ein stämmiger Mann im Arbeitszeug auf. „Was, verdammt, ist denn los?“ Scheinbar erkannte er Sir Johns hohen Rang nicht, denn er ignorierte diesen völlig. Stattdessen blickte er die Pilotin kopfschüttelnd an. „Ist doch nicht Ihr Ernst, Calamity, oder? Ich meine, Sie wollen doch nicht bei dem Wetter …?“
„Der da will“, erwiderte sie und deutete auf Sir John. „Ist der Oberflieger von den Schwimmfüßen und er muss nach Schottland hoch.“
„Allmächtiger, ich wusste ja schon immer, dass man verrückt sein muss, wenn man auf dem Wasser herumschwimmt.“
Sir John lächelte, obwohl man das hinter dem hochgeschlagenen Kragen kaum sehen konnte. „Nein, man muss nicht verrückt sein. Aber es ist auch kein Hinderungsgrund.“
Der Stämmige lachte. „Und Sie sind echt ein Admiral?“
„Lord-Admiral.“
„Allmächtiger.“ Der Mann salutierte und sah dann erneut die Pilotin an. „Wird eine halbe Stunde dauern, Calamity. Die Hülle ist zwar fast steif, aber wir müssen den Kessel vorheizen und Gas nachfüllen. Schlage vor, dass ihr trotzdem schon einmal einsteigt. Ist ziemlich ungemütlich hier draußen, und der Mylord sieht so aus, als wäre ihm kalt.“
Vor ihnen im Nebel erschien matter Lichtschein, als man die beiden großen Rolltore des Hangars zur Seite schob. Sir John war überrascht, wie nahe sie schon vor dem mächtigen Gebäude gestanden hatten. Im Schein der elektrischen Bogenlampen wurden zwei der typischen Aufklärungsschiffe des Royal Air Corps sichtbar. Eine Wartungsmannschaft begann hastig, eines von ihnen startbereit zu machen.
Die Pilotin schob den Lord-Admiral auf ihr Luftschiff zu. „Das ist meine Betsy“, sagte sie mit sichtlichem Stolz. „Sie ist ein braves Mädchen und hat mich nie im Stich gelassen. Sie ist ein Prallluftschiff und keines dieser Starrluftschiffe, wie die Passagierzeppeline.“
„Ich weiß“, brummte Sir John. „Sie hat keine starre Hülle und auch kein Innenskelett.“
„Richtig.“ Die Frau schien ein wenig überrascht, dass ihr Fahrgast dies wusste. „Während der Dampfkessel angeheizt wird, werden die Mechaniker das Gas in der Hülle auffüllen. Ist nicht brennbar, Sir John, Sie können hier also beruhigt rauchen, falls Sie das wünschen.“
„Ich rauche nicht.“
„Oh. Ich dachte, alle Seeleute würden ständig mit einer Meerschaumpfeife oder etwas ähnlichem herumqualmen.“
„Nun, ich dachte auch immer, jeder Pilot trüge einen weißen Fliegerschal.“
Sie lachte gutgelaunt. „Ich denke, Mylord, wir werden prächtig miteinander auskommen. Steigen Sie schon mal ein, ich muss erst die Hülle und die Motoren überprüfen.“
Die Hülle des Luftschiffes war ungefähr vierzig Meter lang und durchmaß gute Zehn. Unter ihr befand sich die Gondel, in welcher sich üblicherweise der Pilot und der Bordmechaniker aufhielten. Der Pilot war für die Steuerung und Außenbeobachtung zuständig, der Mechaniker für die einwandfreie Funktion der Dampfanlage und der beiden Motoren. Die Dampfanlage befand sich im hinteren Bereich der engen Kabine. Von dort führten Steuerelemente und Rohrleitungen zu den beiden seitlichen Motoren. Die Gondel war aus Gründen der Gewichtsersparnis aus Holz, nur die tragenden Elemente und den Boden hatte man mit Metall verstärkt.
Sir John achtete nicht auf die Rufe und Kommandos, die durch den Hangar schwirrten. Er sah sich forschend in der Gondel um und stellte unbehaglich fest, dass sie in der Tat nur für zwei Personen ausgelegt war. Eine Dritte würde allenfalls Platz gefunden haben, wenn man die Sitze ausgebaut hätte.
