Читать книгу Irma - Michael Tycher - Страница 18
Berlin
Оглавление„Es sieht bei ihnen hier in der Disposition noch immer alles aus wie früher. Auch sie, Frau Wunderlich, haben sich nicht verändert, immer noch diese Ausgeglichenheit und ihre Erfahrung, so als können sie jedes Problem lösen.“
„Danke für ihr Kompliment Herr Maibach, aber so lange sind sie nun auch nicht aus der Hauptstadt weg. Konnten sie sich in Hamburg gut einleben?“
Der Smalltalk mit Frau Wunderlich gehörte, als Lars häufiger für ’Very first class Limo’ arbeitete, regelmäßig dazu. Ein wenig kam er sich wie James Bond vor, der vor dem Einsatz belanglos mit ‚Moneypenny’ plauderte. Doch viel wichtiger als seine Träume vom globalen Agenten war die Tatsache, dass Frau Wunderlich über die Reihenfolge der anzurufenden Fahrer bei Neuaufträgen entschied. Auf dieser ominösen Liste stand Lars früher ganz weit oben. Damit es dabei blieb, musste die Beziehung zu Frau Wunderlich mit ein paar Komplimenten gepflegt werden. Dieses Rezept wendet er jetzt bei seinen Auftraggebern in Hamburg erfolgreich an.
„Ja, Hamburg ist eine wunderschöne Stadt und dort wohnen viele Wohlhabende. Für uns Chauffeure gibt es fast immer Arbeit. Der Freizeitwert ist nicht schlechter als in Berlin.“
„Sie sind ja wohl wegen der großen Liebe nach Hamburg gegangen und nicht wegen der Reeperbahn, soweit ich mich erinnern kann.“
„Da ist was dran“, stimmt Lars zu und schaut etwas verlegen.
Frau Wunderlich schiebt Lars einen Umschlag über den Schreibtisch.
„Da ist alles drin, sie arbeiten als Stand-by-Fahrer für Professor Doktor Mitteldorff und sind ihr bei allen Dingen behilflich. Das hatte ich, glaube ich, schon am Telefon zu ihnen gesagt, oder nicht?“
„Doch, das sagten sie, der Fahrgast deutete auf gewisse körperliche Handicaps hin?“
„Ach sehen sie, das Alter holt uns alle ein. Ja, sie erhalten den erhöhten Spesensatz und wenn sie mir freundlicherweise ihr Bahnticket geben würden, dann könnten wir dies schon erstatten. Geld braucht man ja schließlich immer.“
„Sehr liebenswürdig, aber ich kann das dann alles mit der Schlussabrechnung geltend machen. So behalte ich besser den Überblick.“
Lars greift sich den Umschlag und spürt sofort einen dicken Autoschlüssel. Damit wäre die sofortige Mobilität sichergestellt.
„Tanken, Waschen usw. geht alles über die beigefügte Karte, sie gilt auch im Ausland, die Kundin sagte, dass es eventuell nach Polen oder Tschechien gehen könnte. Sie fahren eine S-Klasse, sollte es Probleme wegen der körperlichen Behinderungen bei Frau Professor geben, melden sie sich. Der Wagen hier lässt sich anheben, also auf Senioreneinstiegshöhe. Das brauche ich wohl auch bald.“
„Sagen sie nicht so etwas, sie sind doch fit, Frau Wunderlich.“
„Wenn sie wüssten, Herr Maibach …“
„Zum Glück passt sich die Technik dem Menschen an, das scheint bei körperlichen Behinderungen wohl ihr einziger Vorteil zu sein.“
„Ja, ihr Humor Herr Maibach ist mir noch gut in Erinnerung, er ist so schön positiv. Sind sie in Berlin gut untergekommen?“
„Ja, bei einem Kollegen, der lässt mich in seinem Büro schlafen, das passt schon.“
„Prima, dann wünsche ich ihnen viel Spaß mit Frau Professor, alles Gute und hoffentlich nicht wieder so einen hässlichen Fall wie damals mit dem mordenden Pharma-Boss.“
„Auch ihren Humor habe ich immer sehr geschätzt, Frau Wunderlich.“