Читать книгу Auch ein Mörder macht mal Urlaub - Michael Tosch - Страница 9

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Samstag, 4. Juli, vormittags

Heute Morgen erfuhr Karin, als sie ihren Dienst im Lütje Teehuus antreten wollte, dass sie sich für den Tag freinehmen solle, denn sie würde in der nächsten Woche zusätzlich einen weiteren Dienst übernehmen müssen. Für Karin war das völlig ok und sie beschloss, ihren Freund zu überraschen.

Sie stieg auf ihr Fahrrad und fuhr in Richtung Loog. Der Wind kam aus Richtung Ost, blies ihr also in den Rücken und beflügelte ihre Fahrt. Die Strecke von knapp drei Kilometern hatte sie in sieben Minuten bewältigt. Am Strandaufgang stellte sie ihr Fahrrad ab und ging hinauf. An der Aussichtsplattform 'Dree Water Utkiek' machte sie halt und genoss den Blick zum Wattenmeer, zum Hammersee und zur Nordsee. Hier oben, an einem der höchsten Punkte in den Dünen, hatte sie schon oft gestanden. Sie wusste, wenn sie unten, direkt an der Brandung stünde, könnte sie die Gischt im Gesicht spüren. Hier oben war es das Salz auf den Lippen. Egal wo du dich auf der Insel aufhältst, du nimmst die Nordsee immer mit deinen Sinnen wahr, wenn du darauf achtest. Sie genoss die Aussicht, die Atmosphäre, das Feeling und gleichzeitig versuchte sie ihren Freund zu entdecken, der jetzt eigentlich als Rettungsschwimmer Dienst haben müsste. Da sie ihn nicht erkennen konnte, vermutete sie, dass er im Rettungsturm am Badestrand sitzen würde. Sie marschierte los und ging, als sie den Strand erreichte, direkt auf den Turm zu.

»Hallo Rolf!«, sie rief sehr laut von unten, damit sie auch verstanden würde.

Die Tür zum Wachturm öffnete sich und Ole, ein Kollege von Rolf sagte zu ihr: »Rolf ist nicht da, außer mir ist nur noch Stefan hier. Rolf hat erst mittags seinen Dienst.«

»Ist er noch in seiner Wohnung?«, fragte sie zurück.

»Ich glaube nicht, vorhin sah ich ihn da hinten, hinter den Strandkörben.«

Karin versuchte erneut ihren Freund zu sehen und stapfte durch den Sand in die angegebene Richtung. Hinter den Strandkörben lag ein Pärchen auf einem großen Badetuch. Die wasserstoffblondierte Frau trug einen sehr knappen Bikini. Die beiden hielten sich eng umschlungen und küssten sich leidenschaftlich. Erst jetzt erkannte Karin ihren Freund. Rolf ging offensichtlich fremd. Sie war total entsetzt und wusste nicht genau, wie sie sich verhalten sollte. Noch nie vorher hatte jemand sie dermaßen auf das Ende ihrer Seele getreten. Sie fing an zu weinen und machte dadurch das knutschende Pärchen auf sich aufmerksam.

Rolf setzte sich auf und rief: »Karin, es ist nicht so, wie du denkst!«

»Was denke ich denn?«, schluchzte sie.

Rolf sprang auf, nahm Karin in den Arm und versuchte sie zu trösten. In diesem Augenblick erhob sich auch die Blondine, raffte das Badetuch zusammen und schrie Rolf an, der daraufhin zusammenzuckte.

»Du bist ein riesengroßes Arschloch!« Schrie sie und rannte mit ihren Utensilien am Strand entlang.

Karin löste sich gewaltsam aus den Armen von Rolf, drehte sich herum und ging schnellen Schrittes in Richtung Strandaufgang. Rolf lief ihr hinterher und fühlte sich ziemlich mies. Er wollte Karin auf keinen Fall verlieren.

»Bitte bleib stehen.«

Karin lief weiter, ohne auch nur eine Reaktion zu zeigen. Rolf lief schneller, holte Karin und hielt sie am Arm fest. Sie riss sich wieder los und sagte leise: »Lass mich in Ruhe!«

»Bitte bleib stehen, ich will mit dir reden!«

»Du willst reden? Aber ich nicht.« Ihre Stimme klang kraftlos und enttäuscht.

Rolf blieb stehen und sah zu, wie Karin den Strandaufgang hinunterlief, sich auf ihr Fahrrad schwang und in Richtung Dorf davonfuhr.

Auch ein Mörder macht mal Urlaub

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