„Ich hoffe, Mylord, Sie kennen sich mit Dampfmaschinen aus“, sagte Jane Wilder, als sie sich zu ihm hinein drängte und auf den Pilotensitz quetschte. „Wir haben nämlich keinen Platz für den Bordmechaniker. Also müssen Sie an seiner Stelle auf die Maschine achten.“
„Nun, Füllstand und Druck werde ich sicherlich im Auge behalten können“, versicherte er.
„Dann fühlen Sie sich eingeladen und nehmen Sie Platz, Mylord.“ Sie bewegte probeweise einige Hebel und Ventile, klopfte gegen einige Anzeigengläser. „Und schnallen Sie sich an. Wenn uns in der Suppe etwas begegnet, dann muss ich schnell reagieren. Kann dann ein wenig rau werden.“
„Was sollte uns begegnen?“
Sie wandte sich halb um und grinste breit. „Vielleicht sind wir nicht die einzigen Verrückten, die bei dem Nebel aufsteigen. Zumindest könnten ein paar Vögel unterwegs sein. Letztes Jahr ist mir eine Wildgans in den rechten Propeller geklatscht.“
„Oh. War es schlimm?“
„Ach, der Rotor war schnell repariert und die Jungs mögen Gänsebraten.“ Sie klopfte gegen die Seitenwand der Gondel. „Und Betsy ist auch bei einem Rotor noch ein folgsames Mädchen.“
Jane Wilder schob eines der Seitenfenster auf, während Sir John sich endlich anschnallte. „Temperatur und Druck sind okay!“, rief sie hinaus. „Splinte aus den Props, und dann zieht das Baby nach draußen!“
Zwei Männer griffen an Leinen und rissen die Sicherungsstifte aus den Achsen der Rotoren. Der eingeschossene Dampfdruck versetzte sie augenblicklich in langsame Drehungen. Andere zogen das Luftschiff aus dem Hangar ins Freie hinaus. Die Pilotin überprüfte die Trimmung und gab der Bodenmannschaft ein Zeichen, welche die Halteleinen löste. Dann schob sie die Regler für den Dampfdruck nach vorne und trat ins Höhenpedal. Sir John spürte, wie sich die Nase des Schiffes anhob, und sah wie Boden und Mannschaft unter ihm versanken und im Nebel verschwanden.
„Alles klar, Sir John“, meinte die Pilotin. „Wir sind auf dem Weg. Wo wollen Sie genau hin?“
„Loch Etive“, antwortete er.
Sie zog eine Karte aus einem Fach, schaltete eine Lampe ein und strich sich nachdenklich über das Kinn. „Also erst einmal Nordwest“, murmelte sie und zog einen Rechenschieber hervor, stellte ein paar Werte ein und überlegte kurz. „In Höhe von Glasgow werden wir wahrscheinlich Wasser nachfüllen müssen. Normalerweise würde der Dampf für die ganze Strecke reichen, aber jetzt haben wir Nebel. Der ist dicker als Luft und bietet mehr Widerstand. Da brauchen die Motoren mehr Kraft, um uns hindurch zu schieben.“
„Können wir ihn nicht einfach überfliegen?“
„Nicht diese Art von Nebel, Mylord. Der reicht viele Kilometer in die Höhe. Das ist nicht der übliche Küstennebel oder Morgennebel, Sir. Das hier ist DER Nebel. Betsy hat nicht genug Auftrieb, um darüber hinweg zu gelangen. Zudem lagert sich der Dunst an der Hülle an und macht uns schwerer. Nicht viel, aber ich muss das berücksichtigen.“
„Nun, Sie sind der Pilot“, murmelte der Lord-Admiral. „Sagen Sie, warum nennt man Sie Calamity?“
Sie lachte ungezwungen. „Die Jungs behaupten, ich hätte ein Talent dafür, in Schwierigkeiten zu geraten. Aber keine Sorge, Mylord, ich habe auch das Talent, da wieder heraus zu gelangen.“
„Schön, das zu wissen“, seufzte Sir John. „Ich hoffe dennoch, dass wir nicht in Unannehmlichkeiten geraten.“
„Erst bei der Landung, Sir. Erst bei der Landung.“
Er fragte nicht nach, denn er konnte sich vorstellen, worauf sie damit anspielte. Solange sie in der Luft blieben, war das Risiko des Zusammenstoßes mit einem anderen Objekt sehr gering. Doch wenn sie zur Landung ansetzten, dann mussten sie tiefer gehen. So tief, dass man den Boden erkennen konnte. Ein plötzlich auftauchender Baum, ein Gebäude, falsch eingeschätzte Höhe – All das konnte dann zum Fiasko führen. Ihr einziger Vorteil bestand darin, dass das Luftschiff extrem langsam gleiten konnte.
