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Freitag, 3. Juli, vormittags

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Am nächsten Morgen kam Gudrun Haber, die Mitarbeiterin des Weißen Rings, mit der Schnellfähre in Juist an. Sie trafen sich in Heikes Pension und unterhielten sich über das Geschehen. Gudrun Haber sichtete die Dokumentation des Arztes und beide gingen danach gemeinsam zur Polizeistation in der Carl-Stegmann-Straße.

Oberkommissar Hanke Hinrich, Mitarbeiter der Polizei Juist, war derzeit allein aktiv, denn der Leiter der Station wurde zu einer Weiterbildung bei der Polizeidirektion Osnabrück abberufen und würde erst am Anfang der kommenden Woche zurück sein.

Hanke nahm die Anzeige auf und bat Heike um eine Beschreibung des Täters.

»Er ist etwas größer als ich, schlank und hat dunkelblonde Haare.«

»Dunkelblond?«

»Blond oder dunkelblond, so ungefähr jedenfalls.«

»Und die Kleidung? Was hatte er an?«, Hanke ließ nicht locker.

»Der hatte ein blaues Shirt, so ein T-Shirt an und eine helle, kurze Hose.«

»Erinnern sie sich an den Namen des Mannes?«

»Er hat sich mit Burkhard vorgestellt und sein Familienname…«, sie überlegte, »Haller oder Maller, glaube ich, oder so ähnlich.«

»Schulklasse und Lehrer haben sie gesagt. Wissen sie, woher die Schule kam oder eventuell den Namen der Schule?«

»Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat er was von einer Gesamtschule, in der Nähe von Köln gesagt und der Ort, mmmh, der Ort war Brühl.«

»Augenblick«, Hanke griff zum Telefon und wählte die Kurverwaltung in Juist an. Er kannte die Dame dort sehr gut und sagte: »Moin, hallo Erika, hier ist Hanke, Erika, du musst mir helfen. Wir suchen einen Juist-Touristen mit Namen Haller oder Maller oder ähnlich, der Vorname ist Burkhard. Bitte schau doch mal, ob der bei euch registriert ist.«

»Moment«, sagt die Frau und suchte im Computer. Dann hörte Hanke sie sagen: »Diesen Namen haben wir nicht registriert, den kann ich nicht finden.«

»Kannst du feststellen, ob sich hier eine Schulklasse aus Brühl, NRW aufhält?«

»Ich suche«, und nach kurzer Zeit, »sorry, nein, wir haben in unseren Ferienheimen und in der Jugendherberge zurzeit nur drei Schulklassen, aber keine kommt aus NRW.«

Hanke bedankt sich und meinte: »Da hat der Täter ihnen offensichtlich Mist erzählt, die Angaben, die sie machten, treffen auf keinen Gast hier auf Juist zu, die Daten sind nicht registriert. Wir müssen anderweitig recherchieren.«

Häufiger hatte Heike gelesen oder gehört, dass die Opfer einer Vergewaltigung bei der Polizei kein leichtes Spiel haben. Da Vergewaltigungen nur schwer beweisbar sind, kann das oftmals zu einer Tortur werden. Die Anwesenheit des Weißen Rings in Person von Gudrun Haber hatte zur Folge, dass Heike das Gefühl bekam, sehr ernst genommen zu werden. Ihre Aussagen führten zu einer Anzeige gegen Unbekannt wegen Vergewaltigung.

Heike schlug der Frau Haber vor, noch eine Tasse Tee zu trinken und ging mit ihr danach in das Lütje Teehuus. Sie saßen im Freien, die Sonne schien durch die Bäume des Janusparks auf ihren Tisch. Frau Haber kam der Heike zuvor und lud sie zu einem Tee und frisch gebackenen Waffeln mit heißen Kirschen und Vanilleeis ein.

»Es riecht hier so markant. Etwas säuerlich, aber auch frisch und fruchtig. Wonach riecht das, wissen sie das?«, wollte Frau Haber wissen.

Heike schnupperte und nickte dann und sagte: »Ich glaube, das ist Sanddorn. Der wächst hier überall auf der Insel.«

Der Duft aus dem Park, in dem das Lütje Teehuus lag, wirkte sehr angenehm und die Wärme der Sonne verbreitete ein positives Gefühl. Heike fühlte sich besser und war froh über die Hilfe, die ihr zuteilwurde. Eine Kellnerin servierte ihnen den Tee, blieb stehen und schaute Heike längere Zeit an. Dann drehte sie sich wieder um und ging. Heike demonstrierte, wie man in Ostfriesland das Teetrinken zelebriert und beide Frauen erfreuten sich an den Wölkchen, die in der Tasse aufstiegen. Plötzlich kam die Kellnerin zurück und ging direkt auf Helga zu.

»Entschuldigen sie bitte, mein Name ist Karin Watzke. Kann es sein, dass wir, mein Freund und ich sie vorgestern im Krullerkopp gesehen haben?«

Heike schaute die Kellnerin erstaunt an und fragte etwas zögerlich: »Ja, da war ich. Wie kommen sie darauf? Was haben sie denn gesehen?«

»Wir, also mein Freund und ich hatten den Eindruck, dass sie sich nicht wohlgefühlt haben. Ist alles wieder ok bei Ihnen?«

Heike hörte zu und erfuhr, dass der Freund von Karin beobachtete, dass man ihr etwas in den Drink geschüttet hatte.

»Wir sind hinter ihnen aus dem Krullerkopp raus und haben sie gesucht, aber nicht mehr gefunden.«

Gudrun Haber und Heike erbaten sich die Personalien und klärten, dass sie die Daten der Zeugen der Polizei weitergeben würden. Sie bedankten sich bei Karin Watzke und verließen dann das Teehaus. Auf dem Weg zur Schnellfähre gingen sie noch einmal bei der Polizeistation vorbei und hinterließen die Personalien der Zeugen als Ergänzung zu der gemachten Anzeige.

Der Polizist fragte, ob er den Rolf Siemann jetzt erreichen könne.

Heike war etwas irritiert und antwortete: »Das weiß ich doch nicht, warum fragen sie mich?«

»Sie haben recht, ich habe ja die Kontaktdaten. Ich kann ihn natürlich anrufen oder bei der Adresse nachfragen, die sie mir gegeben haben. Vielen Dank noch einmal.«

Als die Frauen gegangen waren, versuchte Hanke den Rolf Siemann auf der angegebenen Handynummer zu erreichen. Vergeblich. Er probierte es dann unter der Nummer von Karin Watzke. Von ihr erfuhr er, dass sie nicht wisse, wo Rolf zurzeit wäre. Da gibt es noch eine Menge Punkte zu klären, dachte Hanke.

Auch ein Mörder macht mal Urlaub

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