Der Flug verlief eintönig und wirkte einschläfernd. Betsy schob sich durch weißgraue Watte, die sie auf allen Seiten umgab und die Geräusche dämpfte. Das leise Zischen in den Dampfleitungen mischte sich mit dem gleichmäßigen Brummen der beiden Propeller, ab und an knarrte der Sitz von Jane Wilder, wenn diese sich etwas bewegte. Insgesamt glich sie eher einer Statue, die, von Fliegerhaube und Lederjacke eingehüllt, unbeweglich schien. Sie war nicht zu beneiden, denn sie hatte nur ihre Instrumente und den Kompass zur Orientierung. Die vor Kälte schützenden Ohrklappen der Haube hatte sie mit dem Kinnriemen nach oben gebunden, damit ihr kein Geräusch entging, welches von draußen hereindringen mochte.
Sir John Prewitt war froh, mit dem Rücken zum Dampfkessel zu sitzen. Das Gerät strahlte wohlige Wärme aus und allmählich nickte der hohe Marineoffizier ein.
Er erwachte, als er von Jane angestoßen wurde und blinzelte irritiert. „Ich muss eingeschlafen sein. Was machen Sie da?“
„Ich pumpe Wasser aus dem Reservetank in den Hauptkessel“, erklärte sie und betätigte weiterhin den kleinen Pumpenschwengel. „Tut mir Leid, Mylord, ich wollte Sie nicht wecken.“
„Unsinn.“ Er reckte sich und gähnte herzhaft. „Das ist eigentlich meine Aufgabe.“
„Sie waren gerade so schön mit dem abholzen des schottischen Hochlandes beschäftigt, da wollte ich Sie nicht stören.“
„Hm. Ich schnarche?“
„Wie ein echter Flieger, Sir.“ Sie prüfte die Wasserstandsanzeige am Kessel und nickte zufrieden. „Hunger oder Durst? Wir haben heißen Tee und ein paar Sandwiches dabei.“
„Gott möge England und Sie schützen, Jane. Sie sind ein wahrhaftiger Engel.“
Sie lachte freundlich. „Nur Pilot, Sir, aber das ist ja dicht dran.“
Die junge Frau schob sich vorsichtig rückwärts, drehte sich und glitt wieder in ihren Pilotensitz. Dort beugte sie sich zur Seite, zog einen bauchigen Beutel hervor und nahm Thermoskanne und Brotdose heraus.
Das heiße Getränk belebte Sir John und er starrte neugierig nach vorne auf die Instrumente. „Wo sind wir?“
„Irgendwo zwischen Tyndrum und Taynuilt. Ich hatte Glück und habe Tyndrum direkt gefunden, jetzt fliegen wir genau westlich auf Taynuilt zu. Das liegt direkt am Loch Etive.“
„Sie sind eine ausgezeichnete Navigatorin“, lobte Sir John.
Sie errötete erfreut. „Ein wenig Glück war bei dieser Suppe natürlich auch dabei“, gestand sie ein. „Tyndrum hat einen Notlandeplatz des RAC. Die haben immer ein großes Leuchtfeuer im Signalturm eingeschaltet und zusätzlich ein mächtiges Nebelhorn. Ich konnte es hören und mich daran orientieren.“ Jane lächelte breit. „Die Ausbilder in der Akademie haben gesagt, in Navigation sei ich einfach ein Naturtalent. Ich habe nie wirklich die Orientierung verloren. Liegt mir vielleicht in den Genen.“
„In jedem Fall war es eine hervorragende Leistung von Ihnen.“
Das war es tatsächlich. Auch wenn sie über Kompass, Höhenmesser, Karte und Instrumente verfügte, so glich es doch einem kleinen Wunder, dass die Pilotin überhaupt hierher gefunden hatte. Nach kurzer Zeit erreichten sie Taynuilt und Jane zwang ihre Betsy in eine sanfte Kurve und tastete sich behutsam durch den Nebel nach unten.
„Der Nebel verändert sich“, stellte Sir John fest.
„Das ist kein Nebel unter uns, Mylord, sondern das Wasser des Loch. Wir schweben jetzt sehr langsam. Ich werde versuchen das Ufer zu erreichen, dann können wir seinem Verlauf folgen. Das Haus von diesem McDenglot soll ja direkt am Wasser liegen.“
Es dauerte eine gute halbe Stunde, dann beugte sich Jane Wilder zum Seitenfenster hinaus. „Ich höre ein komisches Quietschen.“
Der Lord-Admiral lauschte ebenfalls. „Das ist kein Quietschen. Das ist ein Dudelsack.“
„Mein Gott, wirklich? Ich wusste gar nicht, dass man damit so entsetzliche Laute verursachen kann. Wenn die Scotts Guards oder die Highlanders zur Parade aufspielen, dann hört sich das ganz anders an. Das hier, das ist wirklich furchtbar.“
„Aber hilfreich“, erwiderte Sir John auflachend. „Es kommt sicher von McDenglot House und leitet uns genau dorthin.“
Dann tauchten die Umrisse der Anlage vor der Gondel auf. Jane nahm noch mehr Fahrt aus den Propellern und ließ die Dampfpfeife des Luftschiffes ertönen.
„Wenn ich Sie abgesetzt habe, werde ich mich um Betsy kümmern und hier auf Ihre Rückkehr warten“, sagte die Pilotin.
Der Lord-Admiral schüttelte entschieden den Kopf. „Das werden Sie nicht. Es wird eine Weile dauern, und Sie kommen natürlich mit. Zudem wäre Captain McDenglot sicherlich zutiefst beleidigt, wenn ich Sie seiner Gastfreundschaft entziehen würde. Sie werden feststellen, dass er nicht nur ein Schotte ist, sondern auch ein wirklicher Gentleman.“
Minuten später senkte sich Betsy in Landestellung. Rufe drangen durch den Nebel, die von Jane Wilder erwidert wurden. Dann war der fahle Schein von Fackeln zu erkennen und schon bald wurde das Dampfluftschiff durch schottische Hände und starke Leinen gesichert. Als die Motoren verstummten, halfen ihnen die Männer heraus.
Niemand hatte bei diesem Nebel mit der Ankunft von Gästen gerechnet. Zudem herrschte Nacht und es war ein glücklicher Umstand gewesen, dass die Schafhirten das Luftschiff gehört und folgerichtig reagiert hatten. So standen Sir John und Jane Wilder kurz darauf vor dem überraschten Eugenius McDenglot.
„Wir müssen reden“, raunte der Lord-Admiral nach der förmlichen Begrüßung. „Unter vier Augen.“
Der unerwartet hohe Besuch hatte in Eugenius McDenglot sämtliche Alarmsignale auf Rot schnellen lassen. Ein Lord-Admiral gab sich nicht mit Kleinigkeiten ab, und er flog auch nicht bei Nebel die weite Strecke, um einem zwangsbeurlaubten Captain der Navy Hallo zu sagen.
„Selbstverständlich, Mylord“, erwiderte McDenglot nach kurzem Zögern und geleitete den Gast zu seinem Wohnturm, während sich die Haushälterin Janes annahm.
Als sie den Wohnraum betraten, lag Chief Finnegan Walker mit ausgestreckten Beinen in einem Ohrsessel, den Kopf weit in den Nacken gelegt, und gab sich mit seinem Schnarchen redliche Mühe, jedem Nebelhorn ernsthafte Konkurrenz zu machen.
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mylord? Wenn der Chief erst einmal schläft, dann bekommt ihn ohnehin kaum noch etwas wach.“
„Hm, nun, es ist schön, dass Ihre alte Crew Sie nicht vergessen hat, McDenglot.“
„Und, Eugenius?“ Die weibliche Stimme kam von der Treppe, die ins Obergeschoss führte. „War es wirklich ein Luftschiff?“
Ein paar nackte Beine wurden sichtbar, denen der Körper von Lydia Smythe folgte, die nur notdürftig von einem hastig übergeworfenen Hausmantel bedeckt war. Sie verharrte überrascht.
„Wer ist das?“ Ihre Frage war verständlich, da sie dem hohen Offizier nie zuvor begegnet war und sein wärmender Mantel keine Rangabzeichen aufwies.
„Das ist Lord-Admiral Sir John Prewitt.“
„Der Lord-Admiral?“
Sir John lächelte freundlich. „Offensichtlich genießen Sie in der Tat viel Sympathie bei Ihrer alten Crew.“ Er sah die halbnackte junge Frau an, widmete seine Gedanken allerdings in keiner Weise ihren ansehnlichen Formen. Ihr Anblick hatte ihn vielmehr in seiner Idee bestärkt. „Es mag sein, dass dies sogar eine glückliche Fügung des Schicksals ist.“ Er wandte sich McDenglot zu. „Wie ich es schon sagte, wir müssen reden und es ist vielleicht ganz günstig, dass Ihr Erster Offizier und Ihr Chief anwesend sind.“
„Ich fürchte nur, mit Walker werden wir in den nächsten Stunden noch nicht rechnen können.“
„Macht nichts. Es geht mir auch vordringlich um Sie, Captain McDenglot.“
Dessen Augen nahmen einen vorsichtigen Ausdruck an. „Captain im Zwangsruhestand, Sir, wie ich mir zu erwähnen erlaube.“
„Könnte sein, dass sich das ändert, McDenglot. Was würden Sie von einem neuen Kommando halten?“
„Das … klingt in der Tat interessant, Mylord.“ Der Schotte wies zu der Sitzgruppe hinüber und während der Admiral Platz nahm, machte Lydia Smythe kehrt und hastete ins Schlafgemach hinauf. Nur Augenblicke später kam sie in ihrer hastig übergeworfenen Marineuniform zurück.
Eugenius McDenglot schickte nach Tee und belegten Broten, um ein wenig Zeit zu gewinnen. Allein die Aussicht auf ein neues Kommando war eine Verlockung, aber die Umstände, unter denen es der Lord-Admiral anbieten wollte, waren äußerst verdächtig.
Sir John Prewitt erläuterte die Situation und umriss, welche Probleme dadurch für England entstanden. „Die Kapazität zweier Thermionit-Frachter reicht aus, um das Empire mit den im Frieden erforderlichen Mengen zu versorgen“, führte er weiter aus. „Wir können davon auch eine gewisse, äh, Reserve zur Seite legen. Doch sollte es zu einem militärischen Konflikt kommen, bei dem wir unsere Thermionit in größeren Mengen einsetzen müssen, dann sind wir rasch am Ende. Sie wissen, McDenglot, was das für uns bedeutet. Wir können zwar unsere Dampfmaschinen mit Kohle und Holz befeuern, aber sie wären weit weniger effektiv und vor allem, und das ist der entscheidende Faktor, der Vorteil der Durchschlagskraft unsere Kanonen wäre dahin.“ Er seufzte schwer. „Und nicht nur das. Alle Treibladungen unserer Munition werden mit Thermionit gezündet. Wir wären gezwungen wieder auf Sprengpulver umzurüsten und unsere diesbezüglichen Möglichkeiten sind ausgesprochen bescheiden.“
„Ich weiß.“ Eugenius McDenglot gab einen Schuss Rum und drei Stück Zucker in seinen Tee. „Wenn Napoleon angreifen will, dann wird er das in erheblicher Überzahl tun. Er kennt die Wirkung unserer Waffen nur zu gut, und hätte den allergrößten Vorteil daraus, wenn wir kein Thermionit mehr zur Verfügung hätten. Sie vermuten also, dass der Kaiser hinter dem Verschwinden der Frachter steckt?“
„Er hat als Einziger einen wirklichen Vorteil aus unserer Misere.“
Lydia Smythe leckte sich über die Klippen. „Und Sie glauben, Mylord, das es sich nicht um Sabotage handelt, sondern um eine Art geheimes Schiff, welches die Frachter von Henlon Industries angreift?“
„Natürlich kann und will ich Sabotage nicht mit Sicherheit ausschließen. Der Kaiser der Franzosen hat seine Augen und Ohren ja fast überall, und mit genug Gold lassen sich auch willige Hände finden. Nennen Sie es ein Gefühl, Lieutenant Smythe, aber ich bin mir Sicher, das der verdammte Kerl heimlich ein Kriegsschiff ausgerüstet hat. Es erscheint mir logisch, denn ein Kriegsschiff verschafft ihm nicht nur die Möglichkeit die Frachter abzufangen, sondern auch, die Minen direkt anzugreifen oder sie sogar zu erobern.“
„Das würde der Schlichterrat niemals dulden“, wandte McDenglot ein.
„Der Schlichterrat würde vor vollendete Tatsachen gestellt“, erwiderte der Lord-Admiral mit harter Stimme. „Und seien wir doch ehrlich – Das Empire genießt nicht mehr Sympathien im Rat, als der Kaiser der Franzosen. Und wenn Napoleon den anderen Nationen ebenfalls einen Anteil am Thermionit verspricht, wird der empörte Aufschrei über seine militärische Okkupation nicht lange anhalten. Gier ist mächtiger als Anstand und Ehre, Captain McDenglot. Jedenfalls ist das Risiko zu groß, dass es so kommen könnte. Wir dürfen das nicht zulassen, McDenglot. Unter gar keinen Umständen.“
„Aber was wollen Sie dagegen unternehmen und wie hänge ich damit zusammen?“ Der Schotte legte die Fingerspitzen der Hände aneinander und sah seinen Gast eindringlich an. „Sie sprachen vorhin von einem Kommando für mich, Mylord. Lassen Sie mich raten – Sie wollen selbst ein Kriegschiff in den Raum schicken?“
„Sie sind ein kluger Bursche, McDenglot. Ich ahnte schon, dass ich den richtigen Mann ausgewählt habe.“
„Ich habe keineswegs zugesagt, Mylord.“
„Sie sind Marineoffizier mit Leib und Seele, und Sie lieben die See.“
„In der Tat, Mylord, aber hier geht es nicht um die See. Wir sprechen hier vom großen Nichts des Weltraums.“ McDenglot nippte an seinem Tee. „Zudem wird man wohl kaum zulassen, dass wir ein Kriegsschiff ausrüsten.“
„Natürlich nicht“, stimmte Sir John zu. „Der Schlichterrat würde einschreiten, und Napoleon wird, wenn er davon erfährt, alles tun, um die Mission zu verhindern. Nein, nein, McDenglot, alles muss vollkommen im Verborgenen geschehen.“
„Also haben Mylord einen Plan.“
„Zumindest seine Grundzüge“, gestand Sir John lächelnd. „Und ich habe auch das geeignete Schiff, um den Plan umzusetzen. Die Star-Steamer.“
Eugenius McDenglot und Lydia Smythe sahen ihn gleichermaßen fragend an. Sie mochten sich mit den Schiffen der See auskennen, doch die des Weltraums waren ihnen fremd.
„Die Star-Steamer war einer der ersten kommerziellen Verhüttungsfrachter“, erklärte Sir John. „Eine Menge Frachtraum und eine große Verhüttungsanlage, mit einer Menge Dampfkesseln und einem Hochofen. Ein sehr großes Schiff, aber inzwischen veraltet. Es liegt derzeit im Dock der Orbitalstation, und wird dort überholt und modernisiert.“ Er beugte sich ein wenig vor und sah seine Gegenüber eindringlich an. „Die laufenden Modernisierungsarbeiten kann man vielleicht ausnutzen, um auch ein paar nützliche Veränderungen vorzunehmen. Und die vorzeitige Reaktivierung der Star-Steamer ist in der derzeitigen Situation nur logisch. Zwei Frachter gingen verloren, und niemand wird sich etwas dabei denken, wenn Henlon Industries die alte Star-Steamer wieder einsetzt, um zusätzliche Transportkapazität zu schaffen.“
„Hm, könnte sein“, brummte McDenglot. Sein Gesicht wirkte gleichgültig, aber in seinen Augen war jenes Funkeln, dass dem erfahren Lord-Admiral zeigte, dass der Schotte Feuer gefangen hatte. „Aber das würde nur gehen, wenn Henlon Industries das Unternehmen unterstützt.“
„Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass Sir Jonathan Henlon ein ebenso großer Patriot ist, wie jeder hier in diesem Raum.“ Sir John machte eine entschuldigende Geste. „Natürlich sind Sie kein erfahrener Raumkapitän, und die Erfordernisse auf einem Marineschiff sind sicher ein wenig anders, als die auf einem Raumdampfer, aber ich traue Ihnen zu, das in den Griff zu bekommen. Ihre fehlende Raumerfahrung ist kein Mangel. Es gibt ja keine Weltraumtruppe, Captain. Alle, die da oben herumsausen, sind Zivilisten und gehören zu irgendeiner kommerziellen Gesellschaft. Vom Schiff des Schlichterrates einmal abgesehen. Ich will aber keinen Zivilisten mit einer so heiklen Aufgabe betrauen. Solche Leute kennen keine Disziplin und ein falsches Wort könnte die Mission auffliegen lassen.“
„Ja, ich weiß“, seufzte McDenglot. „Alles muss geheim bleiben.“
„So ist es. Ich will nicht verschweigen, dass damit ein paar weitere Probleme verbunden sind. Sie brauchen eine erfahrene Besatzung für die Star-Steamer. Leute, die sich mit einem Raumschiff auskennen. Die werden Sie notgedrungen aus Zivilisten zusammenstellen müssen. Aber ich denke, auch da lassen sich ein paar Patrioten finden. Und Sie benötigen auch Mannschaften für die Bedienung der Waffen sowie eine ordentliche Truppe, die das Schiff nötigenfalls verteidigt oder einen Angreifer entern kann.“
„Entern? Im Weltraum?“
„Man hat das schon vor Jahren bei einer Rettungsmission gemacht. Wenn Sanitäter das schaffen, warum soll es dann nicht auf für Soldaten möglich sein?“
„Soldaten dürften kein Problem sein“, meinte Lydia Smythe. „Man kann ja eine Kompanie Royal Marines auf das Schiff abkommandieren.“
Sir John schüttelte den Kopf. „Leider nein. Wir können nicht einfach einen Trupp für diese Mission abkommandieren. Wie erwähnt, hat der Franzosenkaiser überall seine Augen und Ohren. Die Verlegung von Militär auf ein Raumschiff würde ihm nicht entgehen.“
„Verstehe.“ McDenglot lächelte versonnen. „Deswegen haben Sie auch keinen regulären Marineoffizier für die Star-Steamer ausgewählt, sondern mich. Offiziell bin ich ja kein Marineoffizier mehr.“
Lydia Smythe räusperte sich. „Und wie soll der Captain dann an Soldaten kommen? Er kann ja kein Werbeplakat aushängen, oder?“
„Eher nicht“, gestand Sir John. „Ich muss gestehen, dass mir da noch keine Lösung eingefallen ist. Ich denke, ein paar Leute können Sie hier und da abgreifen, ohne dass es groß auffällt. Vielleicht ein paar Mann ihrer alten Besatzung. Wie Ihren Chief, zum Beispiel.“
McDenglot grinste. „Ja, Walker wird sich das bestimmt nicht entgehen lassen.“
Sir John nickte erfreut. „Dann nehmen Sie den Auftrag an?“
„Lassen Sie mich erst zusammenfassen, Mylord.“ McDenglot begann an seinen Fingern aufzuzählen. „Ich soll die Star-Steamer zu einem Kriegsschiff umbauen, ohne dass irgendjemand etwas davon erfährt. Ich muss eine zivile Mannschaft auftreiben, ohne dass diese weiß, dass sie auf einem Kriegsschiff dienen wird. Dann gilt es eine Truppe für die militärische Besatzung zu rekrutieren. Natürlich ohne dass die Leute die wahre Mission kennen, bevor sie nicht an Bord sind.“
„Genau so ist es“, bestätigte Sir John mit freundlichem Lächeln.
„Moment, Moment“, wandte Lydia Smythe ein. „Diese zivilen Raumdampfer fahren doch mit einem Minimum an Besatzung, nicht wahr? Ich meine, Mannschaften müssen entlohnt werden, und da geben die Gesellschaften doch nicht mehr aus, als sie unbedingt müssen. Die Star-Steamer braucht Geschützmannschaften und ein Enterkommando. Das sind wesentlich mehr Leute, als für den Betrieb eines Frachters erforderlich sind. Das fällt doch auf, Mylord.“
„Minenarbeiter“, sagte McDenglot leise. „Man könnte ja sagen, es seien Ersatzarbeiter für die Minen im Asteroidengürtel.“
„Ausgezeichnet“, lobte Sir John. „Sie sehen, Captain McDenglot, durch ein wenig Nachdenken haben wir schon ein Problem gelöst.“
„Dann bleibt ja nur noch ein gutes Dutzend übrig“, sagte der Schotte mit deutlicher Ironie in der Stimme. „Wie kann man die Star-Steamer heimlich umrüsten, welche Mittel sind dazu erforderlich und wo bekommen wir das ganze Zeug her? Dann muss alles mit Zubringern zum Schiff hinauf geschafft werden. Verdammt, Mylord, bei allem Respekt, aber Ihr Plan hat Löcher wie ein Küchensieb.“
„Ich bin mir sicher, dass Sie diese Löcher stopfen werden.“
„Da werde ich mächtig große Stopfen benötigen und eine Menge Unterstützung.“
„Die Sie bekommen, Captain, die Sie bekommen.“ Der Lord-Admiral räusperte sich. „Natürlich nur im Rahmen der Möglichkeiten.“
„Ja, ich weiß, muss ja alles geheim bleiben.“ McDenglot sah zu Lydia Smythe hinüber. „Schön, ich hätte gerne Lieutenant Smythe und Chief Walker in meiner Crew.“
„Haben gerade angemustert“, versicherte Sir John. „Sie können sogar Ihre ganze alte Crew anheuern. H.M.S. Thunderer liegt ja auf dem Trockenen und die Besatzung ist keinem anderen Schiff zugeteilt. Ich regle das in der Admiralität.“
„Hm. Es gibt da noch ein weiteres Problem, Sir. Mit der Navigation auf See kennen ich und Lydia uns bestens aus. Aber im Weltraum wird das wohl eine andere Sache sein. Da sind wir nicht gerade Naturtalente, Mylord. Somit brauchen wir einen erstklassigen und verschwiegenen Navigator.“
„Einen, der weiß, wie man aus Schwierigkeiten herauskommt“, sinnierte Sir John.
„Wie bitte?“
„Oh, ich denke gerade an eine junge Pilotin, die sicher Gefallen an dieser Sache findet.“
„Diese Jane, mit der Sie gekommen sind? Ihre Pilotin?“
„Ihre Pilotin und Ihre Navigatorin“, korrigierte Sir John und sie mussten beide lachen. Er wurde wieder ernst. „Captain, ich muss Sie nicht nur auf die Bedeutung Ihrer Mission hinweisen, sondern auch auf die besonderen Umstände. Die Regierung Ihrer Majestät kann Sie nur im Verborgenen unterstützen. Offiziell handeln Sie als Privatmann. Sir Jonathan Henlon von Henlon Industries wird Sie und Ihre Mannschaft als ganz normale Raumcrew einstellen und offiziell ebenfalls keine Kenntnis von Ihren Absichten haben.“
„Ich verstehe durchaus.“ Eugenius McDenglot starrte versonnen in seine halb geleerte Tasse. „Sollte etwas schief gehen, wird England jede Kenntnis leugnen und mich und meine Mannschaft im Nebel stehen lassen, nicht wahr?“
„Wir werden sagen, dass es sich offensichtlich um die Tat eines ehemaligen Marineoffiziers handelt, der von Frustration zu seinem Handeln getrieben wurde.“
„Ja, genau so habe ich mir das vorgestellt“, brummte der Schotte düster.
„Das würde man niemals glauben“, sagte Lydia Smythe grimmig. „Zur Mission der Star-Steamer ist viel zu viel Logistik erforderlich, als dass dies von einem einzelnen Mann bewältigt werden könnte.“
Der Lord-Admiral zuckte bedauernd die Schultern. „Ein Verdacht ist noch lange kein Beweis, Lieutenant, und der Krone bleibt keine Wahl, als sich von Captain McDenglot zu distanzieren, falls er in Schwierigkeiten gerät. Selbst wenn er erfolgreich ist, darf kein Uneingeweihter davon erfahren.“ Er wandte sich McDenglot zu. „Ich kann es Ihnen nicht befehlen, Captain, aber ich bitte Sie eindringlich, den Auftrag zu übernehmen. Sie tun es für Königin und England.“
Eugenius McDenglot seufzte vernehmlich. „Nicht nur für Königin und England, Mylord. Auch in Schottland sind Froschschenkel und Weißwurst nicht sonderlich beliebt.“
„Dann nehmen Sie an?“
„Ja.“